Gert Hoffmann
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Gert Hoffmann (* 1. März 1946 in Berlin) ist ein deutscher Politiker (CDU) und Jurist. Während seines Studiums war er von 1967-1969 Mitglied der Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD). Seit dem 1. November 2001 ist er Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig.
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[Bearbeiten] Ausbildung und Beruf
Hoffmann erlangte 1967 am Arndt-Gymnasium in Berlin-Dahlem das Abitur. Seinen Wehrdienst leistete er in Wesendorf (Landkreis Gifhorn) ab. Die nächsten Jahre verbrachte Hoffmann in Göttingen. Er begann an der Georg-August-Universität ein Jura-Studium, machte sein Referendariat (1972 bis 1974) bei der Stadt Göttingen und beim Regierungsbezirk Hildesheim, legte die Prüfung zum Assessor (1974) ab und war anschließend an der Universität als wissenschaftlicher Assistent tätig.
Ab 1975 arbeitete er kurze Zeit als Assessor beim Städte- und Gemeindebund Niedersachsen und beim Landkreis Land Hadeln in Otterndorf. Im Mai 1976 übernahm er die Stelle des Samtgemeinde- und Gemeindedirektors der Samtgemeinde Hemmoor, 1979 stellte er sich in der Stadt Gifhorn zur Wahl des Stadtdirektors, dort war Hoffmann von 1981 bis 1991 tätig. 1983 bewarb er sich in Hildesheim für das Amt des Oberstadtdirektors, musste jedoch seine Kandidatur nach Bekanntwerden seiner zwischenzeitlichen NPD-Mitgliedschaft zurückziehen. Während seiner Zeit in Gifhorn promovierte er bei Edzard Schmidt-Jortzig.
Im Januar 1991 wurde er Regierungspräsident im Regierungsbezirk Dessau. In Hoffmanns Zeit als Regierungspräsident fallen für die Region Dessau und Anhalt zahlreiche wichtige Weichenstellungen. So regte Hoffmann den Umzug des Umweltbundesamts nach Dessau an, war maßgeblich an der raschen Ansiedlung von Bayer in Bitterfeld beteiligt und setzte sich durch eine konsequente Raumordnungspolitik für eine Stärkung der Innenstädte ein. Daneben gründete Hoffmann die Gesellschaft der Freunde des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs, des heute größten privaten Fördervereins für Kultureinrichtungen in Sachsen-Anhalt.
Nach dem Regierungswechsel in Sachsen-Anhalt 1994 wurde er vom neuen Ministerpräsidenten Reinhard Höppner entlassen. Hoffmann arbeitete danach als Rechtsanwalt auf dem Gebiet der Wirtschaftsberatung und wurde Aufsichtsratsvorsitzender der Stahl- und Maschinenbau AG in Regis-Breitingen. Am 23. September 2001 wurde er als Kandidat der CDU zum Oberbürgermeister Braunschweigs gewählt.
[Bearbeiten] Politik und Parteien
Hoffmann war von 1967 bis 1969 Mitglied der NPD, seit 1970 ist er Mitglied in der CDU.
Seine politische Karriere begann Gert Hoffmann während seines Jura-Studiums in Göttingen, dort kandidierte er 1968 - bereits Mitglied der NPD - auf der Liste UNS (Unabhängige Studenten) und wurde in den Studentenrat gewählt. Laut den „Deutschen Nachrichten“, Wochenzeitung der NPD von 1965 bis 1973, war das bundesweit die „erstmalige Wahl eines Nationaldemokraten“ in einen Studentenrat. Nach Hoffmanns eigenen Angaben war der Grund für die Parteiarbeit bei der NPD der „aufgrund der Teilung Berlins entstandene Antikommunismus“, die „emotionale“ Ablehnung der Studentenbewegung, der „Außerparlamentarischen Opposition“ und der „Großen Koalition“. Im Sommer 1968 wurde in Göttingen eine Hochschulgruppe der NPD-Studentenorganisation, des Nationaldemokratischen Hochschulbundes (NHB) gegründet, die Hoffmann zum ersten Vorsitzenden wählte. Ebenfalls im Sommer desselben Jahres wurde Gert Hoffmann zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden des NHB gewählt, im Sommer 1969 wurde er erneut bestätigt.
Nachdem die NPD 1969 den Einzug in den Bundestag nicht schaffte, kommentierte Hoffmann das Ergebnis in den „Deutschen Nachrichten“: „Wir Jungen stehen zur Sache - Stärker noch auf die deutsche Jugend setzen“ lautet die Überschrift des Artikels. Den Grund für das schlechte Abschneiden der NPD sieht er in der „Manipulation durch die Meinungsinstitute“ und die angebliche „Hetz- und Verleumdungskampagne in Presse, Funk und Fernsehen“ und des „APO- und DGB-Terrors“. Er schreibt weiter: „Die NPD muß nicht um ihrer selbst, sondern um des deutschen Volkes willen die Partei der denkenden und schaffenden Jugend werden ... Wir haben nur die erste 'Schlacht' verloren: Uns gehört die Zukunft - diese Gewißheit läßt auf unsere Stunde warten!“.
1969 verließ Hoffmann dann nach zwei Jahren die rechtsextreme NPD und trat 1970 in die CDU ein. Er bekleidete auch dort schnell einige Posten. 1972 wurde er stellvertretender Kreisvorsitzender der Jungen Union (JU) und kurz darauf der Pressesprecher des Kreisverbandes der CDU.
