Apfelwein
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Apfelwein, regional auch als Ebbelwoi, Äppelwoi, Öbbelwoi, Ebbelwei, Apfelmost, Viez oder Saurer Most bezeichnet, ist ein Fruchtwein, welcher meist aus einer Mischung verschiedenster Apfelsorten gekeltert wird.
Üblicherweise hat er einen Alkoholgehalt von mindestens 5,5 - 7 Prozent und einen herben, sauren Geschmack.
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[Bearbeiten] Name
Apfelwein wird im Süd- und Mittelhessischen, im Frankfurterischen und in Unterfranken auch Ebbelwoi, Äbbelwoi, Ebbelwei oder Stöffche genannt. Bei dem in den Medien häufig verwandten Begriff Äppler handelt es sich nicht um eine traditionelle Bezeichnung, sondern um einen Kunstnamen, der in den achtziger Jahren von Großkeltereien zu Werbezwecken eingeführt wurde. In traditionellen Apfelweinschenken wird der Apfelwein meist schlicht als "Schoppen" (frankfurterisch "Schobbe") bezeichnet.
An der Mosel, in der Eifel, im Hunsrück, an der Saar und in Luxemburg trägt er den Namen "Viez" welcher aus römischer Zeit (lat. Vice = der zweite oder stellvertretende Wein (Vice-vinum = Weinersatz) stammt und andeutet, dass Apfelwein als Ersatz für den echten Wein getrunken wurde. Bewiesen ist diese Wortherkunft jedoch nicht. Im Oberdeutschen ist die übliche Bezeichnung Most.
[Bearbeiten] Geschichte
Schon die Griechen und Römer kannten die Herstellung des Apfelweines (lat. Vinum-Malus). So auch in Augusta Treverorum, dem heutigen Trier. Plinius der Ältere (23 bis 79 n. Chr.) berichtet: „Vinum fit e piris malorumque omnibus generibus“ (man macht Wein aus Birnen und allen Sorten von Äpfeln) und führt auch Mostäpfel (mustea) an. Der Ackerbauschriftsteller Palladius beschreibt uns im 4. Jh. nach Chr. die Zubereitung des Weines aus Birnen. Auch ist belegt, dass die Germanen, bereits bevor die Römer kamen, sich in der Herstellung des Obstweines auskannten. Durch die Niederlassung der Römer kamen dann andere Obstsorten ins Land, die das einheimische Wildobst verdrängten. Es kam zur Belebung der Obstweinproduktion. Erstmals wird der Apfelwein um das Jahr 800 erwähnt, in Frankfurt ist er erst 800 Jahre später, um das Jahr 1600, nachgewiesen. Bereits 1638 wurde per Ratsverordnung eine Reinhaltungsbestimmung festgelegt, an die sich die Apfelweinkelter noch heute halten müssen. 1754 wurde die erste Schankerlaubnis in Frankfurt erteilt, seit diesem Zeitpunkt wurde das Getränk auch versteuert.
[Bearbeiten] Herstellung
Apfelwein ist herkömmlich ein reines Naturprodukt. Wie "naturtrüb" der Apfelwein im Endeffekt ist, hängt davon ab, wie viel Klärstoffe sich durch die Zugabe von sauren Früchten bilden.
Bei der frühesten Herstellung des Apfelweins wurden die Äpfel zunächst per Handarbeit in einem großen Trog zerstoßen. In späteren Zeiten wurden die Früchte dann mit Hilfe eines Mahlsteins zerkleinert, der von Pferden oder Menschen angetrieben wurde. Anschließend schlugen die Kelterer die Masse aus zerstoßenen Äpfeln in engmaschige Baumwolltücher ein und stapelten die so entstehenden Päckchen auf einem Holzrost. Durch Drehen eines Holzbalkens wurde ein Brett auf den Holzrost gesenkt, welches den Stapel zusammendrückte. Aus der Presse lief nun der frischgepresste und aromatische Saft direkt in die im Keller lagernden Eichenholzfässer. Dort begann er, häufig nach dem Zusetzen von Hefe, zu gären.
