Lasen
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Die Lasen (auch Tschanen, georgisch ლაზები; türkisch Laz) sind ein kaukasisches Volk, der in der Nordosttürkei und im Südwesten Georgiens an der Schwarzmeerküste lebt. Sie sind hanefitisch-sunnitische Muslime. Als Lasen bezeichnen sich Menschen, deren Muttersprache Lasisch ist. Sie sind in Georgien und in der Türkei, vor allem in den Gebieten um Rize, Pazar (Atina), Ardeşen (Artaşeni), Çamlıhemşin (Vijadibi), Fındıklı (Viçe), Arhavi (Arkhabi), Hopa (Xopa) und Borçka, beheimatet.
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[Bearbeiten] Zahl der Lasen
Da neben Lasen auch Angehörige anderer Ethnien in Lasistan (Hemšinli, Türken) leben und darüber hinaus auch viele Lasen außerhalb ihres angestammten Siedlungsgebietes wohnen, kann es über die genaue Zahl der Lasen auf türkischem Staatsgebiet nur Vermutungen geben. Die von verschiedener Seite vorliegenden Schätzungen gehen von 45.000 bis 500.000 Angehörigen der Ethnie aus.
- Andrews (1989) spricht von 45.000 Lasen,
- Feurstein (1983) von 250.000 Lasen,
- Holisky (1991) spricht von mehreren Schätzungen bis zu einer halben Million.
1926 wurden 643 Lasen in der Sowjetunion gezählt. Heute leben in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion (vor allem in Adscharien/Georgien) schätzungsweise knapp 30.000 Lasen. Die Lasen sind eng mit dem Mingreliern verwandt. Sie sind von der Abstammung Georgier.
[Bearbeiten] Siedlungsgebiet
Das Siedlungsgebiet der Lasen liegt im äußersten Nordwesten der Türkei. Die Region trug im Osmanischen Reich zwischenzeitlich die administrative Bezeichnung Lazistan.
In der Türkei sind die Gebiete administrativ in fünf städtische Verwaltungsbezirke mit ihrem jeweiligen Umland, den zum jeweiligen Einzugsgebiet gehörenden Bergdörfern unterteilt. So sind die Städte Hopa (las.: Xopa) und Arhavi (las.: Ark'abi) Teil der Provinz Artvin, während Fïndïklï (las.: Vic'e), Ardeşen (las.: Art'ašeni) und Pazar Teil der Provinz Rize sind. In Georgien leben nur wenige Angehörige dieser Volksgruppe (ca. 3.000) im Dorf Sarp'i südlich von Batumi. Kleinere Gruppen leben in der georgischen autonomen Republik Adscharien. Grob kann man die Region geographisch zwischen den Städten Batumi (Georgien) und Pazar (Türkei) einordnen.
Dieser schmale Küstenstreifen am Schwarzen Meer nördlich des Pontischen Gebirges erreicht durch die Kaçkar-Berge eine Höhe von bis zu 3932 m Höhe. Die sehr ursprüngliche Landschaft weist viele Gletscher, Seen, Wälder und heiße Quellen auf. Das Klima in den immergrünen subtropischen Gebieten ist mild und von viel Niederschlag und hoher Luftfeuchtigkeit geprägt.
Die Flüsse sind ausnahmslos kurze Gebirgsbäche, der Kamm der Küstenkette ist 20 km vom Meer entfernt. Die Küste ist reich an Nuss- und Obstbäumen sowie an Teesträuchern. Der Küstenstreifen erscheint als Heimat des Obstes, namentlich der Trauben, Kirschen, Birnen, Äpfel und Kiwis (letztere sind erst vor nicht all zu langer Zeit eingeführt worden). In der Region Lasistan leben 140.000 türkische und georgische Staatsbürger lasischer Herkunft, deren Sprache Lasisch auszusterben droht.
Die Römer nannten den Küstenstrich Lazica und stritten sich mit den Persern um den Besitz des als Vormauer gegen den Kaukasus wichtigen Landes. Im 6. Jh. wurde das Gebiet unter dem oströmischen Reich vorwiegend christlich. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte, insbesondere seit dem 14. Jahrhundert bekennen sich die Lasen zum Islam.
Im Frieden von San Stefano (3. März 1878) trat das Osmanische Reich Lasistan nach verlorenem Krieg an Russland ab, das zuvor vom Osmanischen Reich annektiert wurde. 1921 wurde das Gebiet der Lasen (historischer Name Tao-Klarjeti) nach der Türkisch-Russischen Absprache in die Türkei eingegliedert, da die Türkei der roten Armee bei Annexion Georgiens half.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Lasen haben ihre Wurzeln im antiken Kolchis. Im frühen Mittelalter (6. Jh.) spielte das Königreich Lasika (Lasica), im Schwarzmeergebiet an der heutigen georgisch-türkischen Grenze, keine unwesentliche Rolle in den Auseinandersetzungen zwischen Byzanz und Persien. Im 10. Jh. wurden die Lasen christianisiert und in das georgische Königreich eingegliedert. Im 15. Jh. kamen sie unter türkische Herrschaft. Im Osmanischen Reich wurde das Gebiet "Reich Lasistan" genannt. Im späten 15. Jh. trat die Mehrheit der Bevölkerung vom georgisch-orthodoxen Glauben zum Islam über.