In Gifhorn fasste der von ihm geführte Verwaltungsausschuss im Dezember 1989 einen Beschluss, der Gifhorn bundesweit in die Presse brachte: Die „Harmonie“ sei durch den „ungebrochenen Zustrom von Aus- und Übersiedlern nach Gifhorn“ gestört, es solle „der Asylantenbestand kurzfristig und mittelfristig ganz abgebaut“ werden, die Stadt werde keine „Unterbringungsprogramme für ehemalige Nichtseßhafte“ mehr fördern. Unter anderem Der Spiegel stellte fest: „Was der Stadtdirektor will, bringen rechtsradikale Schmierer gern auf eine kurze Formel: ‚Ausländer raus‘“. 1983 zog er nach öffentlichen Diskussionen um seine ehemalige NPD-Mitgliedschaft eine Bewerbung als Oberstadtdirektor in Hildesheim zurück. 1997 war er als möglicher Chef der Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft im Gespräch.
[Bearbeiten] OB in Braunschweig
Bei der Kommunalwahl in Niedersachsen 2001 kandidierte er für die CDU um das Amt des Oberbürgermeisters in Braunschweig. In der Stichwahl setzte er sich mit 57,4 Prozent deutlich gegen Gernot Tartsch (SPD) durch. Ein Versprechen in seinem Wahlkampf war die Konsolidierung des Haushalts der Stadt durch eine rigide Sparpolitik, und zwar durch Privatisierung und Verkauf städtischer Unternehmen wie der Braunschweiger Versorgungs-AG oder durch Schließung eines Kulturzentrums. Im Jahr 2005 wurde erstmals ein positiver Haushaltsabschluss erreicht. Die Entschuldung durch den Verkauf des städtischen „Tafelsilbers“ wurde als Einmal-Effekt kritisiert.
Auf seine Initiative hin hat sich Braunschweig zudem für die Kulturhauptstadt Europas 2010 beworben, unterlag letztlich aber der Stadt Essen und dem Ruhrgebiet. Dagegen setzte sich die Stadt Braunschweig mit ihrer Bewerbung um den Titel „Stadt der Wissenschaft 2007“ im Wettbewerb des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft im März 2006 im Finale gegen Aachen und Freiburg i. B. durch.
Zudem trieb Gerd Hoffman mit den Ratsfraktionen von CDU und FDP das in der Bevölkerung kontrovers diskutierte Projekt des Baus eines Einkaufszentrums durch die Firma ECE Projektmanagement auf dem Areal des Schlossparks entschlossen voran. Der Bau rekonstruiert im vorderen Bereich die Fassade des Braunschweiger Residenzschlosses, dessen Ruine 1960 abgerissen wurde. Teile der Originalfassade kommen im Neubau unter. Der Bau wird neben dem Einkauszentrum auch das Stadtarchiv, zwei Bibliotheken, ein Museum und das Kulturinstitut beherbergen.
Im August 2004 sorgte Gert Hoffmann kurzzeitig für Aufsehen, nachdem auf sein Bestreben hin in der Stadtverwaltung die konventionelle Rechtschreibung von 1901 eingeführt und die neue Rechtschreibung abgeschafft wurde. Daraufhin wurde er von der Bild-Zeitung mit dem so genannten „BILD-Orden ‚Retter der deutschen Sprache‘“ geehrt. Am 8. Oktober 2004 haben jedoch die deutschen Ministerpräsidenten einstimmig beschlossen, dass die neue Rechtschreibung termingerecht eingeführt werden soll. Im August des Jahres 2005 wurde jedoch wieder entschieden, sich prinzipiell nach der neuen Rechtschreibung zu richten, auch wenn die alte Schreibweise immer noch akzeptiert wird.
Dr. Gert Hoffmann gewann bei der Kommunalwahl 2006 gegen seine Herausforderer im ersten Wahlgang mit einem Ergebnis von knapp 58 % die Wahlen zum Oberbürgermeister. Die Wahlbeteiligung lag bei 49,3%. Die Amtszeit beträgt seit dieser Wahlperiode acht Jahre.
[Bearbeiten] Familie
Gert Hoffmann ist seit 1973 mit seiner Frau Doris verheiratet. Die beiden haben zwei Kinder, einen Sohn, Carsten, und eine Tochter, Silke.
[Bearbeiten] Schriften
- Widerstand der akademischen Jugend. Aufgabe und Einsatz der nationalen Studenten. In: Deutsche Nachrichten. Nr.43/1968. S. 8
- Wir Jungen stehen zur Sache. Stärker noch auf die deutsche Jugend setzen. In: Deutsche Nachrichten. Nr.43/1969. S. 13
- Die sogenannte Zweigleisigkeit der niedersächsischen Kommunalverfassung. Ein Beitrag zur aktuellen Reformdiskussion. broschiert, 1987, ISBN 3-50-9015517
[Bearbeiten] Literatur
- „Asylanten verstopfen alles“. Wie das Städtchen Gifhorn mit seinen vielen Fremden fertig werden will. In: Der Spiegel. Nr.3/1990. Spiegel-Verl. Augstein, S. 78, ISSN 0038-7452
- "Das Wunder von Braunschweig". In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 22. Januar 2006, Seite 40
- "Das Tafelsilber bleibt im Museum". In: Süddeutsche Zeitung, 1. April 2006, Seite 24
- "Wem gehört die Stadt? Sauberes Braunschweig, Einkaufspaläste, Privatisierung, Haushaltskonsolidierung, kürzen, streichen, schließen. Eine Stadt wird umstrukturiert. Wieso? Weshalb? Warum?". Antifaschistisches Cafe, Braunschweig Juni 2003 PDF
[Bearbeiten] Weblinks
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Personendaten | |
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NAME | Hoffmann, Gert |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (CDU), NPD, Oberbürgermeister von Braunschweig |
GEBURTSDATUM | 1. März 1946 |
GEBURTSORT | Berlin-Kreuzberg |