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La forza del destino

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

La forza del destino (Die Macht des Schicksals) ist eine Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi. Das Libretto stammt von Francesco Maria Piave. Die Oper wurde gelegentlich für angebliche Schwächen in der Handlung kritisiert, die musikalische Gestaltung durch den Komponisten fand jedoch stets einhellige Zustimmung. Vor allem das Schicksalsmotiv zieht sich von der Ouvertüre an wie ein Leitfaden durch die ganze Oper.

Die Uraufführung dieser Oper fand am 10. November 1862 in Petersburg statt, die Uraufführung der überarbeiteten Version am 27. Februar 1869 in der Mailänder Scala.

Aufführungsdauer der Oper: ~ 210 min.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Historisches

Ende des Jahres 1860 wurde Verdi für den Wahlkreis Busseto – Borgo San Donnino in das neue Parlament gewählt. Als im Februar 1861 der erste König von Italien, Victor Emanuell II proklamiert wurde, war er zugegen und gab sein Votum ab, als am 15. März der neue Staat konstituiert wurde. Doch bald schon war er des Politikerlebens überdrüssig.

Schon während seiner politischen Aktivitäten bekam er Post von dem römischen Sänger Enrico Tamberlick, der an der Oper von Petersburg ein Gastspiel gab. Im Auftrag der Operndirektion bat er Verdi, für Petersburg eine Oper zu schreiben. Verdi überlegte nicht lange und sagte zu.

Zunächst gedachte er eine Oper Namens Ruy Blas nach einer Vorlage von Victor Hugo zu schreiben, was in Petersburg jedoch auf Ablehnung traf. Andere Themen wurden diskutiert, aber Verdi konnte sich nicht entscheiden. Kurz darauf verstarb sein Freund und Politikerkollege Camillo Conte di Cavour, was Verdi bewog, seine politische Laufbahn endgültig zu beenden. Für Petersburg entschied er sich sodann für ein neues Thema: La Forza del Destino sollte die Oper nach der Vorlage Don Alvaro des spanischen Herzogs Angel di Rivas heißen. Das Libretto schrieb der inzwischen verarmte Francisco Maria Piave, der zum achten und letzten Mal als Librettist für Verdi zur Feder griff. Im August des Jahres 1861 begann Verdi die Komposition, und im November war die Oper fertig.

Am 6. Dezember 1861 kamen die Verdis in Petersburg an, um die Uraufführung vorzubereiten. Sie reisten allerdings im Februar 1862 wieder ab, da nicht alles nach den Wünschen Verdis realisiert werden konnte. Es folgte eine Reise nach London, wo er für die Weltausstellung noch schnell die Hymne der Nationen (Inno delle Nazioni) komponierte, danach ein kurzer Aufenthalt in Italien, bevor es im September 1862 wieder zurück nach Petersburg ging. Nachdem die Rollen endlich gemäß Verdis Wünschen besetzt werden konnten, kam es am 10. November 1862 zur Uraufführung.

Verdis beabsichtigte, die neue italienische Oper in Petersburg hoffähig zu machen. In Russland herrschten zwei musikalische Richtungen. Die eine war die national russische Richtung um Modest Mussorgski und seine Freunde, die andere war eine nach Deutschland tendierende Richtung, die sich dem aufkommenden Wagnerischen Musikdrama zuwendete. Beide Richtungen lehnten Verdi ab und schlossen sich zusammen, um die italienische Oper zu diskreditieren. Um so überraschender war es, dass La forza del destino mit ungewöhnlicher und überschäumender Begeisterung in Petersburg aufgenommen wurde.

Verdi genoss den Erfolg, der ihm jedoch nicht den Blick auf ihre Schwächen verstellte. Die Erstaufführung in Italien unter dem Namen Don Alvaro stand aufgrund von Fehlbesetzungen unter keinem guten Stern und fiel beim Publikum durch. Im Herbst 1863 schrieb Verdi an Piave, dass das Werk eine Häufung von Unglücksfällen und Unwahrscheinlichkeiten sei, und die Hauptpersonen Leonora und Alvaro kein Schicksal haben, so dass man daran denken solle, an La forza del destino etwas zu ändern. Die Umarbeitung der Oper nahm dann Antonio Ghislanzoni, der später noch das Libretto zu Aida schreiben sollte, vor, da Piave inzwischen unheilbar erkrankt war.

