Peter Rühmkorf
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Peter Rühmkorf (* 25. Oktober 1929 in Dortmund; Pseudonyme: Leo Doletzki, Leslie Meier, Johannes Fontara, Lyng, John Frieder, Hans-Werner Weber, Harry Flieder, Hans Hingst) ist ein deutscher Schriftsteller, Essayist und Pamphletist und zudem einer der bedeutendsten Lyriker der Zeit nach 1945.
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[Bearbeiten] Leben
Peter Rühmkorf wuchs als Sohn der Lehrerin Elisabeth Rühmkorf, einer Otterndorfer Pastorentochter, in Warstade (heute Ortsteil der Stadt Hemmoor) bei Stade auf und machte am Athenaeum Stade 1951 sein Abitur. Er ist ein Patenkind von Karl Barth. Von 1951 bis 1958 studierte er Pädagogik, Germanistik und Kunstgeschichte, Philosophie und Psychologie in Hamburg. Sein ursprüngliches Studienziel, Volksschullehrer zu werden, gab er nach einigen Semestern auf, das Studium brach er nach einem unangenehmen Zusammenstoß mit Prof. Hans Pyritz ab. Zusammen mit dem Lyriker und Essayisten Werner Riegel gab er bis zu dessen Tod 1956 die hektographierte Zeitschrift Zwischen den Kriegen heraus, als zugleich lyrische und politische Plattform des "Finismus"; in der Rückschau eine der bedeutenden Heftreihen jener Jahre. Er war auch einer der Hauptschreiber im - für die junge widerständische Intelligenz der 1950er Jahren sehr bedeutsamen - Studentenkurier und in dessen Folge-Zeitschrift konkret.
Von 1958 bis 1964 arbeitet Rühmkorf als Verlagslektor im Rowohlt Verlag. Seither ist er freier Schriftsteller und Dichter in Hamburg. Er erhielt zahlreiche literarische Preise und war häufig Gastdozent an deutschen und internationalen Universitäten. Immer wieder trug Rühmkorf seine eigenen Gedichte öffentlich vor (z.T. mit der Jazz-Begleitung von Michael Naura und Wolfgang Schlüter; vgl. Kein Apollo-Programm für Lyrik u.a.m.). In den 1960er Jahren arbeitete Rühmkorf auch als Dramatiker, die drei damals entstandenen Theaterstücke waren jedoch - nicht zuletzt wegen tagespolitischer Konstellationen in beiden Teilen Deutschlands - wenig erfolgreich.
Gastdozent u.a. an den Universitäten Austin, Texas (1969/70), Essen (1977), Frankfurt/M. (1980) und Paderborn (1985/86).
Mitglied des P.E.N. sowie der Akad. der Künste, Berlin, der Dt. Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt, und der Freien Akademie der Künste, Hamburg
1964 heiratete er die Psychologin Eva-Marie Titze, die unter dem Ehenamen Eva Rühmkorf als Leiterin einer Strafanstalt, Gender- und Kultuspolitikerin und als Ministerin in Schleswig-Holstein arbeitete. Mit ihr lebt er heute in Oevelgönne am Hamburger Elbufer.
1966 :Open Air Veranstaltung " Jazz und Lyrik" auf dem Adolphsplatz in Hamburg.
