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Modest Petrowitsch Mussorgski

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Portrait Mussorgskis von Ilja Repin, 1881
Portrait Mussorgskis von Ilja Repin, 1881

Modest Petrowitsch Mussorgski (russisch Модест Петрович Мусоргский, wiss. Transliteration Modest Petrovič Musorgskij; * 9. März/21. März 1839 in Karewo, Oblast Pskow; † 16. März/28. März 1881 in Sankt Petersburg) war ein russischer Komponist. Er wurde hauptsächlich durch seine Opern und Lieder sowie den Klavierzyklus Bilder einer Ausstellung bekannt und gilt als einer der eigenständigsten russischen Komponisten des 19. Jahrhunderts. Bei seinem Tod waren viele seiner Werke in unfertigem Zustand.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biografie

Als jüngster Sohn eines wohlhabenden Alkoholikers in Karevo im Bezirk Pskow (Plekau) geboren, erlernt Mussorgski durch seine Mutter das Klavierspiel. Im Alter von sieben Jahren beherrscht er bereits kurze Stücke von Franz Liszt, und im Alter von neun Jahren spielt er vor einem zahlreichen Publikum in seinem Elternhaus ein Konzert von John Field. Im August 1849 beginnt er Klavierunterricht bei Anton Herke, einem Schüler von Adolf Henselt, zu nehmen.

Mussorgski während seiner Zeit an der Kadettenschule, um 1856
Mussorgski während seiner Zeit an der Kadettenschule, um 1856

Im Jahre 1852 tritt er in die Kadettenschule in St. Petersburg ein, wo er sich besonders mit Geschichte und Philosophie beschäftigt. Er ist dort auch Mitglied des Schulchors, und auf Anregung seines Religionslehrers, Pater Krupski, beschäftigt er sich zudem mit Bortnianski und weiterer russischer Kirchenmusik des frühen 19. Jahrhunderts. Zu diesem Zeitpunkt erscheint auch seine erste Komposition: „Porte-enseigne Polka“, die seinen Mitschülern gewidmet ist und auf Kosten seines Vaters gedruckt wird. 1856 verlässt er die Kadettenschule und tritt dem Preobraschenski-Garderegiment bei. Über Dargomyschski und César Cui lernt er Mili Balakirew kennen, von welchem er ersten formalen Unterricht in Musiklehre erhält, der im Wesentlichen auf den großen Werken Ludwig van Beethovens, Franz Schuberts und Robert Schumanns gründet. Nach einer Krise verlässt er am 17. Juli 1858 das Regiment, setzt die Zusammenarbeit mit Balakirew jedoch fort.

Ein Besuch in Moskau im Sommer 1859 bewegt ihn tief und macht ihn nach eigener Einschätzung vom Kosmopoliten zum Russen. Die Aufhebung der Leibeigenschaft im russischen Zarenreich 1861 führt seine Familie in Schwierigkeiten, so dass er die nächsten zwei Jahre auf dem Land zubringt, um seinen zwei Brüdern bei der Verwaltung des Familiengutes in Karevo zu helfen. Finanzielle Schwierigkeiten zwingen ihn jedoch bald dazu, sich in den Verwaltungsdienst des Zaren zu stellen. 1863 wird er dazu in die Ingenieursabteilung des Ministeriums für Kommunikation berufen. Nach einer Beförderung im Dezember 1866 wird er am 10. Mai 1867 jedoch schon wieder entlassen. Nach der Publikation von Tschernyschewskis Roman Was tun? waren neue Ideen in Russland populär geworden, und so lebt Mussorgski während dieser Zeit in einer "Kommune" mit vier anderen jungen Männern: Mili Balakirew, César Cui, Alexander Borodin und Nikolai Rimski-Korsakow zusammen, wo er sich am regen Ideenaustausch über Kunst, Philosophie und Politik beteiligt. Die Gruppe wird ironisch als Das Mächtige Häuflein oder Gruppe der Fünf bezeichnet.

Außer Balakirew sind alle Musikliebhaber, also keine Berufsmusiker. Sie kämpfen gegen den akademischen Professionalismus. Sie wollen etwas Neues schaffen aus dem Volkstum Russlands, ganz bewusst als Dilettanten. Diese Ideologie zerbricht daran, dass das Bürgertum keinerlei Verständnis für sie aufbringt.

