Ejakulation
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Als Ejakulation - von lateinisch eiaculari (herausschleudern) - wird der Samenerguss des Mannes bzw. männlicher Tiere bezeichnet, die im Normalfall gleichzeitig mit dem bewussten Erleben eines Orgasmus erfolgt. Ein Samenerguss kann während der Begattung, durch Masturbation, als Pollution im Schlaf oder infolge einer anderen sexuellen Praktik zustande kommen. Samenergüsse ohne bewussten Höhepunkt (Pollutionen oder umgangssprachlich Spontanejakulationen) werden meist von der Ejakulation im engeren Sinn unterschieden.
Bei einem Drittel der Frauen und auch hier nur unregelmäßig tritt eine Freisetzung von Sekreten der Paraurethraldrüse auf, die als weibliche Ejakulation bezeichnet wird. Sie wird oft mit einem spontanen Urinabgang verwechselt.
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Neurologie
Die Ejakulation wird vom Sexualzentrum im Zwischenhirn ausgelöst. Deren Nervenimpulse wirken auf sympathische Nervenzellen im Lendenteil des Rückenmarks (Ejakulationszentrum), deren Nervenfasern über den Nervus hypogastricus und Plexus pelvinus die Kontraktionen der Samenwege auslösen. Gleichzeitig wird über α-Rezeptoren die Muskulatur des Harnblasenhalses angeregt, wodurch die Harnblase verschlossen wird. Somit wird der Rückfluss von Sperma in die Harnblase und die Beimengung von Urin verhindert.
Physiologie
Bei der Ejakulation werden in der Regel ab Beginn der Pubertät ca. 2 bis 6 ml Sperma (Ejakulat) mit von Mann zu Mann oder Ejakulation zu Ejakulation sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit über koordinierte Kontraktionen des Nebenhodengangs (ductus epidedymidis), des Samenleiters (ductus deferens), der Bläschendrüse (vesicula seminalis), Prostata und Harnröhre (urethra) sowie über die Kontraktionen der Beckenbodenmuskulatur über die äußere Harnröhrenöffnung meist in mehreren Fraktionen - entsprechend der reflexgesteuerten Muskeltätigkeit - ausgestoßen. Bei der Ejakulation sind mehrere Kontraktionswellen der Muskeln dafür verantwortlich, dass die Ejakulation in mehreren Schüben erfolgt.
Die Ejakulation wird in zwei Phasen unterteilt:
- Emission
- Ejakulation im engeren Sinn
Als Refraktärperiode wird die Zeitspanne bezeichnet, die von einer Ejakulation zur nächstmöglichen verstreichen muss.
Vor der Pubertät ist bei einer sexuellen Stimulation bis zum Orgasmus keine Ejakulation von Sperma möglich, da die Hoden in der Regel frühestens mit Eintritt in die Pubertät beginnen, Samen zu bilden. In der Lebensphase davor kann daher in der Mehrzahl der Fälle lediglich ein trockener Orgasmus ohne Ejakulation von Samen oder auch anderen Sekreten der akzessorischen Geschlechtsdrüsen auftreten.
Ejakulationsprobleme
- Bei der Ejaculatio praecox kommt es zu einem "vorzeitigen" - das heißt zu frühen - Samenerguss, der heute als eine Form der Potenzstörung gesehen wird. Als vorzeitig gilt hier die individuelle Empfindung von "zu früh". Das kann im Extremfall schon ein Samenerguss beim Kuss, bei der ersten Berührung des Penis durch den Sexualpartner oder direkt nach dem Eindringen sein. Dieses Problem wird oft von Seiten des Mannes, der Frau oder beider Sexualpartner gemeinsam als ausgeprägte Belastung empfunden, die zu Einschränkungen im Sexualleben führt. Meist ist es der Partnerin unmöglich, einen eigenen Orgasmus zu bekommen - und damit der Weg zu einer umfassenden sexuellen Erfüllung des Paares oft versperrt. Viele Männer tabuisieren das Problem des vorzeitigen Samenergusses. Wenn es fortgesetzt besteht, ist jedoch eine ärztliche Beratung unbedingt angebracht.
