Frankfurt-Sindlingen
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Wappen | Karte | ||
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Basisdaten | |||
Fläche: | 5,151 km² | ||
Einwohner: | 8.993 | ||
Bevölkerungsdichte: | 1.706 Einwohner/km² | ||
Postleitzahlen: | 65931 | ||
Vorwahlen: | 069 | ||
Gliederung | |||
Ortsbezirk: | 6 – West | ||
Stadtbezirke: |
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Website |
Sindlingen ist ein rechtsmainischer Frankfurter Stadtteil im Ortsbezirk Frankfurt-West und wurde 763 erstmals urkundlich erwähnt. Um die Jahrhundertwende profitierte Sindlingen von der nahegelegenen Hoechst AG, die einen deutlichen Bevölkerungsanstieg verursachte. 1917 wurde Sindlingen ein Stadtteil von Höchst am Main, mit dem es 1928 zu Frankfurt am Main kam.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Lage und Infrastruktur
Sindlingen liegt an der westlichen Stadtgrenze Frankfurts an einer Linkskrümmung des Mains. Angrenzende Frankfurter Stadtteile sind Zeilsheim im Norden und Höchst mit dem gleichnamigen Industriepark im Osten. Wichtige Zufahrtsstraßen nach Norden ist die West-Höchster-Straße, die in Sindlingen den Namen Sindlinger Bahnstraße trägt. Nach Osten führt seit den 1950ern die Hoechster-Farben-Straße (L3006).
Westlich grenzt die Stadt Hattersheim (Main-Taunus) an und im Süden liegt Kelsterbach (Groß-Gerau). Nach Hattersheim führen die Straße Im Hofheimer Grund (L3265) und die kleine Okriftler Straße, benannt nach dem Ortsteil in Hattersheim.
Zur Gemarkung Sindlingens gehört auch die Siedlung Friedenau und der südöstliche Teil der Annabergstraße. Die offiziellen Stadtteilgrenzen umfassen dieses Gebiet jedoch nicht. Es wurde nachträglich verwaltungsmäßig dem Stadtteil Zeilsheim zugeordnet.
[Bearbeiten] Verkehr
Sindlingen besitzt eine S-Bahnstation mit Anschluss an die S1 und ist an das Stadtbusnetz mit den Linien 53 und 55 sowie mit dem Nachtbus N8 angebunden. Nach Wunsch fährt die AST-Buslinie 837 nach Hattersheim. Im April 2007 wird an der Stadtteilgrenze eine zweite S-Bahnstation mit dem Namen Frankfurt-Zeilsheim eröffnet.
[Bearbeiten] Straßen und Quartiere
[Bearbeiten] Sindlingen-Nord
[Bearbeiten] Ferdinand-Hofmann-Siedlung
Der Sindlinger Norden (amtlich als Stadtbezirk Sindlingen-Nord, 602, bezeichnet) liegt zwischen den Bahntrassen der Main-Lahn-Bahn (Norden) und der Taunus-Eisenbahn (Süden). Er ist durch die Ferdinand-Hofmann-Siedlung geprägt, die aus mehreren Häuserblocks aus verschiedenen Bauepochen besteht. Mit dem Bau dieses relativ neuen Teils Sindlingens wurde 1920 begonnen. Die Sindlinger Bahnstraße, Ferdinand-Hofmann-Straße und die Neulandstraße sind Bestandteil dieser ersten Bebauung. Die Häuser der Arbeitersiedlung sind größtenteils zweistöckig und weisen einen neu-klassizistischen Baustil auf, der entfernt an den mediterraner Pallazzi erinnert.
Nach einem fast 30 jährigen Baustopp begannen in den 50er Jahren die Bauarbeiten für die restliche Siedlung. Dieser unterscheidet sich deutlich vom ersten Bauabschnitt. Als Ergebnis der Wohnungsknappheit der Nachkriegszeit entstanden zum ersten mal in Sindlingen auch höhere, größtenteils fünfstöckige Mehrfamilienhäuser. Die ersten Häuser dieser „neuen“ Ferdinand-Hofmann-Siedlung entstanden zwischen der Trasse der Main-Lahn-Bahn und der neu angelegten Hermann-Küster-Straße. Das höchste Wohnhaus der Siedlung befindet sich am Ende dieser Straße. In den 60er Jahren wurde der Bau weiter südlich fortgesetzt und die Siedlung komplettiert. Bis 2006 wurden fast alle Wohnhäuser renoviert und bunt gestrichen.
[Bearbeiten] Richard-Weidlich-Platz
Den Abschluss des nördlichen Sindlingens bildet der Richard-Weidlich-Platz, ein halbes Rondell auf den die ursprünglichen drei Straßen der Siedlung zulaufen. Der Halbkreis wird durch die Sindlinger Bahnstraße geteilt. Auf der östlichen Seite befindet sich das Haus Sindlingen, das eine Dependance der Stadtbibliothek beheimatet. Das Bürgerhaus erlangte Berühmtheit, als dort 1974 gegen die RAF verhandelt wurde. In den folgenden Jahren diente das Haus als Dienstgebäude des 18. Polizeireviers, bis dies 1990 zunächst verlegt, dann geschlossen wurde. Seit Anfang des Jahres 2006 steht das ehemalige Bürgerhaus den Bürgern wieder als "Haus Sindlingen" offen. Das südliche Ende des Platzes bildet die S-Bahnstation Sindlingen, unter der die Sindlinger Bahnstraße durchführt. Die Unterführung entstand 1980 als Ersatz für den überlasteten Bahnübergang.
