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Isaac Bashevis Singer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Isaac Bashevis Singer (יצחק בשביס-זינגר)‎ (* 21. November 1902 (?) in Leoncin, Polen; † 24. Juli 1991 in Miami, Florida) war ein Schriftsteller und wurde 1978 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Er schrieb in Jiddisch und in amerikanischem Englisch.

Isaac Bashevis Singer wurde als Isaac Hersch Zynger in Leoncin, einem kleinen, hauptsächlich von Juden bewohnten Dorf in der Nähe von Warschau geboren, als Sohn des dortigen Rabbiners Pinchos Menachem Zynger. Wahrscheinlich am 21. November 1902 - das offizielle Geburtsdatum vom 14. Juli 1904 ist eine freie Entscheidung des Dichters.

 Isaac Bashevis Singer, Ausschnitt eines großen Wandgemäldes in Flagstaff, Arizona.
Isaac Bashevis Singer, Ausschnitt eines großen Wandgemäldes in Flagstaff, Arizona.

1907 zieht die Familie nach Radzymin, an den Hof eines chassidischen Rabbiners, 1908 an die Krochmalnastraße im jüdischen Armenviertel von Warschau, damals die größte jüdische und jiddischsprachige Ansiedlung der Welt (1910 sind ca. 300'000, knapp 40% der 780'000 Einwohner, Juden). Die katastrophale Wirtschaftslage während des Weltkriegs zwingt die Familie, sich 1917 zu trennen - Isaacs Mutter, Batsheva, zieht mit ihm und seinem jüngeren Bruder Mosche in ihre Heimatstadt Biłgoraj bei Lublin, wo ihre Brüder in der Nachfolger des Vaters als Rabbiner amtieren, und wo der heranwachsende Singer das Schtetl, die traditionelle Lebensform polnischer Juden, die sich dort infolge der Besonderheiten der geographischen und politischen Lage unverändert erhalten hat, aus eigener Anschauung kennenlernt („Ich lebte jüdische Geschichte“).

1921 kehrt I. B. Singer wieder nach Warschau zurück, um sich am fortschrittlich-orthodoxen Tachkemoni-Seminar zum Rabbiner ausbilden zu lassen. Er bricht die Ausbildung nach einem Jahr ab und zieht zu seinen Eltern in die Provinz, kann jedoch aufgrund der Intervention seines älteren Bruders Israel Joshua Singer (1893-1944), der ein bekannter jiddischer Autor wird, 1923 als Korrektor für eine moderne jiddische Zeitschrift nach Warschau zurückkehren, wo er selber zu schreiben beginnt. Bereits seine zweite Erzählung unterzeichnet er - um sich vom älteren Bruder zu unterscheiden - mit „Bashevis“, ohne Vor- oder Zunamen. („Isaac Bashevis Singer“ verwendet er erstmals 1950 beim Erscheinen seines ersten übersetzten Werks, der amerikanischen Fassung des Romans „Die Familie Moschkat“.) Als „Bashevis“ macht er sich früh einen Namen, und wird das intensive Erlebnis seiner Entwicklungsjahre mehrmals literarisch darstellen und aufarbeiten. Er hat gerade einen ersten Roman, „Satan in Goraj“, in Fortsetzungen veröffentlicht, als ihm der ältere Bruder, der 1933 in den Redaktionsstab der großen jiddischen Tageszeitung „Forverts“ („Jewish Daily Forward“) nach New York berufen wurde, 1935 die Einreisemöglichkeit nach Amerika verschafft.

Nach längeren Eingewöhnungsschwierigkeiten - sein autobiographischer Roman über diese Zeit heißt „Verloren in Amerika“ - wird er ein produktiver und anerkannter jiddischer Autor, der vor allem im „Forverts“ publiziert. Allgemein bekannt wird er jedoch erst mit der 1953 erschienenen amerikanischen Übersetzung seiner 1945 entstandenen Kurzgeschichte „Gimpel der Narr“ durch Saul Bellow, worauf er allmählich als großer Erzähler wahrgenommen wird. 1974 erhält er den National Book Award für seinen Roman „Feinde, die Geschichte einer Liebe“, 1978, als erster und bis jetzt einziger jiddischer Schriftsteller, für sein Gesamtwerk den Literaturnobelpreis.

Isaac Bashevis Singer hat seine Romane und Geschichten Jiddisch verfasst und zunächst in Fortsetzungen in jiddischen Literaturzeitschriften und im „Forverts“ veröffentlicht, worauf er sie in Teilauswahl für die amerikanische Fassung, die den weiteren Übersetzungen zugrunde liegt, überarbeitet und lektoriert hat (er sprach von seinem „zweiten Original“).

Singers Werk steht im Spannungsfeld zwischen Religion und Moderne, Mystizismus und rationaler Einsicht. Es speist sich ebenso aus seiner tiefen Verbundenheit mit der jüdischen Mystik (Kabbala), Ethik (Talmud), Tradition und Folklore, wie aus seiner großen naturwissenschaftlichen Bildung und Vertrautheit mit den philosophischen Strömungen der „Moderne“ - in seinem Fall vor allem Spinoza, Schopenhauer, Eduard von Hartmann und dem kritisch gelesenen Otto Weininger. Sein wichtigstes schriftstellerisches Vorbild war Knut Hamsun, den er mehrmals ins Jiddische übersetzt hat.

