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Luise Rinser

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Luise Rinser (* 30. April 1911 in Landsberg-Pitzling, Oberbayern; † 17. März 2002 in Unterhaching bei München) war eine deutsche Schriftstellerin.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Luise Rinser wurde in Landsberg am Lech im Stadtteil Pitzling geboren und studierte Pädagogik und Psychologie an der Universität München. Nach dem Examen arbeitete sie seit 1935 als Aushilfslehrerin an verschiedenen oberbayerischen Schulen. In dieser Zeit veröffentlichte sie ihre ersten Erzählungen in der Zeitschrift Herdfeuer. Sie verweigerte den Eintritt in die NSDAP und kam 1939 der Entlassung aus dem Schuldienst durch eigene Kündigung zuvor. Sie erhielt ein Schreibverbot durch die Nazis. 1944 wurde sie wegen angeblicher "Wehrkraftzersetzung" denunziert und verhaftet, ihre Hinrichtung wurde angeblich nur durch das Kriegsende verhindert. Ihre Erlebnisse im Frauengefängnis Traunstein schildert sie in ihrem "Gefängnistagebuch" von 1946. Ihr bekannt gewordenes Lobgedicht auf Adolf Hitler relativiert jedoch das von ihr selbst gezeichnete Bild einer Widerstandskämpferin. Ihr erster Mann und Vater ihrer beiden Söhne, der Komponist und Kapellmeister Hans Günther Schnell ist 1943 im Russland-Feldzug gefallen. Danach ging sie eine Scheinehe mit dem homosexuellen kommunistischen Schriftsteller Klaus Herrmann ein. 1945 bis 1953 war sie freie Mitarbeiterin bei der „Neuen Zeitung“ in München.

1954 heiratete sie den Komponisten Carl Orff. Diese Ehe wurde jedoch 1959 geschieden. Im Anschluss pflegte sie engere Freundschaften mit dem Komponisten Isang Yun, mit dem Abt eines Klosters sowie mit dem Theologen Karl Rahner. Rinser lebte abwechselnd an ihrem Zweitwohnsitz in Rocca di Papa bei Rom, wo sie auch zur Ehrenbürgerin ernannt wurde, und in der Nähe von München.

Rinser mischte sich aktiv in die politische und gesellschaftliche Diskussion in Deutschland ein, unterstützte Willy Brandt 1968 auf seinen Wahlkampfreisen, demonstrierte mit dem Schriftsteller Heinrich Böll gegen die Aufrüstung der Bundesrepublik Deutschland und wurde zu einer scharfen Kritikerin der katholischen Kirche, die sie jedoch nicht verließ. Am Zweiten Vatikanischen Konzil nahm sie als akkreditierte Journalistin teil. Sie kritisierte in einem offenen Brief das Urteil wegen Brandstiftung gegen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und andere und schrieb an den Vater Ensslins "Gudrun hat in mir eine Freundin fürs Leben gefunden".[1]. 1972 bis 1975 bereiste sie die Sowjetunion, die Südstaaten der USA, Spanien, Indien, Indonesien und Südkorea. Sie engagierte sich für das Ende des Verbots der Abtreibung und für die Abschaffung des Abtreibungsparagraphen § 218 in der damaligen Form. Sie war eine führende Stimme des so genannten Linkskatholizismus in der Bundesrepublik Deutschland. 1984 wurde sie für die Grünen als Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten vorgeschlagen, unterlag aber Richard von Weizsäcker klar (s. Bundespräsidentenwahl 1984).

[Bearbeiten] Künstlerisches Schaffen

Rinsers erste Veröffentlichungen in der Zeitschrift Herdfeuer zeigen eine dem Nationalsozialismus positiv gegenüberstehende junge Frau. 1940 erschien ihr erster Roman Die gläsernen Ringe, der nach der zweiten Auflage verboten wurde. 1945 bis 1958 arbeitete sie als Journalistin und veröffentlichte mehrere Romane.

Aus einer religiös-sozialistischen Überzeugung engagierte sie sich auch politisch, wofür sie heftig kritisiert wurde. Bekannt wurde sie insbesondere aufgrund ihrer relativ unkritischen Affinität zur totalitären Diktatur in Nordkorea und dem dortigen Personenkult um Kim Il-sung.

