Lewis B. Puller
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Lewis Burwell „Chesty“ Puller (* 26. Juni 1898 in West Point, Virginia; † 11. Oktober 1971 in Saluda, Virginia) war ein Lieutenant General des US Marine Corps (USMC), der sich aus der Unteroffizierslaufbahn hochgedient hatte. Er ist der höchstdekorierte Offizier in der Geschichte des US Marine Corps.
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[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Bis in den Ersten Weltkrieg
Puller, dessen Spitzname „Chesty“ von seiner fassförmigen Brust (barrel chest) herrührt, war ein entfernter Verwandter des US Army Generals George S. Patton.
Nach seinem ersten Jahr am Virginia Military Institute gab er dieses im August 1918 auf und verpflichtete sich als Private im US Marine Corps. Die US-amerikanische Beteiligung im Ersten Weltkrieg verstärkte sich zu dieser Zeit gerade, sodass angenommen werden kann, dass er an der Front dienen wollte. Allerdings wurde Puller nicht auf die Schlachtfelder Europas versetzt. Er verblieb jedoch im USMC und diente weitere 37 Jahre.
[Bearbeiten] Zwischenkriegsjahre
Er wurde am 16. Juni 1919 zum Second Lieutenant der Reserve ernannt, wurde jedoch zehn Tage später, am 26. Juni, aufgrund der Truppenreduzierungen nach dem Krieg in einen inaktiven Status versetzt.
Puller verpflichtete sich deshalb noch im selben Jahr wieder als Manschaftsdienstgrad im USMC. Als einfacher Soldat nahm er so an Kampfhandlungen auf Haiti mit der Gendarmerie d´Haiti, welche unter einem Abkommen mit den Vereinigten Staaten arbeiteten, teil. Er nahm so an über 40 Einsätze während der fünf Jahre andauernden Auseinandersetzungen mit den haitianischen Rebellen teil.
Im März 1924 kehrte er in die Staaten zurück und wurde, nachdem er die Marine Basic School in Philadelphia (Pennsylvania) absolviert hatte, abermals als Second Lieutenant und damit als Offizier vereidigt. Danach wurde er zum 10. Marineartillerie-Regiment nach Quantico versetzt. Im Juli 1926 wurde er in die Marine Barracks auf in Pearl Harbor auf Hawaii und 1928 nach San Diego in Kalifornien versetzt.
Im Dezember 1928 wurde Puller in eine Abteilung der Nationalgarde von Nicaragua versetzt, wo er auch sein erstes Navy Cross erhielt. Nachdem er im Juli 1931 in die Staaten zurückgekehrt war, absolvierte er bis 1932 den Kurs für Kompanie-Offiziere in Fort Benning in Georgia, kehrte abermals nach Nicaragua zurück und erhielt sein zweites Navy Cross für die „Führung von fünf aufeinander folgende Kampfhandlungen mit einer Überzahl an bewaffneten Banditen“.
Nach seinem Dienst in Nicaragua wurde Puller der Marine-Abteilung in der US-amerikanischen Gesandtschaft in Peking (China) als Kommandeur einer Einheit der China Marines zugeteilt. Danach wurde er auf die USS Augusta versetzt, einem Kreuzer der Asiatischen Flotte, welcher vom Captain Chester W. Nimitz kommandiert wurde. Puller kehre im Juni 1936 in die Staaten zurück und wurde als Ausbilder in der Marine Basic School in Philadelphia eingesetzt.
Im Mai 1939 wurde er wieder auf die USS Augusta versetzt; ihm wurde das Kommando über die Einheiten der US Marines an Bord gegeben. Als er dann wieder in China kam, verließ er in Shanghai das Schiff und wurde er im Mai 1940 zum stellvertretender Kommandeur (XO) des 2. Bataillons des 4. US-Marineregiments, der sog. China Marines, dessen späterer Kommandierender Offizier (CO) er später wurde.
