Heinrich-Heine-Preis
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Als Heinrich-Heine-Preis sind zwei unterschiedliche Auszeichnungen bekannt - der bis in die Gegenwart vergebene Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf als Kulturpreis und der bis 1990 vergebene Heinrich-Heine-Preis des Ministeriums für Kultur der ehemaligen DDR als Literaturpreis.
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[Bearbeiten] Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf
Der Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf ist ein zu Ehren von Heinrich Heine verliehener Kulturpreis. Er wurde von der Stadt anlässlich des 175. Geburtstags Heines gestiftet. Die Auszeichnung „wird an Persönlichkeiten verliehen, die durch ihr geistiges Schaffen im Sinne der Grundrechte des Menschen, für die sich Heinrich Heine eingesetzt hat, den sozialen und politischen Fortschritt fördern, der Völkerverständigung dienen oder die Erkenntnis von der Zusammengehörigkeit aller Menschen verbreiten“ (lt. Bestimmungen über die Verleihung).
Der Heine-Preis wurde, beginnend mit dem Jahre 1972, alle drei Jahre, seit 1981 alle zwei Jahre verliehen. Die Vergabe des Heine-Preises 1995 wurde auf das Jahr 1996 verschoben. Seither wird der Heine-Preis wieder alle zwei Jahre verliehen. Er ist dotiert mit 25.000 Euro; ab dem Jahr 2006, dem 150. Todesjahr des Dichters, verdoppelt die Stadt Düsseldorf die Preissumme auf 50.000 Euro.
[Bearbeiten] Preisträger
- 1972 Carl Zuckmayer
- 1975 Pierre Bertaux
- 1978 Sebastian Haffner
- 1981 Walter Jens
- 1983 Carl Friedrich von Weizsäcker
- 1985 Günter Kunert
- 1987 Marion Gräfin Dönhoff
- 1989 Max Frisch
- 1991 Richard von Weizsäcker
- 1993 Wolf Biermann
- 1996 Władysław Bartoszewski
- 1998 Hans Magnus Enzensberger
- 2000 Winfried G. Sebald
- 2002 Elfriede Jelinek
- 2004 Robert Gernhardt
- 2006 Peter Handke
[Bearbeiten] Preisvergabe im Jahr 2006
Im Rahmen der für 2006 geplanten Preisvergabe, welche den Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 150. Todesjahr Heinrich Heines darstellen sollte, entschied das Preisgericht, den Preis an Peter Handke zu verleihen. Presseberichten zu Folge wollte der Rat der Stadt Düsseldorf diese Entscheidung wegen Handkes Berichterstattung über Slobodan Milošević jedoch mehrheitlich nicht mittragen. Handke hatte wiederholt Zweifel an der Schuld Miloševićs im Zusammenhang mit Völkermorden geäußert.[1]
Zwei der Jury-Mitglieder, Sigrid Löffler und der Germanist sowie Hölderlin- und Hegel-Kenner Jean-Pierre Lefèbvre (École Normale Supérieure), erklärten daraufhin ihren Rücktritt aus der Jury. Sie erklärten, dies sei als Protest gegenüber denjenigen Juroren zu verstehen, die „haltlose wie rufschädigende Behauptungen über den Gekürten in Umlauf“ brächten. [2]
Im Vorfeld der entscheidenden Ratssitzung lehnte Handke, der die Entgegennahme des Preises ursprünglich avisiert hatte, die Verleihung des Preises an ihn schriftlich ab, da er seine Person und sein Werk “nicht wieder und wieder Pöbeleien solcher wie solcher Parteipolitiker ausgesetzt sehen” wolle. [3]
Die Schauspieler Rolf Becker, Käthe Reichel und andere haben darauf hin für Peter Handke den alternativen Berliner Heinrich-Heine-Preis[4] ins Leben gerufen. Auch diesen lehnte Peter Handke mit folgender Begründung ab: "Wer verdient solch einen Aufbruch in die Freund- und Freundschaftlichkeit? Ich bin berührt von Ihrer Geste, zugleich möchte ich aber beiseitestehen und sie, die Geste, vorbeilassen für etwas anderes, für ein Zeichengeben über mich hinaus. Warum also nicht ein Preisgeld, wenn es zustandekäme, an die serbischen Enklaven, die letzten, im Kosovo, übermitteln, an Dörfer, die, allseits umzingelt, im Elendstrichter von Europa vegetieren müssen, beschützt und bewacht von jenen Staaten, den westeuropäischen, die ihnen mit Bombengewalt den eigenen Staat = Jugoslawien geraubt, geraubschatzt haben? So oder so: danke! Und, bitte, kein Preis oder Alternativpreis für mich.". Stattdessen wird nun das Geld für die Preisverleihung ganz im Sinne Peter Handkes den verschwiegenen und vergessenen Opfern des Angriffskriegs gegen Jugoslawien zugute kommen.