[Bearbeiten] Auszeichnungen und Ehrungen

[Bearbeiten] Werke

[Bearbeiten] Romane

  • Hochebene, Kassel: Harriet Schleber 1948
  • Die Stärkeren, Kassel 1948
  • Mitte des Lebens, Frankfurt: S. Fischer 1950
  • Daniela, Frankfurt 1953
  • Der Sündenbock, Frankfurt 1955
  • Abenteuer der Tugend, Frankfurt 1957
  • Die vollkommene Freude, Frankfurt 1962
  • Ich bin Tobias, Frankfurt 1966
  • Der schwarze Esel, Frankfurt 1974
  • Mirjam, Frankfurt 1983
  • Silberschuld, Frankfurt 1987
  • Abaelards Liebe, Frankfurt 1991

[Bearbeiten] Erzählungen

  • Die gläsernen Ringe, Berlin: Fischer, 1941
  • Erste Liebe, München: Desch 1946
  • Jan Lobel aus Warschau, Kassel 1948
  • Martins Reise, Zürich: Atlantis 1949
  • Ein Bündel weißer Narzissen, Frankfurt: S. Fischer 1956
  • Geh fort, wenn du kannst (Nachwort: Hans Bender), Frankfurt 1959
  • Weihnachts-Triptychon (Mit Scherenschnitten von Otto Diethelm), Zürich: Arche, 1963
  • Septembertag, Frankfurt 1964
  • Die rote Katze, Frankfurt 1981
  • Geschichten aus der Löwengrube. Acht Erzählungen, Frankfurt 1986
  • Reinheit und Ekstase. Auf der Suche nach der vollkommenen Liebe (zus. mit Hans Christian Meiser), München 1998
  • Aeterna (zus. mit Hans Christian Meiser), Frankfurt 2000

[Bearbeiten] Autobiographisches

  • Gefängnistagebuch, München: Zinnen (Kurt Desch) 1946
  • Baustelle. Eine Art Tagebuch 1976-1970, Frankfurt: S. Fischer 1970
  • Grenzübergänge. Tagebuch-Notizen, Frankfurt 1972
  • Kriegsspielzeug. Tagebuch 1972-1978, Frankfurt 1978
  • Nordkoreanisches Reisetagebuch. Informationen zur Zeit, Frankfurt 1981
  • Den Wolf umarmen (Autobiographie, Teil 1), Frankfurt 1981
  • Winterfrühling. 1979-1982, Frankfurt 1982
  • Im Dunkeln singen. 1982-1985, Frankfurt 1985
  • Wachsender Mond. 1985-1988, Frankfurt 1988
  • An den Frieden glauben. Über Literatur, Religion und Politik. 1944-1967, Frankfurt 1990
  • Ort meiner Kindheit: Wessobrunn, Freiburg 1991
  • Wir Heimatlosen. Tagebuch 1989-1992, Frankfurt 1992
  • Saturn auf der Sonne (Autobiographie, Teil 2), Frankfurt 1994
  • Gratwanderung. Briefe der Freundschaft an Karl Rahner 1962-1984, München: Kösel 1994
  • Mitgefühl als Weg zum Frieden. Meine Gespräche mit dem Dalai Lama, München 1995
  • Kunst des Schattenspiels. 1994-1997, Frankfurt 1997

[Bearbeiten] Kinder- und Jugendbücher

  • Das Ohlstadter Kinder-Weihnachtsspiel, München 1946
  • Bruder Feuer, Stuttgart: Thienemann 1975
  • Das Geheimnis des Brunnens, Stuttgart 1979
  • Kursbuch für Mädchen, Frauenfeld 1979
  • Mit wem reden, Stuttgart 1980
  • Drei Kinder und ein Stern (ill. v. Hella Seith), Stuttgart: Gabriel 1994
  • Das Squirrel. Eine Geschichte von sichtbaren und unsichtbaren Wesen (mit Blumenbildern von Sulamith Wülfing), Grafing: Aquamarin 2004