[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg
Im August 1941 kehrte Puller in die Vereinigten Staaten zurück und wurde Kommandeur des 1. Bataillons des 7. US-Marineregiments, bekannt als 1/7, der 1. US-Marinedivision, die auf der Marine Corps Base Camp Lejeune in North Carolina stationiert war.[1]
Seine Einheit wurde für kurze Zeit dem 3. US-Marineregiment zugeteilt und in den Pazifik versetzt, um dann wieder mit der 1. US-Marinedivision auf Guadalcanal zu kämpfen. Für seine Handlungen in der Schlacht von Henderson Field auf Guadalcanal erhielt Puller sein drittes Navy Cross. In diesem Gefecht verteidigte das 1. Bataillon des 7. US-Marineregiments als einzige US-amerikanische Einheit das einzige Flugfeld auf der Insel gegen eine Japanische Übermacht in Regimentsstärke. In dem Feuergefecht in der Nacht vom 24.–25. Oktober 1942, das über drei Stunden andauerte, erlitt Pullers Bataillon etwa 70 Mann Verluste, während die Japaner dabei über 1.400 Soldaten verloren.
Nach diesen Ereignissen wurde Puller stellvertretender Kommandeur des 1. US-Marineregiments. In dieser Funktion erhielt er sein viertes Navy Cross für seinen Einsatz im Dezember und Januar 1944 in Cape Gloucester. Im Februar 1944 wurde er Regimentskommandeur und führte das Regiment zwischen September und Oktober 1944 in zahlreiche Kampfhandlungen, darunter auch die Schlacht um Peleliu
Im November 1944 kehrte Puller nach North Carolina zurück und wurde stellvertretender Kommandeur des Marineinfanterie-Ausbildungsregiments in Camp Lejeune. Nach dem Krieg war er Befehlshaber des 8. Reservedistrikts in New Orleans (Louisiana) und kommandierte später die Marine Kaserne in Pearl Harbor.
[Bearbeiten] Koreakrieg und spätere Karriere
Als der Koreakrieg ausbrach wurde Puller abermals zum Kommandeur des 1. US-Marineregiemnts gemacht, mit welchem er als Colonel auch am 15. September 1950 an der Landung bei Incheon teilnahm. Für seine Handlungen während der Schlacht um das Chosin-Reservoir wurde ihm sein fünftes Navy Cross verliehen. Im Januar 1951 wurde er zum Brigadier-Dienst befördert und übernahm den Posten des Assistierenden Divisionskommandeurs der 1. US-Marinedivision. Er blieb bis zum Mai 1951 in Korea.
Puller wurde schließlich auch zum Major General und später zum Lieutenant General befördert und übernahm verschiedenen Kommandos bis zu seiner Pensionierung aus gesundheitlichen Gründen am 1. November 1955.
1966 beantragte er seine Reaktivierung, um im Vietnamkrieg zu dienen; dies wurde ihm jedoch aufgrund seines Alters verweigert.
Lewis B. Puller starb 1971 im Alter von 73 Jahren in Saluda im US-Bundesstaat Virginia. Er liegt auf dem Christchurch Friedhof neben seiner Frau, die im Alter von 97 Jahren 2006 starb, begraben.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
Puller war der höchstdekorierte US Marine in der Geschichte und einer von zwei Männern, die das Navy Cross fünfmal verliehen bekamen. (Der andere war US Navy Commander Roy M. Davenport). Seine Auszeichnungen umfassen u.a.: das Distinguished Service Cross, den Silver Star, zwei Legions of Merit mit Tapferkeitsabzeichen, den Bronze Star mit Tapferkeitsabzeichen, die Air Medal mit Goldsternen für die zweite und dritte Auszeichnung, das Purple Heart, die Presidential Unit Citation mit vier Bronzesternen, die Marine Corps Good Conduct Medal mit Bronzestern, die World War I Victory Medal mit Westindien-Spange und verschiedene Auszeichnungen anderer Länder, darunter die Haitian Medaille Militaire, die Nicaraguan Presidential Medal of Merit with Diploma, das Nicaraguan Cross of Valor with Diploma, die Republic of Korea Ulchi Medal with Gold Star und die Korean Presidental Unit Citation mit Eichenlaub.