Zu seinem 75. Geburtstag (2004) zeigte das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg eine Ausstellung zu Werk und Leben ( Rühmkorf Revue - Ein Bilderbogen zum 75sten) mit ca. 850 Exponaten, die Einsicht in das umfangreiche Privatarchiv des Dichters gaben.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- 1958 Hugo-Jacobi-Preis
- 1964 Stipendiat der Villa Massimo in Rom
- 1976 Stadtschreiber von Bergen
- 1976 Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay
- 1979 Erich Kästner Preis für Literatur der Erich Kästner Gesellschaft
- 1979 Literaturpreis der Stadt Bremen
- 1979 Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis
- 1980 Alexander-Zinn-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg
- 1984 Heinrich-Heine-Ehrengabe der Stadt Düsseldorf
- 1987 Documenta-Schreiber
- 1988 Heinrich-Heine-Preis (DDR)
- 1986 Arno Schmidt Preis
- 1989 Ehrenpromotion durch die Justus-Liebig-Universität Gießen
- 1993 Georg-Büchner-Preis
- 1993 Justinus-Kerner-Preis der Stadt Weinsberg
- 1994 Medaille für Kunst und Wissenschaft der Freien und Hansestadt Hamburg
- 1994 Plakette für das Jahr 1993 der Freien Akademie der Künste Hamburg
- 1996 Preis der Bestenliste des Südwestfunks(SWF)
- 1996 Walter-Hasenclever-Literaturpreis
- 1999 Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Göttingen
- 2000 Carl-Zuckmayer-Medaille in Anerkennung der Verdienste um die deutsche Sprache
- 2000 Hoffmann-von-Fallersleben-Preis für zeitkritsche Literatur
- 2000 Johann-Heinrich-Voß-Preis für Literatur
- 2002 Joachim-Ringelnatz-Preis für Lyrik
- 2003 Nicolas Born-Preis des Landes Niedersachsen
- 2005 Erik-Reger-Preis der "Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz"
[Bearbeiten] Werke
- Heiße Lyrik, 1956, gemeinsam mit Werner Riegel
- Irdisches Vergnügen in g, 1959
- Wolfgang Borchert. Biographie, rororo-Monografie, 1961
- Kunststücke. Fünfzig Gedichte nebst einer Anleitung zum Widerspruch, 1962
- Über das Volksvermögen. Exkurse in den journalistischen Untergrund, 1967 (Kinder- und Abzählverse, Trivialtravestien aus hundert Jahren)
- Walther von der Vogelweide, Klopstock und ich, Reinbek bei Hamburg 1975
- Phoenix - voran, 1979
- Auf Wiedersehen in Kenilworth, Märchen, 1980
- Der Hüter des Misthaufens. Aufgeklärte Märchen, 1983
- Außer Liebe nichts.Liebesgedichte, 1985
- Einmalig wie wir alle, 1989
- Dreizehn deutsche Dichter, 1989
- Selbst III/88.Aus der Fassung, 1989
- Deutschland, ein Lügenmärchen, 1993
- Tabu I. Tagebücher 1989-1991, 1995
- Ich habe Lust, im weiten Feld...Betrachtungen einer abgeräumten Schachfigur, 1996
- wenn - aber dann. Vorletzte Gedichte, 1999
- Von mir zu Euch für uns, 1999
- Wo ich gelernt habe, 1999
- Mein lieber Freund und Kompanjung (mit Horst Janssen), 1999
- Die Jahre die Ihr kennt. Anfälle und Erinnerungen. Werke 2. Hrsg. von Wolfgang Rasch, 1999
- In gemeinsamer Sache. Gedichte über Liebe und Tod, Natur und Kunst ( mit Robert Gernhardt), 2000
- Gedichte. Werke 1. Hrsg. von Bernd Rauschenbach, 2000
- Schachtelhalme. Schriften zur Poetik und Literatur. Werke 3. Hrsg. von Hartmut Steinecke, 2001
- Funken fliegen zwischen Hut und Schuh. Lichtblicke, Schweifsterne , Donnerkeile. Hrsg. von Stefan Ulrich Meyer, 2003
- Tabu II.Tagebücher 1971-1972, 2004
- Wenn ich mal richtig ICH sag … Ein Lese-Bilderbuch, Göttingen 2004
[Bearbeiten] Schallplatten, CDs
- Im Vollbesitz meiner Zweifel - Lyrik und Jazz, Schallplatte, 1962
- Der Ziegenbock im Unterrock, Schallplatte, 1973
- Kein Apolloprogramm für Lyrik, Schallplatte [mit Michael Naura, Wolfgang Schlüter, Eberhard Weber], 1976 [ECM 2305801 SP]
- Phönix voran, Schallplatte [mit Michael Naura, Wolfgang Schlüter, Leszek Zadlo], 1978 [ECM 2305802 SP]
- Außer der Liebe nichts. Liebesgedichte. Gelesen von Peter Rühmkorf. München: Der Hörverlag, 1999. 1 CD. (Audio Books.)
- Robert Gernhardt & Peter Rühmkorf lesen: In gemeinsamer Sache. München: Raben-Records im Heyne Hörbuch 2000. 1 MC.
