ICE S
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Der ICE S („S“ für Schnellfahrten, auch ICE R, „R“ für Referenzfahrzeug) ist ein Versuchszug der Deutschen Bahn. Er gehört zur Baureihe 410.1 (aus BR 402) und ist der Nachfolger des InterCityExperimental (ICE V).
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[Bearbeiten] Konfiguration
Der 76 Meter lange und 211 Tonnen schwere Zug besteht aus einem mit Messgeräten ausgestatteten Messwagen und zwei modifizierten ICE-2-Triebköpfen (410 101-0 und 410 102-8). Diese wurden mit einer modifizierten Getriebeübersetzung ausgerüstet. Die Höchstgeschwindigkeit im Regelbetrieb liegt bei 280 km/h, im Versuchsbetrieb bei (theoretisch) etwa 400 km/h. Die maximale Traktionsleistung liegt bei 9.600 kW.
Als einziger Mittelwagen des Zugverbandes ist seit Mitte 2006 der 810 101-6 (vormals 410 201-8) eingereiht, einer der drei Mittelwagen des ursprünglichen ICE S. In diesem befinden sich überwiegend Messgeräte und -einrichtungen. Stationiert war der zu DB Systemtechnik gehörende Zug bis 7. Februar 2006 in Minden/Westfalen, seither in München. Zuvor kam für längere Zeit ein umgebauter Erste-Klasse-Wagen (801 422-7) aus einem regulären ICE-1-Zug zum Einsatz, welcher aber im Rahmen des Redesign-Programms der ICE 1 benötigt wurde.
Der Mess- und Erprobungszug weist zahlreiche Modfikationen gegenüber den regulären ICE-Zügen. So verbindet eine auf dem Dach laufende Hochspannungs-Leitung die beiden Triebköpfe, da aufgrund der geringen Zuglänge der hinten fahrende Stromabnehmer keinen sicheren Kontakt zu der in Schwingung versetzten Oberleitung hätte. Die Mittelwagen sind mit Drehgestellen des ICE 3 ausgestattet, das vordere Drehgestell einer der Triebköpfe mit einem modifizierten Mess-Drehgestell, das auch der Fahrwegmessung dient. Neben zahlreichen Sensoren sind auf dem Dach auch Kameras und je zwei Strahler zur Beobachtung der beiden Mess-Stromabnehmer und der Oberleitung aufgebaut. Auch ein stromloses Anheben des Bügels bis unmittelbar unter die Oberleitung für aerodynamische Messungen ist möglich. Das Tachoblatt im Führerstand läuft in 50er Schritten bis 450 km/h.
[Bearbeiten] Aufgaben
Der Zug wird für Abnahme- und (zwei- bis dreimal jährliche) Inspektionsfahrten auf Schnellfahrstrecken eingesetzt. Dabei werden neben der Gleislage und den auftretenden Rad-Schiene-Kräften unter anderem auch Stromabnehmer und Oberleitungslage überprüft (beispielsweise im Rahmen der Oberleitungsfunktionsprüfung F6 auf allen Strecken mit einer Höchstgeschwindigkeit größer als 160 km/h). Im Mittelwagen sind dazu unter anderem Arbeitsplätze für einen Mess- bzw. Versuchsleiter und seine Mitarbeiter, für die Fahrwegprüfung und für das Zusammenwirken von Oberleitung und Stromabnehmer eingerichtet.
Ursprünglich wurden mit dem ICE S Komponenten für den ICE 3 erprobt. Dazu verfügte der Zug über zwei zusätzliche Mittelwagen, an denen alle Achsen mit Fahrmotoren ausgestattet waren. Um den Antrieb unter den ursprünglich nicht angetriebenen Wagen unterzubringen, wurde der Boden im Bereich der Drehgestelle um einige Zentimeter angehoben. In dieser Zusammenstellung verfügte er über eine maximale Antriebsleistung von 13.600 kW. Eine wesentliche Aufgabe des Zuges liegt auch weiterhin in der Erprobung und Zulassung neuer Technologien für den Hochgeschwindigkeitsverkehr.
[Bearbeiten] Rekordfahrten
Die größte Geschwindigkeit, die der ICE S je erreichte, waren 393 km/h auf der Schnellfahrstrecke Hannover–Berlin zwischen Oebisfelde und Berlin während Fahrgestelltests der DB AG und Japan Railways am 13. August 2001. Der ICE S erreichte dabei bereits nach sechs Kilometern 300 km/h.
Vom 9. bis 29. August 2004 war der ICE S in Österreich im Einsatz, um die Befahrbarkeit der Westbahn für Geschwindigkeiten über 200 km/h zu untersuchen. Dabei wurden auch Vorbeifahrten an und Begegnungen mit Güterzügen im Tunnel und auf freier Strecke untersucht. Am 18. August 2004 stellte der ICE S dabei Streckenabschnitt zwischen Ybbs und Prinzersdorf bei Pöchlarn (Streckenkilometer 91) mit 305 km/h einen neuen Geschwindigkeitsrekord für Schienenfahrzeuge in Österreich auf. Anschließend wurde sechs zusätzliche Mittelwagen eingereiht und weitere Aerodynamik-Messungen mit dem 200-Meter-Zug durchgeführt.
Am 16. Dezember 2006 erreichte der Zug bei Zulassungsfahrten im Lötschberg-Basistunnel eine Geschwindigkeit von 280 km/h. Er überbot damit die Schweizer Rekordmarke von 1996: Vier zusammengekuppelte Loks hatten dabei im Grauholztunnel 241 km/h erreicht.
[Bearbeiten] Äußere Erkennungsmerkmale
Da der ICE S in der Regel nur mit einem Mittelwagen verkehrt, hat er eine Länge von nur 76 Metern, wodurch sich der Zug sehr deutlich von den ICE-Zügen des Regelbetriebs unterscheidet. Gelegentlich verkehrt er jedoch auch mit bis zu sieben Mittelwagen, die aus regulären ICE-1-Zügen entnommen wurden.
Auch trägt der Zug noch den „alten“ pastellviolett/orientroten Streifen, den die ICE-1-Züge einmal hatten, bevor diese Zweifarbigkeit durch Neulackierungen endete. Die früheren Mittelwagen 1 und 3 waren in gelb/grau. Gelb ist die Bahn-Farbe für Bahndienstfahrzeuge. Der graue Standard-ICE-Schriftzug wurde mit einem weißen „S“ ergänzt. Das auffälligste Merkmal war ein Kurvendiagramm an Wagen 2, das der hier gelbe Streifen und zwei grau gestrichelte Linien bildeten.
ICE S mit sieben Mittelwagen auf der NBS Ingolstadt–Nürnberg im Bahnhof Kinding (Altmühltal) |
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ICE S bei einer Versuchsfahrt auf der NBS Ingolstadt–Nürnberg zwischen Offenbau- und Euerwangtunnel |
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: ICE – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- hochgeschwindigkeitszuege.com – Artikel, technische Daten und Fotos
- ice-fansite.com – Beschreibung einzelner Bestandteile
- The Railfaneurope.net Picture Gallery – Fotos
- Informationsseite der Deutschen Bahn
- Schweizer Rekord im Lötschberg Artikel zur Schweizer Rekordfahrt aus Der Bund vom 20. Dezember 2006
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