- Als retrograde Ejakulation wird eine Ejakulationsstörung bezeichnet, bei der die Samenflüssigkeit rückwärts in die Harnblase ausgestoßen wird.
- Spermatorrhoe ist das Abfließen von Samenflüssigkeit, z.B. bei einer Inkontinenz des Ductus ejaculatorius (des Endabschnittes des Samenleiters), bei der es zu einem Samenabgang ohne Wollustgefühl, zum Beispiel beim Stuhlgang oder Wasserlassen, kommt.
- Die Unfähigkeit zum Samenerguss durch verschiedene Krankheiten, Entfernung der Hoden (Kastration), psychische Probleme oder als Nebenwirkung mancher Medikamente.
- Beim alternden Mann verschlechtert sich die Koordination der Kontraktionen von Nebenhodengang (ductus epidedymidis), Samenleiter (ductus deferens), Bläschendrüse (vesicula seminalis), Prostata, Harnröhre (urethra) und Beckenbodenmuskulatur. Die Ursachen sind vielfältig, eine untrainierte Beckenbodenmuskulatur (Hinweis darauf kann ein sog. "Bierbauch" sein.) spielt dabei eine wesentliche Rolle. Der Koordinationsverlust kann sich auch bei ggf. unbeeinträchtigt fortbestehender Erektionsfähigkeit entwickeln.
Zahlreiche Medikamente können die Ejakulation beeinflussen, z.B. zu einer retrograden Ejakulation führen oder sogar zum Ausbleiben der Ejakulation.
- Bei der Ejaculatio retarda kommt es zu einer verzögerten Hinführung zum Orgasmus. Oftmals liegen psychische Probleme vor.
Herkunft des Wortes
Ejakulation ist ein nachklassisch gebildeter lateinischer Neologismus, laut etymologischem Wörterbuch im 18. Jahrhundert fachsprachlich entstanden. Sowohl dieses als auch das Deutsche Universalwörterbuch (DUW) geben eiaculari = „auswerfen, herausschleudern“ als Grundlage an, was ebenfalls ein nachklassisches Wort ist (im DUW eiaculare geschrieben). Als formale klassisch-lateinische Grundlage gibt das etymologische Wörterbuch eicere = „hinauswerfen“ (auch ausspeien, hervorbrechen, vertreiben) an, und letztlich dann ganz allgemein iacere = „werfen“. In diesem Wortgeflecht gibt es noch ein paar mehr passende Wörter, z. B. iactare = ebenfalls „werfen“, aber schneller, kraftvoller, also eher „schleudern“. Das DUW nennt iaculari = ursprünglich „den Speer werfen/schleudern“, nachklassisch dann ausgedehnt auf allgemeiner „etwas werfen“ als Grundlage, zu iaculari klassisch auch schon die Substantivierungen iaculatio = „das Schleudern“ und iaculator = „der Schleuderer“. Das Verb iaculari selbst geht hervor aus iaculum = „Wurfspieß“, dies wiederum aus der schon genannten Grundlage iacere.
Literatur
- Vorzeitiger Samenerguss - Hintergründe, Tipps, Auswege und Erfolgsberichte Betroffener von Carsten Dieme, 2003, ISBN 3980869601
- 3-Stufen-Programm gegen vorzeitigen Samenerguss von Michael Pfreunder, 2002, ISBN 3-00-001597-3
- Therapiemanual Ejaculatio praecox von Michael Hanel, 2003, ISBN 3-13-136712-1
- Jeder Mann kann von William Hartman & Marylin Fithian, 1985, ISBN 3-55007735-1
Siehe auch
Weblinks
Commons: Ejakulation – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
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