Kendenich
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Kendenich ist ein Ortsteil der Stadt Hürth im Rhein-Erft-Kreis, Nordrhein-Westfalen. Kendenich hat 2949 Einwohner.
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[Bearbeiten] Lage
Kendenich liegt auf einem vorspringenden, wellenförmigen Höhenrücken des Vorgebirges, mit ausgedehnter Fernsicht ins Rheintal. Umgeben ist der Ort zum überwiegenden Teil durch landwirtschaftliche Nutzflächen.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Römerzeit
Schon zur Zeit der Römer muss sich auf dem Gelände der jetzigen Burg ein größeres Gebäude befunden haben. Dies belegen freigelegte Überreste römischen Mauerwerks bei Schachtarbeiten in einem Keller, sowie offengelegtes, römisches Pflaster in einem Obstgarten. Im Burggraben fand man römische Urnen, Ziegelfragmente der gleichen Zeit am östlichen Ausgang der Villa.
Im Besitz der späteren Burgherren von Kempis soll eine größere Anzahl in Kendenich gefundener Münzen (auf dem Kirchhof und am Ortsrand) römischer Kaiser sein. (zit.nach Maaßen)
[Bearbeiten] Mittelalter
Erstmals erwähnt wird der Ort um 941, als der Kölner Erzbischof Wichfrid dem Cäcilienstift in Köln den Zehnten vom Herrenhof in Cantenich schenkte. Die alte Bezeichnung des Ortes verweist auch auf seine hervorgehobene Stellung in der alten Gauverfassung.
"Cand" hieß im Gallischen 100, gleich Centum. So ist wahrscheinlich das sich in fränkischer Zeit an dieser Stelle der Versammlungsort einer Centena oder Hundertschaft, einer Unterabteilung des alten Kölner Gaues Gillgau, und damit gleichzeitig Gerichtsstand und Wohnsitz eines Centenarius oder Centgrafen befand.
In der Folge ist die „Herrschaft“, 1159 Kentenich genannt, bis zur Säkularisation Sitz einer eigenständigen Gerichtsbarkeit.
Unter den namentlich erwähnten Gefolgsleuten der Kölner Bischöfe im 12. und 13. Jahrhundrts sind auch die Herren von Kendenich angeführt. Die Bezeichnumg „Domini“ also Herren sagt aus, dass diese ein eigenes Territorium mit selbstständiger Gerichtsbarkeit besaßen. Herren von Kendenich waren im 12. Jahthundert die „Birklin“, sie entstammten einem angesehenen Patriziergeschlecht aus Köln.
1269 kommt Phillip, Vogt von Kendenich in einer Urkunde als Zeuge vor, in der über die Zuständigkeit für die Gerechtsame, zwischen dem Edelherren Conrad von Schleiden und der Abtei Steinfeld schiedsrichterlich entschieden wird.
1443 einigt sich ein Heinrich von Kendenich, gleichzeitig „Drost“ von Brühl, mit der Stadt Köln hinsichtlich der Wasserrechte des Hürther Baches. So heißt es:
..“ er gestattet ihr ob der vielen ihm bewiesenen Freundschaft wegen da, wo sich noch andere Quellen zeigen sollten , diese in den Bach zu leiten und weiter zu führen“.
Das Geschlecht der Ritter von Kendenich lässt sich belegt durch Urkunden von Köln, Brauweiler und Brühl (hier geht es meistens um Streitereien) aber auch durch Landverkäufe an die Kartäuser in Köln, bis ins späte 15. Jahrhundert aufzeigen, dann verschwindet der Name.
Um 1475 wird der Edelherr Mathias Walraven, Herr von Kendenich genannt. Die Walraven gehörten zum Kölner Adel, einige waren Bürgermeister der Stadt. Im Jahr 1517 besitzt Dham von Orsbeck das Haus Kendenich, mit allen „Gerechtigkeiten und Zubehörungen“ Er wurde belehnt durch Lehnbrief des Kurfürsten Hermann V. (Graf von Wied)
Nach späteren Erbstreitigkeiten kommt es in der Familie Orsbeck zu einer Einigung in der Teilung der Besitztümer. Eine Teilungsurkunde vom Oktober 1550 beschreibt das Haus und Hof Kendenich wie folgt:
… „mit seiner Vestung, Gärten, Dämmen, Weiern, mit all seinen Gerechtigkeiten, Fischereien, Rauchhühnern und Weinhaus im Dorf und dem Weinzapp, wie wir das von Vater und Mutter ererbt haben, sowie alles Übrige, Land, Sand, Busch, Weingarten und Grubpachten“.
