Frankfurt-Nied
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Wappen | Karte | ||
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Basisdaten | |||
Fläche: | 3,817 km² | ||
Einwohner: | 17.274 (2006) | ||
Bevölkerungsdichte: | 4.526 Einwohner/km² | ||
Postleitzahlen: | 65934 | ||
Vorwahlen: | 069 | ||
Gliederung | |||
Ortsbezirk: | 6 – West | ||
Stadtbezirke: |
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Website |
Nied ist ein Stadtteil von Frankfurt am Main mit mehr als 17.000 Einwohnern. Nied liegt ca. 9 km westlich der Innenstadt zwischen den Flüssen Main und Nidda sowie dem Lachgraben. Die Nachbarstadtteile sind im Osten Griesheim, im Westen Höchst, im Norden Sossenheim und im Süden Schwanheim.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Um 3000 v. Chr. gab es jungsteinzeitliche Siedlungen an Main und Nidda, so auch in Nied (bandkeramische Zeit). Um 800 v. Chr. folgt die keltische Besiedlung (Eisenzeit), mit nachfolgender germanischer Landnahme ab ca. 500 v. Chr. Die erste römische Ansiedlung in Nied geht auf die Regierungszeit des Kaisers Augustus zurück, in der die römische Germania Superior (Provinz Obergermanien) mit der Hauptstadt Mogontiacum (Mainz) geschaffen wurde. Nach einigen Rückschlägen dringen die Römer in den Jahren 83/84 n. Chr. (Chattenkrieg / Revolte des Saturnius / Kaiser Domitian) die Nidda aufwärts in die Wetterau vor und gründen als Bezirks (Civitas)- Hauptort die Stadt "Nida". In Nied wurden die Reste einer römischen Niddabrücke und großer Zentralziegeleien gefunden, die die ganze Wetterau und den Limes versorgten. Für einen Ort dieser Größe eher selten, liegt für Nied wegen dessen strategischer Lage und besonderer historischer Ereignisse eine umfangreiche geschichtliche Dokumentation vor.
Der Ortsname stammt ursprünglich aus dem Keltischen und steht in Zusammenhang mit dem Fluss Nidda. Gegenüber der Niddamündung in den Main befand sich damals ein Heiligtum der keltischen Flussgöttin Nida, in dem auch Menschenopfer dargebracht wurden. In vorrömischer Zeit verlief hier eine Altstraße - die so genannte "Antsanvia" (Antiana Via), die der späteren Rödelheimer Straße und Oeserstraße entsprechend durch den Nieder Wald geführt wurde. Bereits seit Anfang des 1. Jahrhunderts n.Chr. (Kaiser Augustus / Germanicus) gab es hier eine römische Ansiedlung (Vicus) mit bedeutender Ziegelei für den Limesbau an der Niddabrücke (siehe Straße: Im Ziegelfeld/ bis 1928 Römerstraße, Gaststätte Zum Römer/Dreifürst); hierfür wurden Angehörige von 2 Legionen beauftragt (LEGIO VIII AVGVSTA und Legio XXII Primigenia Pia Fidelis). Auch wurde Töpferware (Terra Sigillata / rotes Wetterauer Tafelgeschirr) für die regionale Versorgung der Civitas Taunensium mit dem Hauptort Nida (Frankfurt-Heddernheim / Römerstadt) hergestellt. Öllampen für den regionalen Bedarf wurden in den Werkstätten des Lucius fabriziert. Der Transport dieser Ware wurde mit Lastkähnen entlang der Nidda bis zu dem kleinen Hafen in Nida - damals Umschlagplatz für den Sklaven- und Weinhandel mit den Germanen - durchgeführt. Militärisch wurde die römische Siedlung durch das nahe gelegene Römerkastell in Frankfurt-Höchst geschützt. Bei Ausgrabungen im Nieder Kirchweg wurden im Jahr 2003 römische Gräber entdeckt. Um 260 n. Chr. kommt es zum Zusammenbruch der Römerherrschaft und der Eroberung des Hauptortes Nida, dem sogenannten Alemannensturm - gefolgt von den Wirren der Völkerwanderung. Allerdings wurden römische Sitten und Bräuche weitergeflegt, dies haben Forschungen aus dem Jahr 2006 bestätigt.
