Leichen pflastern seinen Weg
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Filmdaten | |
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Deutscher Titel: | Leichen pflastern seinen Weg |
Originaltitel: | Il grande silenzio / Le grand silence |
Produktionsland: | Frankreich Italien |
Erscheinungsjahr: | 1968 |
Länge (PAL-DVD): | ca. 100 Minuten |
Altersfreigabe: | FSK 18 |
Stab | |
Regie: | Sergio Corbucci |
Drehbuch: | Mario Amendola Bruno Corbucci Sergio Corbucci Vittoriano Petrilli |
Produktion: | |
Musik: | Ennio Morricone |
Kamera: | Silvano Ippoliti |
Schnitt: | |
Besetzung | |
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Leichen pflastern seinen Weg (Originaltitel: Il grande silenzio/Le grand silence) ist der Titel eines Italo-Westerns aus dem Jahr 1968 mit Jean-Louis Trintignant und Klaus Kinski in den Hauptrollen. Dieser "Western im Schnee" wurde in Cortina d'Ampezzo, in den Abruzzen und in den römischen Elios-Studios gedreht.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Handlung
Winter 1896. In dem kleinen Dorf Snowhill in Utah sorgt das raue Wetter für Hunger und Not. Die Ärmsten beginnen aus der Not heraus zu stehlen und zu überfallen. Dadurch werden sie zu Gesetzlosen, die sich in den Bergen verstecken müssen, weil auf sie ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Während die Menschen leiden, wird das Dorf zu einem Paradies für Kopfgeldjäger, denen die als gesetzlos geltenden Armen kaum etwas entgegenzusetzen haben.
Als der Ehemann von Pauline dem skrupellosen Kopfgeldjäger Loco (Klaus Kinski) zum Opfer fällt, heuert sie den stummen Silence (Jean-Louis Trintignant) an, um Loco zu töten. Seit Silence als Kind mitansehen musste, wie seine Eltern von Kopfgeldjägern getötet wurden, zieht er durch das Land, auf der Jagd nach jenen, die unter dem Deckmantel des Gesetzes Menschen für Geld töten. Um nicht gegen das Gesetz zu verstoßen und so selbst auf die Abschussliste der Kopfgeldjäger zu geraten, provoziert er diese solange, bis sie zuerst die Waffe ziehen. So kann Silence sie dann in "Notwehr" erschießen.
Loco jedoch lässt sich nicht provozieren. Erst nachdem er den neuen Sheriff, der im Auftrag des Gouverneurs wieder Ordnung in die Region bringen und den Hungernden in den Bergen Amnestie gewähren soll, in den Tod getrieben hat, stellt er sich dem finalen Kampf mit Silence.
[Bearbeiten] Hintergründe
Der Film wurde aus zwei Gründen zu einem Klassiker: zum einen wurde, da alles im knietiefen Schnee gedreht wurde, eine einmalige Atmosphäre geschaffen, zum anderen sorgte der Film für Aufregung wegen des brutalen Endes, bei dem, wie sonst in Western nicht üblich, der "Böse" triumphiert.
Sergio Corbucci verwendete wie in Django (1966) wieder mittelalterliche Motive der Hexenverfolgung. Dabei strotzt der Film auch von katholischen Motiven.
Die Darstellung von Jean-Louis Trintignant und ganz besonders Klaus Kinski ist hervorzuheben, ebenso wie die hervorragende Musik von Ennio Morricone, die später von der Thievery Corporation gesampelt wurde. Die Hardcore-Band Crippled Bastards veröffentlichte ein Album mit gleichnamigen Titel.
Sergio Corbucci führt mit diesem Film verschiedene Ansätze des Italowestern-Genres mit zeitgeschichtlich hochpolitischen Motiven zusammen. Zum einen ist der Hauptheld nicht nur schweigsam, vielmehr noch, er ist stumm. Die Stummheit von Trintignant ist ein typischer Corbucci-Witz. Da ein Westernheld niemals viel spricht, übertreibt Corbucci dieses genretypische Muss und stellt den Hauptheld als Stummen dar. Ein anderer Aspekt neben dem Ende ist die Betonung des Gesetzes und seiner Organe. So spricht Klaus Kinski als Bösewicht mehrfach davon, er habe kein einziges Strafgesetz verletzt. Dies wird auch durch die Ahasver Figur des Friedensrichters verdeutlicht, die von Luigi Pistilli gespielt wird. Denn der Friedensrichter ist zudem auch der Kaufmann des Ortes.
Hier wird der damalige linke Zeitgeist deutlich, nachdem das Handeln des Staates und seiner Gesetze vom Kapital beherrscht wird. Gerade dieser Aspekt war für die damalige Zeit in seiner Darstellung des Filmes als Amerika- und Kapitalismuskritik zu werten. Denn durch seine Auslegung versagt das Gesetz nun als moralische Instanz. Der Staat schützt mit seinen Gesetzen nur das Eigentum und vergibt Kopfgeldprämien anstatt die Menschen selber zu versorgen. Die pure Not zwingt die Menschen zu stehlen, um zu überleben. Doch durch die Straftat aus Not werden sie zu Straftätern, die nun von den Kopfgeldjägern gejagt werden, um den "Rechtsfrieden" zu sichern. Die "bösen" Kopfgeldjäger sind dann diejenigen, die für Recht und Ordnung sorgen, während die guten "Armen" als Rechtsbrecher bekämpft werden.
