Doppeldeckerbus
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Als Doppeldeckerbus (auch Doppelstockbus oder in Österreich Stockbus) wird ein Omnibus bezeichnet, der über zwei Etagen für die Fahrgastbeförderung verfügt.
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[Bearbeiten] Geschichte
Entstanden sind diese Fahrzeuge ursprünglich aus der Notwendigkeit, bei bereits knappem Verkehrsraum vor allem in Großstädten mehr Fahrgastkapazität zu schaffen. Daher war ihr Einsatz über viele Jahrzehnte vor allem der Öffentliche Nahverkehr in Metropolen wie London, Berlin oder Wien. Die ersten Doppeldeckerbusse entstanden bereits in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, zunächst wurden die bereits existierenden Omnibusse konstruktiv nur erweitert, das Dach des Unterdecks wurde zum Fußboden des Oberdecks, welches durch eine Treppe am Heck erreicht werden konnte. Das obere Deck hatte zunächst in der Regel selbst kein Dach und war somit nicht witterungsgeschützt. Erst seit den 1920er Jahren sind komplett geschlossene und verglaste Karosserien bei Doppeldeckerbussen die Regel. Seit den 1960er Jahren werden Doppeldeckerbusse auch vermehrt im Reiseverkehr eingesetzt, aber als Nebengebiet auch für Stadtbesichtigungen. Der Doppeldeckaufbau wurde früher häufig von darauf spezialisierten Karosseriebaufirmen gefertigt, so wurden zahlreiche für den Berliner Linienverkehr bestimmte Doppeldecker bei Firmen wie Gaubschat oder Waggon Union aufgebaut. Eine Ausnahme war der in den 50er Jahren in der DDR im Volkseigenen Betrieb VEB Waggonbau Bautzen hergestellte Doppeldecker Do 56, der in Ost-Berlin und einigen anderen Städten Ostdeutschlands eingesetzt wurde und als vollständige Eigenkonstruktion entstand.
[Bearbeiten] Aufbau
In Deutschland basieren Doppeldeckerbusse prinzipiell meistens auf konventionellen Ein-Deck-Fahrzeugen, deren Grundkonstruktion nur für die höhere Last verstärkt wird (z.B. Federung).
Die Stiege zum Oberdeck befindet sich entweder hinter dem Fahrersitz, beim Einstieg in der Mitte des Fahrzeugs oder am Heck. Bei Linien-Doppeldeckern dominierten lange Zeit zweiachsige Fahrzeuge, wohingegen bei den Reisebussen dreiachsige Fahrgestelle heute die Regel und schon längere Zeit recht verbreitet sind. Neben Standard-Fahrgestellen mit zwei oder drei Achsen wurden ohne großen kommerziellen Erfolg auch Konstruktionen mit vier gelenkten Achsen eingesetzt.
[Bearbeiten] Einsatz
Am häufigsten werden die double deckers in England eingesetzt. Zum Beispiel als rote, omnipräsente Routemaster prägen sie das Stadtbild von London immer noch in vielen Reiseführern. Bis 2005 ersetzten allerdings nach und nach neue Gelenkbusse konventioneller Bauart die traditionellen Gefährte: tausende verabschiedeten sie im Dezember auf der 159-er Linie, wo die letzten Routemaster teils mit Blumen(-kränzen) vor Fotoapparaten und Gejohle Revue passierten. "Er stirbt heute" titelte der Guardian. Die Londoner mochten besonders die Schaffner mit flotten Sprüchen, oft auf dem offenen Hintereingang. (Der Evening Standard veröffentlichte eine Umfrage, nach der 90 Prozent das behalten wollten, sogar 87 % mit Behinderung). (FAZ, 10. Dezember 2005). Auch in früheren englischen Kolonien Asiens gibt es viele Doppeldecker – beispielsweise in Hongkong (zu 100 %), Bombay und Singapur (etwa 50 %).
Als Tourenbusse finden sie hauptsächlich in Paris und New York City in Verwendung. Manche haben auch ein offenes Oberdeck; sie sind in südlichen Ländern besonders beliebt als Fahrzeuge für das Sightseeing.
Nach dem Verbot der Busanhänger in der Bundesrepublik um 1960 erschienen zunächst bei einigen Betrieben verstärkt so genannte Anderthalbdecker, bei denen nur der Heckbereich doppelstöckig ausgeführt wurde. Diese Bauart nahm aber mit dem Aufkommen der heute üblichen Gelenkbusse wieder ab und verschwand schließlich in den 1970er Jahren wieder vom Markt. Einsatzorte dieser Bauart waren u.a. Aachen, Braunschweig, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Flensburg, Hannover, Heidelberg, Köln, Krefeld, Trier, Saarlouis, Stuttgart und Wuppertal.
Hochburgen des Linien-Doppeldeckers sind die britischen Inseln. In Deutschland ist es vor allem Berlin, wo sie zuerst fuhren, sowie Lübeck und Aalen[1]. In Aalen sind Busse des Modells "Neoplan Typ Aalen" im Einsatz, die bei ihrer Einführung die größten Linienbusse Europas waren. Seit 2004 fahren Doppeldecker auch im westfälischen Münsterland. Linien-Doppeldecker gab es früher auch in Hamburg, Aachen und Wien in Österreich. Nach der Außerdienststellung in ihren ursprünglichen Betrieben verteilen sich die Linien-Doppeldecker als Gebrauchtwagen aufgrund ihrer auffälligen Form, häufig als Werbefahrzeuge, zur Anmietung als Partywagen oder teilweise als reine Schulbusse, auch in anderen Regionen. So sind in Deutschland teilweise sogar ehemalige rote Londoner Doppeldecker anzutreffen. In der Schweiz sind Doppeldeckerbusse vor allem auf den PostAuto-Linien in St. Gallen, sowie auf den Linien im Toggenburg, über den Grimselpass, am Vierwaldstättersee sowie im jurassischen Val Terbi im Einsatz. Auch in Lausanne, Chur und dem Maggiatal sind solche Busse im Regionalverkehr anzutreffen.
[Bearbeiten] Reisebusse
Für den Reiseverkehr gedachte Doppeldeckbusse sind in der Regel mit gehobenen Komfortmerkmalen wie Garderobe, WC oder Bordküche ausgestattet. Sie bieten Platz für ca. 70 Reisende. Die Fahrgäste im Oberdeck haben den Vorteil eines besseren Überblicks auf das Straßengeschehen – es sind allerdings gegenüber einstöckigen Bussen höhere Sicherheitsanforderungen gestellt. Doppelstockreisebusse werden auch für Fernbuslinien z. B. von der BerlinLinienBus GmbH eingesetzt.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Doppeldecker-Busse – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Arbeitsgemeinschaft Traditionsbus Berlin – historische Fahrzeuge, zahlreiche Doppeldecker
- Doppeldecker und andere Berliner Busse
- Vierachser-Megashuttle Chemnitz