Bei der heutigen Herstellung wird der Apfelwein meist mit Hilfe von großen Maschinen gekeltert. Eine Methode ist, die Äpfel in Rinnen, welche im Boden eingelassen sind, in die Kelterei zu schwemmen und gleichzeitig zu waschen. Dann gelangen die Äpfel von dort in ein Becken, aus dem die Äpfel durch den Elevator (langes und breites Rohr mit einer Kette und Hubförderelementen), an dessen Ende sie zerstückelt werden und in einen Bottich befördert werden. Die Masse aus kleinen Apfelstücken nennt man Maische. Diese darf bei der Apfelweinherstellung nicht zu kleinstückig werden, da sich die Äpfel sonst nicht optimal auspressen lassen. Von den zerkleinerten Äpfeln werden dann die Stücke durch ein Rohr in die Presse transportiert. Nach dem Auspressen (das gut 1,5 Stunden dauert) fließt der frischgepresste Apfelsaft direkt in Edelstahltanks. Auf diese Weise werden mehrere Tonnen Äpfel gleichzeitig verarbeitet.
Während des Gärungsprozesses wird der im Apfel enthaltene Zucker von der fruchteigenen oder von der hinzugegebenen Hefe abgebaut. Bei diesem Vorgang entstehen Alkohol und Kohlendioxid, das die Luft im Tank verdrängt. Dies dauert acht bis zehn Tage und wird "stürmische Gärung" genannt. Da das in großen Mengen austretende Kohlendioxid in tiefliegenden Räumen die Luft verdrängt und daher gefährlich ist, darf in den Herstellungsräumen nur bei laufender Lüftung gearbeitet werden.
Ruht der Apfelwein nur kurze Zeit auf der Hefe, wird der Wein nicht besonders kräftig; bei längerer Lagerzeit wird er aromatischer. Je nach gewünschter Stärke nimmt der Kelterer den Wein früher oder später von der Hefe und füllt ihn in ein anderes Fass um. Dadurch schmeckt der Wein jedes Fasses anders.
Bei der industriellen Fertigung wird der naturtrübe Charakter künstlich hervorgehoben, um dem Apfelwein eine Öko-Note zu verleihen.
Die übriggebliebenen Apfelreste werden Trester genannt. Dieser ist sehr gut als Kraftfutter für Schafe geeignet. Schweine können diesen Trester nicht vertragen, denn sie haben einen für die Obstreste zu empfindlichen Magen. Der Großteil des Tresters wird aber als Biomüll entsorgt, da die Menge den Bedarf an Schaffutter bei weitem übersteigt.
Im Herbst, nach der Apfelernte, werden die Äpfel kalt ausgepresst, und man erhält den so genannten Süßen oder Süßer Viez (Mosel-Saarbereich), der in Süddeutschland und Österreich oft Most oder Süßmost genannt wird. Nach einigen Tagen wird daraus dann ein Rauscher, also ein gärender Most, der auf der Zunge bitzelt (siehe Kohlensäure). Im weiteren Verlauf entstehen dann der helle Neue und der Alte.
Einige wenige kommerzielle Apfelweinhersteller erhitzen die Äpfel vor dem Pressen, wodurch eine etwas höhere Saftausbeute erzielt wird, die nach Meinung vieler Apfelweinfreunde jedoch zu Lasten des guten Geschmacks geht.
Eine Variante des Apfelweins wird mit dem Saft unreifer Früchte des Speierlingbaumes versetzt. Diese "Säuerung" klärt den Wein und macht ihn länger haltbar. Weitere weniger bekannte Zusätze sind Quitte, Mispel, Eberesche oder Schlehe, im süddeutschen Raum und Österreich auch die Mostbirne.
Manche Hersteller verwenden im südwestlichen Raum meist den so genannten Holz- oder Viezapfel (klein und sehr säurehaltig, eine Mostapfel-Sorte, die nicht mit dem Wildapfel identisch ist) und mischen diesen (aus Mangel an Masse) mit zum Teil eingeführten etwas süßeren Sorten. Das Mischverhältnis wird aber so gering wie möglich zugunsten den Holzapfels gehalten, damit der urtypische Geschmack erhalten bleibt.
