Charles de Foucauld
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Charles Eugène Vicomte de Foucauld (* 15. September 1858 in Straßburg; † 1. Dezember 1916 in Tamanrasset in Algerien) war ein französischer Priester und Mönch.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Biografie
Der Adelige Foucauld wählte die Laufbahn eines Berufsoffiziers. Aufgrund von Disziplinlosigkeiten und wegen anstößigen Lebenswandels (er soll eine Geliebte in die Kaserne eingeschmuggelt haben) wird er aus der Armee entlassen. Eine vorübergehende Reaktivierung anlässlich eines Aufstandes in Nordafrika bringt ihn mit der arabischen Welt in Berührung und weckt seinen Entschluss, Marokko, Algerien und Tunesien zu erforschen. Mit 26 Jahren erhält Foucauld für die Ergebnisse seiner Arbeit die Goldmedaille der Französischen Geographischen Gesellschaft.
Inmitten seiner erfolgreichen Studien lässt ihn aber eine neu erwachte Unruhe in Fragen des Glaubens, den er zehn Jahre zuvor aufgegeben hatte, nicht mehr los. Allmählich zeichnet sich eine geistliche Berufung immer deutlicher ab. 31jährig tritt Foucauld in den besonders strengen Trappistenorden ein, fühlt aber bald, dass sein Wunsch nach völliger Armut noch nicht befriedigt ist.
In dieser Zeit taucht in seinen Briefen zum ersten Mal der Gedanke einer neuen Gemeinschaft auf. Der Trappistenorden gibt ihn frei, damit er seiner besonderen Berufung folgen kann. Er verbringt drei Jahre des Schweigens und des Gebets als Klosterknecht in Nazaret und Jerusalem, lässt sich dann doch zum Priester weihen und geht 1901 nach Nordafrika. Dort lebt er, zunächst südlich des Großen Atlas nahe der marokkanischen Grenze, dann immer tiefer im Inneren der Sahara bei den Tuareg-Stämmen des Ahaggar-Gebirgsmassivs.
Immer wieder beschäftigt ihn der Plan einer neuen geistlichen Familie, die in kleinen Gruppen mitten unter den Menschen leben müsste. Tief erfüllt ihn der Wunsch nach wenigstens einem Gefährten, der sein Werk fortsetzen könnte. Aber er bleibt allein. Neben seiner spirituellen Arbeit betätigt sich Charles de Foucauld während des 1. Weltkriegs, der auch die Sahara nicht verschont, als französischer Agent und fordert in seinen Briefen an die französische Militärverwaltung ein exemplarisches Vorgehen gegen alle Aufständischen. Am 1. Dezember 1916 wird seine Klause von Tuareg und aufständischen Senussi besetzt. Foucauld soll verschleppt werden, um zu verhindern, dass er weiterhin militärisch wertvolle Information an die Armee leitet. Als sich in einiger Entfernung Reiter auftauchen, die für Méharisten (arabische Söldner in französischen Diensten) gehalten werden, gerät einer der Bewacher in Panik und erschießt den Gefangenen.
Charles de Foucauld ist in El Abiodh Sidi Cheikh (Südalgerien) begraben.
Seine Mitstreiter gründen 1936 auf den Idealen von Charles de Foucauld die Kleinen Brüder Jesu. Maßgeblich beteiligt war der 1929 zum Priester geweihte René Voillaume. Nachdem er in Tunis zwei Jahre lang Arabisch gelernt hatte, zog er mit vier jungen Priestern in die Oase El Abiodh Sidi Cheikh in der Sahara und richtete dort 1933 die erste Fraternität in Anlehnung an die Regeln ein, die Charles de Foucauld bereits in den Grundzügen ausgearbeitet und vorgelebt hatte.
Charles de Foucauld hat sich auch als Völkerkundler und Sprachwissenschaftler hervorgetan. Seine Forschungen zur Literatur und Sprache der Kel Ahaggar gehören heute noch zu den wertvollsten Arbeiten aus der Frühzeit der wissenschaftlichen Afrikanistik.
[Bearbeiten] Seligsprechung
Charles de Foucauld wurde am 13. November 2005 in Rom selig gesprochen. An der von José Kardinal Saraiva Martins geleiteten feierlichen Zeremonie nahmen auch mehrere Angehörige von Tuareg-Stämmen, sowie Pater Kosmas Thielmann OCist teil.
[Bearbeiten] Werke
- Charles de Foucauld, Dictionnaire touareg-francais. Hg. v. R. Basset. Paris 1951-52, 4 Bde.
- Charles de Foucauld, Chants touaregs. Recueillis et traduits par C. de. Foucauld. Hg. von Dominique Casajus. Paris 1997.[1]
- Charles de Foucauld u. Anatole de Calassanti-Motylinski, Textes touaregs en prose. Hg. v. R. Basset. Paris 1922.
- Charles de Foucauld, Textes touaregs en prose. Hg. v. S. Chaker, H. Claudot u. M. Gast. Aix-en-Provence 1984 (wiss. kommentierte Ausgabe des Werks von 1922, herausg. von drei der führenden Tuaregfachleute)
[Bearbeiten] Literatur
- Bürkert-Engel, Barbara, Charles de Foucauld: Christliche Präsenz unter Muslimen. Analyse und kritische Auseinandersetzung mit einer Islamrezeption in Biographie und Nachlass. Münster 2000 ISBN 3-8258-4873-6
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Charles de Foucauld im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Internationale Webseite über Charles de Foucauld (fr.)
- Webseite über Charles de Foucauld (dt.)
- Biographie über Charles de Foucauld
- Kurzbiografie des Charles de Foucauld (dt.)
- Gemeinschaften mit Bezug auf Charles de Foucauld (dt.)
- Lettres au marabout. Messages touaregs au Père de Foucauld. Paris, Belin, 1999 (fr.)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Foucauld, Charles de |
ALTERNATIVNAMEN | Charles Eugène Vicomte de Foucauld |
KURZBESCHREIBUNG | Französischer Adliger und Ordensgründer |
GEBURTSDATUM | 15. September 1858 |
GEBURTSORT | Straßburg |
STERBEDATUM | 1. Dezember 1916 |
STERBEORT | Tamanrasset/Algerien |