Nach seiner Entlassung zieht er zu seinem Bruder aufs Land, wo er sich insbesondere mit Orchesterwerken beschäftigt. Aus dieser Zeit stammt die erste Fassung seines Werkes Johannisnacht auf dem Kahlen Berge. Nach der Rückkehr nach St. Petersburg beginnt er die Oper Boris Godunow nach einem Theaterstück von Puschkin. Am 2. Januar 1869 kehrt er in den Staatsdienst zurück, diesmal innerhalb der Forstwirtschaftsabteilung des Ministeriums für Staatsbesitz. In gesicherten Verhältnissen kommt er schnell mit dem Schreiben der Oper voran und stellt das Manuskript im Dezember desselben Jahres fertig. Vom Mariinski-Theater zurückgewiesen, überarbeitet er das Stück bis Juli 1872 noch einmal drastisch, doch auch diesmal hat er keinen Erfolg. Allerdings werden im Rahmen einer Benefiz-Veranstaltung auf Initiative einiger Sänger drei Szenen seines Werkes mit großem Erfolg vorgestellt. Dies führt schließlich dazu, dass auch das Management des Mariinski-Theaters sich nicht länger querstellt, so dass es am 8. Februar 1874 zur Uraufführung von Boris Godunow kommen kann. Zu dieser Zeit beginnt er damit, heftig zu trinken, er sieht bei sich selbst Symptome der Demenz. Dennoch wird er vorläufig noch weiter in seiner Ministeriumslaufbahn befördert.

Im Juni 1874 schreibt er den Klavierzyklus Bilder einer Ausstellung, der durch eine Ausstellung der Zeichnungen und Bühnenentwürfe seines verstorbenen Freundes Viktor Hartmann inspiriert ist. Zur selben Zeit entsteht der Liederzyklus Ohne Sonne nach Gedichten von Golenischtschew-Kutusow.

Zwischen März und April 1877 entsteht eine weitere Reihe von Liedern zu Gedichten von Alexei Konstantinowitsch Tolstoi, die zum ersten Mal seine neue Kompositionstechnik verdeutlichen, bei der sich lyrischer Gesang und eine deklamatorische rezitativähnliche Sprache vereinen.

Im Jahre 1878 wechselt er von der Forstwirtschaftsabteilung in die Revisionsabteilung, wo er in T. Filipow einen verständnisvollen Vorgesetzten findet, der ihm unter anderem Raum für eine dreimonatige Konzertreise zusammen mit der Altistin Daria Leonowa in die Ukraine, auf die Krim und zu Städten an Don und Wolga lässt.

Am 13. Januar 1880 muss Mussorgski den Staatsdienst wegen seiner Trinksucht verlassen, erhält jedoch eine Pension von 100 Rubeln zugebilligt, unter der Bedingung, dass er seine halbfertige Oper Chowanschtschina zu Ende bringt. Sowohl Chowanschtschina als auch die komische Oper Der Jahrmarkt von Sorotschinski werden jedoch nicht mehr fertiggestellt.

In seinem letzten Lebensjahr lebt er teilweise bei Daria Leonowa auf ihrem Landgut. Für sie arbeitet er als Begleiter und Theorielehrer in der von ihr gegründeten Musikschule in St. Petersburg. Sein letzter öffentlicher Auftritt erfolgt am 15. August 1880, als Rimski-Korsakow sein Chorwerk Die Zerstörung des Sennacherib dirigiert und der Komponist den Applaus verdankt. Acht Tage später besucht er Leonowa noch einmal in verzweifelter Stimmung. Ihr zufolge glaubt er, aufgrund seiner verzweifelten finanziellen Lage nichts anderes mehr zu können, als zu betteln. Nach einem epileptischen Anfall am Abend desselben Tages und drei weiteren am folgenden Tag wird er am 26. Februar in das Nikolajewski-Krankenhaus eingeliefert. Nach einer scheinbaren Erholung Mitte März, während welcher Repin sein berühmtes Porträt malt, verstirbt er am 28. desselben Monats. Er liegt auf dem Newski-Friedhof in St. Petersburg begraben.

[Bearbeiten] Werke (Auswahl)

Die meisten Werke Mussorgskis waren bei seinem Tode in unvollendetem Zustand und wurden nach seinem Tod durch seinen Freund Rimski-Korsakow bearbeitet und „korrigiert“, so die Oper Chowanschtschina. Das bedeutende Klavierwerk Bilder einer Ausstellung ist von mehreren anderen Komponisten orchestriert worden; die bekannteste Version stammt von Maurice Ravel.

[Bearbeiten] Zitat

Kunst ist ein Mittel der Kommunikation, kein Selbstzweck. Dieses Prinzip hat die Gesamtheit seines [gemeint: Mussorgski selbst] kreativen Schaffens durchzogen. Von der Überzeugung ausgehend, dass die menschliche Sprache durch musikalische Gesetze bestimmt ist, sieht er die Aufgabe der Kunst in der musikalischen Wiedergabe nicht einzig von Gefühlen, sondern zuallererst von menschlicher Sprache.

[Bearbeiten] Sonstiges

Mussorgski wurde auf einer modernen russischen Münze (aus Palladium) verewigt.

[Bearbeiten] Weblinks

Anmerkung: Doppelte Daten sind erstens gemäß julianischem Kalender angegeben, zweitens gemäß gregorianischem Kalender. Der Wechsel des Kalenders fand, je nach Staat, zwischen 1582 und 1812 statt, in einigen Staaten Osteuropas erst Anfang des 20. Jahrhunderts (beispielsweise in Russland zur Oktoberrevolution 1917).


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