Gertrud Grunow
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Gertrud Grunow (* 8. Juli 1870 in Berlin; † 11. Juni 1944 in Leverkusen) war eine Deutsche Opernsängerin und Pianistin, Meisterin am Bauhaus in Weimar.
Grunow hatte starken Einfluss auf die Kunst- und Wissenschaftentwicklung in Deutschland bis 1933. Ihre Bedeutung für das Weimarer Bauhaus wurde vor allem von Lothar Schreyer gewürdigt, ihre Bedeutung für die psychologische Forschung von dem Hamburger Entwicklungspsychologen Heinz Werner.
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[Bearbeiten] Leben
Zunächst war Getrud Grunow in Berlin Schülerin und Assistentin des Gesangsmeisters Ferdinand Sieber (1822-1895), später als Mitarbeiterin von Giovanni Battista Lamperti (1839-1910) tätig. Sie stand in Verbindung mit dem Dirigenten und Pianisten Hans Guido von Bülow (1830 - 1894).
1898 - 1916 in Remscheid als Sängerin und Gesangslehrerin tätig, wo sie 1908 die Rhythmische Erziehung nach der Methode Emile Jaques-Dalcroze einführt. Konzerte und Gesangsabende. Mitglied der Genfer SOCIETE DE GYMNASTIQUE RHYTHMIQE seit 1908. Zusammen mit Ernst Cassirer, Walter Gropius und Aby Warburg Teilnahme am 1. Kongress für Ästhetik und Kunstwissenschaft in Berlin 1913.
1916 - 1920 in Berlin (Schüler u.a. Hans Kayser, Otto Nebel, Thomas Ring).
1920 - 1924 Meisterin am Staatlichen Bauhaus in Weimar (Eintrag im Adressbuch Weimar 1921/1922). Eine Einladung von Eugen Diederichs hatte sie 1919 nach Jena und Weimar geführt (Eugen Diederichs, Unterbewußtsein und Form, Die Tat, Jg. 12, Heft 2, Mai 1920, S. 136-137). Die systematische Konzentration auf elementare Sinnesreize wurde als "Harmonisierungslehre" Grundlage des gesamten pädagogischen Programms des Weimarer Bauhauses und wirkte bis in die Theoriebildung der Künstler (Oskar Schlemmer, Wassily Kandinsky, Paul Klee). Sie zog viele Tänzer und Musiker nach Weimar, u.a. Stefan Wolpe (1902-2002) und förderte die Farblichtspiele. Lothar Schreyer überliefert ihre Zusammenarbeit mit Bühnenwerkstatt und Weberei. Sie half auch Johannes Itten beim Aufbau der Vorlehre.
Beteiligung an der Ausstellung des Weimarer Bauhauses 1923 in der Abteilung Theoretische Arbeiten:
- Arbeiten aus der Vorlehre Itten. (Raum 36).
- Arbeiten aus dem Analytischen Naturzeichnen Kandinsky. (Raum 37).
- Arbeiten aus der Form- und Gestaltungslehre Klee. (Raum 37).
- Arbeiten aus der Harmonisierungslehre Grunow. (Raum 37).
- Arbeiten aus dem Farbkurs Kandinsky. (Raum 38).
Zur Bauhausausstellung 1923, an den einleitenden Beitrag Idee und Aufbau des Staatlichen Bauhauses von Walter Gropius anschließend, von Gertrud Grunow: Der Aufbau der lebendigen Form durch Farbe, Form, Ton (Wingler, S. 69).
Die Abschiedsgeschenke der Bauhausmeister heute aus dem Nachlass Hilla von Rebay im Solomon R. Guggenheim-Museum, New York. Ihre Methode stand dann im Zentrum der Auseinandersetzungen um das Weimarer Bauhaus.
