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Kegelrobbe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Kegelrobbe
Kegelrobbe
Kegelrobbe
Systematik
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Unterordnung: Hundeartige (Cynoidea)
Familie: Hundsrobben (Phocidae)
Gattung: Halichoerus
Art: Kegelrobbe
Wissenschaftlicher Name
Halichoerus grypus
(Fabricius 1791)

Die Kegelrobbe (Halichoerus grypus) ist neben dem Seehund die zweite an deutschen Küsten verbreitete Robbenart und ist das größte Raubtier Deutschlands (bis zu 300 kg). Sie ist nach ihrer kegelförmigen Schnauze benannt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Merkmale

Vom Seehund ist die Kegelrobbe durch ihre viel massigere Gestalt unterschieden. Außerdem haben Seehunde einen rundlichen, Kegelrobben einen eher spitz zulaufenden Kopf. Die Männchen sind auf dunkelgrauem Grund hell gefleckt, Weibchen dagegen sind dunkelgrau gefleckt auf silbergrauen Grund. Jungtiere kommen mit einem weißen Embryonalhaar (Lanugo) zur Welt, das nach etwa 5 Wochen durch normales Fell ersetzt wird.

Mit einer Größe von 230 cm und einem Gewicht von 220 kg ist eine männliche Kegelrobbe deutlich größer als ein Seehund, aber auch als eine weibliche Kegelrobbe (180 cm, 150 kg). Männchen haben außerdem eine größere Nase als Weibchen. Der Geschlechtsdimorphismus ist nur bei wenigen Robben so ausgeprägt.

[Bearbeiten] Verbreitung

Junge Kegelrobbe auf den Färöern
Junge Kegelrobbe auf den Färöern

Kegelrobben treten in drei voneinander getrennten Populationen auf:

  1. Die ostatlantischen Kegelrobben leben hauptsächlich an den Küsten Islands, Großbritanniens, Irlands und der Färöer, selten in der Nordsee.
  2. Die westatlantischen Kegelrobben leben an den kanadischen Küsten von Labrador, Neubraunschweig und Neuschottland.
  3. Die Ostsee-Kegelrobbe (H. g. balticus) gilt als eigenständige Unterart. Sie war früher in der gesamten Ostsee verbreitet, ist aber durch extensive Bejagung in die nördlichsten Teile (Küsten Schwedens, Finnlands und Estlands) zurückgedrängt worden. Inzwischen kommen aber öfter wandernde - zumeist jüngere - Kegelrobben an die Küsten Polens und Mecklenburg-Vorpommerns und sind regelmäßige Gäste im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft.

[Bearbeiten] Kegelrobben im Wattenmeer

Im Wattenmeer gibt es derzeit drei Kolonien mit Jungenaufzuchten: Eine bei der westfriesischen Insel Terschelling, eine weitere auf dem Jungnamensand, einer Sandbank westlich der nordfriesischen Insel Amrum. Seit dem Jahr 2001 gibt es auch auf der Düne bei Helgoland Jungenaufzuchten der Kegelrobbe; hier scheint sich eine dritte Nordsee-Kolonie zu etablieren. Außerhalb der Fortpflanzungszeit halten sich die Robben dieser Kolonien an verschiedenen Orten innerhalb der Nordsee auf und vermischen sich dann auch mit Seehunden. Im Winter trifft man sie zum Beispiel im ostfriesischen Wattenmeer an.

Kegelrobben sind im Wattenmeer, verglichen mit Seehunden, echte Raritäten. Aus archäologischen Funden weiß man, dass noch im Mittelalter Kegelrobben und Seehunde gleichermaßen häufig waren, vielleicht sogar ein Übergewicht zugunsten der Kegelrobbe bestanden hat. Auf den Jagddruck, der durch Menschen auf die Robben ausgeübt wurde, reagierte die Kegelrobbe allerdings weit empfindlicher als der Seehund, so dass sie beinahe vollständig aus dem Wattenmeer verschwand.

Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgte die allmähliche Rückkehr der Kegelrobben, die an felsigen und unzugänglichen Küsten der britischen Inseln überlebt hatten. Auch heute könnten nach der Einschätzung von Zoologen die Kegelrobben im Wattenmeer ohne beständigen Nachschub aus Großbritannien nicht überleben. Die Geburt junger Kegelrobben ist heute noch ein höchst seltenes Ereignis. Um den Nachwuchs vor neugierigen Wattwanderern zu schützen, versuchen die Mitarbeiter der Wattenmeer-Nationalparks, nach Möglichkeit alle bekannt gewordenen Jungtiere zu bewachen bzw. ihre Liegeplätze abzusperren.

[Bearbeiten] Kegelrobben in der Ostsee

Dass es in der westlichen Ostsee heute abgesehen von einigen verirrten Einzeltieren keine Kegelrobben mehr gibt, hängt mit einer Ausrottungskampagne des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts zusammen. Weil die Fischer der Küsten versicherten, dass sie wegen der Robben ihre Existenzgrundlage bedroht sähen, wurde für jede getötete Robbe eine Prämie gezahlt. Bis 1930 wurden der Seehund und die Kegelrobbe in der westlichen Ostsee vollständig ausgerottet.

