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Fugger

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Fugger sind ein schwäbisches Geschlecht, das seit 1367 in Augsburg ansässig war. Während man lange annahm, dass die Linie „Fugger vom Reh“ 1494 erlosch, erlangte die noch heute bestehende Linie „Fugger von der Lilie“ durch die Fuggerische Handelsgesellschaft Weltgeltung. Diese wurde von Jakob dem Älteren (1469 gestorben) begründet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Wichtige Familienmitglieder und -zweige

Jakob Fugger (1459–1525), gemalt von Albrecht Dürer (um 1519)
Jakob Fugger (1459–1525), gemalt von Albrecht Dürer (um 1519)

Die Hauptvertreter der Familie waren:

  • Hans Fugger (in Augsburg ab 1367-1408)
  • Georg Fugger (1453–1506)

Nach 1525 zerbrach die herausragende Stellung der Fugger allmählich, der Reichtum der Familie ist aber in Resten noch heute vorhanden.

1514 zu Reichsgrafen erhoben wurden einzelne Familienmitglieder Bankiers der Kaiser (Raymund, 1535 gestorben, und Anton, 1560 gestorben).


Im 16. Jahrhundert Teilung in die Linien:

  • Fugger von Kirchberg und Weißenhorn (gräflich; im Mannesstamm erloschen)
  • Fugger von Glött (bis 1913 bayerische Fürsten; im eigenen Stamm erloschen)
  • Fugger von Babenhausen (bis 1803 Reichsfürsten)


Heute existieren von der Familie Fugger noch folgende Zweige:

Unter anderem wurde von Jakob Fugger dem Reichen zwischen 1514 und 1523 die erste Sozialsiedlung der Welt, die sogenannte Fuggerei in Augsburg erbaut.

[Bearbeiten] Die Geschichte der Fugger

Im vierzehnten Jahrhundert zog es viele Menschen unter dem Motto „Stadtluft macht frei“ in die Städte. Bauern und Handwerker strömten zu Hunderten in die Ballungsgebiete in der Hoffnung, dort ein besseres Leben zu führen. Im Jahre 1367 zog aus dem gleichen Antrieb heraus (er war kein Leibeigener) ein Grabener Weber nach Augsburg: Hans Fugger. Er hatte es nicht leicht, denn es gab schon viele Weber in Augsburg, doch durch harte Arbeit wurde er 1386 zum ersten Zunftmeister der Weber in Augsburg. Hiermit war der Grundstein für das spätere Imperium der Fugger gelegt.

Hans Fugger hatte zwei Söhne: Jakob den Alten, den Stammvater der Fugger von der Lilie und Andreas den Stammvater der Fugger vom Reh. Jakob der Alte baute seine Weberei weiter aus, ging dabei jedoch langsam und vorsichtig vor. Sein Bruder Andreas hingegen trennte sich von dem Geschäft seines Vaters und wechselte den Beruf. Er wurde Kaufmann. So erlangte er früh, im Vergleich zu seinem Bruder, großen Reichtum, den sein Sohn Lukas später sogar noch ausbaute. Lukas bekam ein Wappen verliehen, so sollte die Linie, der er entstammte, fortan „vom Reh“ heißen. Doch die schnelle Expansion überanstrengte Lukas und seine Brüder, sodass ihr Unternehmen nach vielen Fehlentscheidungen alles verlor.

Jakob der Alte konnte seinen Söhnen zwar nicht annähernd ein so großes Vermögen wie Andreas hinterlassen, jedoch hatte er ein stabiles Weberunternehmen und einen bescheidenen Handel aufgebaut. Nach Jakobs Tod 1469 trat Ulrich Fugger dessen Nachfolge an. Nach einer langsamen, aber erfolgreichen Vergrößerung des Handelsnetzes war ihr Name zwar noch lange keiner der ganz großen, aber unter den Augsburger Händlern auch kein unbekannter. 1473 wurde dies von Kaiser Friedrich III. durch die Verleihung eines Wappens an Jakob und seine Brüder anerkannt. Mit dem Abwickeln des römischen Ablasshandels 1476 sowie der Unterstützung Maximilians I. 1483 in Holland erschlossen die Fugger zwei große aber genauso riskante Geschäftszweige. Der Ablasshandel sollte sie später in Probleme mit den Protestanten bringen, und der Handel mit Habsburg barg die Gefahr der Verpflichtung gegenüber dem Erzhaus.

