Franziskaner
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Die Franziskaner sind ein im 13. Jahrhundert von Franziskus in Assisi in Umbrien, Italien gegründeter Bettelorden.
Die Franziskaner (OFM), lat. ordo fratrum minorum, dt. Orden der Minderen Brüder, mit heute weltweit rund 18.000 Brüdern bilden – neben den Kapuzinern OFMCap und den Franziskaner-Minoriten OFMConv – den größten der drei Zweige des Ordens des Heiligen Franz von Assisi. Der Orden ging im Mittelalter als radikaler Reformzweig aus dem etwas milderen Stammorden hervor, da dieser die strenge Armut und strikte Regelauslegung zugunsten einer umfassenden Ordensausbildung, sowie großen Konventen in Städten und an Universitäten aufgegeben hatte. Aus dem Stammzweig der Minderen Brüder gingen die Franziskaner-Minoriten hervor. Der Franziskanerorden hat bedeutende Theologen und Philosophen hervorgebracht wie Antonius von Padua, Alexander von Hales, Bonaventura von Bagnoregio, Roger Bacon sowie Johannes Duns Scotus. Der Franziskaner-Publizist Thomas Murner war Luthers wortgewandtester Gegner in der Reformationszeit. Zu den prominenten deutschen Franziskanertheologen gehört heute Hermann Schalück. Der amtierende Generalminister der "braunen" Franziskaner ist José Rodríguez Carballo.
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Anliegen und Merkmale des Ordens
Die Franziskaner leben, wie alle Bettelorden, in Armut und verdienen ihren Lebensunterhalt durch Arbeiten handwerklicher, sozialer, pastoraler und pädagogischer Art. Franz von Assisi schreibt in seinem Testament an seine Brüder: "Ich arbeitete mit meinen Händen und will arbeiten; und es ist mein fester Wille, dass alle anderen Brüder eine Handarbeit verrichten, die ehrbar ist. Die es nicht können, sollen es lernen ...". Auch Betteln diente dem Lebensunterhalt der Brüder. Ein wichtiger Bestandteil des franziskanischen Lebens war die Seelsorge, die sie intensiver betrieben als andere, kontemplative Orden. Daher siedelten sie sich vornehmlich dort an, wo der Bedarf an geistiger Fürsorge am größten war, in den langsam aufblühenden Städten. Da sie dennoch die notwendige Distanz zur laikalen Welt wahrten, können ihre Spuren vor allem in städtischen Randgebieten gefunden werden. Gottes Wort vom Frieden und der Erlösung sollen sie vor allem durch ihr Beispiel, aber auch durch das Predigen verkünden. Die Predigt erlangt durch ihr vorbildliches apostolisches Leben, die vita apostolica, gewissermaßen eine höhere Glaubwürdigkeit. Das Leben der Franziskanerbrüder war und ist – jedenfalls im Idealfall – sehr bescheiden. Der Selbstanspruch, ein bewusstes Leben mit der Schöpfung zu führen, hängt eng mit der Abkehr von irdischem Reichtum zusammen. Durch die Betonung dieses Aspektes erlangen die Franziskaner seit Beginn der ökologischen Bewegung in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts ein verstärktes Ansehen.
Ihre Kirchen sind eher schlicht gehalten und beherbergen kaum Kunstschätze. Bemerkenswert ist allerdings die Größe der Bauten, die notwendig war, um die wachsenden Stadtbevölkerungen seelsorgerisch zu versorgen.
Gründung und frühe Ausbreitung
Der Franziskanerorden wurde 1210 in der kleinen Kirche Portiunkula unterhalb von Assisi gegründet und von Papst Innozenz III. bestätigt. Er zählt zu den vier (großen) Bettelorden des Mittelalters. Der Heilige Franziskus wollte eigentlich keinen Orden gründen, sondern selbst nach dem Gebot des Evangeliums in vollständiger Nachfolge Christi leben gemäß der Aufforderung Wer vollkommen sein will unter Euch, verlasse alles, und was er hat, gebe er den Armen, dann komme er und folge mir nach. Als charismatische Persönlichkeit fand Franziskus begeisterte Anhänger, vor allem unter seinen zahlreichen Freunden, die ein Leben nach seinem Vorbild wählten.
Mit der Zeit stellte sich aber heraus, dass wie bei allen Orden eine zu große Freiheit zu Verweltlichung und Auflösung führte. Deshalb wurden die Brüder nach und nach immer fester organisiert und die Ordensregeln stärker an den „klassischen“ benediktinischen Regeln orientiert.
