Der Fänger im Roggen
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Der Fänger im Roggen (1951) (Originaltitel „The Catcher in the Rye“) ist der einzige weltweit erfolgreiche Roman des US-amerikanischen Schriftstellers Jerome D. Salinger (* 1919).
Dem Autor gelingt es, in den Handlungen und Gedanken der gleichsam als Antiheld agierenden Hauptperson Holden Caulfield die inneren Kämpfe der heranwachsenden (männlichen) Generation auf überzeugende Weise zu gestalten.
Der Titel des Buches leitet sich aus einem Wunschbild des Protagonisten ab: In Anlehnung an ein Kinderlied von Robert Burns möchte er Kinder, die auf einem Roggenfeld spielen, davor bewahren, dass sie über eine Klippe in einen Abgrund am Rande des Feldes stürzen. Allerdings ist das Gedicht "Coming Trough the Rye" kein Kinderlied, sondern es geht um ein von einem sehr dringlichen Liebhaber verfolgtes Mädchen namens Jenny. Aufgrund der Unwissenheit Holdens, der das Gedicht als eine Art Lied von einem kleinen Jungen hörte, der anstatt "meet" (treffen), das Wort "catch" (fangen) verwendete, wurde es von ihm als solches interpretiert und er empfand es als die für ihn ideelle Rolle, die Kinder vor dem Hinunterstürzen von der Klippe hinter dem Roggenfeld zu bewahren. Das ist sein Wunschbild.
Salinger selbst, dessen schriftstellerisches Werk im Übrigen aus Kurzgeschichten besteht, lebt zurückgezogen und gilt als scheu.
Die ursprüngliche erste deutsche Übersetzung wird häufig Heinrich Böll zugesprochen. Dies ist jedoch nur zum Teil korrekt, da bald nach Erscheinen des Buches in den USA (1951) das Buch von einer Schweizerin übersetzt wurde. Allerdings wurde dies nicht auf Basis der amerikanischen Originalversion durchgeführt, sondern auf einer bereits überarbeiteten englischen Variante. Zudem wurde die jugendliche Sprache nicht in der Form übernommen und ganze Textpassagen vollständig gestrichen. Erst 1962 wurde diese deutsche Übersetzung von Heinrich Böll „durchgesehen“, nachdem die Rechte von einem deutschen Verlag gekauft wurden. Dieser nutzte als Vorlage seiner Arbeit die Penguin-Ausgabe. In dieser hatten die Lektoren des britischen Verlages bereits mehr als 800 Schnitte am Text vorgenommen.
Im Jahre 2003 wurde das Buch von Eike Schönfeld neu übersetzt, um eine etwas zeitgemäßere Version des Klassikers auf den Markt zu bringen.
Mark David Chapman, der Mörder John Lennons, trug das Buch bei sich, was gerne zum Anlass genommen wird, eine Verschwörungstheorie hinter dem Anschlag zu sehen. Dies wurde auch im Film Fletchers Visionen mit Mel Gibson und Julia Roberts aufgegriffen. Auch der berüchtigte Gewaltverbrecher Charles Manson erwähnte einmal, sich als der „Fänger im Roggen“ zu sehen. Ebenso befand sich das Buch im Besitz von John Hinckley, Jr., der das Attentat auf Ronald Reagan im Jahr 1981 verübte. Auch Theodore Kaczynski – bekannt als Una-Bomber – hatte in seiner Hütte ein Exemplar.
Siegfried Lenz nahm in seinem Roman Die Klangprobe mehrere Motive aus dem Fänger im Roggen auf.
Der verwendete Sprachductus ("eye dialect") führte zu viel Kritik. Das Buch wurde in einigen angelsächsischen Ländern zunächst verboten, es enthielt in der Orginalausgabe 255 mal den Begriff "goddam" und 44 "fuck"s.
