Hanomag-Henschel
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Hanomag-Henschel-Fahrzeugwerke GmbH (kurz: HHF) war ein LKW-Hersteller mit Sitz in Hannover, der durch einen Zusammenschluss der LKW-Hersteller Hanomag und Henschel entstanden war.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Die Entstehung des Unternehmens
Der Maschinenbau- und Fahrzeughersteller Hanomag (aus Hannover) und der Lokomotiven- und LKW-Produzent Henschel (aus Kassel) gehörten bereits seit 1952 bzw. 1964 zum Konzern der Rheinischen Stahlwerke AG aus Essen (kurz: Rheinstahl). Zum Produktprogramm von Hanomag gehörten neben Baumaschinen und Traktoren auch Kleintransporter und leichte LKW, während die Henschel-Werke neben Lokomotiven mittelschwere bis schwerere LKW im Programm hatten. Da Rheinstahl die Nutzfahrzeugproduktion nur als Nebentätigkeit ansah (was sich auch darin äußerte, dass die beiden Teilunternehmen Hanomag und Henschel, obwohl sie sich in ihren Produkten ideal ergänzten, nicht schon längst zuvor zusammengefasst worden waren), war man auf der Suche nach einem finanzkräftigen Partner aus der Nutzfahrzeugbranche, der sich an den LKW-Sparten der beiden Firmen beteiligen und diese eventuell übernehmen sollte.
Rheinstahl nahm daher zunächst Verhandlungen mit Magirus-Deutz und später mit British Leyland auf. Die Verhandlungen mit Leyland zogen die Aufmerksamkeit der Daimler-Benz AG auf sich, welche in den Briten eine ernstzunehmende Konkurrenz sah. Um zu verhindern, dass Leyland auf dem deutschen Markt Fuß fassen konnte, verhandelte Daimler-Benz ebenfalls mit Rheinstahl und hatte Erfolg. Zum 1. April 1969 gliederte Rheinstahl die Nutzfahrzeugsparten aus den beiden Unternehmen Hanomag und Henschel aus und fasste sie in der neu gegründeten Hanomag-Henschel-Fahrzeugwerke GmbH mit Sitz in Hannover zusammen. Daimler-Benz beteiligte sich daran mit 51 %. Zusätzlich beteiligte sich Daimler-Benz mit 25 % an der verbliebenen Rheinstahl Hanomag. Seit dieser Zeit bekamen die ansonsten unverändert weiterproduzierten Fahrzeuge der Hersteller Hanomag und Henschel den neuen Firmenschriftzug „Hanomag-Henschel“. Die Werksanlagen von Hanomag-Henschel befanden sich in ...
- Hannover-Linden (Stammwerk von Hanomag, lieferte Motoren für die Hanomag-Henschel-Fahrzeuge),
- Hamburg-Harburg (ehemaliges Tempo-Werk, war von Hanomag übernommen worden),
- Bremen-Sebaldsbrück (ehemaliges Borgward-Werk, war von Hanomag übernommen worden) und
- Kassel-Nord-Holland (Stammwerk von Henschel).
[Bearbeiten] Das Ende von Hanomag-Henschel
Finanzielle Probleme führten dazu, dass Rheinstahl zum Jahresende 1970 die verbliebenen Anteile an Hanomag-Henschel für 140 Mio. DM an die Daimler-Benz AG veräußerte. Daimler-Benz gab im Gegenzug die Beteiligung an Hanomag an Rheinstahl zurück.
