Konzil von Trient
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Das Konzil von Trient (Tridentinum), das von der Römisch-katholischen Kirche als 19. ökumenisches Konzil angesehen wird, fand in drei Sitzungsperioden zwischen 1545 und 1563 statt. Es diente der Antwort auf die Reformation.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Verlauf
Das 5. Laterankonzil (1512-1517) hatte die Kirchenreform begonnen, war aber an einigen theologischen Streitpunkten zu Luther gescheitert. Die über 20jährige Verzögerung des Trienter Konzils hing auch mit den politischen Wirren der Reformationszeit zusammen.
Das neunzehnte der von der römisch-katholischen Kirche anerkannten ökumenischen Konzilien trägt seinen Namen von der im südlichen Teil Tirols liegenden Stadt Trient (italienisch Trento, lat. Tridentum), wo das Konzil (bis auf zwei Sitzungen in Bologna) tagte und auch eröffnet und abgeschlossen wurde. Das Konzil begann am 13. Dezember 1545 und wurde am 4. Dezember 1563 abgeschlossen.
[Bearbeiten] Inhalt
Ein Ziel des Tridentinums war die Abgrenzung gegen den Protestantismus. Dazu präzisierte das Konzil die katholische Lehre in verschiedenen Punkten und veröffentlichte Lehrdokumente. In diesen Lehrdokumenten wird zunächst der jeweilige Sachverhalt allgemein erklärt; in einem separaten Teil, den sogenannten Canones, sind in kurzen Abschnitten Irrlehren aufgeführt und verurteilt.
[Bearbeiten] Erste Sitzungsperiode: 1545 bis 1547
- Decretum de Peccato Originali (Lehrentscheid über die Erbsünde; 5. Sitzung; 17. Juni 1546)
- Decretum de Justificatione (Lehrentscheid über die Rechtfertigung; 6. Sitzung; 13. Januar 1547)
- Lehre vom Sakrament der Weihe, 7. Sitzung
[Bearbeiten] Zweite Sitzungsperiode: 1551 bis 1552
- Dekret über die allerheiligste Liturgie; 13. Sitzung; 11. Oktober 1551
- Die Lehre über das Sakrament der Buße (Bußsakrament), 14. Sitzung, 25. November 1551
[Bearbeiten] Dritte Sitzungsperiode: 1561 bis 1563
- Die Lehre von der Kommunion unter beiderlei Gestalten und von der Kommunion der Kleinkinder (21. Sitzung, 16. Juli 1562)
- Lehre vom Heiligen Messopfer, 22. Sitzung, 17. September 1562
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- Das Konzil widmet sich in diesem Dekret der katholischen Liturgie, um sie von der protestantischen Mahlfeier zu unterscheiden. Insbesondere stellt das Konzil fest, dass der Kanon der Liturgie "frei von jedem Irrtum" ist (4. Kapitel). Des weiteren hebt das Konzil den Opfercharakter der katholischen Liturgie hervor - als einen wesentlichen Unterschied zum Protestantismus.
- Lehrbestimmung über die Ablässe. 25. Sitzung, 4. Dezember 1563
[Bearbeiten] Typisches Beispiel für die Canones
Aus der Lehre vom Heiligen Messopfer, Canon 9:
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- Wer sagt, die gottesdienstlichen Satzungen der Römischen Kirche, nach denen ein Teil des (Mess-)Kanons und die Wandlungsworte leise gesprochen werden, seien zu verurteilen; oder man dürfe die Messe nur in der Volkssprache zelebrieren; oder dem Opferwein im Kelch solle kein Wasser beigemischt werden, weil das gegen die Einsetzung Christi sei: der sei ausgeschlossen.
Theologisch klärend, aber brisant gegenüber den Lutheranern waren u. a. das Dekret zu den kanonischen Schriften, das den katholischen Kanon verbindlich festlegte und die Bedeutung der Tradition als eine Quelle der göttlichen Offenbarung betonte, und das zur Rechtfertigungslehre. Zu letzterer entstand 1999 eine gemeinsame Erklärung beider Kirchen.
In Zusammenhang mit dem Konzil sind die nachfolgenden Reformen Pius V. zu sehen.
[Bearbeiten] Reformen
- Einrichtung von Priesterseminaren zur besseren Ausbildung der Seelsorger
- Einrichtung des Hochaltars als sichtbares liturgisches Zentrum (im Mittelalter waren der Sakral- und Gemeindebereich durch Lettner getrennt)
- Aufbewahrungsort des Allerheiligsten von den im Mittelalter üblichen Sakramentsnischen oder -häuschen in den Tabernakel am Hochaltar
- Einführung eines geschlossenen Beichtstuhls
- Bestuhlung im Kirchenraum
- Verbot der Ämterhäufung im Bischofsamt
[Bearbeiten] Kontroversliteratur
Das Konzil erzeugte schon bald eine umfangreiche Sekundärliteratur. Von lutherischer Seite setzte sich etwa Martin Chemnitz in seinem Examen concilii Tridentini (1565-73) damit auseinander und von reformierter Seite der Zürcher Theologe Johann Heinrich Heidegger in seinen Schriften De fide decretorum concilii Tridentini quaestiones (1662) und Anatome concilii Tridentini (1672-75). Aber auch innerhalb der römisch-katholischen Kirche kam es vereinzelt zu Kritik; so versuchte der papstkritische venezianische Historiker und Ordensmann Paolo Sarpi in seiner 1619 erschienenen Istoria del concilio Tridentino nachzuweisen, dass die Wiedervereinigung mit den Protestanten nur durch die Intrigen der Kurie verhindert worden sei.
[Bearbeiten] Weblinks
- Dekrete des Konzils von Trient (in Auswahl)
- Allgemeine Informationen zum Konzil von Trient
- Katholisches Verständnis der Rechtfertigungslehre
Von Griechischer Orthodoxie und Römischem-Katholizismus anerkannte ökumenische Konzile:
Nicäa I | Konstantinopel I | Ephesos | Chalcedon | Konstantinopel II | Konstantinopel III | Nicäa II
Ökumenische Konzile der römisch-katholischen Kirche:
Konstantinopel IV | Lateran I | Lateran II | Lateran III | Lateran IV | Lyon I | Lyon II | Vienne | Konstanz | Basel/Ferrara/Florenz | Lateran V | Trient |
Vatikan I | Vatikan II