- Peter Rühmkorf liest Lyrik und Prosa. Hrsg. von Harro Zimmermann und Walter Weber. Göttingen: Wallstein-Verl.; Bremen: Radio Bremen, [1999]. 2 CDs.
- Rühmkorf, Enzensberger: Jahrgang 1929: Zwei Lyriker im Doppelbild. Hamburg: Hoffmann und Campe Hörbücher, NDR Audio 2002. 2 CDs.
- Günter Grass und Peter Rühmkorf lesen: Komm, Trost der Nacht. Barocklyrik. München: Der Hörverlag 2004. 1 CD.
- Peter Rühmkorf, Dietmar Bonnen, Andreas Schilling: Früher, als wir die großen Ströme noch … (Suite für Sprecher und Ensemble) random house 2007. 1 CD.
[Bearbeiten] Literatur
- Wolfgang Rasch: Bibliographie Peter Rühmkorf. Bielefeld, Aisthesis 2004. 2 Bände, zusammen 814 Seiten( Band 1: Primärliteratur; Band 2: Sekundärliteratur). (Bibliographien zur deutschen Literaturgeschichte Band 13) ISBN 3-89528-476-9
- Theodor Verweyen: Eine Theorie der Parodie. Am Beispiel Peter Rühmkorfs. München: Fink 1973.
- Peter Bekes, Michael Bielefeld: Peter Rühmkorf. München: Beck, Verl. edition text + kritik 1982.
- Herbert Uerlings: Die Gedichte Peter Rühmkorfs. Subjektivität u. Wirklichkeitserfahrung in d. Lyrik.. Bonn: Bouvier 1984.
- Sabine Brunner: Rühmkorfs Engagement für die Kunst. Essen: Verl. Die Blaue Eule 1985.
- Arno Schmidt Preis 1986 für Peter Rühmkorf, Bargfeld: Arno Schmidt Stiftung 1986 (mit Texten von Jan Philipp Reemtsma, Peter Rühmkorf und Arno Schmidt)
- Dieter Lamping, Stephan Speicher (Hrsg.): Peter Rühmkorf. Seine Lyrik im Urteil der Kritik. Bonn: Bouvier 1987.
- Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Text + Kritik. Zeitschrift für Literatur. Heft 97. Peter Rühmkorf. München: edition text + kritik 1988.
- Manfred Durzak, Hartmut Steinecke (Hrsg.): Zwischen Freund Hein und Freund Heine: Peter Rühmkorf. Studien zu seinem Werk. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt 1989.
- Frédérique Colombat-Didier: La situation poétique de Peter Rühmkorf. Bern (u.a.): Lang 2000.
- Wolfgang Rasch: Blumen-, Frucht- und Dornenstücke aus dem Archiv von Peter Rühmkorf in Hamburg. In: Zeitdiskurse. Reflexionen zum 19. und 20. Jahrhunderts als Festschrift für Wulf Wülfing. Hg. von Roland Berbig, Martina Lauster u. Rolf Parr. Heidelberg: Synchron Verlag 2004. S. 425-442. (Darin u.a. über Rühmkorfs Studienzeit in Hamburg.) ISBN 3-935025-55-6
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Peter Rühmkorf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- ub-fu-berlin.de Linksammlung der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin
- [1] Der Kanon von Marcel Reich-Ranicki
- Auf dem Hochseil. Der Schriftsteller Peter Rühmkorf Feature auf SWR 2, 19. Oktober 1999. Viele biografische Details und einige Gedichte Rühmkorfs
- Warstade U.a. mit einer Broschüre von Elisabeth Rühmkorf als pdf-Download zum Jubiläum des Dorfes Warstade im Jahre 2005:"Stationen der Entwicklung eines Dorfes im Landkreis Cuxhaven von der Urzeit bis 1980".
Personendaten | |
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NAME | Rühmkorf, Peter |
ALTERNATIVNAMEN | Leo Doletzki, Hans Hingst, Leslie Meier (Pseudonyme) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller, Essayist und Pamphletist, bedeutender Lyriker der Nachkriegszeit |
GEBURTSDATUM | 25. Oktober 1929 |
GEBURTSORT | Dortmund |