Pierre Bertaux

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Pierre Bertaux (* 8. Oktober 1907 in Lyon; † 13. August 1986 in Saint-Cloud, Département Hauts-de-Seine) war ein französischer Germanist, Politiker und Geheimdienstfachmann.

Pierre Bertaux war Sohn des Germanisten Prof. Felix Bertaux, der große Verdienste bei der Durchsetzung des Werkes von Gerhart Hauptmann in Frankreich erworben hatte und mit vielen deutschen Exilschriftstellern befreundet war. So wurde Pierre schon im Elternhaus mit deutscher Kultur konfrontiert. Auch sein Großonkel Felix Piquet war Germanist. Pierre besuchte "bessere" Schulen in Rouen und Mainz Mayence, die Lycées Janson-de-Sailly und die Louis-le-Grand in Paris sowie die berühmte École Normale Supérieure; zu seinen Schulkollegen zählten u.a. Jean-Paul Sartre und Raymond Aron. Anschließend studierte er in Paris und Berlin. Pierre Bertaux war der erste französische Student an der Berliner Universität nach dem Ersten Weltkrieg. Mit einer Arbeit über Hölderlin promovierte er zum Docteur ès lettres.

Nachdem Pierre 1934-35 beim französischen Rundfunk als Chef des émissions parlées arbeitete, wandte er sich zunächst der aktiven Politik zu. Von 1936-37 war er zuerst Kabinettschef beim Unterstaatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten, später im Erziehungsministerium. In den folgenden zwei Jahren übernahm er Lehraufträge an den Universitäten von Rennes und Toulouse.

Von 1939-40 gehörte er der französischen Armee an. Während des Zweiten Weltkrieges war er vor allem in Südfrankreich eine der führenden Persönlichkeiten der französischen Résistance. 1942 wurde er von einem Militärgericht des Vichy-Regimes in Toulon zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Durch den Einmarsch der Alliierten 1944 wurde Pierre Bertaux Regierungsbevollmächtigter (Commissaire) in Toulouse, von 1946-47 war er dann Kabinettsdirektor für öffentliche Arbeiten und Transportwesen. In den Jahren 1947-48 war er Präfekt im Départment Rhône. Nach weiteren Verwaltungstätigkeiten wurde er 1949 Direktor der Sûreté nationale. Diesen Posten verlor er, als er 1951 vor Gericht bezeugt hatte, dass er sich auf ein Ehrenwort des Gangsters Leca (dem Dieb, der die Juwelen der Begum stahl) verlassen könne. Von 1953 bis 1955 saß Pierre Bertaux als Vertreter des damals französischen Sudans (dem heutigen Mali) im Senat.

1958 setzte Pierre dann seine Hochschullaufbahn fort und lehrte bis 1965 an der Universität in Lille. 1965 wurde er Professor an der Pariser Sorbonne, dort blieb er bis 1981. Außerdem gründete er 1968 das Institut d'allemand d'Asnières an der Universität Paris, das ihm als Laboratorium für neue Formen des Sprachunterrichts diente und dessen Direktor er war.

1970 erhielt er die Goethe-Medaille und 1975 den Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf.

Als einer der bedeutendsten französischen Germanisten hat Bertaux der Hölderlin-Forschung neue Impulse gegeben. Auch wenn seine Thesen im Bezug auf das Jakobinertum des schwäbischen Dichters und bezüglich der Aussage, dass Hölderlin nicht geisteskrank sondern ein "edler Simulant" war, bis heute umstritten blieben. Bertaux galt außerdem als exzellenter Goethe-Kenner.

Er starb am 13. August 1986 im Alter von 78 Jahren in Saint-Cloud (Hauts-de-Seine). Seinen letzten Wohnort hatte er in Sèvres.

[Bearbeiten] Literatur

• Pierre Bertaux: Friedrich Hölderlin. Frankfurt/Main 1981 und 2000
• Pierre Bertaux: Hölderlin und die Französische Revolution. Frankfurt/Main 1969, Berlin 1990
• Ingrid Riedel (Hrsg.): Hölderlin ohne Mythos. Göttingen 1973
• Pierre Bertaux: Afrika. Von der Vorgeschichte bis zu den Staaten der Gegenwart. Frankfurt/M. 1966
• Pierre Bertaux: Mutation der Menschheit - Diagnosen und Prognosen. Frankfurt/M. 1963

Personendaten
NAME	Bertaux, Pierre
KURZBESCHREIBUNG	französischer Germanist
GEBURTSDATUM	8. Oktober 1907
GEBURTSORT	Lyon
STERBEDATUM	13. August 1986
STERBEORT	Saint-Cloud, Département Hauts-de-Seine