Jiang Zemin
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Jiang Zemin | |
---|---|
Pinyin | Jiāng Zémín |
Wade-Giles | Chiang Tsê-min |
Traditionelles Chinesisch | 江澤民 |
Vereinfachtes Chinesisch | 江泽民 |
Staatspräsident der Volksrepublik China | |
Amtszeit: | 27. März 1993 - 15. März 2003 |
Vorgänger | Yang Shangkun |
Nachfolger | Hu Jintao |
Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas | |
Amtszeit | 1989 - 2002 |
Vorgänger | Zhao Ziyang |
Nachfolger | Hu Jintao |
Vorsitzender der Zentralen Militärkommission der KPCh und der VR China | |
Amtszeit | 1989/1990 - 2004 |
Vorgänger | Deng Xiaoping |
Nachfolger | Hu Jintao |
Geburtstag | 17. August 1926 |
Geburtsort | Yangzhou, Jiangsu |
Ehefrau | Wang Yeping |
Politische Partei | Kommunistische Partei Chinas |
Jiang Zemin (chin. 江泽民/江澤民, Jiāng Zémín, W.-G. Chiang Tsê-min; * 17. August 1926 in Yangzhou, Jiangsu) ist ein chinesischer Staatsmann und Politiker.
Jiang war Staatspräsident der Volksrepublik China (27. März 1993 - 15. März 2003), Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas (1989-2002) und Vorsitzender der Zentralen Militärkommission der Chinesischen Volksbefreiungsarmee (1990-2004). Als Inhaber dieser drei Ämter folgte Jiang Deng Xiaoping in der Rolle des Paramount Leaders, des höchsten politischen Führers der Volksrepublik China (1989-2002). Ab 2002 gab er seine Ämter und somit die Rolle des Paramount Leaders schrittweise an Hu Jintao ab. Seine Idee des "Dreifachen Vertretens" wurde am 16. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas zur Staatsdoktrin erhoben.
Jiang Zemin wurde am 17. August 1926 in Yangzhou als Sohn einer Bäuerin und eines Schriftstellers und Elektrikers geboren. Er hatte vier Geschwister, wurde dann aber, einer chinesischen Tradition gemäß, von der Witwe seines Onkels nach dessen Tod im Kampf gegen die japanischen Besatzer als neuer männlicher Familienvorstand adoptiert. Diesem Familienhintergrund als "Sohn eines Märtyrers" wird oft eine große Bedeutung für seine spätere Politikerkarriere beigemessen.
Jiang ging bis 1943 in Yangzhou zur Schule und besuchte dann die Zentrale Universität in Nanjing. 1945 wechselte er für sein Ingenieursstudium auf die Universität in Schanghai (Shanghai-Jiaotong-Universität). Ein Jahr später wurde er Mitglied der kommunistischen Partei, ohne jedoch sofort eine politische Karriere anzustreben oder besonderen politischen Eifer zu zeigen. 1949 heiratete Jiang Zemin seine Schulfreundin Wang Yeping, von der er in den kommenden Jahrzehnten jedoch über längere Abschnitte hinweg räumlich getrennt lebte.
In den 50er Jahren arbeitete Jiang Zemin in der Changchun-Autofabrik, zu deren Vizedirektor er nach einem längeren Praktikum in der Moskauer Stalin-Automobilfabrik im Jahr 1956 ernannt wurde. Auch in den Wirren der Kulturrevolution bezog er politisch keine besondere Stellung, er war weder fanatischer Befürworter, noch sprach er sich gegen die Parteilinie aus. Gegen Ende der 60er Jahre konnten ihn wohl nur seine Verdienste als Vorantreiber der Industrialisierung des Landes und sein dennoch persönlich bescheidener Lebensstil vor der Verfolgung durch die Roten Garden bewahren. Den Stillstand seiner Karriere hingegen konnte er erst mit dem Besuch der Kaderschule des Ersten Ministeriums für Maschinenbau in den 70er Jahren durchbrechen. Hier stieg er recht schnell ins außenpolitische Büro auf und wurde Verantwortlicher für die Reformen einer rumänischen Maschinenfabrik. Nach dem Erfolg dieser Reformen kehrte er nach China zurück und wurde 1974 Vizedirektor und zwei Jahre später Direktor des Büros für auswärtige Angelegenheiten seines Ministeriums.
Der Beginn der wirtschaftlichen Reformen unter Wang Daohan und Deng Xiaoping begeisterte Jiang Zemin und gab seiner Karriere eine neuen, nun auch politisch motivierten Schwung. Aufgrund seiner erfolgreichen Fürsprache für die Errichtung von ökonomischen Freihandelszonen in China stiegen seine Bekanntheit und sein Ansehen. Als Wang Daohan 1985 das Amt des Bürgermeisters von Schanghai niederlegte, wurde Jiang Zemin sein Nachfolger. In diesem Amt schaffte es Jiang Zemin mit einer konservativen, unradikalen Politik, es meist allen Beteiligten recht zu machen. So unterließ er es bei Studentenprotesten im Jahr 1986, größere Strafmaßnahmen gegen die Protestler einzuleiten, um so den Fokus der Presse von den Protesten zu nehmen. Seine Strategie glückte, aber von nun an nahm er sich dem Einfluss der Presse, den er als sehr hoch einschätzte, selber an. So wurde während seiner Amtszeit als Bürgermeister die Schanghaier Zeitungslandschaft soweit reorganisiert und damit eingeschüchtert, dass kaum noch negativ oder nur kritisch über die Regierung berichtet wurde.
