Minenkrieg
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Der Minenkrieg war eine Kampftaktik zur Belagerung von Festungen. Hierbei wurden große Sprengstoffmengen in eigens hierfür gegrabenen Stollen unter der gegnerischen Festung zur Explosion gebracht - die erforderlichen Mengen beliefen sich zum Teil auf 100 t und richteten enorme Verwüstungen an.
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[Bearbeiten] Technik
In früheren Kriegen wurde der Minenkrieg vor allem dann angewendet, um für einen geplanten Sturmangriff eine Bresche in die Festungsmauern zu schlagen. Im Rahmen der Angriffsvorbereitung auf eine Stadt begannen die Soldaten mit dem Ausheben von gedeckten Wegen, das waren bis zu 10 m breite und 2 m tiefe Gräben. Unter „gedeckt“ wurde Sichtschutz gegen die Stadtverteidiger verstanden. Diese Gräben waren meist im Zickzack angelegt, so war der Schutz besser. Je näher die Gräber den äußeren Verteidigungsanlagen der Stadt kamen, desto mehr führte der gedeckte Weg nach unten. Es begann der Sappenvortrieb (Lauf- oder Annäherungsgraben). Hierfür wurden Mineure eingesetzt, in vielen Fällen waren das zwangsrekrutierte Bergleute. Deren Wissen bezüglich des Stollenbaus wurde genutzt. Die äußeren Anlagen wurden so weit wie möglich untergraben. Im Nahbereich der Kurtine (Hauptwall) begannen die Minierarbeiten. Das heißt, es wurde gesprengt.
Ziel der Aktion war der Einsturz der Wälle. Gleichzeitig lief der Artillerie-Angriff auf die gleichen Punkte. Der Artillerieangriff sorgte für eine Breschierung der genannten Anlagen. Von unten kamen die explodierenden Minen hinzu, der Wall stürzte ein. Jetzt hatte die Infanterie die Möglichkeit, in die Stadt zu gelangen. Die Verteidiger mussten in fast allen Fällen kapitulieren.
[Bearbeiten] Aufklärung
Aufgeklärt wurden Minen durch Wasserfässer oder umgedrehte leere Fässer auf dessen Boden rohe Erbsen gestreut waren. Wenn die Erbsen vibrierten oder das Wasser leichte Wellen schlug wurde in unmittelbarer Nähe gegraben.
[Bearbeiten] Gegenmittel
Die Mauern mussten außerordentlich tief fundamentiert (am besten bis unter den Grundwasserspiegel) und die Steine der Mauern bogenförmig verlegt werden, so dass beim Wegbrechen eines Teiles der Fundamente nicht gleich alles zusammenbrach. Man kann diese Form der Mauerung auch heute auf der Festung Ehrenbreitstein beobachten.
In dem Gebiet, in dem Minen zu erwarten waren, wurden genagelte Bretter vergraben. Wenn die Mineure auf diese Bretter stießen wurden sie am weiterkommen gehindert, weil sie diese Bretter erst aus der Erde herausgraben mussten bevor sie weitergraben konnten. Dazu kam, dass die Vibrationen der (aus der Erde herausstehenden Bretter) leicht zu sehen war, der hohle Klang der Schaufeln auf die Bretter in der Nähe leichter zu hören und aufzuklären war und weitere Gegenmaßnahmen leichter gesetzt werden konnten.
Eine andere Gegentaktik waren die Kontraminen (Gegenminen). Die Belagerten gruben Stollen den Mineuren der Belagerern entgegen mit dem Ziel
- Wasser in die gegnerischen Minen einzuleiten, das gegnerische Schwarzpulver unbrauchbar zu machen und die Gegner wenn möglich zu ertränken, aber zumindest das weitergraben des Stollen unmöglich zu machen.