Der Besitz ging um 1560 jeweils zur Hälfte an Agnes von Orsbeck und Adam von Orsbeck, worauf dieser ein neues Haus mit Hof, den Orsbecker Hof erbaute. Beide Güter behielten die Rechte adeliger Sitze.
Agnes von Orsbeck heiratete Adolfph Freiherr Raitz von Frentz und brachte das Burghaus mit Lehen und Allodialbesitz (Schöffengüter, Hoheitsrechte) in diese Familie ein. Der Orsbecker Hof war dagegen nur Allodialbesitz.
Durch Dham (Adam) von Orsbeck kam der adelige Orsbecker Hof um 1769 an die Freiherren Raitz von Frentz zu Stollberg, und erhielt den Namen Frentzer Hof. Das Bughaus selbst verblieb über Hundert Jahre im Besitz der Freiherren von Frentz, welche sich später auch „zu Kendenich“ nannten. Die folgenden Herren, welche bis auf den letzten alle den Namen Adolph trugen, vergrößerten den Besitz durch mehrere Ankäufe. Belegt ist dies durch Lehnbriefe der Jahre 1605 und 1615. Der letzte Burgherr dieser Linie ist Johann Sigismund von Frentz, Gubernator zu Kaiserswerth, belehnt im Jahr 1659. Mit ihm stirbt die männliche Linie der von Frentz zu Kendenich aus.
Durch Heirat seiner Töchter gelangt Besitz und Lehen an die Freiherren von Reuschenberg, diese werden erstmals 1690, und weiter durch Erbfolge 1704 belehnt. Edmund von Reuschenberg zu Kendenich erhält als letzter das Lehen 1752 durch den Kurfürsten Clemens August. Unter Edmund von Frentz geriet das Gut in finanzielle Schwierigkeiten und war so verschuldet, dass es im Jahr 1764 zum Verkauf stand. Im August 1764 wurde der adelige Rittersitz Kendenich mit allem dazu gehörigen auf 62.549 Reichsthaler taxiert.
Der Bürgermeister der Reichsstadt Köln, Maria Franz Gabriel Groote, Herr zu Thurn und Wolfskehl erwarb das Gut 1766 bei einem gerichtlich angesetzten Verkauf zu einem Preis von 47.000 Reichsthaler, und wurde im Februar 1780 durch Kaiser Joseph II. in den Reichsritterstand erhoben und durfte sich „Edler von Groote zu Kendenich“ nennen.
[Bearbeiten] Die Neuzeit
Seine glanzvollste Zeit erlebte Kendenich unter Maria Franz Gabriel Groote der 1766 vorläufig als letzter die Kendenicher Burg erwarb und umbaute. Für fast zwei Jahrhunderte blieb der Ort Sitz dieser Kölner Adelsfamilie.
In der Folge der Generationen waren alle Burgherren bestrebt ihre umfangreichen Ländereien durch weitere Landkäufe zu vergrößern. Zur Burg gehörte der Ortshof und das herrschaftliche Weinhaus die „Lockmeis“. Auf eigener Scholle dem Wingert, auf dem auch einige Kendenicher Bürger Parzellen besaßen, wurde Wein angebaut. Der Wingert befand sich oberhalb der Kendenicher Gerinne, am Fuß des so genannten Kiesberges. Von den Bürgern selbst wurde der Wein als „Surer Honk“ (saurer Hund) bezeichnet.
[Bearbeiten] Kendenicher Höfe
Außer Burg, Kirche und Pfarrhaus gab es um 1780 fünf große Höfe in Kendenich. Der Fronhof, der Frentzenhof, der Abtshof, der Pflügershof und der zur Burg gehörende Ortshof. Auch der Kalscheurerhof mit seiner Kapelle im ansonsten menschenleeren Nachbarweiler Kalscheuren, war Kendenich zugehörig.
[Bearbeiten] Säkularisation
Nachdem 1794 durch einrückendes französisches Militär die Weinberge verwüstet wurden, ist großflächiger Weinanbau in dieser Gegend nicht mehr aufgenommen worden.