Um 500 n. Chr. vollzog sich die Fränkische Landnahme mit einer Einteilung des Landes in Gaue - Um 770 n. Chr. erste Erwähnung des Niddagaues (Nitahgowe). Um 817 n. Chr. gibt es eine erste Erwähnung des „Fiscus Franconofurt“, eines königlichen Herrschaftsbereiches der Franken in Nied. Das Christentum setzt sich durch.
Um 1200 n. Chr. zerfällt der Fiskus Frankfurt. In den Reliktgebieten, vor allem in der Grafschaft Bornheimer Berg, zu der Nied gehörte, erhalten die Reichsministerialen von Hagen-Münzenberg Hoheitsrechte. Nied (Nyeda, Nidt od. Nida) wurde erstmals 1218 urkundlich erwähnt. Erzbischof Sigfried II. von Mainz bestätigt das Mainzer Mariengredenstift in seinen Rechten auf die Kirche zu Nied und den Zehnten in Nied und Umgebung. Da sich in Nied eine stabile Holzbrücke über die Nidda befand, war der lange Zeit nur als Fischerdorf (Urkunden zum Fischereirecht von 1275) bekannte Ort ein wesentlicher Rastplatz auf dem Handelsweg von Mainz nach Frankfurt. Das Dorf war von Gräben mit Zäunen und zwei mächtigen Falltoren geschützt. Der wehrhafte Kirchturm prägte das Ortsbild, unterhalb der Niddabrücke (heutiger Kerbplatz) befand sich damals der Bildstock zu St. Wolfgang. In Richtung Höchst lagen einst Weinfelder (s. Frankfurter Geleitsplan). Am Mainufer zwischen Nied und Griesheim lagen einst das Wäldchen auf der Heide und ein jüdischer Friedhof - heute Industriegelände.
1255 erfolgt die Teilung der Münzenberger Erbschaft: Nied fällt an das Haus Falkenstein. 1271 Erste Erwähnung einer Gemeinde (universitas Nyeda). Für das Jahr 1342 liegt eine erste urkundliche Erwähnung einer Niddabrücke in Nied vor. Um 1410 bestätigt Kaiser Sigmund der Stadt Frankfurt ihre Rechte an der Nieder Brücke, die sie zur Sicherheit des Messeverkehrs unterhält.
1434 gelangt die Grafschaft Bornheimer Berg - und damit Nied - als Reichslehen an die Grafen von Hanau. Hanau erwirbt die Hoheitsrechte in Nied, das Mariengredenstift behält die kirchlichen Rechte und die Niedere Gerichtsbarkeit (Vogteirechte). Ab 1438 besitzt Nied Burgrecht in Frankfurt, das heißt, seine Bewohner finden in unruhigen Zeiten Zuflucht hinter der Stadtmauer. Im Jahr 1474 übereignet das Mariengredenstift seine Nieder Grund- und Vogteirechte an das Erzbistum Mainz. Zwischen Mainz und Hanau kommt es zu einem 200 Jahre langen Streit.
Im 16. Jahrhundert kam es mit der Reformation in dem Ort zu einer Dreiteilung der Konfessionen. 1554 wird die Reformation in Nied durch die Herren und Grafen von Hanau eingeführt. Katholiken, Lutheraner und Reformierte teilten sich gemeinsam eine Kirche (Simultankirche). Zwischen Lutheranern, Calvinisten und Katholiken brechen jahrzehntelange Konfessionsstreitigkeiten aus. Im Dreißigjährigen Krieg wird Nied durch die Truppen des Herzogs Christian von Braunschweig zerstört. Im Juni 1622 fand hier die Schlacht bei Höchst statt, in dem die Katholische Liga unter Graf Tilly auf die Protestantische Union traf (siehe Tillystraße, Schwedenpfad). Landsknechte verschleppten die Bewohner nach Bockenheim und brannten das Ursulinenkloster am Römerhof (Rebstock/ ehem. Römisches Weingut) nieder. Das Dorf wurde mehrfach zerstört; am Ende des Krieges - 1648 - zählte der Ort noch „fünf Nachbarn und einige ledige Leut“. 1684 verzichtet Hanau tauschweise auf seine Rechte in Nied zu Gunsten von Kurmainz. 1693 leben hier wieder 28 Familien, davon 13 Bauern und 7 Fischer. In der Nieder Kirchenruine wird wieder katholischer Gottesdienst gehalten.