1878 kam ein Teil der Lasen mit dem Fall von Batumi unter russische Herrschaft. In der frühen Stalin-Zeit genossen die in der Sowjetunion lebenden Lasen Kulturautonomie. Während des 2. Weltkrieges wurden sie jedoch als angebliche Kollaborateure Hitler-Deutschlands nach Sibirien deportiert, wobei Tausende umkamen.
Die Lasen sind zwar mit den Türken ethnisch nicht verwandt, werden in der Türkei aber nicht als ethnische Minderheit anerkannt. Daher ist über die Lasen und ihre Sprache innerhalb und außerhalb der Türkei wenig bekannt. Ebenso gibt es keine türkischen verlässlichen Statistiken über die Ethnie, denn pikanterweise werden im türkischen Volksmund alle Menschen, die in der östlichen Schwarzmeerregion leben, ohne Ansehen der Ethnie als Laz bezeichnet. Dies führt im weiteren zu der irrigen Annahme, dass es sich beim Lasischen lediglich um einen türkischern Dialekt handelt.
[Bearbeiten] Lasische Sprache
Die lasische Sprache (lasisch: Lazuri, tr. Lazca) gehört wie etwa das Georgische zur südkaukasischen Sprachfamilie. Kennzeichen dieser Sprachen ist ein sehr komplexes Lautsystem mit einem immensen Reichtum unterschiedlicher Konsonanten.
Durch das Engagement vieler lasisch-stämmiger Künstler, wie z.B. Fuat Saka, Volkan Konak und dem mittlerweile verstorbenen Kazim Koyuncu, versucht durch verschiedene lasische Websites, Bücher, Zeitungen, Radiosendungen und Musik das Interesse zu dieser Sprache zu wecken. Durch die hohe Popularität der modernen "lasischen Rock-Musik" machte man enorme Fortschritte.
Lasische Intellektuelle in der Türkei entwickelten eine auf dem neuen türkischen Alphabet basierende Schrift. Mit dieser Schrift erscheinen lokale Zeitungen in Arhavi.
[Bearbeiten] Alltag der Lasen
Früher betrieben die Lasen Subsistenzlandwirtschaft: Anbau von Mais, Tabak, Reis, Haselnüssen, Obst. Wirtschaftliche Not zwang jedoch die Männer häufig, außerhalb ihres Siedlungsgebiets in Transkaukasien und im Westen des Osmanischen Reiches Arbeit anzunehmen. In den letzten 50 Jahren hat der Teeanbau die Wirtschaft und das Landschaftsbild in Lasistan verändert. Der Tee ist die Lebensgrundlage und der Grundstock eines relativen Wohlstandes der Lasen. Jede mögliche freie Fläche in den Tälern wird genutzt und Terrassen mit knie- bis hüfthohen Teebüschen ziehen sich die Berghänge hoch. Zahlreiche kleinere Fabriken in den umliegenden Ortschaften verarbeiten den Tee, der das wichtigste Exportgut Lasistans darstellt.
Die Lasen legen großen Wert auf die Ausbildung ihrer Kinder, die Analphabetenquote liegt bei ihnen deutlich unter der Quote in den Großräumen Istanbul und Ankara. Weil viele ausgebildete Lasen als Staatsbeamte arbeiten, leben sie über die ganze Türkei verstreut. Sie haben dennoch größtenteils enge Beziehungen zu ihrem ursprünglichen Siedlungsgebiet. So kehren viele dieser Lasen im Sommer in ihre Heimatdörfer zurück, besuchen dort Verwandte und helfen bei der arbeitsintensiven Tee-Ernte.
[Bearbeiten] Lasische Küche und Kultur
Eines der bekanntesten Gerichte der Lasen ist "Minchi" (Käsegericht). Hauptmusikinstrument der lasischen Folklore ist der Dudelsack. Ein weiteres in der Region beliebtes Musikinstrument ist die Kemence, eine Art Leier. Eine der bekanntesten zeitgenössischen Musiker war der 2005 verstorbene Sänger Kazım Koyuncu.
[Bearbeiten] Literatur
- Özhan Öztürk: Karadeniz, Ansiklopedik Sözlük. Heyamola Yayıncılık, İstanbul 2005. ISBN 975-6121-00-9
[Bearbeiten] Weblinks
- Informationen zu den Lasen und ihrer Sprache vom Institut für Sprachwissenschaft der Universität zu Köln
- http://www.lazebura.net Lasische Kultur - Informationen über Lasen, ihre Sprache, Kultur, Musik usw. mehr] (türkisch)
- Einzige deutschsprachige Homepage, die sowohl über das antike Kolchis als auch über die heutigen Nachfahren, Lasen und Mengrelen, berichtet
- Lasische Kultur-information über die Lasen, ihre Sprache, Geschichte, Musik und mehr...