1987 wurde Jiang Zemin in das Politbüro Chinas aufgenommen und wurde zugleich Parteichef in Schanghai. Gemeinsam mit Zhu Rongji, seinem strengeren und wirtschaftlicher orientierten Nachfolger im Amt des Bürgermeisters von Schanghai, profitierte er von den nun greifenden Reformen, die ausländische Investitionen nach China und insbesondere nach Shanghai lockten.
Beim Aufkommen der Studentenunruhen Anfang 1989 entschied sich Jiang Zemin zwar gegen den Einsatz von Gewalt in Schanghai - laut Historikern wohl nicht zuletzt aus Sorge um die Beurteilung aus dem Ausland und der Geschichtsbücher - befürwortete aber öffentlich die Einführung des Kriegsrechts am 20. Mai 1989.
Nach dem Sturz Zhao Ziyangs wurde Jiang Zemin durch Deng Xiaoping und dank seiner vielfältigen Beziehungen in Parteikreisen zum Generalsekretär der Partei. Sein Beitrag zur Niederschlagung der Studentenunruhen war die Überzeugung des Vorsitzenden des Nationalen Volkskongresses NPC, Wan Li, sich gegen eine Petition gegen die Ausrufung des Kriegsrechts zu wenden. Jiang Zemin unterstützte Zhu Rongji in der gewaltlosen Kontrolle der Unruhen in Schanghai.
Jiang Zemin brachte in den folgenden Jahren den Reformprozess und die Versöhnung mit den Studenten in Gang, zugleich beschränkte er die Presselandschaft weitreichend. Des Weiteren begründete er eine strenge Antikorruptionskampagne, die die Glaubwürdigkeit des chinesischen Regimes erhöhen sollte.
Im Januar 1990 wurde das Kriegsrecht aufgehoben. In den folgenden Jahren gelang es Jiang Zemin, sowohl die ökonomischen Reformen voranzutreiben als auch seinen eigenen Einfluss zu vergrößern und zu festigen. So stellte er 1992 nach einigem politischen Gerangel die Volksbefreiungsarmee um, indem hunderte Offiziere und Kommandanten pensioniert oder versetzt wurden. Auf diese Art gewann er neben der Kontrolle über die Armee auch die Macht über beinah alle wichtigen politischen Organe. Lediglich die Außenpolitik wurde von seinem ehemals großen Rivalen Li Peng kontrolliert. Nach der Festlegung, Premierministeramt und Präsidialtätigkeit nicht in eine Hand zu geben, blieb es bei Jiang Zemin als Präsidenten und Li Peng als Premierminister.
In den Jahren ab 1994 sprechen Beobachter immer mehr von einer Diktatur Jiang Zemins. Innenpolitisch setzte dieser nun neben der wirtschaftlichen auch eine ideologische und politische Reform in Gang. So förderte er nicht nur Staatsbetriebe und Investitionen, sondern versuchte mit vielen Mitteln, die "traditionellen chinesischen Werte" aufzuwerten und schränkte die Pressefreiheit weiter ein. In Folge der Ermordung eines Vizevorsitzenden des Nationalen Volkskomitees durch die People's Armed Police (PAP), die eigentlich den Ausgleich zur Volksarmee bilden sollte, rief Jiang Zemin eine große Kampagne gegen das Verbrechen ins Leben, in deren Verlauf innerhalb eines Jahres über 350.000 Menschen verhaftet und über 4.000 Menschen hingerichtet wurden.
1998 wurde Jiang mit 98 Prozent der Stimmen des Nationalparlaments als Staatspräsident und Vorsitzender der Militärkommission bestätigt. 2002 trat er von seinem Amt im Politbüro und 2003 als Präsident der Volksrepublik China zurück, um einer neuen Generation Platz zu machen, namentlich seinem Nachfolger Hu Jintao. Im September 2004 legte Jiang Zemin auch seine militärischen Posten nieder. Seinen letzten offiziellen Posten als Vorsitzender der Zentralen Militärkommission gab er im März 2005 auf.
[Bearbeiten] Literatur
- Robert Lawrence Kuhn: The Man Who Changed China: The Life and Legacy of Jiang Zemin. Crown Publishers, 2005. - ISBN 1-40005-474-5 (Rezension: [1])
- Bruce Gilley: Tiger on the Brink: Jiang Zemin and China's New Elite. University of California Press, 1998. - ISBN 0-52021-395-5
[Bearbeiten] Weblinks
Vorsitzender des Zentralrates der Volksregierung: Mao Zedong | Staatspräsidenten: Mao Zedong | Liu Shaoqi | provisorisch: Song Qingling | Dong Biwu
Vorsitzende des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses: Zhu De | Ye Jianying | Ehrenpräsidentin: Song Qingling
Staatspräsidenten: Li Xiannian | Yang Shangkun | Jiang Zemin | Hu Jintao
Vorsitzende: Chen Duxiu | Mao Zedong | Hua Guofeng | Hu Yaobang
Generalsekretäre: Deng Xiaoping | Hu Yaobang | Zhao Ziyang | Jiang Zemin | Hu Jintao
Vorsitzende: Mao Zedong | Hua Guofeng | Deng Xiaoping | Jiang Zemin | Hu Jintao
Personendaten | |
---|---|
NAME | Jiāng Zémín |
ALTERNATIVNAMEN | vereinfachtes Chinesisch: 江泽民, traditionelles Chinesisch: 江澤民, Wade-Giles: Chiang Tse-min |
KURZBESCHREIBUNG | Chinesischer Staatsmann und Politiker |
GEBURTSDATUM | 17. August 1926 |