Apfelwein wird normalerweise nicht aus den modernen Apfelsorten hergestellt, da diese auf zu viel Fruchtzuckergehalt gezüchtet sind. In der Kelterung ist man auf die säurehaltigen älteren Sorten aus dem Streuobstanbau angewiesen. Der fleißige Genuss von Apfelwein trägt nicht nur zum Fortbestand der alten Apfelsorten bei, sondern auch zum Erhalt der früher landschaftsprägenden Streuobstwiesen mit ihrer mannigfachen Pflanzen- und Tierwelt (auf Grund der Risiken von übermäßigem Alkoholgenuß gilt es dabei, ein Mittelmaß zwischen Eigenveranwortung und Umweltschutz zu finden).
Alte Apfelsorten, die für die Apfelweinherstellung wichtig sind, sind z. B.Weißer Matapfel, Viezapfel, Bohnapfel, Erbachhofer, Trierischer Weinapfel.
[Bearbeiten] Darreichung
Apfelwein wird, da er häufig trüb ist, üblicherweise im Gerippten (Glas mit Rautenschnitt, dessen Schnitte das Licht reflektieren) serviert. Die Größe dieses Glases beträgt häufig 0,25 Liter. Von Großkeltereien in 1-Liter-Flaschen angelieferter Apfelwein wird meistens in Gläsern zu 0,25 Liter (die große Variante fasst 0,5 Liter) ausgeschenkt. Die traditionelle Glasgröße ist jedoch 0,3 Liter. An ihr halten die traditionellen Apfelweingaststätten und deren Gäste fest. Das 0,25 Liter-Glas wird denn auch folgerichtig als "Beschisserglas" bezeichnet, da es weniger Apfelwein zu meist gleichem Preis mit sich bringt. Der Ausschank von Apfelwein in anderen Glasarten (beispielsweise Longdrinkgläsern) ist absolut unüblich. Ein mit Apfelwein gefülltes Geripptes wird auch als Schoppen bezeichnet. Das gerippte Muster der Apfelweingläser ist üblich, weil früher oft ohne Besteck gegessen wurde und die Gläser ohne Musterung leichter aus den dann fettigen Händen glitten als die Gerippten.
![Geripptes und Bembel](../../../upload/shared/thumb/e/e3/ApfelweinKlein.jpg/180px-ApfelweinKlein.jpg)
In Gesellschaft oder bei größerem Durst bestellt man Apfelwein auch im Bembel, einem Krug. Das dickbäuchige Gefäß aus salzglasiertem Steingut hat üblicherweise eine graue Grundfarbe mit blauem Muster. Die verschiedenen Größen werden in der Regel nach ihrem Inhalt in Gläsern benannt (beispielsweise 4er oder 8er Bembel, dabei sind je nach Verwendungsort die kleinen 0,25 Liter oder die 0,3 Liter Gläser zugrundegelegt. Dementsprechend kann ein 4er Bembel 1 Liter, aber auch 1,2 Liter Apfelwein enthalten).