1217 teilte man den Orden in Provinzen ein. Von dort an trafen sich die Brüder jährlich zu so genannten Kapiteln, um miteinander zu diskutieren und Beschlüsse zu fassen.
Beim Kapitel 1219 wurde beschlossen, auch heidnische Länder zu besuchen und die Heiden zu missionieren. Mit dieser Mission zog Franziskus selbst in die „Provinz vom Heiligen Land“, die damals den gesamten südöstlichen Mittelmeerraum umspannte. Es war die Zeit der Kreuzzüge, und ein Kreuzfahrerheer war 1217 nach Ägypten aufgebrochen, um die Hafenstadt Damiette zu erobern (siehe Kreuzzug von Damiette).
Franziskus schiffte sich daher zunächst nach Ägypten ein. Mit einigen Gefährten brach er unbewaffnet aus dem Lager der Kreuzfahrer auf, um zu Fuß nach Israel zu pilgern und dabei den „Ungläubigen“ zu predigen. Arabische Soldaten nahmen ihn gefangen. Als er Sultan al-Kamil vorgeführt wurde, predigte er diesem unerschrocken sein Evangelium von der Armut und dem Frieden. Der beeindruckte Sultan ließ Franziskus unversehrt gehen.
Franziskus setzte seine Pilgerreise fort und hielt sich mehrere Monate in Jerusalem auf. Er hatte wenig Erfolg, die „Ungläubigen“ zu bekehren, begegnete aber christlichen Rittern, deren grausames Verhalten und deren Plünderungen ihm den Aufenthalt verleideten. Er predigte vergeblich den gewaltlosen Weg der Liebe.
1220 eilte er aufgrund von Nachrichten über Streit und Schwierigkeiten im Orden zurück und bestimmte Pietro Catanii als Nachfolger in der Ordensleitung.
1221 starb Pietro Catanii. Br. Elias wurde Generalvikar.
1223 verfasste Franziskus in Fonte Colombo eine zweite Fassung der Ordensregel. Sie wurde im Juni auf dem Generalkapitel behandelt und am 29. November von Papst Honorius III. bestätigt (darum Bullierte Regel). Ein knappes Jahr später zog sich Franziskus auf den Berg La Verna zurück, um das Michaels-Fasten zu halten. Am 14. oder 15. September empfing er der Überlieferung nach die Wundmale Christi (Stigmata). Nach seiner Rückkehr nach Portiuncula unternahm Franziskus auf einem Esel eine Predigtreise durch Umbrien und die Marken. In den kommenden Jahren verschlimmerte sich sein Augenleiden bis fast zur völligen Erblindung; andere Krankheiten schwächten ihn zusätzlich. 1226 starb Franziskus; er wurde schon zwei Jahre später von Papst Gregor IX. heilig gesprochen.
Armutsstreit
Nach dem Tod von Franziskus wurde in seiner Heimatstadt Assisi über seinem Grab ein Kloster mit Basilika errichtet. Einige der Anhänger störte die Pracht des Baus, da dies sich nicht mit den Armutsidealen des Ordens vereinbaren ließ. Zur Beendigung des daraufhin entbrennenden so genannten Armutsstreits verfügte Papst Gregor IX., dass eine gewählte Ordensverwaltung Gelder besitzen dürfe und der Bau von Klöstern den Absichten des Ordensgründers nicht widerspräche. Insbesondere gelang es Bonaventura von Bagnoregio, der 17 Jahre lang bis zu seinem Tod 1274 den Franziskanerorden leitete, im Armutsstreit zu vermitteln und den Franziskanerorden auf einen gemäßigten Kurs zu bringen. Dennoch schwelte der Armutsstreit weiter.
Dies führte schließlich zur Spaltung des Franziskanerordens. Im Jahr 1517 wurde diese von Papst Leo X. anerkannt. Er teilte den Orden in
- die Konventualen (Minoriten), denen ein gemeinschaftlicher Besitz erlaubt wurde, und
- die Observanten (Franziskaner), die eine möglichst enge Befolgung der Regel des Franziskus anstrebten. Sie bilden bis heute die größere Gruppe; von ihnen spalteten sich wenig später die Kapuziner ab, um sich als unabhängiger Orden zu organisieren.