Wie sich bald erweisen sollte, bedeutete dieser Handel faktisch den Anfang vom Ende der Markennamen Hanomag und Henschel bzw. des gerade erst gegründeten Gemeinschaftsunternehmens in der Nutzfahrzeugbranche. Daimler-Benz sicherte zwar zu, Hanomag-Henschel als zweiten Vertriebskanal (also als eigenständige Marke neben seiner Stammmarke Mercedes-Benz) zu erhalten, zeigte sich diesbezüglich jedoch nicht sonderlich konsequent: Zunächst wurden die schweren Hanomag-Henschel-Lastwagen sukzessive auf Mercedes-Technik umgestellt, obwohl bei Hanomag-Henschel zu dieser Zeit eine neue Motorengeneration marktreif gewesen war, und deren Produktion dann nach und nach eingestellt. Sofern die Hanomag-Henschel-Fahrzeuge Lücken im bestehenden Mercedes-Benz-Programm zu füllen vermochten, wurden sie noch eine Zeit lang weiter produziert. Mehrere Modelle wurden für eine Übergangszeit parallel sowohl unter dem bisherigen Namen Hanomag-Henschel wie auch unter der Marke Mercedes-Benz verkauft. Dies galt vor allem für die leichten Harburger Transporter von Hanomag, die (zuletzt ausschließlich als Mercedes-Fabrikate) noch bis 1977 gebaut wurden (und somit das letzte Überbleibsel von Hanomag-Henschel waren) sowie für die aus dem Henschel-Programm stammenden schweren Baufahrzeuge. Diese erhielten noch eine Gnadenfrist, da sie einen sehr guten Ruf bei den Kunden genossen und weil Mercedes-Benz in diesem Bereich seinerzeit noch eher schwach aufgestellt war (dort gab es noch keine Frontlenker-Fahrzeuge mit Allradantrieb). So wurden in der Übergangszeit wie beim Harburger Transporter sogar ursprünglich von Henschel entwickelte Baufahrzeuge mit dem Mercedes-Stern und Mercedes-Baumusterbezeichnungen angeboten.
Nach dem Modellwechsel der schweren Fahrzeuge bei Mercedes-Benz ab 1973 war diese Lücke im Programm geschlossen. Folgerichtig verschwanden die letzten mit dem Markennamen Hanomag-Henschel versehenen Fahrzeuge 1974 vom Markt. Rheinstahl Hanomag verkaufte die in Hannover-Linden verbliebene Motorenfertigung an Volvo. Die Anlagen wurden 1973 demontiert und nach Schweden verbracht. Im ehemaligen Henschel-Lastwagenwerk in Kassel wurden noch bis 1980 Mercedes-Lastwagen produziert. Seitdem werden dort nur noch Achsen für Nutzfahrzeuge der inzwischen unter DaimlerChrysler firmierenden Daimler-Benz, Trailer und Transporter sowie Nutzfahrzeug-Gelenkwellen und Ausgleichgetriebe für Pkw des DaimlerChrysler-Konzerns gebaut.
[Bearbeiten] Produzierte Fahrzeuge
- Kleintransporter: siehe Harburger Transporter
- Leichte Kurzhauber („Schnelllastwagen“):
- Typbezeichnungen: F 45, F 46, F 55, F 65, F 66, F 75, F 76, F 86 (sog. F-Reihe)
- Unveränderte Fortführung der bisherigen Hanomag-Modelle
- Produktion in Bremen-Sebaldsbrück; 1973 eingestellt
- Von 1971 bis 1974 war auch der Mercedes-Benz T2 – mit modifizierten Scheinwerfern und anderem Kühlergrill – unter dem Namen Hanomag-Henschel erhältlich. Das Fahrzeug wurde in den Ausführungen als Kastenwagen, Doppelkabine und Omnibus von Daimler-Benz im Werk Düsseldorf hergestellt; die Typbezeichnungen dieser Fahrzeuge lauteten F 40, F 46, F 55 und F 65 (als Bus: F 40 B, F 45 B, F 45-O B).
- Mittelschwere LKW: Die mittelschweren LKW (7,5-Tonner) waren ehemalige Henschel-Modelle und kamen bis 1972 aus Kassel.
- Schwere LKW: Auch hier handelte es sich um eine Fortführung von Henschel-Fahrzeugen. Nach der Übernahme erfolgte eine sukzessive Umstellung auf Mercedes-Technik, während die Optik bis zur Produktionseinstellung unverändert blieb.