In Eifel, Hunsrück, Moseltal, am unteren Saarverlauf und Trier ist das Trinkgefäß "Viezporz" (meist 0,4 l, inzwischen auch als 0,2 l oder Miniatur für Schnaps (4 cl) erhältlich) zu Hause, der aus weißem Porzellan oder Steingut besteht, woher auch der Name "Porz" abgeleitet ist (gesprochen: "Poarz" oder "Peerzi" = moselfränkisch). Beliebt ist hier auch der frischgepresste so genannte "süße Viez". Er ist besonders erfrischend, wenn der Gärungsprozess bereits eingesetzt hat (prickelt auf der Zunge). In früheren Zeiten bewahrte man den Viez hier in größeren Steingutgefäßen auf (Viezkrug), ähnlich dem "Bembel" im Frankfurter Raum. Damals hatte der Viez wegen seines niedrigen Preises und Ermangelung anderer alkoholischer Getränke sowie der Einfachheit der Herstellung und der Haltbarkeit einen - vornehmlich bei der ärmeren Bevölkerung - sehr hohen Stellenwert. So saß man im Winter um den üblicherweise in der Mitte des Gastraumes aufgestellten großen Ofen herum, auf dem der Viez aufgewärmt wurde, spielte Karten und erzählte sich dabei so manche Neuigkeiten und Geschichten. Der Viez durfte Zu jener Zeit bei keiner Feier fehlen und er wurde auch sehr gerne beim Wandern wie auch bei der Feldarbeit als Teil des Proviants verwendet. Biertrinker galten damals als Angeber. Da die Nachfrage in Gastronomiebetrieben nach Viez in den letzten Jahren nach einer etwa zwei Jahrzehnte dauernden Flaute wieder sehr stark gestiegen war, ging man (etwa seit 1990) in vielen Gaststätten dazu über, den Viez wie Bier über die Zapfanlage mittels Kohlensäure auszuschenken, was den Viez noch frischer und prickelnder schmecken lässt. Hierzu sollte jedoch gesagt sein, dass man den Apfelwein auf Dauer nicht mit einem gewöhnlichen Bierzapfhahn zapfen sollte. Der Apfelwein ist so aggressiv, dass er den Edelstahl-Bierhahn zerfrisst, weshalb man sich mit der Variante aus Plastik begnügen muss.
Als altes Hausmittel gegen Erkältungen oder auch als wärmendes Getränk in der kalten Jahreszeit, ist der heiße Apfelwein beliebt, wobei der Apfelwein erhitzt (nicht gekocht!) und mit Zimtstange, evtl. Gewürznelken und Zitronenscheibe serviert wird. Bei dieser Variante ist die Beigabe von Zucker ausnahmsweise nicht tabu. Für "heißen Apfelwein" benötigt man an Zutaten: 1 Liter Apfelwein, 125 Milliliter Wasser, 60 Gramm Zucker, eine Viertel Stange Zimt, drei Gewürznelken und zwei Scheiben einer unbehandelten Zitrone. Zucker, Zimt und Gewürznelken werden mit dem Wasser aufgekocht, und dann lässt man dieses Gemisch 30 Minuten ziehen. Danach werden die Gewürze aus dem Topf genommen. Anschließend wird der Sud mit dem Apfelwein vermischt und vorsichtig bis kurz vor den Siedepunkt erhitzt.
[Bearbeiten] Apfelwein als Mischgetränk
Böse Zungen aus hessenfremden Regionen behaupten, Apfelwein sei das, was erst nach dem 7. Glas zu schmecken anfängt. Vermutlich deshalb haben sich verschiedene Abarten entwickelt:
- Die üblichste ist der Sauergespritzte oder auch einfach nur „Sauer“ oder „G'spritzte“: verschnitten mit Mineralwasser, also eine Apfelweinschorle oder Viezschorle. Wer mehr als die übliche Menge Wasser in seinem Apfelwein wünscht, bestellt einen Tiefgespritzten beziehungsweise einen Batschnassen.
- Ebenfalls verbreitet ist der Süßgespritzte oder Süße (nicht zu verwechseln mit dem frischgepressten „Süßen“): verschnitten mit Orangenlimonade oder Zitronen-Limonade oder auch mit frischem Apfelmost; üblicherweise wird Süßgespritzter jedoch ausschließlich mit Zitronenlimonade gemischt.
- In alten Zeiten wurde in den feinen Frankfurter Herrschaftshäusern Apfelwein mit Sekt gemischt. Man nennt diese Variante daher Herrengespritzter oder Herrschaftsgespritzter. Vereinzelte Keltereien versuchen diese Tradition wiederzubeleben und bieten diese Mischung in Sektflaschen abgefüllt an.
- Auch beliebt ist das Mischen von Apfelwein und Apfelsaft (Halbe-Halbe).