Glücklicherweise schafft es Corbucci, diese Art der politischen Kritik sehr leise in einen spannungsreichen Film einzubauen. Denn auch Silence bzw. Jean-Louis Trintignant ist selber kein Heilsbringer. Silence selbst gibt Sergio Corbucci zwar eine Begründung für sein Handeln (ein traumatisches Kindheitserlebnis), lässt Pauline aber auch ausdrücklich erwähnen, dass er für den Auftrag, Loco zu töten, dieselbe Summe verlangt wie Loco für die Ermordung von Paulines Ehemann erhalten hat. Und auch er legt das Gesetz nur besonders geschickt aus, um einen Auftragsmord als Notwehr durchgehen zu lassen.
Trotzdem fungiert Silence wie auch andere Helden in Italowestern als Identifikationsfigur und Sympathieträger für den Zuschauer. So gesehen ist es eine bemerkenswerte Konsequenz von Sergio Corbucci, dass er Loco triumphieren lässt und alle Sympathieträger sowie die wehrlosen Geiseln kaltblütig getötet werden.
Die Geschichte vom Guten, der in einer barbarischen Hölle umkommt, widmete Sergio Corbucci im Andenken an Jesus, Martin Luther King und Che Guevara. Der Bezug zu Che Guevara und Jesus wird durch die Zerstörung von Jean-Louis Trintignants Händen verdeutlicht. Schließlich wurde Jesus ans Kreuz genagelt und Fidel Castro bekam die Hände des toten Che Guevara im Einmachglas zugeschickt. Das Motiv der zerstörten Hände hatte Sergio Corbucci schon in Django verwendet. Der Film soll dabei die Unmöglichkeit der Revolution aufzeigen, denn die Hinrichtung von Silence rettet die Geiseln ebenso wenig wie die Ermordung Che Guevaras die Menschheit wesentlich verändert hat.
Dabei ist dieser Film auch als kritische Antwort auf Für ein paar Dollar mehr von Sergio Leone zu verstehen, der die Rolle des Kopfgeldjägers viel unkritischer, geradezu naiv darstellt.
Corbucci ging somit sehr soziologisch vor und schuf mit diesem Film den ersten Teil einer Trilogie, die das Thema "Revolution" behandelten. Während in Leichen pflastern seinen Weg noch die Unmöglichkeit der Revolution aufgezeigt wurde, wurde das Thema in den Filmen Mercenario - Der Gefürchtete und Laßt uns töten, Companeros wieder aufgegriffen und Lösungen aufgezeigt.
Der Film galt den 68ern als Kultfilm. Corbuccis Ruhm verblasste später, als die politische Komponente seiner Filme geringer wurde und der Zeitgeist sich veränderte. Spätere Werke konnten kaum noch das sehr hohe Niveau halten und verärgerten sogar frühere Fans.
Neben der Atmosphäre überzeugen die ausgezeichneten schauspielerischen Leistungen von Kinski und Trintignant. Aber auch die Nebenrollen sind hervorragend besetzt mit Luigi Pistilli (der einige Jahre Milvas Ehemann war und angeblich ihretwegen 1996 Selbstmord beging) als hinterlistiger Bankier und dem aus Amerika ausgewanderten Deutschen Frank Wolff (der auf Grund tiefer Depressionen schon 1971 Selbstmord beging) als Sheriff.
Leichen pflastern seinen Weg gilt bis heute als Kultfilm, der durch seine Vielschichtigkeit überzeugt. Der politische Aspekt hat zwar heute verloren, was die sehr hohe Qualität des Filmes aber nicht schmälert.
Der österreichische Regisseur Michael Haneke gilt auch als großer Fan des Filmes und bezeichnete das Ende als einmalig. Das einzige Stück mit einer ähnlichen Handlungsstruktur, das ihm einfiele, sei Monteverdis Oper Die Krönung der Poppea.
[Bearbeiten] Alternatives Ende
Auf der DVD-Veröffentlichung des deutschen Labels "Kinowelt" findet sich auch ein angeblich für Japan oder Nordafrika gedrehtes, alternatives Ende. Da allerdings der Ton nicht mehr erhalten ist, lässt sich darüber nur schwer etwas sagen. Da dieses Ende jedoch stellenweise fast wie die Parodie eines der Handlungsentwicklung widersprechenden, krampfhaften Happy-Ends wirkt, besteht auch die Möglichkeit, dass es sich hierbei um das ursprünglich geplante Ende handelt, das dann jedoch verworfen wurde.
In diesem alternativen Ende rettet der Sheriff Silence, indem er in letzter Sekunde Loco erschießt. Ob das eigenartige Auftauchen des Sheriffs, den Loco zuvor in einem zugefrorenen See versenkt hatte, irgendwie plausibel erklärt wird, ist, da der Ton nicht erhalten ist, schwer zu sagen. Es darf allerdings bezweifelt werden.
Nachdem Loco relativ unspektakulär zu Boden sinkt, schlägt der eigentlich schwer verletzte Silence Purzelbäume und erschießt alle Kopfgeldjäger, um am Ende lächelnd Pauline, die in dieser Fassung natürlich auch nicht stirbt, in den Armen zu halten.
[Bearbeiten] Kritiken
"Mit bezwingender Konsequenz inszenierter, überaus zynisch-brutaler Italowestern, ein Hauptwerk seines Genres und seines Regieautors Corbucci." rororo Filmlexikon