Der jüngste Sohn Jakobs des Alten, Jakob der Reiche, lernte erst für ein geistliches Amt bestimmt, während seine Brüder mit Ulrich an der Spitze die Geschäfte führten, an verschiedenen Orten die Aufgaben eines Kaufmanns kennen. Nach seiner Lehrzeit in Venedig holte ihn sein Bruder Ulrich jedoch nach Augsburg zurück, da dieser zur Abwicklung der Geschäfte der wachsenden Gesellschaft seiner Hilfe bedurfte und das Einstellen familienfremder Mitarbeiter in Führungskreise nicht in Frage kam. Binnen weniger Jahre änderte sich die Vorgehensweise der Firma, wodurch sie noch erfolgreicher wurde und 1484 eine eigene Kammer im Deutschen Handelshaus zu Venedig bekam. Für uns heute stellt sich die Frage, ob „das Verdienst an dieser Auszeichnung wirklich dem ältesten der Fuggerbrüder“ (Götz von Pölnitz: Die Fugger. S. 57[1]) gebührte oder ob es nicht Jakob gewesen war, der seit einiger Zeit die großen Erfolge der Firma verbuchte.

Neben dem Ausbau des Handels mit Wolle, Seide, Barchent (ein Mischgewebe aus Baumwolle auf Leinenkette) und Spezereien wurde in Kooperation mit der Firma Auer und Metzler der Familie Thurzo in Ungarn in den Bergbau investiert. Hierzu wurden Bergwerke gepachtet, diese durch deutsche Spezialisten modernisiert und dann die Metalle über den eigenen Handelsweg nach Augsburg gebracht, um die Edelmetalle von dort aus besonders an Münzpräger zu liefern.

Mit dem zum großen Teil aus dem Handels- und Montangeschäft (Bergbau) verdienten Geld half die Fugger-Gesellschaft, an deren Spitze sich schon bald Jakob der Reiche behaupten konnte, vermehrt dem deutschen König Maximilian I. aus dem Hause Habsburg. So half die Gesellschaft Maximilian I. z. B. bei der Übernahme Tirols 1490, der Hochzeit mit Bianca Maria Sforza 1494 oder der Finanzierung des italienischen Kriegs 1496. Im Ausgleich half der König den Fuggern, indem er Gesetze zu ihren Gunsten änderte oder schrieb und ihnen Handelsprivilegien erteilte.

Im Jahre 1505 verstärkten sich außerdem die Beziehungen zum Papst, indem die Fugger ihm Geld zur Anwerbung der ersten Schweizer Garde liehen.

Mit dem Tode Ulrich Fuggers 1510 fielen nun alle großen Entscheidungen Jakob zu. Daraus entstand 1512 die monarchische Organisation der Firma. Eine der größten und berühmtesten Investitionen Jakob Fuggers war 1519 die Finanzierung der Königswahl Karls V. (vorher Karl I. von Spanien). Die Fugger brachten zur Bestechung der Kurfürsten des Reiches, die den Kaiser wählten, insgesamt 852.000 Gulden Kredit zusammen, zur Tilgung dieser Schulden wurde 1521 beim Wormser Reichstag ein Vertrag abgeschlossen.

Die letzten vier Lebensjahre Jakobs wurden von Aufständen in den fuggerschen Bergwerken in Ungarn, Unruhen gegen die Fugger in Augsburg selbst und von Monopolklagen gegen die Fugger für Jakob erschwert. Doch auch in seinen letzten Lebensjahren behauptete er sich gegen seine Gegner und leitete auch weiterhin die Geschicke der Firma mit viel Erfolg. Die Aufstände schlug er nieder und auch die Klagen konnte er mit Hilfe Karls V. zurückweisen. Für Letzteren resultierten daraus weitere Kredite der Fugger, die unter anderem zur Finanzierung des Krieges bei Pavia in Italien benötigt wurden, der dank des Geldes Fuggers siegreich war.

Im Jahre 1525 starb Jakob der Reiche. Dadurch erbte sein Neffe Anton, der Sohn Georg Fuggers, der Bruder Jakobs, eine Gesellschaft, die in ihrem „politischen und wirtschaftlichen Einfluss [...] den der Medici übertraf und allenfalls seinesgleichen in der Kapitalmacht der Rothschild“ (Hans Herzfeld: Geschichte in Gestalten) fand.

