Lemming (Film)
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Filmdaten | |
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Deutscher Titel: | Lemming |
Originaltitel: | Lemming |
Produktionsland: | Frankreich |
Erscheinungsjahr: | 2005 |
Länge (PAL-DVD): | 129 Minuten |
Originalsprache: | Französisch |
Altersfreigabe: | FSK ab 12 |
Stab | |
Regie: | Dominik Moll |
Drehbuch: | Gilles Marchand, Dominik Moll |
Produktion: | Michel Saint-Jean |
Musik: | David Whitaker |
Kamera: | Jean-Marc Fabre |
Schnitt: | Mike Fromentin |
Besetzung | |
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Lemming ist ein französischer surrealer Psychothriller mit viel schwarzem Humor von Dominik Moll. Er wurde beim Film Festival von Cannes im Mai 2005 vorgestellt und kam im Juli 2006 in die deutschen und österreichischen Kinos. Der Großteil des Filmes spielt in Haute-Garonne, in der Nähe von Toulouse. In den Hauptrollen sind Laurent Lucas, Charlotte Gainsbourg, Charlotte Rampling und André Dussollier zu sehen.
Der Film erzählt die Geschichte eines erfolgreichen Ingenieurs, der sein Leben im Griff hat. Im Laufe des Films entgleitet ihm seine Frau und damit sein ganzes Leben immer mehr.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Handlung
Alain Getty arbeitet erfolgreich als Ingenieur bei Richard Pollock (André Dussollier) in Toulouse. Alain und seine Frau Bénédicte laden seinen Chef und dessen Frau Alice zum Abendessen ein. Ebenda macht diese Alains Chef eine große Szene, die Ehe der Pollocks ist zerrüttet und von Hass geprägt.
Der Abfluss in der Küche ist verstopft, Alain findet einen noch lebenden Lemming im Abflussrohr. Wie sich später herausstellt, wurde er vom Nachbarsjungen aus einem Finnland-Urlaub mit nach Frankreich genommen.
Am nächsten Abend besucht Alice Alain an seinem Arbeitsplatz und versucht ihn zu verführen, er zögert kurz, widersteht aber dann doch. Tags darauf besucht Alice Bénédicte und erzählt ihr von den Annäherungsversuchen ihrerseits, später geht sie ins Gästezimmer schlafen und erschießt sich. Wieder einen Tag danach fahren Alain und Richard nach Biarritz zu einem dienstlichen Termin, aber dort angekommen, vermutet Alain Ungereimtheiten zu Hause und fährt zurück. Dabei hat er einen Autounfall, er bildet sich aber ein, zu Hause gewesen zu sein, seine Frau schlafend oder tot gefunden zu haben und die Küche voller Lemminge vorgefunden zu haben. Von dem Unfall erholt er sich mit seiner Frau in Pollocks Chalet in den Bergen. Dort verführt Bénédicte ihren Mann auf die gleiche Art und Weise wie es Alice davor versucht hatte, diesmal widersteht er nicht. Als er nach dem Sex aufwacht, ist seine Frau verschwunden. Sie hat ihn verlassen und hat nun ein Verhältnis mit Pollock. Er beobachtet sie, als sie intim miteinander sind. Als plötzlich die vermeintlich tote Alice auftaucht und ihm den Haustürschlüssel gibt, bringt er Pollock um und tarnt die Tat als Suizid.
[Bearbeiten] Hintergrund
Gedreht wurde der Film in Hauts de Toulouse und in Larens in Haute-Garonne.
In einem Interview anlässlich der Vorstellung des Filmes in Cannes beschrieb Regisseur und Drehbuchautor Moll das Motiv des Lemming als „das Sandkorn, welches in einen Apparat gerät und ihn aus dem Gleichgewicht bringt. Er ist eine Vorahnung des bevorstehenden Unheimlichen.“[1]
Der Film erzählt die Geschichte eines erfolgreichen Ingenieurs, der sein Leben gut im Griff hat und kontrolliert. Im Laufe des Films entgleitet ihm seine Frau und damit sein ganzes Leben immer mehr, am Ende findet er sich als verzweifelter Mörder wieder, der seine Frau zurückgewinnen wollte. Traum und Wirklichkeit verwischen oft miteinander. Oft sind stilistische Referenzen auf Alfred Hitchcock (Kamerafahrt und Großeinstellungen; die Mischung zwischen Spannung und Humor; Umgang mit Untergründigem und Unterbewusstem) und David Lynch zu finden. Als besonders hervorstehendes Beispiel einer Anlehnung von Hitchcock kann der Lemming genannt werden, der im Film als MacGuffin verwendet wird: Je lebendiger der Lemming ist, desto größer sind die Probleme des Ehepaars Getty. Der Höhepunkt der Probleme wird erreicht, kurz nachdem Alain die Küche voll von Lemmingen vorfindet: Seine Frau verlässt ihn und geht zu Richard, den er daraufhin tötet. Als der Lemming tot ist, gießt er im Garten die Blumen und seine hübsche, junge Frau ist wieder bei ihm. Der Lemming treibt die Handlung voran und sorgt immer wieder für Spannung beim Zuseher.
[Bearbeiten] Kritiken
- "Molls sorgsam gebaute und ausgeleuchtete Bilder sind bei allen Referenzen an große Vorbilder wie Hitchcock oder David Lynch ein wenig statisch, zu wohlgeordnet und letztlich auch zu vorhersehbar, als dass sich der Kälteeffekt bei diesem „polar“ wirklich einstellen könnte." [2]
- "Das Thema ist verborgene Begierde, aber der kleine Ausflug fühlt sich an wie eine fade Museumstour der üblichen Psychodrama-Tropen – Voyeurismus, Geister, sexuelle Phantasien, Traum-Symbolik, Mord ..." (Los Angeles Times)
- "Das Eindringen des Fremden und Bedrohlichen in eine heile Welt inszeniert der deutsch-französische Regisseur als albtraumhafte Reise ins Ich. Jede einzelne der sorgfältig komponierten Einstellungen ist mit Bedeutung aufgeladen. Dennoch wirkt der Film trotz seines aufreizend langsamen Erzähltempos niemals schwerfällig." (Der Spiegel)
- "Brillant bebildert Dominik Moll das Abgleiten des jungen Paares in irrationale Welten. Wunsch- und Alpträume lösen zunehmend die Realität auf. Doch Molls Inszenierung bleibt sachlich: Die harte Sonne Südfrankreichs leuchtet unerbittlich, die Kamera schaut meist unbewegt und in langen Einstellungen auf die Nöte der Protagonisten." (Welt am Sonntag)
[Bearbeiten] Auszeichnungen
Dominik Moll wurde im Jahr 2005 für die Goldene Palme nominiert. Charlotte Rampling wurde 2005 für den Europäischen Filmpreis und 2006 für den César nominiert.
[Bearbeiten] Weblinks
- Lemming in der Internet Movie Database
- offizielle Film-Seite (fr)
- der Film bei ARTE
- der Film beim Festival von Cannes