Die bedeutenden Änderungen waren:

  • Eine breit angelegte Ouvertüre, beinahe eine Potpourri Ouvertüre, anstatt eines kurzen Orchester-Preludes.
  • Im dritten Akt wurde der verhinderte Zweikampf vorverlegt. Zum Schluss des Aktes kommt die Kapuzinerpredigt des Fra Melitone, die Verdi der Kapuzinerpredigt aus Schillers Wallensteins Lager nachempfunden hat und anschließend den Rataplan als Abschluss des Aktes.
  • Im vierten Akt verlegt er den Tod Don Carlos und den tödlichen Dolchstoß gegen seine Schwester Leonora hinter die Bühne. Alvaro stürzt sich nicht mehr mit einem derben Fluch auf den Lippen von einem Felsen, sondern ihm wird im Schlussterzett göttliche Gnade zu Teil.

Die Uraufführung der umgearbeiteten Oper fand am 27. Februar 1869 an der Mailänder Scala statt. Bis heute erfreut sich diese Oper weltweit größter Beliebtheit.

Eine Aufführung in deutscher Sprache 1863 in Wien war kein Erfolg. Erst 1878 wagte man sich an der Berliner Kroll-Oper daran, das Werk in Deutschland aufzuführen. Zunächst war ihr allerdings kein Erfolg beschieden, da Opern in Deutschland zu diesem Zeitpunkt im Wesentlichen nach den wagnerschen Maßstäben für ein Musikdrama gemessen wurden. Erst nach dem ersten Weltkrieg setzte sich die Oper in Deutschland durch, und hat sich bis heute einen festen Platz auf den Bühnen erobert.

[Bearbeiten] Personen

  • Marchese von Calatrava (Bass)
  • Leonore de Vargas; seine Tochter; (Sopran)
  • Don Carlos de Vargas; sein Sohn; (Bariton)
  • Alvaro; Inkaspross; (Tenor)
  • Preziosilla; eine junge Zigeunerin; (Mezzosopran)
  • Pater Guardian; Franziskanermönch; (Bass)
  • Fra Melitone; Franziskanermönch; (Bariton)
  • Curra; Leonoras Kammerzofe; (Sopran)
  • Ein Alkalde; (Bass)
  • Mastro Trabuco; Maultiertreiber; später Hausierer; (Tenor)
  • Ein Chirurgus; im spanischen Heer; (Tenor)
  • Chöre:
    • Männer: Maultiertreiber, spanische und italienische Landleute, spanische und italienische Soldaten, Ordonnanzen, italienische Rekruten, Franziskanermönche, Greise, Kinder, Bettler.
    • Frauen: Spanisches und italienisches Landvolk, Marketenderinnen, Bettlerinnen.
  • Komparsen: Wirt, Wirtin, Bediente der Schenke, Maultiertreiber, spanische und italienische Soldaten aller Waffengattungen, Trommler, Trompeter, Landvolk und Kinder, ein Seiltänzer, Hausierer.

Ort der Handlung: Spanien und Italien, in der Mitte des 18. Jahrhunderts.

[Bearbeiten] Handlung

[Bearbeiten] Erster Akt

Leonore erwartet ihren Geliebten Alvaro, einen jungen Inkaspross, damit sie mit ihm durchbrennen kann. Als Alvaro erscheint, betritt auch ihr Vater, der Marchese von Calatrava das Zimmer, und beschimpft Alvaro aufs heftigste. Alvaro hat, um sich zu verteidigen, bereits die Waffe gezogen, besinnt sich, und wirft diese von sich. Während des Fluges löst sich ein Schuss und trifft den Marchese tödlich. Sterbend verflucht er seine Tochter. Leonora und Alvaro fliehen.