Observanzbewegung, 14./15. Jahrhundert
Die heutigen braungewandeten Franziskaner gingen aus der Observanzbewegung innerhalb des ursprünglichen Minderbrüderordens hervor. Erste Gruppen entstanden etwa um die Mitte des 14. Jahrhunderts in Italien, bald aber auch in Spanien und Frankreich. Kennzeichnend für diese Bewegung, die zu dieser Zeit auch in anderen Orden auftrat, war die Rückkehr zu einer strengeren Beachtung (lat. Observanz) der ursprünglichen Ordensregel. Dazu gehörten eine radikale Befolgung des Armutsideals, eine Abwendung von den Städten und die Niederlassung in Einsiedeleien. Diese Gruppen, zu denen im 15. Jahrhundert beispielsweise Bernhardin von Siena, Johannes von Capestrano, Albert von Sarteano und Jakobus von der Mark gehörten, erhielten regen Zulauf und wurden, auch bedingt durch die Schwächung des ursprünglichen Stammordens, den sog. Konventualen, durch verschiedene äußere Einflüsse (Hundertjähriger Krieg, die Pest in den Städten, das Abendländische Schisma), schnell zu einer Mehrheit im Minderbrüderorden.
Unterteilungen der Orden
Die Gemeinschaften die sich auf den heiligen Franziskus berufen, teilen sich in drei Gruppen auf:
- Der Erste Orden, der auf die von Franziskus gegründeten Minderbrüder-Orden zurückgeht, umfasst die Franziskaner (OFM), die Kapuziner (OFMCap) und die Minoriten (Konventualen, OFMConv).
- Der Zweite Orden besteht aus den verschiedenen Zweigen der Klarissen, deren Regel auf die heilige Klara von Assisi, eine enge Vertraute des heiligen Franziskus, zurückgeht.
- Zum 1221 begründeten Dritten Orden gehören Laiengruppen, die sich in Deutschland als Franziskanische Gemeinschaft (FG) organisiert haben. Aus dem Dritten Orden haben sich eine Vielzahl neuer Gemeinschaften entwickelt, besonders im 19. Jahrhundert, die als Amigonianer, Elisabethinen, Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz, Franziskusbrüder, Franziskanerinnen, Kapuzinerinnen Liebfrauenschwestern oder Seraphisches Liebeswerk den Regulierten Dritten Orden bilden.
Heute betrachten sich alle diese Gemeinschaften als Äste der Franziskanischen Familie; im deutschsprachigen Raum haben sie sich in der INFAG, der Interfranziskanischen Arbeitsgemeinschaft, organisiert.
Auch im außerkatholischen Raum gibt es franziskanische Gemeinschaften, so z. B. die Ökumenische Franziskanische Bruderschaft (OFB) im brandenburgischen Zehdenick, anglikanische Franziskaner und evangelische Tertiaren.
Kirchen- und Klosterbauten
- Santa Croce (Florenz)
- Basilika San Francesco, Assisi
- Basilika Santa Chiara, Assisi
- Sacro Convento, Assisi
- Eremo delle Carceri, Assisi
- Santa Maria delle Carceri, Assisi
- San Damiano, Assisi
- Santa Maria degli Angeli, Assisi
- Sophienkirche (Dresden)
- Franziskanerkirche (Salzburg)
- St. Katharinen (Lübeck)
- Kloster Pupping
- Refektorium des Couvent des Cordeliers (Paris)
- Santa Maria in Aracoeli, Rom
- Kloster Wiedenbrück (Rheda-Wiedenbrück)
- Kraljeva Sutjeska - (Königsschlucht) in Bosnien
Literatur
- Herbert Grundmann: Religiöse Bewegungen im Mittelalter. Untersuchungen über die geschichtlichen Zusammenhänge zwischen der Ketzerei, den Bettelorden und der religiösen Frauenbewegung im 12. und 13. Jahrhundert und über die geschichtlichen Grundlagen der deutschen Mystik. 4. Aufl., Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1977.
Siehe auch
Weblinks
- http://www.heiligenlexikon.de/Orden/Franziskaner.htm
- http://www.franziskaner.at/
- http://www.franziskaner.de/
- http://www.franziskaner-minoriten.de/
- http://www.franziskaner-werd.ch/ Franziskaner, St. Otmar im Werd
- http://www.kapuziner.org/
- http://www.infag-zentrum.de/ Interfranziskanische Arbeitsgemeinschaft
- http://www.ofm.org/ Curia generalis OFM, Roma
- http://www.ofs.de/ Ordo Franciscanus Saecularis / Die franziskanische Gemeinschaft, d. i. die Laiengemeinschaft der Franziskaner
- http://www.klarabaum-bautzen.de.vu - Franziskanisches Begegnungszentrum Bautzen
- Franziskanerkoster Bardel/Bad Bentheim
- Bildergalerie des Franziskanerkosters Bardel/Bad Bentheim