Ebenso wie Jakob, war Anton ein begnadeter Kaufmann und „Florentinern der Zeit, die um das Dioskurenpaar von Handel und Herrschaft guten Bescheid wussten, galt dieser junge Mann [...] als 'ein Fürst der Kaufleute'“ (Götz von Pölnitz: Die Fugger. S. 154[1]). So ist es auch nicht verwunderlich, dass Anton mit ähnlicher Energie und genauso viel Geschick die Geschäfte der Firma fortführte. Er pflegte nicht nur die Beziehungen zu Karl V., sondern half auch dessen Bruder Ferdinand I., der seit den mit seinem Bruder 1521/22 geschlossenen habsburgischen Teilungsverträgen die österreichischen Erblande sowie Tirol und Württemberg regierte, da auch Ferdinand I. sich, wie sein Bruder, oft in finanzieller Not befand. Die Firma stellte Karl V. immer wieder Geld zur Verfügung, da Feldzüge gegen die Türken und die Franzosen Unmengen an Geldern verschlangen, die Spanien nicht besaß. Als Sicherheiten und zur Tilgung wurden Fugger die Rechte an spanischen Quecksilber- und Zinnober-Bergwerken sowie Ländereien und Privilegien zuteil. Von Ferdinand I., dem die Firma auch oft und viel Geld lieh, um zum Beispiel dessen Erhebung zum König in Ungarn und Böhmen (hiermit wurde das spätere Königreich Österreich-Ungarn begründet) oder die Soldaten zur Verteidigung gegen die Türken zu finanzieren, bekam Anton keine Gegenleistungen, natürlich musste Ferdinand I. ihm auch Zins und Tilgung zahlen, weiter reichte die Dankbarkeit jedoch nicht. Noch im gleichen Jahr der Königserhebung Ferdinands I. intrigierte Letzterer für Höchstetter im Quecksilberstreit in Spanien gegen die Fugger.

Als 1545 mit der Eröffnung des Trienter Konzils die Gegenreformation begann, griff die Gesellschaft zwar Karl V. finanziell unter die Arme, jedoch war der Katholik Anton stets um Frieden zwischen den Parteien bemüht. Nachdem Augsburg, das sich zum Protestantismus bekannt hatte, von Karl V. erobert worden war, half Fugger bei der Finanzierung der Kriegsschuld und Stand für seine Heimatstadt ein, obwohl er einst aus der Stadt verwiesen worden war. Fugger musste trotz aller Bemühungen um Frieden seinerseits damit rechnen, dass seinem Handel durch den Krieg größere Schwächungen drohten. Darum versuchte er, durch große Kredite an Heinrich VIII. von England dort Rückhalt aufzubauen.

Nachdem Philipp II. die Nachfolge Karls V. angetreten hatte, entschloss sich Anton, die Firma langsam abzubauen und das Vermögen in Ländereien umzusetzen. Hierzu mögen ihn vielleicht auch Fehler von Familien- und somit Firmenmitgliedern, sowie Betrug in der Antwerpener Faktorei bewegt haben, da diese die Firma viel Geld kosteten.

Bis zu seinem Tode 1560 schaffte er es nicht, die Firma komplett aufzulösen, zu oft war er gezwungen, sich anderen Dingen zu widmen, vor allem den Geldwünschen Philipps II. Und es ist anzunehmen, dass er sich auch gar nicht hätte zurückziehen können: Dafür war er im Geiste zu sehr Kaufmann. Das äußert sich darin, dass er bis zu seinem Tode die Führung ähnlich wie sein Vorgänger Jakob nicht aus der Hand gab.

Bei seinem Tode hinterließ Anton Fugger seinen Nachfahren zahlreiche Ländereien und ein Vermögen von 5 Millionen Gulden.

Mit dem Tode Antons ging die Blütezeit des fuggerschen Imperiums, das über ein Jahrhundert in der Politik und Wirtschaft Europas eine bedeutende Rolle gespielt hatte, bis Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 endgültig vorüber.

Noch heute leben direkte Nachfahren Jakob des Alten in Schwaben auf ihren Ländereien; auch gibt es heute noch die Fürst-Fugger-Privatbank KG in Augsburg, die ihren Ursprung in dem Schaffen Jakobs des Reichen und Anton Fuggers hat. Die Fuggerei, als soziale Einrichtung zwischen 1514 und 1523 von Jakob dem Reichen erbaut, betreut noch heute mittellose Bürger für heute 0,88 Euro im Jahr sowie drei Gebete am Tag. Im 2. Weltkrieg stark beschädigt, wurde die Fuggerei in den Jahren nach dem Kriegsende vom Träger, den Fuggerschen Stiftungen unter Leitung von Joseph-Ernst Fürst Fugger von Glött, dem damaligen Eigentümer vom Fuggerschloss Kirchheim/Schwaben, wieder aufgebaut. Noch heute werden die die Fuggerei umgebenden Tore pünktlich um 22:00 Uhr geschlossen, einen späteren Einlass gibt es dann nur noch gegen eine „Strafzahlung“ beim Wächter.

