Dordogne (Fluss)
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Dordogne (Fluss) | |
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Die Dordogne bei Domme |
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Daten | |
Lage | Auvergne, Frankreich |
Länge | 490 km |
Quelle | am Puy de Sancy in der Auvergne |
Quellhöhe | 1.680 m |
Mündung | in die Gironde |
Mündungshöhe | 1 m |
Höhenunterschied | 1.681 m |
Einzugsgebiet | 24.000 km² |
Rechte Nebenflüsse | Isle, Vézère |
Linke Nebenflüsse | Cère, Céou, |
Die Dordogne [dɔʀˈdɔɲ] ist ein 490 km langer Fluss im Südwesten Frankreichs, der in 1.680 m Höhe am Puy de Sancy in der Auvergne entspringt und im Bec d'Ambès, im Département Gironde, in die Gironde mündet. Die Dordogne gilt aufgrund ihres malerischen Flusstals, ihrer seit dem Mittelalter gut erhaltenen und restaurierten Dorf- und Burgpanoramen und des seichten Flusslaufes als einer der beliebtesten Wassersportregionen und Wasserwanderwege Frankreichs.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Etymologie
Der Name Dordogne entstammt der keltischen Bezeichnung du unna und bedeutet schnelles Wasser. Mit der Besetzung Galliens durch das Römische Reich erhielt sie den Namen Duranius, woraus sich im Laufe des Mittelalters Duranna, Durunia, Durdunia und schließlich Dordoigne entwickelte. Die aktuelle Bezeichnung Dordogne diente namensgebend für die Quellflüsse Dore und Dogne, nicht umgekehrt.
[Bearbeiten] Geographie
Die Dordogne entsteht in der Auvergne aus dem Zusammenfluss der Dore und der Dogne in den Monts Dore und durchfließt die Départements Puy-de-Dôme (63), Corrèze (19), Lot (46), Dordogne (24) und Gironde (33). Zuflüsse sind Rhue, Maronne, Cère, Vézère und Isle. Für die industrielle Binnenschiffahrt ist sie ab Bergerac schiffbar, für touristische Zwecke befahren den Fluss ab Domme abwärts kleine Segelschiffe als nostalgische Nachbauten historischer Frachter (frz. gabares).
Der Fluss entwässert ein Gebiet von 24.000 km², ihr mittlerer Durchfluss liegt bei 450 m³/s. Der Fluss fördert auf Höhe des berühmten La Roque-Gageac eine Wassermenge von 20 m³/s bis zu 2500 m³/s im Frühjahrshochwasser, weshalb die Häuserzeile der in Frankreich sehr beliebten Uferpromenade des Dorfes im Erdgeschoss unbewohnt ist. Trotz kostspieliger Bemühungen, den Wasserstand des Flusses durch Staudämme und natürliche oder künstliche Wehre zu regulieren, treten im Dordognetal besonders im Monat August heftige Hochwasser mit teils schweren Schäden auf.
Im Gegensatz zu benachbarten Ballungsregionen wie Bordeaux, Limoges oder Toulouse ist das Dordognetal noch überwiegend agrarisch geprägt, industriell schwach entwickelt und wird deshalb zur France profonde gezählt. Der größte Wirtschaftssektor im Einflussgebiet der Dordogne ist die Lebensmittelindustrie. So zählt die Region des Périgord als exquisite Delikatessenkammer Frankreichs. Außerdem haben in der Gegend um Bergerac zahlreiche Rot- und Weißweingüter wie Vin de Domme, Pecharmant, Monbazillac, Saint-Emilion und Pomerol lange Tradition, allerdings können sich die Vins Bergeracois im internationalen Weinhandel aufgrund der direkten Nachbarschaft zu den Bordeaux-Reben kaum durchsetzen.
[Bearbeiten] Flusslauf
Die Dordogne entspringt am Puy de Sancy in der Auvergne und passiert in überwiegend westlicher Richtung auf dem Weg zum Atlantik unter anderem die Städte La Bourboule, Argentat, Beaulieu-sur-Dordogne, Carennac, Souillac, Domme, Bergerac, Libourne. Zum Atlantik hin mündet die Dordogne in den Ästuar der Gironde, den sie zusammen mit der Garonne bildet.
[Bearbeiten] Historische Bedeutung
Das Dordognetal ist nachweislich seit der Eisenzeit besiedelt. Archäologische Ausgrabungen bei Bergerac legten antike Weinamphoren aus dem 1. und 2. Jahrhundert v. Chr. frei und belegten damit die Existenz antiker Weinhandelsrouten zwischen Gallien und dem Alten Rom lange bevor sich der Weinanbau in ganz Frankreich ausbreitete.
Die wirtschaftliche Nutzung des Flusses setzte sich in der Neuzeit fort. Der Befahrung der Dordogne als Binnenschifffahrtsweg standen zunächst ihre Eigenschaften als Wildfluss entgegen. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde nach dem Bau des Kanals von Lalinde und zahlreicher Schleusen und Wehre der Gütertransport per Frachtschiff auf der Dordogne zwischen Argentat und Bordeaux profitabel. Trotz Aufstauung erforderte die Beschaffenheit des Flusses und seine saisonalen Pegelschwankungen einen Bootstyp mit geringem Tiefgang und perfekter Steuerungsfähigkeit. Diese einfach konstruierten gabares dienten meist nur dem Gütertransport flussabwärts, wurden am Endhafen auseinander gebaut und zusammen mit dem Ladegut verkauft. Zur gewöhnlichen Ladung dieser Kähne gehörte Holz aus den Regionen des Flussoberlaufs bzw. aus der Auvergne, sowie Käse, Kohle und Edelkastanien aus dem Limousin. Am Ende des 19. Jahrhunderts verlor die kommerziell genutzte Flussschiffahrt auf der Dordogne mit der Erschließung Europas durch die Eisenbahntechnologie vollständig ihre Bedeutung.
[Bearbeiten] Geologie
[Bearbeiten] Karst
Das Dordogne-Tal lässt sich erd-und gesteinsgeschichtlich einerseits nach den typischen Eigenschaften eines Granit- und Gneissgebietes, das durch vulkanologische Aktivität des Zentralmassivs entstanden ist, andererseits und vielmehr jedoch durch Merkmale einer von Erosionsvorgängen geprägten Karstlandschaft charakterisieren. Die Gegend um Bretenoux und Castelnau, wo der Fluss vom Département Corrèze (19) in das Département Lot (46) einfließt, und die Cère in die Dordogne mündet, kann man grob als Grenze zwischen diesen beiden geologischen Oberflächenbeschaffenheiten bezeichnen. Die zahlreichen verkarsteten und bis zu 300 Meter mächtigen Kalkplateaus (frz. causses), durch die sich die Dordogne in der Erdgeschichte gegraben hat, haben ihren Ursprung in der Kreidezeit, als urzeitliche Meere große Teile des heutigen Europas bedeckten, Sedimente wie Sand, Muscheln oder Ton ablagerten und wieder zurückzogen. Im Tertiär konzentrierten sich diese Ablagerungen zu Kalkstein und brachen infolge des eigenen Gesteinsdrucks und der Plattentektonik auseinander. Die Gestaltungskraft des Flusses und der kohlensäurehaltigen Witterung formten das heutige Dordognetal.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Bilder vom Fluss – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |