Frankfurt-Gutleutviertel
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Wappen | Karte | ||
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Basisdaten | |||
Fläche: | 2,257 km² | ||
Einwohner: | 5.261 | ||
Bevölkerungsdichte: | 2.330 Einwohner/km² | ||
Postleitzahlen: | 60327, 60329 | ||
Vorwahlen: | 069 | ||
Gliederung | |||
Ortsbezirk: | 1 – Innenstadt I | ||
Stadtbezirke: |
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Website |
Das Gutleutviertel ist ein Stadtteil von Frankfurt am Main. Es liegt in der Innenstadt zwischen dem Hauptbahnhof im Norden und dem Mainufer im Süden. Im Westen ist es durch das Heizkraftwerk und die Autobahn, im Osten durch die Hauptverkehrsstraße Baseler Straße – Friedensbrücke begrenzt. Die Gebiete nördlich und westlich gehören zum Gallusviertel; im Osten liegt das Bahnhofsviertel.
Das Gutleutviertel hat etwa 5.200 Einwohner (2004). Es ist mit 70 % Ausländeranteil einer der sozialen Brennpunkte der Stadt und auch heute noch geprägt von Auseinandersetzungen über städtebauliche Entwicklungen.
Seinen Namen hat es vom Gutleuthof, einem Spital für Leprakranke, das im Jahre 1286 erstmals erwähnt wird.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Mittelalter und Renaissance
Das Gutleutviertel war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts kein strukturiertes Stadtviertel sondern landwirtschaftlich genutzte Fläche vor den Toren der Stadt. Dort lag nach einem zeitgenössischen Bericht (1532) vor dem Galgentor ungefähr eine gute viertel Stunde “hart an dem Mayn den Strom hinunter” der Gutleuthof.
Der Galgen vor den Mauern der Stadt, zu dem das Galgentor führte, lag etwa in der Gegend des heutigen Blittersdorfplatzes, also noch mitten im jetzigen Bahnhofsviertel. Er wurde im Jahre 1806 abgebrochen.
Die bekannte Geschichte des Gebiets, das heute das Gutleutviertel bildet, ist von dieser Einrichtung, dem Gutleuthof, geprägt. Der Leprosenhof wird im Jahre 1286 erstmals erwähnt. Gegründet von einer frommen Bruderschaft, die damals der benachbarten Galluswarte ihren ersten Namen (“Warte zu den guten Leuten”) gab, gewährte der Gutleuthof in den folgenden Jahrhunderten Leprakranken Unterkunft und Verpflegung. Lepra war im 13. Jahrhundert in Europa weit verbreitet; allmählich nahm aber die Zahl der Erkrankten ab und mit Ende des 16. Jahrhunderts war die Krankheit in Mitteleuropa nahezu verschwunden. Die Nutzung des Gutleuthofes als Leprastation endete im Jahre 1619; seit dem Jahre 1531 war der Hof vom Frankfurter Almosenkasten geführt worden – einer kurz zuvor gegründeten städtischen Stiftung mit einer Reihe von gemeinnützigen Aufgaben.
1614 diente der Hof vorübergehend als Gefängnis, um die Revolutionäre um Vincenz Fettmilch festzusetzen.
Das Gebäude hatte in der Folgezeit wechselnde Besitzer (1873: Hessische Ludwigsbahn; 1940: Getränkefirma Jöst, die dort 1952 einen “Frankfurter Weinberg” anlegt, den Hof aber im Jahre 1971 aufgibt.), ohne dass das Gebäude heute noch eine prägende Bedeutung für den Stadtteil gewinnen konnte.
[Bearbeiten] Moderne
Die im Grunde freie Fläche des Bahnhofsviertels und des Gutleutviertels nutzten die Stadtplaner Ende des 19. Jahrhunderts zur Errichtung einer Reihe von Infrastrukturobjekten.
In der Höhe des späteren Westhafens lag 1839 der Grindbrunnen, der damals neu gefasst wurde und anlässlich der späteren Einweihung des Westhafens 1888 dann ins Nizza, der Main-Uferpromenade des Bahnhofsviertels, verlegt wurde.
1849 wird die Friedensbrücke (damals: Main-Neckar-Eisenbahnbrücke, später Wilhelmsbrücke) eröffnet, die bis heute die Ostgrenze des Viertels bildet.
Unter Oberbürgermeister Miquel wird 1886 der Westhafen am Mainufer im Gutleutviertel eingeweiht. An der Nordgrenze des Gebietes wird 1888 auf dem ehemaligen “Galgenfeld” der Hauptbahnhof eröffnet; die alten Westbahnhöfe an der Taunusanlage werden abgerissen. Auf deren früheren Gleisanlagen entsteht das heutige Bahnhofsviertel.
1877 wird in diesem Gebiet die Gutleutkaserne errichtet, sie war bis zum Ende des Kaiserreichs Unterkunft des 1. kurhessischen Infanterieregiments 81. Nach der Nutzung durch die Wehrmacht wird die Kaserne im Jahre 1945 von der US Army in Beschlag genommen. Die Army bleibt bis 1977. Im Jahre 1985 renoviert man schließlich die Fassade des Gebäudekomplexes. 1994 wird nach fünfjähriger Umbauzeit der ehemalige Militärbau zum Behördenzentrum, das heute in erster Linie die fünf Frankfurter Finanzämter beherbergt.
Spätestens Ende des 19. Jahrhunderts beginnt auch der Zuzug der Wohnbevölkerung, wobei das Gebiet nie als vornehme Wohngegend galt. 1984 leben 6.100 Menschen im Gutleutviertel, davon 20 % Kinder und 73 % Ausländer. Es wurde damals beschlossen, das Viertel zu sanieren, und Mittel des Bundes werden zugesagt.
[Bearbeiten] Stadtteilentwicklung
Das Gutleutviertel wird derzeit (2004) zum Westhafen hin erweitert. Der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung hierzu ist im Jahre 1993 ergangen und zwar mit der Maßgabe, dass 30 % der zu errichtenden Wohnungen Sozialwohnungen sein sollen.
Das 12 Hektar große Areal des früheren Westhafens soll bis 2006 unter dem städtebaulichen Leitthema “Wohnen am Fluss” vollständig bebaut sein; dabei soll Raum für 1.600 Bewohner und für 3.500 Arbeitsplätze entstehen.
Fertiggestellt sind der Westhafen-Tower, das Westhafen-Haus und das Brückengebäude; es handelt sich im wesentlichen um neugeschaffene Büroflächen. Der Westhafen-Tower ist architektonisch auffällig durch seine runde Gestalt – in Analogie zu den Wachtürmen, die früher die Stadteingänge markierten - und das Rautenmuster der vollverglasten Fassade, das eine Assoziation zum traditionellen Apfelweinglas herstellen soll. Dem Tower war im Jahr 1983 der Entwurf des Architekten Hans Robert Hiegel zum Campanile vorausgegangen.
Auf der alten Hafenmole entstehen 12 je fünfstöckige Wohnhäuser mit Luxuswohnungen; sechs Gebäude sind fertiggestellt. Die Gebäude stehen teils auf Pfählen, so dass die Bewohner mit dem Boot zur Haustür fahren können. Entsprechende Anlegeplätze sind bereits eingerichtet. Weitere Wohnungen, zwei Kindertagesstätten, eine Grundschule, ein Jugendzentrum, ein Supermarkt, ein Hotel und ein Seniorenheim sollen noch entstehen.
[Bearbeiten] Weblinks
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Koordinaten: 50° 6' 6" N, 8° 39' 34" O