Mit der Französischen Revolution und später unter Napoléon wurde Nied von den Franzosen besetzt (siehe Franzosenweg). Im Revolutionskrieg 1795 wird Nied auch von den Kaiserlichen geplündert. Immer wieder war die Niddabrücke für die kämpfenden Parteien von strategischer Bedeutung. Um 1800 wurden der zweite Mündungsarm der Nidda (heute: Wörthspitze) und der das Dorf umgebende Haingraben zugeschüttet und die beiden Pforten/Falltore beseitigt, da der Ort weiter ausgebaut wurde. Im Jahr 1803 fällt Nied im Reichsdeputationshauptschluss an das Fürstentum Nassau-Usingen (ab 1815 Herzogtum Nassau). 1866 wird Nied gemeinsam mit dem Herzogtum Nassau preußisch.
Um 1900 hat Nied 4.028 Einwohner. Ab 1902 wird die Nieder Zeitung herausgegeben. 1905 entstand das Villenviertel zur Ansiedlung besserer Steuerzahler. Nach dem Ersten Weltkrieg (1918 - 1930) gehörte Nied zur Französischen Besatzungszone. Die Eingemeindung nach Frankfurt am Main wurde mit der Einwohnerzahl von 8.673 zusammen mit dem Landkreis Höchst am 1. April 1928 vollzogen. Die alten Straßennamen wurden durch neue Bezeichnungen ersetzt, so wurde die Frankfurter Straße in Mainzer Landstraße und die Rödelheimer Straße in Oeserstraße umbenannt. 1928/29 wird der Unterlauf der Nidda durch Begradigung und Wehre reguliert - die Altarme entstehen.
In der Nazi-Zeit wurde auf der Wörthspitze ein Ehrenmal errichtet (Abbruch 1965), dessen Reste am Mainufer heute als Aussichtsplattform und Spielplatz dienen. Für die Opfer des Nationalsozialismus wurde am Kahnplatz vor dem Friedhof eine Gedenksäule errichtet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg (1947) kontrollierten die US-Streitkräfte den Verkehr nach Schwanheim an einer drehbaren Holzbrücke (Notbrücke) über den Main, die später durch die Schwanheimer Brücke ersetzt wurde. Mit der Erweiterung der Eisenbahnersiedlung, dem Bau der Parkstadt, Nied-Süd, Nied-Ost und der Bebauung des ehemaligen Ausbesserungswerks an der Oeserstraße hat sich die bebaute Fläche des Stadtteils mehr als verdreifacht.
[Bearbeiten] Nied und die Eisenbahn
1838 wurde die Taunusbahn durch die Nieder Gemarkung geführt; für den Nahverkehr wurde ein Bahnhofsgebäude errichtet. Als 1918 in Nied die deutsche Eisenbahn das königlich-preußische Dampflokomotiv-Ausbesserungs-Werk (AW) eröffnete und eine heute noch unter Denkmalschutz stehende Eisenbahnersiedlung errichtete, siedelten sich mehr Menschen - vor allem aus Süddeutschland - an. Das Werk gab Hunderten von Ortsansässigen Beschäftigung, musste jedoch Jahrzehnte später veränderten Wirtschaftsbedingungen weichen und wurde 1967 stillgelegt. Das Bahnbetriebswerk wurde 1981 zeitweilig besetzt und nach der polizeilichen Räumung abgerissen. Danach wurde die Fläche mit Wohnhäusern neubebaut.