- Deutlich seltener wird Apfelwein mit Cola gemischt. Die Kelterei Possmann vertreibt es als fertiges Mischgetränk unter dem Namen Äppler-Cola. Das Kurzwort hierfür ist KE und die Abkürzung für Kola-Eppler (Hochdeutsch Cola-Apfelwein); insbesondere in Frankfurt ist aber auch der Name „Korea“ verbreitet. Im Grenzgebiet zu Luxemburg ist das Mischen mit Cola dagegen vor allem bei Jugendlichen sehr beliebt (Covie für Cola-Viez). Im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis hat sich der Begriff „Aco“ eingebürgert. Außerdem ist der Name „Panzer“ im Main-Kinzig-Kreis verbreitet. Vereinzelt hat sich hier auch der Begriff "Panzersprit" eingebürgert.
- In der Nauheimer Gegend wird dazu in Kurzform „Schabba“ bzw. ausgesprochen „Schabbalabba“ gesagt.
- In der Wetterau nennt man ihn wegen des braun-rötlichen Farbtons "Fuchs".
- Und noch etwas seltener ist die Kombination mit Bier, welche den Namen „Bembelschlabber“ trägt.
- Auch ist die Mischung mit Zitronenlimonade im moselfränkischen Bereich beliebt (Viez-Limo oder seltener Lim-Viez).
Das Mischen (insbesondere mit Cola) gilt bei vielen Apfelweinliebhabern übrigens als Kulturverbrechen. Jedoch ist gerade das Mischen mit Cola in einigen Gegenden im tiefen Odenwald eine durchaus gängige Methode, den Apfelwein zu trinken. Das Mischverhältnis beträgt ca. 80 Prozent Apfelwein zu 20 Prozent Cola. Die Cola dient sozusagen nur als Farbzusatz.
Einige Puristen unter den selbstkelternden Wirten verweigern den Ausschank von Süßgespritztem. So gibt es beispielsweise einige Frankfurter Apfelweinlokale, in denen grundsätzlich kein Süßgespritzter ausgeschenkt wird. Bestellt ein Gast ihn dennoch, so wird ihm Apfelwein und Limonade getrennt voneinander serviert, der „Kulturfrevel“ des Mischens wird ihm selbst überlassen.
Um den Geschmack des Apfelweins in der gewünschten Weise zu verändern, geben die Kelterer zu den Äpfeln auch Quitten, Mispeln und Speierling hinzu. Beim Speierling weist manchmal der Name nicht auf die Frucht, sondern auf einen besonders herben Apfelwein hin – echter Speierling ist recht selten und daher teuer. Hinzu kommen die von Kelterei zu Kelterei verschiedenen Bräuche und Herstellungsarten, die oftmals zu sehr großen Unterschieden im Geschmack führen.
Ergänzung zu „Halbe-Halbe“ aus der Ostschweiz: Die Mischung von Süßmost und Saft wird auch als „ghürotne“ (verheirateter) bezeichnet.
Im Schwäbischen gibt es noch "Mostbowle": Apfelwein, Zitronenlimonade und in Scheiben geschnittene unbehandelte Zitrone, wird im Sommer als Erfrischung getrunken.
[Bearbeiten] Die Apfelweinvielfalt
In Bezug auf Apfelwein bietet sich eine vielfältige Produktpalette. So gibt es Apfelweinbrot, Apfelweinkäse, Apfelweinkuchen, Apfelweineis, sogar Apfelweinbratwurst bis hin zu geräucherten Apfelweinknackern. Weitere Highlights der Produktpalette sind der Apfelschaumwein und der Apfelweinlikör. Selbst die Reste des Apfels werden außer als Schafkraftfutter auch für den menschlichen Verzehr verwendet. So gelten etwa Schnitzel paniert mit "Trester" (den nach dem Keltern übriggebliebenen Schalen) als besondere Spezialität. Die allseits bekannte Weincreme wird in jüngster Zeit im moselfränkischen Raum statt mit Wein alternativ auch mit Apfelwein zubereitet und hat demzufolge den Namen Viezcreme erhalten.