1974 verfilmte sein Wohnungsnachbar, Bruce Davidson, „Mr. Singer’s Nightmare or Mrs. Pupkos Beard“ (Herr Singers Albtraum oder Frau Pupkos Bart) als halbstündige Mischung aus Spiel- und Dokumentarfilm (Drehbuch und Hauptdarsteller Isaac Bashevis Singer), 1983 wurde seine Kurzgeschichte „Yentl, the Yeshiva Boy“ mit Barbra Streisand in der Hauptrolle als Yentl verfilmt; 1989 der Roman „Enemies“ (Feinde) von Paul Mazursky.

1969 erhielt Singer für „Zlateh, die Geiß“ den Deutschen Jugendliteraturpreis, 1981 die Buber-Rosenzweig-Medaille, sowie (neben vielen anderen Ehrungen) 1984 den Ehrendoktortitel der Ben-Gurion-Universität des Negev in Beerscheba, Israel.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Werke

  • Der Satan in Goraj. (Der sotn in Goray) 1934, deutsch 1957
  • Die Familie Moschkat. Roman (Di familye Mushat/The Family Moskat) 1950, deutsch 1984
  • Gimpel der Narr und andere Erzählungen. (Gimpl tam un andere dertseylungen) 1957, deutsch 1968
  • Schatten über dem Hudson. Roman 1957
  • Der Zauberer von Lublin. Roman 1960, deutsch 1967
  • Jakob der Knecht. Roman 1962, deutsch 1965
  • Feinde, die Geschichte einer Liebe., Roman 1973, deutsch 1974
  • Als Schlemihl nach Warschau ging, Geschichten für Kinder
  • Das Landgut, Roman (The Manor) 1967, deutsch 1967
  • Das Erbe, Roman (The Estate) 1979, deutsch 1981
  • Das Visum, Roman
  • Der Büßer
  • Der Fatalist, Erzählungen
  • Der Golem, eine Legende
  • Der Kaiser von China, der alles auf den Kopf stellte
  • Der König der Felder, Roman über die Frühgeschichte der Polen
  • Der Sohn aus Amerika, Erzählung
  • Der Tod des Methusalem
  • Die Gefilde des Himmels. Eine Geschichte vom Baal Schem Tow.
  • Die Hexe, Erzählung
  • Die kleinen Schuhmacher
  • Die Narren von Chelm und ihre Geschichte
  • Die Zerstörung von Kreschew, Erzählung
  • Ein Tag des Glücks und andere Geschichten von der Liebe
  • Ein Telephonanruf am Jom Kippur (aus The Image)
  • Eine Kindheit in Warschau
  • Geschichten von der Liebe
  • Ich bin ein Leser, Gespräche mit Richard Burgin.
  • Jentl, (Drei Erzählungen aus Gimpel der Narr: Jentl der Talmudstudent, Kurzer Freitag und Blut)
  • Leidenschaften
  • Massel und Schlamassel oder: Die Milch einer Löwin.
  • Meschugge, Roman
  • Max, der Schlawiner
  • Meschugge, Roman.
  • Mein Vater der Rabbi
  • Noahs Taube
  • Schoscha, Roman
  • Verloren in Amerika: vom Schtetl in die Neue Welt
  • Wahnsinnsgeschichten
  • Zlateh die Geiß und andere Geschichten

Bibliographien

  • David Neal Miller: Bibliography of Isaac Bashevis Singer, 1924-1949, Peter Lang, New York, Bern, Frankfurt/M., Nancy, 1984.
  • Roberta Saltzman: Isaac Bashevis Singer, A Bibliography of His Works in Yiddisch and English, 1960-1991, The Scarecrow Press, Lanham, Maryland, and London, 2002;

[Bearbeiten] Literatur

  • Paul Kresh: Isaac Bashevis Singer. The Magician of West 86th Street New York 1979
  • Lester Goran: The Bright Streets of Surfside. The Memoir of a Friendship with Isaac Bashevis Singer Kent, Ohio 1994
  • Israel Zamir: Journey to My Father Isaac Bashevis Singer New York 1995
  • Janet Hadda: Isaac Bashevis Singer. A Life New York 1997
  • Dvorah Telushkin: Master of Dreams. A Memoir of Isaac Bashevis Singer New York 1997
  • Agata Tuszynska: Lost Landscapes. In Search of Isaac Bashevis Singer and the Jews of Poland Übers. M. G. Levine, New York 1998
  • Stephen Tree: Isaac Bashevis Singer dtv, München 2004 ISBN 3423244151

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literarische Revue

  • Michael Chaim Langer & Joachim Günther: Weiber, Wahnsinn und Dämonen. Eine musikalisch-literarische Revue über Singer, als einen Meister des jüdischen Humors. Sie präsentiert eine Auswahl seines literarischen Schatzes, in Szenen und als Musik, jiddischen Swing. Diese Musik bedeutet jüdische Evergreens aus New York in den 1920er und 1930er Jahren sowie Lieder von Georg Kreisler. Aufführung für Jüdische Kulturtage im Rheinland 2007, am 7. 3. in Düsseldorf.

[Bearbeiten] Weblinks

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