Nied ist seit 1935 an das Frankfurter Straßenbahnnetz und seit 1978 an die S-Bahn angeschlossen.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
Im nahegelegenen Niedwald befindet sich der frei zugängliche so genannte Selzerbrunnen, ein Mineralbrunnen, dessen Wasser zwar trinkbar ist, jedoch durch einen leichten Geruch nach Schwefelwasserstoff den potentiellen Konsumenten eher davon Abstand nehmen lässt. Ein zweiter schwefelhaltiger Mineralbrunnen (Faulbrunnen) befindet sich innerhalb der Eisenbahner-Siedlung in der Straße Brunnenpfad. Vor der Eingemeindung wurde über einen möglichen Bäder-/ Kurbetrieb nachgedacht. Verschiedene Naturschutzmaßnahmen an der Nidda, den Altarmen und im Niedwald machen diese Wald-Auenlandschaft zu einem beliebten Erholungs- und Ausflugziel.
Die 1824 in nassauischer Zeit als Sandsteinkonstruktion neu errichtete Niddabrücke mit sechs weiten Flutbogen hat bis heute jedem Hochwasser von Main und Nidda widerstanden. Ein Gedenkstein erinnert an den Wiederaufbau nach der Zerstörung durch die Franzosen. Das 1839 errichtete Rathaus an der Niddabrücke ist heute als Polizeiposten eingerichtet. Die Brücke der ehemaligen "Taunus-Eisenbahn" über die Nidda ist die inzwischen älteste in Betrieb befindliche Eisenbahnbrücke Deutschlands (Sandsteinkonstruktion von 1838).
Die 1918 erbaute Eisenbahnersiedlung (Nied-Nord) zählt zu den wenigen in Deutschland noch in ihrer ursprünglichen Art erhaltenen Wohndenkmälern und steht unter Denkmalschutz.
Das Heimatmuseum Nied in der Beunestraße 9a (Öffnungszeiten: So 10–12 Uhr) zeigt Relikte der einstigen römischen Zentralziegelei, deren Produkte vorwiegend für die Limesbefestigungen des obergermanischen Heeres hergestellt wurden.
[Bearbeiten] Vereine und Einrichtungen
Der Anglerverein Nied 1920 e.V. nutzt die in der Nidda und den Altarmen vorhandenen "Jagdgründe". Das Freizeitgelände des Vereins für Freikörperkultur Orplid-Frankfurt befindet sich auf einer Niddainsel zwischen zwei Altarmen der Nidda am Niedwald. Der auf dem Gelände des Reiterhofs "Georgshof" ansässige Frankfurter Polo Club bot bis vor einiger Zeit im Sommer Polo-Veranstaltungen, die über den Frankfurter Raum hinaus bekannt wurden. Im Sommer findet an der Niddahalle Beach-Volleyball statt, auch sind Tennisplätze und eine Anlage für Bogenschießen vorhanden. Sportlich bekannt ist Nied vor allem durch die Sportgemeinschaft 1877 Frankfurt-Nied e.V.. Diese ist fünffacher Deutscher Meister im Trampolinturnen (zuletzt 2001). Zudem zählten viele erfolgreiche Einzelturner, wie Markus Kubicka, der 2003 Weltmeister im Mannschaftsspringen und 2002 Europameister im Synchronspringen wurde, zu deren Mitgliedern. In der Karnevalsaison bietet der NCC Abwechslung in der kalten Jahreszeit. Fußballveranstaltungen der Alemannia Nied finden am Sportplatz in Nied-Ost statt.
[Bearbeiten] Sonstiges
Im Februar 2002 ist Nied durch den bisher größten Geldtransporter-Raub der deutschen Kriminalgeschichte in die Schlagzeilen gekommen. Damals entwendeten zwei Männer, die wahrscheinlich mit mindestens zwei weiteren Komplizen zusammenarbeiteten, eine Summe von rund 10 Millionen Euro. Alle Täter und damit einen Teil der Beute hat man inzwischen gefasst, die Fahndung dehnte sich bis nach Italien aus.
[Bearbeiten] Weblinks
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Koordinaten: 50° 5' 59" N, 8° 33' 53" O