1924 - 1933 in Berlin und Hamburg Zusammenarbeit mit dem Philosophischen Seminar(William Stern und Ernst Cassirer) und dem Psychologischen Institut (William Stern und Heinz Werner) bzw. dem angeschlossenen Psychologischen Laboratorium der Hamburgischen Universität (erwähnt zuerst von Heinz Werner, Einführung in die Entwicklungspsychologie, 1926). Befreundet mit Gertrud Bing, der Assistentin Aby Warburgs. Teilnahme an den Hamburger Kongressen für Farbe-Ton-Forschung (zusammen mit Ludwig Hirschfeld-Mack).
1933 - 1939 in Hamburg und London
1939 - 1944 in Düsseldorf, zuletzt Leverkusen. Beerdigt in Bonn.
[Bearbeiten] Methode
Gertrud Grunow unterrichtete seit 1920 bis 1924 am Weimarer Bauhaus die grundlegende "Harmonisierungslehre" zusammen mit Hildegard Heitmeyer-Nebel. Auch bei anderen damaligen Unterrichtsanstalten wie der Folkwangschule in Essen waren Varianten der Rhythmischen Erziehung eingebunden. Nach dem genannten Bericht von Eugen Diederichs wurden 1920 in Weimar im Gruppenunterricht empfindungsbezogene Ausdrucksbewegungen operant konditioniert. Ihre Grundlage war die räumlich geordnete 12-Tonreihe der Tonleiter (c, cis/des, d, dis/es, e, f, fis/ges, g, gis/as, a, ais/b, h - Zwölftonmusik), eine entsprechend zugeordnete 12-wertige Farbreihe (weiß, orange, blau, rotviolett, grünblau, grün, silber, rot, grau, blauviolett, braun, gelb) und eine entsprechend aufgebaute Gruppe von geometrischen Grundelementen. Es handelte sich also um die jedem Klavier und jedem Schulfarbkasten zugrundegelegten Elementare. Daher ging das Schema der Harmonisierungslehre in den sogenannten Vorkurs ein und wurde von diesem weitergeführt.
[Bearbeiten] Schriften
Gertrud Grunow: Was ist Jaques-Dalcroze dem Sänger?, Rheinische Musik- und Theaterzeitung, 12, 1911, S. 462 – 464
Gertrud Grunow: Der Aufbau der lebendigen Form durch Farbe, Form, Ton, in: Walter Gropius, Staatliches Bauhaus Weimar 1919 bis 1923, Bauhaus-Verlag 1923, S. 20 – 23
Gertrud Grunow: Von der Wirkung der Farbe auf das sehende Auge, Kunst und Jugend, 15 (7), 1935, S. 149-150
Gertrud Grunow: Die Wirkung des klingenden Tones auf das Hören, Kunst und Jugend, 15 (9), 1935, S. 210-211
Gertrud Grunow: Wie Sehweisen und Hörarten einander wirklich verwandt sind, Kunst und Jugend 16 (2), 1936, S. 39
Gertrud Grunow: Farbformen, Kunst und Jugend 16 (8), 1936, S. 179-180
Gertrud Grunow: Von der Farbe im Runden, Kunst und Jugend, 18 (2), 1938, S. 36-37
Gertrud Grunow: Natürliche Formentwicklung, Kunst und Jugend 18 (7), 1938, S. 139-140
Gertrud Grunow: Leben und Werk, Bildnerische Erziehung, 3, 1967, S. 14-23 (Nachruf von Erich Parnitzke mit einem Beitrag von Hildegard Nebel-Heitmeyer und einem Nachdruck der veröffentlichten Beiträge der Zeitschrift Kunst und Jugend mit einer Ergänzung vom 10. Juli 1927)
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
Hans M. Wingler: The Bauhaus Weimar, Dessau, Berlin, Chicago, trans. Wolfgang Jabs and Basil Gilbert, 1978, 69 - 71. 269. ISBN 0262730472
[Bearbeiten] Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Grunow, Gertrud |
KURZBESCHREIBUNG | Deutsche Opernsängerin und Pianistin |
GEBURTSDATUM | 8. Juli 1870 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 11. Juni 1944 |
STERBEORT | Leverkusen |