[Bearbeiten] Fugger vom Reh

Andreas Fugger gilt als Stammvater dieser Linie der Fugger. Zusammen mit seiner Frau Barbara Stammler vom Ast zog er neben fünf Töchtern vier Söhne – Jakob (* 1430), Lukas (* 1439), Matthäus (* 1442) und Hans (* 1443) – groß, die den Fortbestand der Linie sichern sollten.

Der Name vom Reh entstammt dem Symbol auf dem ersten Wappen der Familie, welches sie von Kaiser Friedrich verliehen bekamen.

War Andreas noch ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann mit hohem Ansehen in Augsburg und weit darüber hinaus, begann doch schon in der nächsten Generation der Niedergang der Linie Fugger vom Reh. Lukas I, ein Sohn des Andreas und Chef des Familienunternehmens, der zunächst sehr erfolgreich agierte und die Fugger vom Reh zu einer wahren Handelsmacht hatte werden lassen, übernahm sich bei Geschäften mit den Habsburgern; so wurde ein hohes Darlehen, welches Lukas I dem Kaiser Maximilian gab, nicht zurückgezahlt. Der Kaiser hatte als Sicherheit die belgische Stadt Leuven angeboten. Lukas war, geblendet von der Vorstellung, vom Kaiser eine ganze Stadt als Sicherheit in Aussicht gestellt zu bekommen, darauf eingegangen. Doch das Pfand war faktisch wertlos, denn der Stadt Leuven konnte sich Lukas natürlich nicht bemächtigen, so war das Geld verloren. Lukas beschwerte sich mehrfach beim Kaiser, doch der dachte gar nicht daran, Lukas das Geld zurückzugeben, er verwies nur immer wieder auf die Stadt Leuven, deren Einwohner nicht im Traum daran dachten, für die Schulden des fernen Kaisers einzustehen. Da nützte es den Fuggern vom Reh auch nichts, dass der Kaiser auf Drängen des Lukas im Jahre 1499 schließlich die Reichsacht über die Stadt verhängte, bedeutete dies doch lediglich, dass die Stadt sich im Falle eines Angriffs nicht auf die Hilfe kaiserlicher Truppen verlassen konnte und davon ließen sich die Bürger von Leuven nicht sonderlich beeindrucken. Die Familie ging bankrott und versank in der geschichtlichen Bedeutungslosigkeit. Noch einmal ließ der Kaiser die Fugger vom Reh seine volle Ironie spüren, war er sich doch nicht zu schade, die Häupter der verarmten Sippe auch noch zu „Titularkönigen von Atlantis“ zu ernennen, natürlich in Anlehnung an den Untergang des sagenhaften Kontinents. Nur wenige Angehörige der Familie Fugger vom Reh erlangten noch nach dem Bankrott der Familie Geltung. So wurde Ulrich Fugger (1524–1586), ein Enkel von Matthäus Fugger, Mitte des 16. Jahrhunderts Bürgermeister von Augsburg. Besser als Lukas Fugger erging es auch dem jüngsten der vier Söhne des Andreas, Hans Fugger vom Reh. Er wurde bereits 1496 in die Dienste der Fugger von der Lilie, der letztendlich erfolgreicheren Linie des Hauses Fugger, übernommen und gelangte zu Ansehen, u. a. wurde er schon 1494 Gassenhauptmann in Nürnberg. Er starb 1503 in Fuggerau bei Villach in Österreich. Der älteste Sohn des Hans, Gastel (1475–1539), war ebenfalls als Kaufmann in Diensten der Fugger von der Lilie, er kam durchaus zu Wohlstand und war ein stolzer Mann. Im Jahre 1529 wurden Gastel Fugger und seine Familie in den erblichen Adelsstand erhoben, das Wappen der Fugger vom Reh wurde mit einer goldenen Krone, dem heraldischen Zeichen des Adels, versehen. Gastel Fugger vom Reh starb im Jahre 1539. Von seinen Kindern tat sich besonders Wolfgang Fugger hervor. Er lebte von 1519/20 bis 1568, war verheiratet mit Margaretha Tetzel und hatte elf Kinder. Wolfgang Fugger war ein ausgezeichneter „Schreibmeister“, u. a. brachte er im Eigenverlag in Nürnberg eine der frühesten