Entstalinisierung
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Als Entstalinisierung bezeichnet man Vorgänge nach dem Tode Stalins 1953, in denen man vor allem seitens einiger Führungen kommunistischer Parteien (also von oben) versuchte, die Zentralisierung auf Stalins Person in der Sowjetunion und anderen sozialistischen oder volksdemokratischen Staaten Europas und Asiens rückgängig zu machen und die Gesellschaft begrenzt zu liberalisieren.
Nach dem Tode Stalins nutzte Chruschtschow den XX. Parteitag der KPdSU im Februar 1956 für eine Anklage gegen Stalin und den so genannten Stalinismus (Neuer Kurs). Der auf Stalin zugeschnittene Personenkult wurde daraufhin umgekehrt. Im Zuge der Entstalinisierung wurden Stalin-Anhänger aus ihren Ämtern entlassen, der radikale Machtstaat der stalinistischen Ära gelockert, Oppositionelle teilweise rehabilitiert und die wirtschaftlichen Auflagen für die Satellitenstaaten ein wenig gelöst. Eine Folge war die Tauwetter-Periode in der Kultur, sowie der Sturz stalinistischer Parteiführer in Polen und Ungarn.
Der XX. Parteitag der KPdSU hatte jedoch keine weitreichenderen Folgen, da im Zuge der Liberalisierung auch der so genannte Realsozialismus immer mehr gefährdet wurde (Ungarnaufstand, Bruch mit China). Zudem lebte eine Art Personenkult bei den Nachfolgern Stalins weiter. Die Herrschaft der KPdSU wurde nicht angetastet.
[Bearbeiten] Städte und Straßen die Stalins Namen trugen und umbenannt wurden:
Im Anschluss an den im Oktober 1961 abgehaltenen XXII. Parteitag der KPdSU, der von der Auseinandersetzung mit dem Stalinismus geprägt war und eine Vertiefung des chinesisch-sowjetischen Zerwürfnisses brachte, kam es in den Ostblockstaaten zu einer zweiten Entstalinisierungswelle, bei der es zu diversen Umbenennungen kam:
- Sztálinváros in Ungarn, benannt 1951, seit 25. November 1961 Dunaújváros (Donauneustadt)
- Stalin in Bulgarien, 1949 bis 1956 Name der Stadt Warna
- Stalinogród in Polen, 1953 bis 1956 Name der oberschlesischen Stadt Katowice (Kattowitz).
- Stalingrad in der Sowjetunion (heute Russland), 1925 bis 1961 Name der früheren Stadt Zarizyn, heute Wolgograd (seit 1961)
- Stalinstadt in der DDR (heute Deutschland), 1953 bis 1961, getilgt durch den Zusammenschluss von Stalinstadt, Fürstenberg (Oder) und Schönfließ (Niederlausitz) zu Eisenhüttenstadt
- Stalinabad in der Sowjetunion (heute Tadschikistan), 1929 bis 1961 Name von Duschanbe
- Stalinsk in der Sowjetunion (heute Russland), bis 1961 Name der Stadt Nowokusnezk
- Staliniri in der Sowjetunion (heute Georgien), 1934 bis 1961 Name der Stadt Zchinwali
- Stalino in der Sowjetunion (heute Ukraine), 1924 bis 1961 Name der Stadt Jusowka, heute Donezk (seit 1961)
- Stalingrad in der Tschechoslowakei (heute Tschechien), ____ bis ____ Name einer Satellitenstadt von Ostrava (Mährisch-Ostrau)
- Oraşul Stalin in Rumänien, 1951 bis 1961 Name der Stadt Braşov (Kronstadt)
- Stalinogorsk in der Sowjetunion (heute Zentralrussland), benannt 1953 bis 1961, gegründet 1930 als Bobriki, Nowomoskowsk ab 1961.
- Stalinallee (Berlin) in der DDR (heute Deutschland), benannt 1949 bis 1961, davor Große Frankfurter Straße und Frankfurter Allee, in Karl-Marx-Allee (östliches Ende) und Frankfurter Allee (westliches Ende) umbenannt.
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