[Bearbeiten] Heinrich-Heine-Preis des Ministeriums für Kultur der DDR
Der Heinrich-Heine-Preis des Ministeriums für Kultur der DDR wurde 1956 gestiftet und einmal jährlich am 13. Dezember, Heines Geburtstag, für lyrische Werke und Werke der literarischen Publizistik verliehen. Die Höhe des Preises betrug 15.000 Mark.
[Bearbeiten] Preisträger
- 1957 Karl Schnog, Walther Victor
- 1958 Bruno Kaiser, Max Zimmering
- 1959 Wieland Herzfelde, Walter Stranka
- 1960 Lothar Kusche, Gerd Semmer
- 1961 Peter Edel, Armin Müller
- 1962 Hermann Kant, Paul Wiens
- 1963 Heinz Kahlau, Vladimir Pozner
- 1964 Günther Deicke, Hugo Huppert
- 1965 Heinz Knobloch, Walter Werner
- 1966 Bruno Frei, Helmut Preißler
- 1967 Günther Cwojdrak, Jens Gerlach
- 1968 Uwe Berger, Inge von Wangenheim
- 1969 Helmut Hauptmann, Jo Schulz
- 1970 Rolf Recknagel, Manfred Streubel
- 1971 Volker Braun, Werner Neubert
- 1972 Stephan Hermlin, Hans Kaufmann
- 1973 Sarah Kirsch
- 1974 Kito Lorenc
- 1975 Irmtraud Morgner, Eva Strittmatter
- 1976 Dieter Süverkrüp
- 1977 Heinz Czechowski
- 1978 Egon Richter
- 1979 Jürgen Rennert
- 1984 Bernt Engelmann (?), John Erpenbeck
- 1985 Peter Gosse
- 1987 Luise Rinser
- 1988 Peter Rühmkorf
- 1990 Hans-Eckardt Wenzel
[Bearbeiten] Weblinks
- Zum Heine-Preis der Stadt Düsseldorf, Satzung
- Zum Heinrich-Heine-Preis der DDR
- Zum Berliner Heinrich-Heine-Preis
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ „Stadtrat will Jury-Entscheidung kippen. Wohl doch kein Heine-Preis für Handke“, Rheinische Post, 30. Mai 2006
- ↑ Sigrid Löffler und Jean-Pierre Lefèbvre: „Handke und kein Ende. Warum wir aus der Jury des Heinrich-Heine-Preises austreten“, Süddeutsche Zeitung, 2. Juni 2006
- ↑ Briefwechsel zwischen Handke und dem Oberbürgermeister zu seiner Ablehnung des Preises. Auch in FAZ vom 9. Juni 2006
- ↑ Berliner Heinrich-Heine-Preis
[Bearbeiten] Literatur
- Peter Jamin: Der Handke-Skandal - Wie die Debatte um den Heinrich-Heine-Preis unsere Kultur-Gesellschaft entblößte, Gardez! Verlag, Remscheid 2006, ISBN 3-89796-180-6