[Bearbeiten] Sindlingen-Süd
[Bearbeiten] Kreisel
Wenige Meter südlich der Unterführung liegt der Kreisel der Hoechster-Farben-Straße, die 1954 als Ersatz für die Sindlinger Farbenstraße entstand. Diese war bis dahin die Hauptstraße Sindlingens und Teil des Straßenzugs Mainzer Landstraße, führte aber durch das Werksgelände der Hoechst AG. Heute befindet sich das Tor West des heute unter dem Namen Industriepark Höchst bekannten Chemiewerks an jenem Kreisel. Die Sindlinger Bahnstraße führt ab hier weiter in den alten Ortskern des Stadtteils, die Hoechster-Farben-Straße unter Umgehung dieses zur Bundesstraße 40 Richtung Flughafen und Bundesautobahn 66.
[Bearbeiten] Alter Ortskern
Im Ortskern entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts entlang der Sindlinger Bahnstraße eine teilweise dichte Randbebauung. Die evangelische Kirche von 1907 befindet sich an der Kreuzung mit der Gustavsallee, einem ehemaligen Werkstor der Hoechst AG. An Heiligabend 1996 wurde die Kirche Schauplatz eines Selbstmordanschlags durch eine psychisch kranke Frau, das zwei weiteren Menschen das Leben kostete. Die Kirche konnte jedoch ein Jahr später wieder eröffnet werden. Am Dalles mündet die Bahnstraße dann in die Farbenstraße und der alte Ortskern beginnt. Zwischen Main und Farbenstraße liegen hier enge, verwinkelte Gassen mit kleinen Häusern. Auch die katholische Kirche der ehemals kurmainzer Gemeinde liegt hier. Am Ende der Farbenstraße liegt der Sindlinger Friedhof und die Endhaltestelle der Buslinien 54 und 55, die hier auch ihre Wendeschleife haben.
An einer Anhöhe am Main befindet sich die Villa Meister mit dem dazu gehörigen Meisterpark, ein 1902 von Hoechst-Vorstand Herbert von Meister erbautes Palais, dass bis 1980 Sitz des Instituts für Angewandte Geodäsie war. Heute befindet sich eine Privatklinik in der Villa.
Am Mainufer befinden sich die zwei Brücken des Stadtteils. Die von der Hoechst AG 1972 erbaute Werksbrücke West ist mit Drahtseilen an zwei 52 Meter hohen Pylonen aufgehängt. Über sie führen zwei unabhängige Straßen und eine Gütereisenbahn. Die Straße, welche sich außerhalb der Werksmauern befindet, ist für motorisierten Verkehr gesperrt und wird nur noch von Zweiradfahrern und Fußgängern genutzt. Sie führt zum Tor Süd und zum Naturschutzgebiet Schwanheimer Dünen. Die zweite Brücke – die unterste auf Frankfurter Stadtgebiet – wird von der autobahnähnlich ausgebauten B 40 mit separaten Fahrradweg benutzt und führt zum Flughafen. Die 1978 eingeweihte Brücke ist Teil der Südumfahrung Frankfurt-Höchst.
[Bearbeiten] Bildung und Kultur
[Bearbeiten] Schulen
Sindlingen ist in zwei Grundschulbezirke aufgeteilt. Der nördliche Bezirk ist der Ludwig-Weber-Schule zugeordnet. Die Meisterschule im südlichen Bezirk ist gleichzeitig die Hauptschule des Stadtteils.
1999 eröffnete in der Albert-Blank-Straße die Internationale Schule Frankfurt-Rhein-Main, eine private Schule mit Grundschul- und Gymnasialzweig, ausgestattet mit eigenem Schwimmbad und Sportplätzen. Der Unterricht findet dort hauptsächlich in Englisch statt.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Völkerwanderungszeit
Der Name des Dorfes Sindlingen geht wahrscheinlich auf eine alemannische Siedlung zurück, die zwischen 300 und 500 nach Christi Geburt gegründet und nach Vertreibung der Alemannen um 500 von den Franken übernommen wurde.
Seinem Namen mit der Endung „ingen“ nach ist Sindlingen wahrscheinlich eine alemannische Gründung. Nach Aufgabe der Limesgrenze und Räumung ihrer rechtsrheinischen Gebiete durch die Römer im Jahre 260 n. Chr., drang der germanische Stamm der Alemannen in die ehemals römischen Gebiete ein und besiedelte diese ab dem Ende des 3. bis zum Ende des 5. Jahrhunderts nach Christi. Irgendwann in dieser Zeit soll ein alemannischer Siedler mit dem Namen Sundo oder Sundilo an der Stelle des späteren Sindlingen einen Gutshof errichtet haben, aus dem sich nach und nach ein Dorf entwickelte, dass den Namen des ursprünglichen Gründers und Gutsherrn im Namen bewahrte. Genauere Informationen sind nicht gesichert. In der ersten schriftlichen Urkunde wird Sindlingen noch Sundilingen genannt, was soviel wie bedeutete wie „Zu den Mannen oder Nachkommen des Sundo oder Sundilo gehörig“.