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[Bearbeiten] Inhalt
Für Holden Caulfield (16), der schon an zwei anderen Schulen gescheitert ist, sind eine Woche vor Weihnachten 1949 auch am Internat Pencey Prep in Agerstown, Pennsylvania, die Tage gezählt. Trotz eindringlicher Ermahnungen ist er in vier von fünf Fächern nicht auf die erforderlichen Leistungen gekommen. Noch an seinem letzten Freitag schießt er einen Bock, indem er als Kapitän des Fechtteams vor dem Kampf in New York die gesamte Ausrüstung in der U-Bahn liegen lässt. So beobachtet er das Footballspiel gegen den Erzrivalen Saxon Hall nur aus der Ferne und begibt sich zu einem Abschiedsbesuch bei seinem ältlichen, grippekranken Geschichtslehrer Spencer, von dem er sich großväterliche Ermahnungen anhören muss, bis es ihm zu viel wird.
Auf der Stube wird Holden vom nervtötenden Zimmernachbarn Robert Ackley beim Lesen gestört, bevor sein eitler Zimmergenosse Stradlater eintrifft. Der leiht sich Holdens beste Jacke, weil er ein Date mit dessen Jugendschwarm Jane Gallagher hat, was Holden in höchste Aufregung versetzt. Holden begibt sich nach dem Abendessen kurz mit Ackley zum Flippern ins verschneite Agerstown, bevor er gegen 21 Uhr für Stradlater die Englischhausaufgabe erledigt, die Beschreibung eines frei zu wählenden Gegenstandes. Holden entscheidet sich für den Baseballhandschuh seines kleinen Bruders Allie, der am 18. Juli 1946 an Leukämie verstorben ist.
Nachdem Stradlater gegen 22:30 Uhr von seinem Date zurückgekehrt ist, regt er sich über das angeblich unbrauchbare Thema des Aufsatzes auf, den Holden daraufhin zerreißt. Als Stradlater durchblicken lässt, es mit Jane im Auto getrieben zu haben, wird Holden dermaßen von der Eifersucht gepackt, dass sich eine Schlägerei entspinnt, bei der er sich eine blutige Nase zuzieht.
Zunächst möchte er die Nacht im Bett von Ackleys Zimmergenosse verbringen, doch dann fällt er die Entscheidung, Pencey auf der Stelle zu verlassen. Anstatt seine Eltern in der New Yorker 71. Straße aufzusuchen, will er lieber die Zeit bis Mittwoch abwarten, bis die Nachricht seiner Entlassung dort eingetroffen ist und sich gesetzt hat, und solange in einem billigen Hotel in einem anderen Stadtteil wohnen. In diesem Sinne macht Holden seine Schreibmaschine zu Geld und fährt noch am Samstagabend los.
Im Zug trifft er auf die Mutter von Ernest Morrow, wobei er sich unter falschem Namen einen Spaß daraus macht, den verhassten Mitschüler als beliebt und bewundert zu schildern. In New York eingetroffen, ist Holden unschlüssig, wen er gegen Mitternacht noch anrufen kann; die geliebte 10jährige Schwester Phoebe dürfte schon längst schlafen. So checkt er im Edmont Hotel ein, einer Absteige für Sonderlinge, und probiert es bei dem Call-Girl Faith, das sich aber so spät nicht mehr zu einem Cocktail überreden lässt. Stattdessen gesellt er sich im hoteleigenen Lavender Room zu drei mäßig attraktiven Versicherungsangestellten aus Seattle, mit denen er tanzt. Die Touristinnen stören sich aber an seiner schmutzigen Sprache und interessieren sich ohnehin eher für Filmstars.
Noch immer in Gedanken an Jane Gallagher, mit der er einst Golf oder Dame gespielt hat und ins Kino gegangen ist, fährt Holden nach Greenwich. Unterwegs bringt er den Taxifahrer unbeabsichtigt in Rage, nur weil er seine Lieblingsfrage stellt, wo wohl die Enten aus dem Central Park im Winter abbleiben. Im vollbesetzten Nachtclub des Pianisten Ernie begegnet er einer Ex-Freundin seines älteren Bruders D. B., der nach dem Militärdienst im Weltkrieg als Drehbuchautor in Hollywood gelandet ist. Um ihren Fängen zu entgehen, verlässt Holden den Club überstürzt und latscht durch die Nacht zum Hotel zurück.