[Bearbeiten] Sonstige Schriften

  • Pestalozzi und wir. Der Mensch und das Werk, Stuttgart: Günther 1947
  • Die Wahrheit über Konnersreuth. Ein Bericht, Einsiedeln: Benziger 1954
  • Fülle der Zeit. Carl Zuckmayer und sein Werk, Frankfurt 1956
  • Der Schwerpunkt (Essays zu Annette Kolb, Franz Werfel, Carl Zuckmayer, Elisabeth Langgässer und Bert Brecht), Frankfurt 1960
  • Vom Sinn der Traurigkeit (Felix Tristitia), Zürich: Arche 1962
  • Ich weiß deinen Namen. 73 Fotographien gedeutet von Luise Rinser, Würzburg: Echter 1962
  • Über die Hoffnung, Zürich 1964
  • Gespräche über Lebensfragen, Würzburg 1966
  • Hat Beten einen Sinn?, Zürich 1966
  • Jugend unserer Zeit, Würzburg 1967
  • Gespräche von Mensch zu Mensch, Würzburg 1967
  • Zölibat und Frau, Würzburg 1967
  • Laie, nicht ferngesteuert, Zürich 1967
  • Fragen - Antworten, Würzburg 1968
  • Von der Unmöglichkeit und der Möglichkeit heute Priester zu sein, Zürich: NZN 1968
  • Unterentwickeltes Land Frau. Untersuchungen, Kritik, Arbeitshypothesen, Würzburg 1970
  • Hochzeit der Widersprüche, Percha: Schulz 1973
  • Dem Tode geweiht? Lepra ist heilbar! (Mit 24 Bildtafeln; Fotos von Christoph Rinser), Percha 1974
  • Wie, wenn wir ärmer würden oder Die Heimkehr des verlorenen Sohnes, Percha 1974
  • Hallo, Partner. Zeige mir, wie du dein Auto lenkst, und ich sage dir, wie (wer) du bist!, 1974
  • Leiden, sterben, auferstehen, Würzburg 1975
  • Wenn die Wale kämpfen. Porträt eines Landes: Süd-Korea, Percha 1976
  • Der verwundete Drache. Dialog über Leben und Werk des Komponisten Isang Yun, Frankfurt 1977
  • Terroristen-Sympathisanten? Im Welt-Bild der Rechten. Eine Dokumentation, 1977
  • Khomeini und der Islamische Gottesstaat. Eine große Idee. Ein großer Irrtum?, Percha 1979
  • Wer wirft den ersten Stein? Zigeuner sein in Deutschland. Eine Anklage, Stuttgart 1985
  • Die Aufgabe der Musik in der Gesellschaft von heute, Frankfurt 1986
  • In atomarer Bedrohung. Mit Grafiken von Frans Masereel, Karlsruhe: Loeper 1987
  • Leben im Augenblick. Kurze Texte zur Sinnfrage, München 1996


[Bearbeiten] Literatur

  • Gudrun Gill: Die Utopie Hoffnung bei Luise Rinser. Eine sozio-psychologische Studie. New York u.a.: Lang 1991. (= American university studies; Ser. 1; Germanic languages and literatures; 92), ISBN 0-8204-1366-6
  • Stephanie Grollman: Das Bild des "Anderen" in den Tagebüchern und Reiseberichten Luise Rinsers. Würzburg: Königshausen u. Neumann 2000. (= Epistemata; Reihe Literaturwissenschaft; 322), ISBN 3-8260-1853-2
  • Thomas Lother: Die Schuldproblematik in Luise Rinsers literarischem Werk. Frankfurt am Main u.a.: Lang 1991. (= Würzburger Hochschulschriften zur neueren deutschen Literaturgeschichte;13), ISBN 3-631-43866-4
  • Selma Polat: Luise Rinsers Weg zur mystischen Religiosität. Glaube erwachsen aus Erfahrung. Mit einem Interview. Münster: Lit 2001. (= Literatur - Medien - Religion; 2), ISBN 3-8258-2536-1
  • Luise Rinser, Materialien zu Leben und Werk, hrsgg. v. Hans-Rüdiger Schwab. Frankfurt am Main: Fischer. 1986. (= Fischer-TB; 5973), ISBN 3-596-25973-8

[Bearbeiten] Weblinks


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