gedruckten Schreibvorlagen heraus, was ihn bekannt machte und ihm Ansehen verschaffte. Das Kaiserhaus Habsburg in Wien erinnerte sich im Jahre 1547 offenbar an die unschönen Geschehnisse um Lukas Fugger vom Reh, die nun beinahe ein halbes Jahrhundert zurücklagen. Diese Familie Fugger vom Reh, so dachte man wohl, war seinerzeit nicht ganz ohne Zutun des damaligen Monarchen Maximilian I. in den Bankrott geraten und so sollte sie nun, da sich schon die dritte Generation wieder erfolgreich hervortat, entschädigt werden. Wenngleich ein Reichtum wie zu Zeiten des Andreas und anfänglich auch des Lukas Fugger vom Reh von der Familie nie wieder erreicht wurde, erhob Kaiser Karl V. Wolfgang Fugger vom Reh und seine Familie in den erblichen Grafenstand, wohl auch in dem Bewusstsein, dass seine Wahl zum König und Kaiser zu einem nicht unerheblichen Teil mit Fuggerschen Geldern finanziert worden war. Schon 65 Jahre später jedoch starb diese Linie mit dem Tode des Johann Christoph Fugger aus. Dieser Sohn des Wolfgang Fugger brachte es u. a. als Kanzleischreiber und „Registrant“ am kaiserlichen Hof in Prag zu hohem Ansehen. Nach 1612 wurden die Fugger vom Reh dann nur noch durch die Nachkommen des Matthäus repräsentiert, alle anderen Linien der Familie waren inzwischen erloschen. Die verbliebenen Nachfahren waren als Angestellte der Fugger von der Lilie im schlesischen Bergbau als Kaufleute, Kämmerer und Verweser (Verwalter) tätig. Als im 16. Jahrhundert das Fuggersche Bergwerksgeschäft abflaute und immer mehr Gruben geschlossen wurden, begannen die Fugger vom Reh, im Handwerk und in der Landwirtschaft tätig zu werden. Die Familie verlor an Bedeutung und fiel in das Dunkel der Anonymität. Lange gab es keine Spur mehr von den Nachkommen des Andreas, der doch einst ein so erfolgreicher Unternehmer gewesen war und der Familie die besten Voraussetzungen mit auf den Weg gegeben hatte, erst im Jahre 2001 gelang einer Gruppe Genealogen, selbst Namensträger Fugger, der Beweis ihrer Abstammung von Andreas Fugger vom Reh. Es gelang, den Stammbaum der Fugger vom Reh zu rekonstruieren und zu aktualisieren, so dass nun die nahezu vollständigen Stammtafeln vorliegen. Die Mitglieder der Familie leben heute, in zahlreiche Linien verzweigt, im gesamten Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Sämtliche heute lebenden Mitglieder der Familie gehen auf Matthäus Fugger vom Reh, den drittgeborenen Sohn von Andreas Fugger, zurück. Rein rechtlich gesehen stehen den Oberhäuptern der einzelnen Familienzweige noch heute die Titel „Titularkönig von Atlantis“ und, wie allen anderen Familienmitgliedern, „Graf vom Reh“ zu. Markus Fugger ist der Chronist der Familie, der gemeinsam mit Marianne Fugger (Neu-Ulm) und Hans Fugger (Rathenow) auch die genealogischen Forschungen geleitet und durchgeführt hat.

[Bearbeiten] Jakob Fugger, genannt „der Reiche“

Jakob Fugger der Reiche wurde am 6. März 1459 in Augsburg als Sohn Jakobs des Alten Fuggers geboren. Nach einer klerikalen Ausbildung wurde er von seinem älteren Bruder Ulrich, der den väterlichen Betrieb übernommen hatte, 1478 zur dortigen Mithilfe gebeten.

Nach einem Jahr Lehrzeit in Italien und einigen weiteren Jahren, in denen er die internationalen Beziehungen des Betriebes verbesserte, zeigte sich, dass der Kleriker ein sehr gutes wirtschaftliches Verständnis und Geschick besaß, wodurch Jakob bald seinen Bruder Ulrich, der zwar ein sehr fleißiger und ordentlicher, jedoch wenig herausragender Kaufmann war, von der Spitze des Unternehmens verdrängte.