Dort lässt er sich vom Angebot des Liftboys Maurice überrumpeln und bekommt die Prostituierte Sunny aufs Zimmer geschickt. Ihr Anblick deprimiert ihn zu sehr, als dass er mit ihr Sex haben wollte. Stattdessen versucht er, sie unter Verweis auf eine angebliche Operation als Gesprächspartnerin zu gewinnen. Da Sunny davon nichts wissen will, zahlt er ihr die vereinbarten fünf Dollar aus, doch verlangt sie auf einmal das Doppelte. Holden lehnt ab und geht im Morgengrauen endlich zu Bett, als sich Maurice unsanft Zugang zu seinem Zimmer verschafft, während sich Sunny den Restbetrag aus dem Portemonnaie holt. Holden kann sich eine Schimpfkanonade nicht verkneifen, für die er sich von Maurice einen Boxhieb einfängt.
Nach einem Bad legt er sich bis 10 Uhr kurz schlafen, verstaut seinen Koffer in einem Bahnhofsschließfach und kommt beim Frühstück mit zwei Nonnen ins Gespräch, denen er trotz knapper Kasse eine Spende von zehn Dollar aufnötigt. Beim Spaziergang über den übervölkerten Broadway begegnet er einem kleinen Jungen, der das Lied „If a body catch a body coming through the rye“ singt. In einem Plattenladen kauft er für seine Schwester die Platte „Little Shirley Beans“, doch sucht er an jener Stelle im Central Park, an der Phoebe sonst Sonntags Rollschuh läuft, vergeblich nach ihr.
Nach einem Abstecher zum Museum for National History trifft er sich dann um 14 Uhr mit seiner Mitschülerin Sally Hayes zum Theaterbesuch. Eigentlich hält er nicht viel von ihr, doch sieht sie heute so blendend aus, dass er sich in sie verliebt. Seine Zuneigung schwindet bald, weil sie sich in den Theaterpausen mit einem Wichtigtuer unterhält und Holden das Gespräch kaum ertragen kann. Trotzdem geht er mit Sally noch zum Schlittschuhlaufen in die Radio City, wo er ihr seinen Weltschmerz klagt. Er entwickelt nun die Idee, mit ihr im Auto nach Vermont durchzubrennen, das Geld zu verprassen und nach einem Job zu suchen. Sally findet die Idee nur verrückt und wird sauer. Da Holden ihr noch einen Vorwurf macht, reagiert sie vollends beleidigt, so dass man sich im Unfrieden trennt.
Vergeblich versucht er, Jane ans Telefon zu bekommen. Stattdessen trifft er sich nach einem Kinobesuch um 22 Uhr mit Ex-Mitschüler Carl Luce in der Wicker Bar. Mit seinen indiskreten Fragen nach dessen Sexualleben sorgt Holden von vornherein für eine angespannte Gesprächsatmosphäre, so dass Carl schon bald wieder geht. Holden betrinkt sich bis 1 Uhr alleine, bis er den Mut aufbringt, bei Sally anzurufen. Sie bemerkt, dass er betrunken ist, und beendet das Gespräch. Ratlos, wo er die Nacht verbringen soll, steuert er den Parkteich an, um hinter das Geheimnis der Enten zu kommen. Auf einer Bank sitzend, malt er sich in seiner Depression seine eigene Beerdigung aus.
Schließlich steuert er das Apartment seiner Eltern an, schleicht sich in die Wohnung und weckt Phoebe auf, von der er erfährt, dass Vater und Mutter noch nicht von ihrer Party zurückgekehrt sind. Da Holden sich erst für Mittwoch angesagt hat, durchschaut die Kleine bald, dass ihr Bruder schon wieder von der Schule geflogen ist. Beleidigt macht sie ihm Vorwürfe, wobei sie auch deutlich fragt, ob es eigentlich irgendetwas gäbe, was er wirklich möge. Nach einigem Denken fällt ihm nur ein, er wolle Kinder, die auf einem Roggenfeld Fangen spielen davor bewahren, in den Abgrund am Ende des Feldes zu stürzen. Nach einem Tänzchen mit Phoebe versteckt sich Holden im Kleiderschrank vor den heimkehrenden Eltern, bevor er sich von ihr Geld leiht und wieder heimlich aus der Wohnung verschwindet.