[Bearbeiten] 19. Jahrhundert
Der ältester Ortsbereich im heutigen Kendenich mit seinen knapp 3000 Einwohnern ist im unteren Teil des Ortes zu finden, die Pützstraße, In der Aue, und im “Jordan“ (Ortshof-, Fuchs- und Fischenicher Straße) hier findet man noch einige alte Häuser (auch restaurierte ehemalige Kotten der Tagelöhner) welche um 1830 erbaut wurden. Der Ort lag am Quellhorizont der in den auslaufenden Braunkohlenschichten liegenden vielen kleinen Pütze, die auch den Burgweiher speisten.
Der Braunkohlenabbau in den Randgebieten Kendenichs, die Turffgruben, werden erstmals 1750 erwähnt. Der industrielle Abbau begann 1866 mit den Ribbertwerken im benachbarten Hermülheim und führte indirekt zur großen Umstrukturierung des Ortes. Neben den großen Gutshöfen gab es schon immer einige kleinere Bauernhöfe, doch nun siedelten sich auch viele Tagelöhner an. Sie veränderten durch den Bau bescheidener kleiner Häuser, „Kotten“ genannt, das Ortsbild. Einige sind noch im Original, andere in restaurierter Form im heutigen Stadtbild zu sehen.
Im Januar 1816 kaufte der Kirchenvorstand den „ein Viertel und 18 Ruthen“ großen, bis dahin zum Frentzenhof gehörigen, Kirchgarten von dem Freiherrn Franz Ludwig von Beissel zum Preis von 100 Reichsthalern.
Das der Kirche gegenüber liegende Grundstück mit dem Pastoratsgebäude, wird 1863 mit einer massiven Mauer umgeben, und ist in dieser Form noch heute erhalten.
Im Jahr 1839 wurde von der Zivilgemeinde ein erstes mit zwei Schulsälen und einer Lehrerwohnung versehenes Schulgebäude errichtet. Es folgte ein Neubau im Jahr 1874, eine Erweiterung des Baues mit einer nunmehr dritten Schulklasse folgte 1885. Die Zahl der schulpflichtigen Kinder wurde für das Jahr 1886 mit 173 Schülern angegeben.
Der Ort hat 1887 insgesamt 187 Wohnhäuser mit 919 Bewohnern, davon 907 katholischer, 2 altkatholischer und 10 jüdischer Konfession.
[Bearbeiten] Kendenich in heutiger Zeit
[Bearbeiten] Politik
Ratsmitglieder für Kendenich sind Wolfgang Klomp (SPD), Wilfried Vosen (CDU) und Friederike Seydel (Grüne). Ortsvorsteher ist Peter Berger (SPD).
[Bearbeiten] Schulen / Sport
- Gemeinschaftsgrundschule Kendenich, Ortshofstraße 20
- Hauptschule Kendenich, Am Steinacker
- SV Kendenich zur Vereinspage
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
Der Ort ist eine der Stationen des Römerkanal-Wanderweges.
[Bearbeiten] Burg und Wasserschloss Kendenich
Eine Burg wird in Kendenich erstmals 941 urkundlich erwähnt. Später wurde sie zu einem barocken Wasserschloss mit einem mehrfach geschweiften Dach und Zwiebelturm umgebaut. Das heutige Herrenhaus wurde 1660 von Johann Sigismund Raitz von Frentz errichtet, die östliche Vorburg stammt von 1667.
Der Nord- und Westflügel der ehemals als Wirtschaftsgebäude dienenden Vorburg wurden im 18. und 19. Jahrhundert gebaut. 1766 erwarben die Kölner Bürgermeister Maria Franz Jakob Gabriel von Groote und seine Ehefrau Maria von und zum Pütz die Burg. Aus dieser Zeit sind noch die Wappen erhalten. Ein Allianzwappen der beiden Familien findet sich im Giebelfeld der östlichen Torzufahrt. Von 1821 bis 1964 stand die Burg im Besitz der Familie von Kempis, die um 1840 das Eingangsportal in klassizistischem Stil umgestalten ließ.