Von 1998 bis 2000 ließ das Bundesamt für Naturschutz eine Analyse durchführen, ob eine Wiedereinbürgerung der Kegelrobbe an deutschen Ostseeküsten möglich ist. Dass die Kegelrobben eigenständig zurückkehren, ist wegen des ungenügenden Populationsdrucks in ihrer jetzigen Heimat in der östlichen Ostsee nicht zu erwarten. Zahlreiche Küstenabschnitte wurden untersucht und mehrere potenzielle Liegeplätze ausgemacht, zum Beispiel die Halbinsel Wittow (Nord-Rügen) oder die Greifswalder Oie. Während die Fischer einer Wiederansiedlung weiterhin ablehnend gegenüber stehen, sieht der größte Teil der ansässigen Bevölkerung dem Projekt wohlwollend entgegen. So stimmte die Gemeindevertretung von Altenkirchen einer Wiederansiedlung bereits zu (12. Oktober 2000) und spekulierte bereits auf eine künftige Bekanntheit als „Kegelrobben-Gemeinde Altenkirchen“. Trotzdem scheiterte ein Wiederansiedlungsprojekt bisher am Widerstand der Fischer.

[Bearbeiten] Lebensweise

Kolonie; Helgoland Düne
Kolonie; Helgoland Düne

Die Kegelrobben von Nord- und Ostsee sind insofern untypisch, als diese Art für gewöhnlich felsige Küsten bevorzugt. Außerhalb der Fortpflanzungszeit wandern vor allem jugendliche Kegelrobben weit umher, kehren aber offensichtlich immer wieder zu denselben Fortpflanzungsstätten zurück. Bei ihren Tauchgängen erreichen Kegelrobben Tiefen von 70 m und suchen nach Fischen, von denen sie sich ernähren. Zu den erbeuteten Fischen gehören Lachse, Dorsche, Heringe, Makrelen und Schollen.

Zur Fortpflanzungszeit finden sich Kegelrobben an den Küsten zu kleinen Kolonien zusammen. Diese bestehen aus durchschnittlich sechs Weibchen und einem Männchen. Bei größeren Kolonien gibt es mehrere Männchen, die jeweils einen Harem zusammenzuhalten versuchen. Ernsthafte Kämpfe zwischen rivalisierenden Männchen gibt es allerdings nicht, eher eine ritualisierte Unterwerfung rangniederer Männchen. Die erfolgreichen Männchen verteidigen bis zu zehn Weibchen mitsamt deren Jungen und paaren sich mit ihnen, sobald die Jungen entwöhnt sind. Dies geschieht, wenn die Jungen etwa vier Wochen alt sind.

Die Fortpflanzungszeit variiert mit dem Verbreitungsgebiet. Im Ostaltantik liegt sie zwischen September und Dezember, im Westatlantik im Januar und Februar. Die Ostsee-Kegelrobben werfen im Februar und März. Die Tragzeit beträgt elfeinhalb Monate. Geschlechtsreife wird mit vier bis fünf Jahren erreicht, Männchen sind aber vor ihrem achten Lebensjahr nicht stark genug, eine Gruppe von Weibchen zu bewachen. Die Lebenserwartung beträgt meistens zwanzig Jahre, in seltenen Ausnahmefällen bis zu 46 Jahre.

[Bearbeiten] Schutz

Kegelrobbe mit Sender
Kegelrobbe mit Sender

Kegelrobben waren für Robbenjäger immer von geringem kommerziellen Interesse, wurden aber von Fischern wegen ihrer angeblichen Konkurrenz gejagt. Inzwischen sind sie in den meisten Ländern geschützt, und die Bestände sind auf etwa 100.000 Kegelrobben im östlichen Atlantik angewachsen. 40 % des weltweiten Kegelrobben-Bestands lebten an den Küsten Großbritanniens.

Insbesondere die Entwicklung bei den Ostsee-Kegelrobben erregt Besorgnis. Am Ende der 1980er war der Bestand auf 1.500 Tiere gefallen, so dass sie von der IUCN als bedrohte Tiere auf die Rote Liste gesetzt wurden. Neben der Jagd kam als Ursache hier die Einleitung von Giften wie DDT hinzu. In den 1990ern begann der Bestand in der Ostsee durch strenge Schutzmaßnahmen und geringeren Verschmutzungsgrad wieder anzusteigen.

(video)
Kegelrobben (info)
Helgoländer Düne
Probleme, das Video anzusehen? Hilfe:Video.



[Bearbeiten] Literatur

  • Ronald M. Nowak: Walker’s Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999, ISBN 0801857899
  • Jochen Schwarz et al.: Wiederansiedlung der Ostseekegelrobbe (Halichoerus grypus balticus) an der deutschen Ostseeküste. Bundesamt für Naturschutz, 2003, ISBN 3784337260

[Bearbeiten] Weblinks


[Bearbeiten] Weitere Bilder

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Halichoerus grypus – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
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