Bei seinem ehemaligen Englischlehrer Antolini, der gerade seine letzten Partygäste verabschiedet hat, findet er noch zu vorgerückter Stunde freundliche Aufnahme. Antolini erkundigt sich sofort nach den Gründen für den abermaligen Schulverweis, wobei er Holden warnt, immer tiefer zu fallen, und zugleich die Vorzüge einer akademischen Ausbildung preist, zu der es keine Alternative gäbe. Geplagt durch Kopfschmerzen und zunehmende Müdigkeit fühlt sich Holden aber überfordert, so dass er sein Nachtlager auf der Gästecouch aufschlagen darf. Nach einer gewissen Zeit wacht er plötzlich auf, weil Antolini ihm über den Kopf streichelt. Das versetzt Holden in so große Panik, dass er die Wohnung am Sutton Place - ohne den Vorfall zu thematisieren - nahezu fluchtartig unter einem Vorwand verlässt.
Den Rest der Nacht verbringt er im Wartesaal der Grand Central Station, bis er gegen 9 Uhr auf der vorweihnachtlichen Fifth Avenue ein Café zum Frühstück ansteuert - deprimiert, übermüdet und kopfschmerzgeplagt. Beim Überqueren der Straßen bekommt er sogar Panikattacken. In dieser Situation fällt er die Entscheidung, nie mehr nach Hause oder auf eine Schule zu gehen. Lieber will er in Richtung Westen trampen, um sich dort als Tankwart durchzuschlagen - vorgeblich taubstumm, damit er keine dummen Gespräche mehr führen muss.
Um sich von Phoebe zu verabschieden, lässt er ihr über das Schulsekretariat eine Nachricht zukommen, mit der er sie für 12:15 Uhr zum Treffpunkt am Museum zitiert. Zu Holdens Entsetzen kreuzt sie mit einem gepackten Koffer auf, weil sie unbedingt mitkommen will. Da er das unnachgiebig ablehnt, fängt sie an zu weinen und straft ihn mit Schweigen, auch wenn sie ihm auf seinem Weg durch den Zoo folgt. An ihrem Lieblingskarussell beruhigt sich Phoebe dann endlich, zumal Holden seine Auswanderungspläne widerruft und nun doch noch am Montag nach Hause zurückkehrt. Er wird sogar ab September einen neuen Anlauf an einer neuen Schule wagen.
[Bearbeiten] Referenzen
- Das Buch ist im Film Fletchers Visionen Teil der darin erzählten Geschichte um Verschwörungstheorien.
- Außerdem findet das Werk in dem Lied "We Didn’t Start the Fire" von Billy Joel eine zeitgeschichtliche Erwähnung innerhalb einer epochalen Aufzählung.
- In Ulrich Plenzdorfs Roman „Die neuen Leiden des jungen W.“ wird das Buch (zusammen mit „Robinson Crusoe“ von Daniel Defoe) vom Protagonisten Edgar Wibeau als einziges lesenswertes Buch bezeichnet.
- In mehreren Episoden der Anime-Serie „Ghost in the Shell: Stand Alone Complex“ erfährt der Zuschauer, dass der Cyber-Terrorist und Hacker „Der Lachende Mann“ mehrmals Salinger-Parallelen verwendet.In seinem Logo etwa findet sich ein Zitat aus „Der Fänger im Roggen“, und es wird erwähnt, dass „Der Lachende Mann“ eine Kurzgeschichte von Salinger sei.
[Bearbeiten] Literatur
- Jerome D. Salinger: Der Fänger im Roggen, Kiepenheuer & Witsch (Februar 2003); ISBN 3-462-03218-6
- Jerome D. Salinger: Der Fänger im Roggen, Rowohlt Taschenbuch; 45. Auflage (1966); ISBN 3-499-10851-8