Kassiterit
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Kassiterit | |
Chemismus | SnO2 |
Mineralklasse | Oxide, Hydroxide - Metall:Sauerstoff=1:2 IV/D.02-40 (nach Strunz) 4.4.1.5 (nach Dana) |
Kristallsystem | tetragonal |
Kristallklasse | ditetragonal-dipyramidal ![]() |
Farbe | braunschwarz, grau ,gelbbraun, grün, rot |
Strichfarbe | gelbweiß bis farblos |
Mohshärte | 6 bis 7 |
Dichte (g/cm³) | 6,3 bis 7,2 |
Glanz | Diamantglanz, Fettglanz |
Transparenz | durchscheinend bis undurchsichtig |
Bruch | muschelig, spröde |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {100}, undeutlich nach {110} |
Habitus | kurze, prismatische, bipyramidale Kristalle; körnige, massige Aggregate |
Häufige Kristallflächen | {111}, {110}, {100}, {321} |
Zwillingsbildung | häufig, auch Viellinge |
Kristalloptik | |
Brechzahl | ω=2,000-2,006 ε=2,097-2,100 |
Doppelbrechung (optische Orientierung) |
Δ=0,097 ; einachsig positiv |
Pleochroismus | schwacher Dichroismus, gelb-rotbraun |
Winkel/Dispersion der optischen Achsen |
2vz ~ |
Weitere Eigenschaften | |
Phasenumwandlungen | |
Schmelzpunkt | |
Chemisches Verhalten | |
Ähnliche Minerale | |
Radioaktivität | nicht radioaktiv |
Magnetismus | nicht magnetisch |
Besondere Kennzeichen |
Kassiterit (Zinnstein, Nadelzinn(erz), Holzzinn, Visiergraupen) ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall:Sauerstoff = 1:2. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung SnO2 und entwickelt meist kurze bis lange, prismatische, nadelförmige oder bipyramidale Kristalle, aber auch körnige bis massige Aggregate in braunschwarzer, grauer, gelbbrauner, grüner oder roter Farbe. Auch farblose Kristalle sind bekannt. Durchscheinende Kristalle zeigen schwachen Dichroismus in gelb und rotbraun.
Zusammen mit den Mineralen Argutit, Paratellurit, Plattnerit, Pyrolusit, Rutil und Tripuhyit bildet es die Rutilgruppe.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Etymologie und Geschichte
Der Name Kassiterit leitet sich vom griechischen kassiteros für Zinn ab. Von Bergleuten wurden die häufig entstehenden, kurzprismatischen und knieförmig verwinkelten Kristallzwillinge oder -viellinge, als Visiergraupen bezeichnet. Aggregate in nieriger, glaskopfartiger Ausbildung erhielten die Bezeichnung Holzzinn.
Das Mineral wird aufgrund seines hohen Zinngehaltes (daher auch Zinnstein) bereits seit dem 6. Jahrtausend v. Chr. abgebaut und gehört damit zu den ersten Erzen, die von Menschen genutzt wurden.
[Bearbeiten] Bildung und Fundorte
Kassiterit kommt hauptsächlich in Hydrothermaladern und granitischen Pegmatiten vor. Daneben findet es sich als Seifenzinn in Fluss-Sedimenten.
Historisch bedeutsam waren die Lagerstätten im Erzgebirge, Fichtelgebirge und Cornwall. Die wichtigsten Lagerstätten mit heutigem Abbau befinden sich in Llallagua und Viloco in Bolivien, Hunan und Yunnan in der Volksrepublik China, Indonesien, Malaysia und Peru.
Weitere Fundorte sind unter anderem Rossarden/Tasmanien in Australien, Minas Gerais in Brasilien, Panasqueira in Portugal, Tenkergin/Chukotka in der Russischen Föderation, Horní Slavkov in Tschechien.
[Bearbeiten] Verwendung
[Bearbeiten] als Rohstoff
Kassiterit ist mit einem (theoretischen) Zinn-Anteil von 78,8 Prozent das einzige, weltweit bedeutende Zinn-Erz. Allerdings sind die Zinnatome oft teilweise durch Atome des Eisens, Titans, Niob, Tantals oder Zirkoniums ersetzt und verringert damit den tatsächlichen Zinngehalt.
Kassiterit wird bei Temperaturen um die 1000 Grad Celsius verhüttet. Das gewonnene Zinn wird als ungiftiger, rostbeständiger Überzug von Stahlbehältern (Weißblech), sowie zur Herstellung verschiedener Haushaltsgegenstände wie Teller oder Krüge, aber auch Zier- und Spielgegenstände wie Zinnfiguren verwendet. Daneben dient es in Legierung mit Blei auch als niedrigschmelzendes Weichlot.
[Bearbeiten] als Schmuckstein
Gut ausgebildete Kristalle werden zu Schmucksteinen verarbeitet. Diese sind jedoch je nach Zinnanteil sehr empfindlich gegen verschiedene Säuren und Erwärmung. Kassiterit kann der Farbe und des Glanzes wegen leicht mit farbigen Diamanten, Rauchquarz, Scheelit, Zirkon und anderen verwechselt werden.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-540-23812-3
- Edition Dörfler: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag, ISBN 3-89555-076-0
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 4. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2002, ISBN 3-921656-17-6