- Bomben in diese hinabzu rollen, wenn sie auf Gegner gestoßen waren. Dadurch brachte man die vom Gegner verwendeten Pulverfässer vorzeitig zur Explosion, die Explosionswirkung schlug nach hinten aus und ruinierte den Gegner und seine Stellungen.
- durch Gegensprengungen Minenteile und dessen Besatzung zu verschütten, erdrücken oder zu ersticken.
- die Sprengkraft durch die Gegenminen abzuleiten und die eigene Festung vor dem Explosionsdruck weitgehend zu schützen.
- fertige Sprengkammern vor ihrer Sprengung auszuräumen und unschädlich zu machen.
- auf den Gegner zu stoßen und im Nahkampf zu töten.
- Horchstollen anzulegen um das neue Verlegen einer Mine frühzeitig zu erkennen, mittels mehrerer Messungen an mehreren Orten genauer bestimmen zu können und diesen Horchstollen für zukünftige Gegenminen zu verwenden.
- Grabungstätigkeiten an anderer Stelle zu tarnen und die Gegenminen auf die falsche Richtung zu leiten.
[Bearbeiten] Frühe Minenkriege
In der Belagerung von Candia (1645 - 1669) erreichte der Minenkrieg ein Ausmaß, dass es in der Geschichte bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben hatte und welches bis zum Ersten Weltkrieg einzigartig blieb.
Weitere bekannte Beispiele waren die erste und zweite Türkenbelagerung von Wien in den Jahren 1529 und 1683. Der sich dann entwickelnde äußerst grausame Kampf fand auf engstem Raum mit Hieb- und Stichwaffen statt, um die eigenen Pulvervorräte nicht vorzeitig zur Explosion zu bringen. Die Christen hatten mit ihren besseren Rüstungen hier einen leichten militärischen Vorteil. Im Minieren selbst waren die Türken den Christen um einiges überlegen. Im Pfälzischer Erbfolgekrieg 1688-1689 wurde die Belagerung der Festungen teilweise mit Minenkriege geführt.
[Bearbeiten] Minenkrieg im Ersten Weltkrieg
Die Taktik des Minenkriegs wurde zuletzt während des Ersten Weltkrieges vor allem an der Westfront und Alpenfront angewendet.
An der Alpenfront wurden ganze Berggipfel (mitsamt der jeweiligen Besatzung) weggesprengt. Das bekannte Beispiel für diese Kriegsform war der österreichisch - italienische Kampf um den Col di Lana. An der Westfront wurden z.T. ganze Dörfer, zum Beispiel Vauquois (Argonnen) zerstört. Die Somme-Schlacht begann mit der Explosion einer gewaltigen Sprengstoffmenge, die man unterhalb der deutschen Stellungen platziert hatte. Während der Schlacht von Messines wurden insgesamt 19 Minen mit durchschnittlich 21 t Ammonal-Sprengstoff gesprengt. Dies tötete etwa 10.000 Soldaten auf einem Schlag. Mitunter kam es vor, dass man auf beiden Seiten zeitgleich versuchte die gegnerischen Gräben zu unterminieren. Bemerkten die grabenden Pioniere, dass der Gegner dasselbe vorhat, versuchte man ihn mit unterirdischen Sprengungen einzuschließen oder zu töten. 1917 kam es an der Westfront zu einer stillschweigenden Einstellung des Minenkrieges.
Einige der gelegten Minen wurden aufgrund des geänderten Frontverlaufes absichtlich nicht gezündet und stellen auch heute noch eine Gefahr dar. Im Bereich von Messines löste am 17. Juni 1955 ein Blitzschlag die Explosion einer Mine aus. Dadurch entstand ein Krater von 60 m Durchmesser und 20 m Tiefe. Da diese Mine unter einem Feld lag, kamen keine Menschen ums Leben, lediglich eine Kuh wurde getötet. Es werden aber noch mindestens drei weitere Minen in unmittelbarer Nähe des Dorfes vermutet, eine davon direkt unter einem Bauernhof.