[Bearbeiten] Verbreitung
![Apfelweinviertel in Frankfurt-Sachsenhausen](../../../upload/shared/thumb/3/30/Apfelweinviertel.jpg/180px-Apfelweinviertel.jpg)
Hergestellt und konsumiert wird Apfelwein überwiegend in Hessen (siehe auch: Hessische Apfelwein- und Obstwiesenroute), insbesondere im Frankfurter Raum, der Wetterau, dem Taunus und im Odenwald, im Nassauer Land sowohl in Hessen als auch in Rheinland-Pfalz, in Unterfranken, Württemberg, im gesamten moselfränkischen Raum, im Thurgau, im Mostviertel und in der unteren Steiermark. Hochburgen sind Merzig (Saarland) und der Trierer Raum sowie das Gebiet am unteren Saarlauf und auch das gesamte Grenzgebiet von Luxemburg zu Deutschland. In den obengenannten Gebieten gibt es neben wenigen Großkeltereien eine Vielzahl von Gastronomiebetrieben, die Apfelwein selbst herstellen, sowie kleine und private Keltereien, die noch nach alten Hausrezepten keltern. In einigen dieser Regionen wird regelmäßig eine Viezprämierung veranstaltet, in denen hauptsächlich die kleineren und privaten Keltereien im Wettbewerb stehen. Auch Viezfeste werden regelmäßig veranstaltet, bei denen nicht selten Viezkönig(innen) und Viezprinzessinnen gekürt werden. Zu diesen Anlässen werden auch zunehmend Viezlieder komponiert und gesungen. Sogar eine öffentlich ausgezeichnete Viezstraße („Route du Cidre“) verläuft zwischen Wallerfangen und Konz.
[Bearbeiten] Apfelweinlyrik
- Hoscht Du Doaschd ja doann trink en Ebbelwoi,
- ach zu Worscht schmeckt oam beschde Ebbelwoi.
- Dodezu en gude Hoandkes mit veel Zwiwwel des is foi,
- schenk en oi den gude Ebbelwoi.
- Bischt Du kroank ja doann trink en Ebbeloi,
- dieser Troank macht Disch gsund der Ebbeloi.
- Hoaschd Du'S im Moache orrer Darm,
- ja doann trink en oafach warm.
- Schenk en oi den gude Ebbelwoi.
- Hoaschd du Streit ja doann trink en Ebbelwoi,
- nooch koazer Zeit kehrt die Ruh doann wia oi.
- Denn ah oan de schlechte Doache koann ma Ebbewloi vertroache,
- schenk en oi den gude Ebbelwoi.
- Treibscht du Sport ja doann trink en Ebbelwoi,
- unn sofort werschd du fit mit Ebbelwoi
- duscht du Der(Dir) en kschpritze kaafe koannschd du glei vel schneller laafe.
Lied von den Lustgratenspatzen aus Erbach.
- Es Stöffche es für alles gut,
- es fegt de Mage, labt die Schnut,
- hilft geche Rheuma, Podagra,
- Heufiewer, Gicht un Cholera,
- bringt flotten Gang stets ohne Qual
- - deswegen is es so gesund,
- so laut de ärztliche Befund.
- (Emmerich Reeck)
Gedicht in Trierer Mundart zur Trinkkultur des Viez aus der Porz:
(Helmut Haag)
Viezlied aus Thomm
- Off em Thommer Heest stäht en Apelbom, de wiest so scheen.
- Off em Thommer Heest stäht en Apelbom, de wiest so scheen.
- Un dorous keltern mir, kä Wein un och kä Bier,
- mir machen de gouden Thommer Viez.
- Wenn ä souer äs un sich löft den Hut, da schmacht ä gut.
- Wenn ä souer äs un sich löft den Hut, da schmacht ä gut.
- Un dobei eaßen mer ger, 'n Kees- oder 'n Blutwöschtschmeer,
- bei de gouden, ränen Thommer Viez.
- Weil souer lustig mät, höm mir so viel Fräd bei usem Viez.
