Erwin Bälz
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Erwin Bälz (Erwin Baelz) (* 13. Januar 1849 in Bietigheim-Bissingen, † 31. August 1913 in Stuttgart) war ein deutscher Internist, Anthropologe und Leibarzt der Kaiserlichen Familie und Mitbegründer der modernen Medizin in Japan.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Der Sohn eines Bauunternehmers besuchte in Stuttgart das Gymnasium und schloss mit 23 Jahren in Tübingen sein Medizinstudium ab. In seiner Studienzeit war er Mitglied der Burschenschaft Germania Tübingen. Über Kontakte mit einem japanischen Patienten wurde er 1876 für zunächst befristet zwei Jahre an die medizinische Hochschule in Tokio berufen. Erwin Bälz war Hausarzt des japanischen Kaisers.
Er besuchte im Sommer 1899 die koreanische Hauptstadt Seoul und Busan und nahm dabei ethnologische Untersuchungen vor. Vom 22. April bis zum 3. Juli 1903 war er erneut in Korea und macht mit Richard Wunsch eine Expedition ins Innere des Landes.
Als Hochschullehrer blieb er über 30 Jahre in Japan und unterrichtete über 800 Schüler in der westlichen Schulmedizin. Bis Mitte der 70-er Jahre wurden aufgrund seines Einflusses die Krankenkarten in deutscher Sprache geführt. Auf seine Initiative hin wurden die vulkanischen Quellen von Kusatsu (200 km von Tokio entfernt) zu dem heute erfolgreichsten Badeort in Japan ausgebaut. Er heiratete eine Japanerin und hatte zwei Kinder. 1905 kehrte er nach Deutschland zurück, wo er 1913 an einem Herzleiden verstarb. Sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Stuttgart.
Bälz war auch leidenschaftlicher Kunstsammler, ein Großteil seiner japanischen Kunstwerke sind heute im Linden-Museum in Stuttgart ausgestellt. Eine Steinskulptur an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen erinnert an seine Verdienste für die japanische Medizin. Seit 1961 besteht eine Städtepartnerschaft zwischen Kusatsu und Bietigheim-Bissingen. Im Stadtmuseum Bietigheim-Bissingen gibt es ein Bälz-Kabinett mit Ausstellungsstücken zu Leben und Werk des gebürtigen Bietigheimers.
[Bearbeiten] Erwin von Bälz und das Judo
Seine sportliche Leidenschaft führte ihn zur Wiederentdeckung und Weiterentwicklung des Judos. An der kaiserlichen Universität in Tokio machte Erwin von Bälz den jungen Studenten Jigoro Kano auf das alte Jiu-Jitsu aufmerksam. Er regte seinen Schüler dazu an, diese alte Sportart auszuarbeiten und diese für die gesamte japanische Jugend "salonfähig" zu machen. Jigoro Kano wurde zusammen mit Erwin von Bälz der eifrigste Verfechter und Apostel für diese Sportart.
Bei einem Flottenbesuch von zwei japanischen Kreuzern in Kiel wurde diese wiederentdeckte Kampfkunstart, dem damaligen deutschen Kaiser Wilhelm II. vorgeführt, der daraufhin nach einem Jiu-Jitsu Meister fragte, der an seiner Militärschule die Kadetten in dieser Kunst unterrichten konnte.
Judo ist eine Abwandlung des Jiu-Jitsu, das von Jigoro Kano in der heutigen Form entwickelt wurde. Erwin von Bälz gilt damit auch heute noch als geistiger Initiator des Judo.
[Bearbeiten] Literatur
Bälz, Erwin: Das Leben eines deutschen Arztes im erwachenden Japan: Tagebücher, Briefe, Berichte (herausgegeben von Toku Bälz). Stuttgart: J. Engelhorns Nachf., 1930
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Erwin Bälz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten | |
---|---|
NAME | Bälz, Erwin |
ALTERNATIVNAMEN | Erwin von Bälz, Baelz |
KURZBESCHREIBUNG | Leibarzt der Kaiserlichen Familie und Mitbegründer der modernen Medizin in Japan |
GEBURTSDATUM | 13. Januar 1849 |
GEBURTSORT | Bietigheim-Bissingen |
STERBEDATUM | 31. August 1913 |
STERBEORT | Stuttgart |