Der Fronhof gehörte zur Burg oder war die Burg Kendenich. Auf dem Burggelände gefundene römische Mauer- und Steinpflastereste bezeugen das hohe Alter des Siedlungsplatzes. Die heutige Burg wurde an Stelle von mittelalterlichen Bauten 1660 bis 1664 von Johann Sigismund Raitz von Frenz errichtet. Das quadratische Herrenhaus wird wuchtig überdeckt von einem mehrfach geschweiften und mit einem Zwiebeltürmchen gekrönten Zeltdach. Spätere Besitzer waren der Kölner Bürgermeister Maria Franz Gabriel von Groote (1766) und Philipp von Kempis, der die Burg 1821 erheiratet hatte.
Burg und Landbesitz wurden 1964 von der Stadt erworben. Burg und Vorburg wurden 1978 in eine moderne Wohnanlage umgewandelt. 1981/82 umfangreiche Renovierungs- und Umbauarbeiten, bei denen in Haupthaus und Vorburg Wohnungen eingerichtet wurden.
Über die Burg ist auch eine alte Sage vom „Nachtgeist zu Kendenich“ überliefert:
Auf dem alten Rittersitz Kendenich, etwa zwei Stunden von Köln am Rhein, ist ein mooriger, von Schilf und Erlensträuchen dicht bewachsener Sumpf. Dort sitzt eine Nonne verborgen, und keiner mag am Abend an ihr vorübergehen, dem sie nicht auf den Rücken zu springen sucht. Wen sie erreicht, der muss sie tragen, und sie treibt und jagt ihn durch die ganze Nacht, bis er ohnmächtig zur Erde stürzt.
[Bearbeiten] Sankt Johann Baptist und Pfarrhaus
Der Turm der Pfarrkirche Johannes Baptist stammt aus dem Jahre 1682. 1875 bauten die Geschwister Kalscheuer aus Nörvenich hier eine Orgel zum Preis von 1162 Talern ein. Beim Bau der heutigen Kirche im Jahr 1956 fand man Fundamentreste eines Vorgängerbaues aus dem 10. Jahrhundert und Reste eines noch älteren Fachwerkbaus. Im 13. Jahrhundert stand hier eine romanische Kirche, die 1859 erneuert und erweitert wurde. Der Turm von 1682 steht noch bis heute. Wertvollster Schmuck ist ein Gabelkreuz von 1350/60.
[Bearbeiten] Die evangelische Gemeinde
Erst seit dem 1. Januar 1957 vereinigten sich alle im Bereich der zivilen Großgemeinde Hürth ansässigen Evangelischen Christen zu der neuen Evangelischen Kirchengemeinde Hürth. Die evangelische Nathan Söderblom Kirche wurde 1973 als Ersatz für die 1976 abgerissene Dankeskirche in Knapsack in unmittelbarer Nachbarschaft errichtet. Der separate Turm nach Art einer schwedischen Stapelkirche mit der Knapsacker Glocke wurde 1981 errichtet.
Bis 1979 war der größte Teil der knapp 3.200 Einwohner zählende Nachbarort Knapsack aus Umweltschutzgründen umgesiedelt worden. Natürlich waren auch die kirchlichen Gemeinden davon betroffen. Die 1951 an der Dr.-Kraus-Straße errichtete Dankeskirche und das 1926 errichtete Pfarrhaus in der Haupt-/Alleestr., wozu Kendenich gehörte, wurden mit der Umsiedlung abgerissen. Kruzifix und Abendmahls-Geräte wurden vom Gemeindebezirk Kendenich übernommen, zu dem noch Fischenich und Alt-Hürth mit Knapsack gehören. Der Bezik Kendenich hat damit die Nachfolge des Bezirks Knapsack übernommen.
[Bearbeiten] Literatur
- Johann Wilhelm Rosellen: Geschichte der Pfarreien des Dekanates Brühl , J. P. Bachem Verlag Köln 1887
- Maaßen: Die römische Staatsstraße von Trier über Belgika bis Wesseling am Rhein und der Römerkanal am Vorgebirge. In: AHVN 37 (1882). S. 1-119.
- Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm): Deutsche Sagen. Kassel 1816/18, Nr. 79
- Hürther Heimat, Zeitschrift für Geschichte, Kultur und Heimatkunde – Band 71 /72, 1993
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Burganlage Kendenich – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Koordinaten: 50° 51' 45" N, 6° 52' 48" O
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