- Weil souer lustig mät, höm mir so viel Fräd bei usem Viez.
- Ihr Leit macht leer dat Faaß, dann höt dir och viel Spaß,
- bei dem gouden, ränen Thommer Viez.
- Un solang om Heest noch dat Bämchi wiest, machen mir Viez.
- Un solang om Heest noch dat Bämchi wiest, machen mir Viez.
- Kommen mir speder dann, owen beim Petrus ran,
- dann nur mät em Perzi voll Thommer Viez!
(Melodie: Tief im Odenwald, Text: Hannelore Weber) (Moselfränkisch)
Schriftlich ist er zum ersten Male im Jahre 1834 in einem Gedicht des Trierer Mundartdichters und Erforschers Trierer Volks- und Brauchtums, Philip Laven, benannt:
- "De Viez, dat ist ä liewen Trank,
- hen eß mer liewer als de Wein;
- We'n emmer trenkt, de gevt net krank,
- de werd och emmer monter sein."
(1. von 10 Strophen) (Moselfränkisch)
[Bearbeiten] Medien
Die ARD-Sendung „Zum Blauen Bock“ mit den TV-Wirtsleuten Heinz Schenk und Lia Wöhr als Showmastern machte Ebbelwoi und den dazu gehörigen Bembel bundesweit bekannt.
Im Januar 2005 wurde das erste Mal der frische Apfelwein des aktuellen Jahrgangs im Rahmen einer TV-Sendung des hr fernsehens im Beisein politischer Größen angestochen. Diese Veranstaltung wurde 2006 wiederholt und soll als Tradition fortgesetzt werden.
Seit dem Jahr 2005 gibt es in Frankfurt am Main, wahrscheinlich die Apfelwein-Hochburg Deutschlands, das „Original Frankfurter Apfelweinquartett“. Das Kartenspiel, bestehend aus 32 Spielkarten, einem Stadtplan und einer Regelkarte, präsentiert 32 Frankfurter Apfelweinlokale und stellt einen unterhaltsamen Wegweiser von Schoppen zu Schoppen dar. Kategorien sind unter anderem „Größter Bembel“, „Preis des Schoppens“ und „Gewicht des Rippchens“. Ein Jahr später erschien eine neue, inhaltlich überarbeitete Auflage des Kartenspiels mit neuen Lokalen und aktualisierten Kategorien.
[Bearbeiten] Apfelwein in anderen Ländern
Varianten des Apfelweins sind auch in Frankreich (Cidre), Großbritannien, Irland, Schweden, USA (Cider), Spanien (Sidra), Slowenien (Jablocnik) und Finnland (Siideri) bekannt. Ein ähnliches alkoholisches Getränk, das aus Äpfeln und Birnen hergestellt wird, trägt in Süddeutschland, der Schweiz und Österreich den Namen Most.
In der Schweiz wird unterschieden zwischen Apfelwein (klar, spritzig) und saurem Most (klar oder trüb), das heißt gegorenem Apfelsaft. Sauerer Most wird vor allem in der Ostschweiz produziert, wo er der Einfachheit halber "Saft" genannt wird. Der Kanton Thurgau, der schweizweit am meisten Äpfel produziert, wird deshalb oft scherzhaft als "Mostindien" bezeichnet.
[Bearbeiten] Literatur
- Kathrin Zimmermann: Der Stöffche-Führer, Eichborn 1999, ISBN 3821817615
- Jörg Stier: Vom Baum in den Bembel, Die handwerkliche Herstellung der hessischen Apfelweine, CoCon-Verlag Hanau 2000, ISBN 3-928100-79-3
- Jörg Stier: Apfelwein - in Geschichten und Anekdoten, CoCon-Verlag Hanau 2006
[Bearbeiten] Weblinks
- Der Hessische Apfelwein
- Ein Buch über Apfelwein - online
- Viez, ein heimisches Nationalgetränk
- Artikel über Viez in Trier (Originalseite: www.fischers-maathes.de)
- Viez aus Thomm
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