Durch den Einstieg in den Montanhandel und den Ausbau des bestehenden Handels mit verschiedenen Textilien und anderen Gütern erwirtschaftete der Betrieb unter seiner Leitung ein Vermögen, mit welchem er u. a. den Italienfeldzug von Maximilian I. ermöglichte und später Karl I. von Spanien Bestechungsgelder in Höhe von 543.000 Gulden für dessen Wahl zum König als Kredit gewährte. Dadurch wurde das Familienunternehmen zu dem größten Bankhaus seiner Zeit. Bis heute ist kein Vermögen mit Ausnahme des der Rothschild mit dem der Fugger zu vergleichen.

Jakob der Reiche starb am 30. Dezember 1525 in Augsburg.

[Bearbeiten] Anton Fugger

Nach dem Tode Jakob des Reichen übernahm dessen Neffe Anton Fugger (geboren am 10. Juni 1493 in Augsburg) das Familienunternehmen. Mit gleichem Geschick und einem ebenso guten Blick für wirtschaftliche und politische Zusammenhänge wie sein Onkel setzte Anton die Geschäfte der Firma fort. Er tätigte, wie sein Onkel auch, Geschäfte mit den Habsburgern Karl V. und Friedrich I., gewährte aber auch den englischen Königen Heinrich VIII. und Eduard VI. Kredite.

Im Krieg zwischen Protestanten und Katholiken unterstützte er zwar traditionsgemäß die Habsburger, bemühte sich aber gleichzeitig darum Frieden zu stiften, was ihm jedoch nur begrenzt gelang.

Durch die Kredite und Altschulden von Philipp II. von Spanien verlor die Gesellschaft viel Geld, da die Könige zahlungsunfähig waren. Dies und anderes bewegte wohl Anton dazu, sich langsam aus dem Geschäft zurückzuziehen. Zur Sicherung des Vermögens kaufte er große Ländereien auf.

Anton Fugger starb am 14. September 1560 in Augsburg. Zusätzlich zu dem Großgrundbesitz vererbte er ein großes Vermögen von fünf Millionen Gulden.

[Bearbeiten] Die Fugger als Motiv in der populären Kultur

Christoph Fugger (1520–1579), gemalt von Christoph Amberger (1541)
Christoph Fugger (1520–1579), gemalt von Christoph Amberger (1541)

Über die Fugger sind zahlreiche populäre Sachbücher erschienen. Auch mehrere historische Romane beziehen Handlungselemente aus dem Leben der Kaufmannsfamilie, neuere Werke sind Tanja Kinkels Die Puppenspieler, Thomas R. P. Mielkes Gold für den Kaiser und Peter Dempfs Das Amulett der Fuggerin.

1982–1983 strahlte die ARD die sechsteilige Fernsehserie Vom Webstuhl zur Weltmacht über den Aufstieg der Fugger aus, die auf Günter Oggers Buch Kauf Dir einen Kaiser beruhte.

Die erfolgreiche Wirtschaftssimulation Die Fugger II von 1996 bezieht sich in ihrem Namen auf die Familie. Nicht zuletzt wegen eines Streits um die Namensrechte seitens der Familie Fugger ist das Computerspiel nicht mehr im Handel erhältlich. Der Nachfolger des Spiels ist seit dem Rechtsstreit unter dem Namen Die Gilde vertrieben worden.

[Bearbeiten] Literatur

  • Franz Herre: Die Fugger in ihrer Zeit. 12 Auflage. Wißner-Verlag, Augsburg 2005, ISBN 3-89639-490-8.
  • Hans Herzfeld (Hrsg.): Geschichte in Gestalten. Band 2: F–K, Fischer Taschenbuch, Frankfurt a. M. 1980, ISBN 3-596-24525-7.
  • Günter Ogger: Kauf dir einen Kaiser. Die Geschichte der Fugger. 17. Auflage. Droemer Knaur, München 1995, ISBN 3-426-03613-4.
  • Götz von Pölnitz: Die Fugger. 6. Auflage. Mohr, Tübingen 1999, ISBN 3-16-147013-3.
  • Martha Schad: Die Frauen des Hauses Fugger. 2. Auflage. Piper Verlag, München 2004, ISBN 3-492-23818-1.
  • Peter Garski: Das Fuggerei-Phantom. A-Crime, Augsburg 2005, ISBN 3-923914-62-8.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. a b Götz von Pölnitz: Die Fugger. Verlag Heinrich Scheffler, Frankfurt a. M. 1960.

[Bearbeiten] Weblinks

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