[Bearbeiten] Zweiter Akt

Leonoras Bruder, Don Carlos sucht in Studentenkleidern nach seiner Schwester. Er kehrt in einem Dorfgasthaus ein. Dort beobachtet er misstrauisch einen jungen Burschen. Dieser junge Bursche ist die verkleidete Leonora. Leonora und Alvaro haben sich auf der Flucht gegenseitig aus den Augen verloren. Leonora hat sich als junger Mann verkleidet und ist in diesem Dorfgasthaus eingekehrt. Sie erkennt ihren Bruder und es gelingt Leonora zu fliehen.

Vor einem Kloster verlangt Leonora Einlass von Pater Guardian. Sie gibt sich als Frau zu erkennen. Der Pater weist sie in eine nahe Klause ein, wenn Not am Mann ist, solle sie die Glocke läuten.

[Bearbeiten] Dritter Akt

Aus Verzweiflung, da er Leonore für tot hält, wurde Alvaro Soldat. Wegen seiner großen Tapferkeit wurde er sogar zum Hauptmann befördert. In der Nähe eines Kriegslagers rettet er, ohne es zu wissen, Don Carlos bei einem Überfall das Leben. Beide schwören sich ewige Freundschaft. In der Schlacht wird Alvaro verwundet. Don Carlos soll für den Freund ein versiegeltes Päckchen mit Briefen ins Feuer werfen. Als er das tun will, fällt das Bild seiner Schwester Leonora aus diesem Päckchen.

Als Alvaro wieder genesen ist, wird er von Don Carlos zum Zweikampf aufgefordert, den er zunächst verweigert. Als er hört, dass Leonora lebt und Don Carlos sie nur sucht, um sie dann zu töten, greift Alvaro zur Waffe. Die Kämpfenden werden getrennt. Daraufhin geht Alvaro ins Kloster.

Vor dem Lager bieten sich Marketenderinnen den Soldaten an. Als Fra Melitone vorbeikommt und über deren Sünden predigt, wird dieser vertrieben. Die Frauen und die Soldaten tanzen und feiern ein Fest Rataplan.

[Bearbeiten] Vierter Akt

Vor einem Kloster streitet eine hungrige Menge mit dem Fra Melitone. Da erscheint Don Carlos, und will mit Alvaro sprechen. So bald er diesen sieht, beleidigt er ihn aufs heftigste, als aber Alvaro keine Reaktion zeigt, schlägt Don Carlos ihn ins Gesicht. Daraufhin ergreift Alvaro den Degen und die Freundesfeinde schreiten zum Kampf.

In der Klause betet Leonora für einen bald eintretenden Tod. Als sie Geräusche hört, schließt sie sich ein und läutet die Glocke. Da erscheinen Alvaro und Don Carlos im Zweikampf. Carlos wird tödlich verwundet und bleibt liegen. Alvaro nähert sich der Klause und klopft. Seine Überraschung ist groß, als er Leonora erkennt, die die Tür öffnet. Traurig geht sie zu dem verwundeten Bruder. Der aber sticht sie mit dem letzten Atemzuge nieder. In den Armen ihres geliebten Alvaro und dem herbeigeeilten Fra Guardian haucht Leonora ihr Leben aus. Durch die tröstenden Worte Guardians kann sich Alvaro mit dem Schicksal abfinden alleine weiterleben zu müssen. (Nach der petersburger Erstfassung stürzt sich Alvaro von einem Felsen in den Tod.)

[Bearbeiten] Quellen

  • Kühner, Hans; Giuseppe Verdi in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Rowohlt Verlag; ISBN 3-499-50064-7; 1970
  • Die Macht des Schicksals von Giuseppe Verdi; Operntext; Reclam Verlag; ISBN 3-15-007297-2; 1986
  • Kultur Bibliothek; Band II; Opern- und Operettenführer; ISBN 3-88199-297-9; 1986
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