Obgleich die Anzahl von Pullers Auszeichnungen von Quelle zu Quelle schwankt, geht man von einer Mindestanzahl von 52 Auszeichnungen aus.
Die Fregatte der Oliver-Hazard-Perry-Klasse USS Lewis B. Puller ist nach ihm benannt.
Eine heute gebräuchliche Tradition des US Marine Corps ist, den Tag mit der Formel: "Good night Chesty, wherever you are!" (zu dt. „Gute Nacht Chesty, wo immer du auch bist!“) zu beenden. Auch ist es eine der Traditionen in den Boot Camps des US Marine Corps oder der Officer Candidate School in Quantico, dass die Rekruten Marschgesänge der Form "It was good enough for Chesty Puller/It is good enough for me" (zu dt. „Es war gut genug für Chesty Puller/Es ist auch gut genug für mich“) singen.
[Bearbeiten] Lewis B. Puller, Jr.
Der Sohn Pullers, Lewis Burwell Puller, Jr. (Lewis Puller genannt), trat in die Fußstapfen seines Vaters. Jedoch erging es ihm weit schlechter. Er verlor beide Beine und Teile seiner Hände im Vietnamkrieg. Lewis Puller kandidierte erfolglos für den Kongress der Vereinigten Staaten und schrieb später eine Autobiographie mit dem Titel Fortunate Son, welche 1992 den Pulitzer-Preis gewann. Er beging am 11. Mai 1994 Selbstmord.
[Bearbeiten] Zitate
- Pullers Reaktion auf die Einkesselung seiner Truppen: "All right, they're on our left, they're on our right, they're in front of us, they're behind us...they can't get away this time." (dt. „Gut! Sie sind zu unserer Linken, sie sind zu unserer Rechten, sie sind vor uns, sie sind hinter uns...Diesmal können sie nicht entkommen.“)
- "We’re surrounded. That simplifies our problem of getting to these people and killing them" [2] (dt. „Wir sind umzingelt. Das vereinfacht das Problem, diese Leute zu fassen und zu töten.“)
- "Remember, you are the 1st Marines! Not all the Communists in Hell can overrun you!" (dt. „Denkt dran, ihr seit das 1. Marineregiment! Auch alle Kommunisten aus der Hölle können euch nicht überrennen!“)
- "Take me to the Brig. I want to see the real Marines." (dt. „Bringt mich ins Gefängnis. Ich will die richtigen Marines sehen.“)
[Bearbeiten] Verweise
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Geschichte des 7th Marine Regiment Zugriff am 30. Juni 2006 (englisch)
- ↑ Beitrag auf TheMorningNews.org (englisch)
[Bearbeiten] Literatur
- Hoffman, Jon T. Chesty: The Story of Lieutenant General Lewis B. Puller, USMC, Random House, 2001. (ISBN 0679447326)
- Davis, Burke. Marine! The Life of Chesty Puller, Bantam Books, 1991 reprint. (ISBN 0553271822)
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizielle Biographie History Division, USMC (englisch)
- Die Schlacht um Henderson Field (englisch)
- Eintrag auf globalsecurity.org (englisch)
Personendaten | |
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NAME | Puller, Lewis Burwell |
ALTERNATIVNAMEN | Puller, Chesty |
KURZBESCHREIBUNG | Lieutenant General des US Marine Corps, höchstdekorierter US Marine |
GEBURTSDATUM | 26. Juni 1898 |
GEBURTSORT | West Point (Virginia) |
STERBEDATUM | 11. Oktober 1971 |
STERBEORT | Saluda (Virginia) |