Ab 455 setzte eine West- und Ostexpansion der Alamannen nach Gallien und Noricum ein, über die nur ungesicherte Informationen vorliegen. Ein Konflikt mit den benachbarten Franken führte nach Gregor von Tours zwischen 496 und 507 zur entscheidenden Niederlage der Alamannen bei Zülpich gegen den fränkischen König Chlodwig I.. Dadurch geriet auch die Alemannensiedlung Sundolingen unter fränkische Herrschaft. Zu dieser Zeit wurde das Gebiet der Chatten, in dem sich die Siedlung Sundolingen zu dieser Zeit befand, von den Franken besetzt und in deren Königreich eingegliedert, um die fränkischen Grenzen vor den Sachsen zu schützen, die nördlich der Chatten siedelten und immer wieder in chattisches und fränkisches Gebiet eindrangen. Die Siedlung Sundolingen wurde damit ebenfalls in das Frankenreich eingegliedert und gehörte innerhalb der fränkischen Verwaltung zum Niddagau.
[Bearbeiten] Mittelalter
Im berühmten „Codex Laureshamiensis“ der 763 n. Chr. entstandenen Benediktinerabtei Lorsch an der Bergstraße (siehe auch: Kloster Lorsch) ist im Jahr 797 n. Chr. unter dem 27. September aufgezeichnet, dass ein Franke namens Grimoldus dem Kloster Lorsch 6 Morgen Ackerland in Sundilingen zum Geschenk machte.[1] Dies ist die älteste uns heute vorliegende Urkunde über Sindlingen. Im Jahre 804 n. Chr. schenkte ein Hildebure dem Kloster Lorsch zwei Höfe mit Gebäuden in Suntilingen, eine weitere Schreibweise des heutigen Sindlingen. 889 n. Chr. erhielt das Benediktinerkloster Bleidenstadt Grundstücke in der Sindelingerer Mark, die in einer weiteren Urkunde von 965 n. Chr. auch Suntilingerer Mark genannt wird. 1036 schenkten Konrad II. (HRR) und seine Gemahlin Gisela von Schwaben königlichen Besitz in Sundelingen an das Benediktinerkloster Limburg, dem sie gleichzeitig das Sindlinger Patronat übertrugen. Im Jahre 1268 machte das Kloster Limburg, Philip I. von Falkenstein zum Schirmvogt von Sundelingen. 1484 verkaufte das Kloster Limburg seinen Dinghof zu Sundelingen an das Stift Sankt Peter in Mainz, dem gleichzeitig auch der letzte Sindlinger Schirmvogt Johann von Cronberg seine Vogtrechte abtrat.
[Bearbeiten] Neuzeit
Während noch 1581 in einem „Hofheimer Landbrief“ der Gemeindename mit Sundtlingen verzeichnet ist, erscheint er auf dem Gerrichtssiegel von 1633 als Sindelingen, auf dem von 1682 dann als Sindlingen, obwohl auch später noch die Namensform Sundlingen auftaucht. 1608 teilte Erzbischof und Kurfürst Johann Schweikhard von Kronberg Sindlingen dem Amt Höchst am Main zu.
1802 wurden durch den Reichsdeputationshauptschluss die geistlichen Fürstentümer und damit auch das Erzbistum Mainz aufgelöst. Höchst kommt zum Fürstentum Nassau-Usingen, das bald darauf im Herzogtum Nassau aufgeht. Die für Sindlingen zuständige Residenzstadt war nun Wiesbaden. Seit der Neuordnung der Bistümer 1821 gehört Sindlingen auch kirchenrechtlich nicht mehr zum Bistum Mainz, sondern zum damals neugeschaffenen Bistum Limburg.
1866 wurde das Herzogtum Nassau aufgelöst und in eine preußische Provinz umgewandelt. Damit gehörte Sindlingen zum Königreich Preußen, aus dem 1918 das Land Preußen wurde. 1946 wurde dieses ebenfalls aufgelöst. Seither gehört Sindlingen zum Land Hessen.
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1917 verlor die Gemeinde Sindlingen ihre bis dahin bewahrte Selbstständigkeit. Zusammen mit Zeilsheim und Unterliederbach wurde das Dorf zur Stadt Höchst am Main eingemeindet. Am 1. April 1928 ging Höchst am Main, mit allen angeschlossenen Ortschaften durch Eingemeindungsvertag in das größere Gemeinwesen der Stadt Frankfurt am Main über. Sindlingen wurde einer der am westlichsten liegende Stadtteil, seine westliche Gemarkungsgrenze die westliche Stadtgrenze von Frankfurt.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Urkunde 3396 aus dem Lorscher Codex Online-Quelle
[Bearbeiten] Weblinks
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Koordinaten: 50° 4' 51" N, 8° 31' 7" O