Königsberger Schloss
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Das Königsberger Schloss war bis zum Jahr 1945 neben dem Königsberger Dom eines der Wahrzeichen der ostpreußischen Hauptstadt Königsberg, dem heutigen Kaliningrad in Russland.
[Bearbeiten] Geschichte
Um die Zeitenwende herum errichteten die Goten an der Stelle einer wichtigen Wegkreuzung nahe dem Fluss Pregel die Burg Tuwangste, auch Twangste, Twangst, Twongst, Twoyngst genannt. Der Name dieser Burg leitet sich von dem gotischen Wort "wangus" ab und beschreibt einen Holzschlag in einem Eichwald. Da die Eiche das Symbol des Donnergottes Perkunos war und unter Tabu stand, verbot es sich für die prußischen Ureinwohner, einen Eichwald auch nur anzutasten. Im Jahre 1255, nach der Eroberung des Gebietes durch den Deutschen Orden, wurde die Burg in Königsberg umbenannt.
Die Burg, später als Schloss bezeichnet, war Residenz der Hochmeister des Deutschen Ordens und später Residenz der preußischen Herrscher.
Vor dem Zweiten Weltkrieg war in Teilen des Schlosses ein Museum untergebracht. Es beherbergte unter anderem die 240.000 archäologischen Exponate der Prussia-Sammlung, eine Sammlung der Staats- und Universitätsbibliothek sowie etliche Gemälde des Malers Lovis Corinth. Während des Krieges wurden dort außerdem erbeutete russische Kunstgegenstände aufbewahrt, darunter auch das verschollene Bernsteinzimmer, dessen weiterer Verbleib ungewiss ist.
Berühmtheit erlangten auch der Moskowitersaal, der mit 83 Metern Länge und 18 Metern Breite über Jahrhunderte der größte Saal Deutschlands war, sowie das Weinlokal Blutgericht, welche sich beide im Schloss befanden.
Im Zweiten Weltkrieg brannte das Schloss bei der Bombardierung Königsbergs durch die Briten Ende August 1944 völlig aus. Die dicken Mauern hielten aber sowohl der Bombardierug als auch dem späteren sowjetischen Artilleriebeschuss und den Straßenkämpfen im April 1945 stand, so dass das Schloss den Krieg als Ruine überlebte. Das zum großen Teil zerstörte Königsberg fiel an die Sowjetunion und wurde 1946 in Kaliningrad umbenannt. Kaliningrad sollte als sowjetische Musterstadt auf den Trümmern Königsbergs neu entstehen, möglichst ohne dabei an die deutsche Vergangenheit zu erinnern. So befahl Leonid Breschnew die Überreste des Schlosses, aus der Sicht sowjetischer Regierungskreise ein fauler Zahn des preußischen Militarismus, zu beseitigen. Trotz der Proteste Kaliningrader Studenten und Intellektueller wurde die Ruine 1968 gesprengt.
[Bearbeiten] Heutige Situation
Heute befindet sich an Stelle des Schlosses der so genannte Zentralplatz der Stadt Kaliningrad, welcher trotz seines Namens eher im Südosten des heutigen Stadtzentrums liegt. Neben dem Zentralplatz befindet sich auf dem zugeschütteten ehemaligen Burggraben das Haus der Räte, das in den 1960er Jahren als Verwaltungsbau geplant war, jedoch aus statischen Gründen nicht weitergebaut wurde und bis heute eine Bauruine mit ungewisser Zukunft geblieben ist: Der zu mächtig geplante, überdimensionierte Bau versinkt langsam im weichen Boden, weshalb die heutigen Bewohner Königsbergs das Gebäude auch Rache der Preußen nennen.
Die heutige Kaliningrader Stadtverwaltung erörterte eine Zeit lang Möglichkeiten, mit finanzieller Unterstützung des russischen Kulturministeriums das Schloss wiederaufzubauen. Im Gegensatz zum Königsberger Dom, der momentan renoviert wird, stünde man hier jedoch vor der schwierigen Aufgabe, das Schloss von Grund auf neu zu errichten, so dass diese Pläne vorerst fallen gelassen wurden. Stattdessen wird der Zentralplatz neu gepflastert.
Seit dem September 2001 finanziert das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel die Freilegung von Teilen des Schlosskellers, die vom Kaliningrader Kunsthistorischen Museum durchgeführt werden. Man hofft, dort auf verschüttete Kunstschätze des früheren Schlossmuseums und möglicherweise auch auf Reste des Bernsteinzimmers zu stoßen. Bisher wurden tausende von Gegenständen entdeckt. Im Juni 2005 fand man eine okkulte Silberschatulle mit Medaillen und Amuletten, was in Fachkreisen als Sensation gewertet wird. Es ist geplant, nach Abschluss der Ausgrabungen Teile der Kellergewölbe des Schlosses als Freilichtmuseum zugänglich zu machen. Im weiteren Verlauf plant man Pressemeldungen zu Folge einen historisierenden Wiederaufbau des Schlosses als Kulturzentrum.