Nekrophilie
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Klassifikation nach ICD-10 | ||
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F65.8 | Sonstige Störungen der Sexualpräferenz | |
ICD-10 online (WHO-Version 2006) |
Der Begriff Nekrophilie (von griechisch nekrós = Toter, Leiche und philía = Zuneigung) stammt aus der Psychologie und der Sexualforschung. Er bezeichnet einen Sexualtrieb, der auf Leichen gerichtet ist. Nekrophilie ist im ICD-10-Verzeichnis der Krankheiten unter „Sonstige Störungen der Sexualpräferenz“ (F65.8) als Paraphilie klassifiziert.
Die Ausübung nekrophiler Handlungen ist in Deutschland strafbar. Sie fällt unter „Störung der Totenruhe“ und kann laut § 168 StGB sowohl mit Geldstrafe als auch mit Haftstrafe belegt werden. Außerdem wird eine Tötung, die in der Absicht begangen wird, sich an der Leiche sexuell zu befriedigen, gemäß § 211 I, II Var. 2 StGB als Mord zur Befriedigung des Geschlechtstriebs mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft.
[Bearbeiten] Nekrophilie nach Erich Fromm
In der Analytischen Sozialpsychologie von Erich Fromm ist unter Nekrophilie eine Charakterorientierung zu verstehen, die in Verkehrung der biophilen Kräfte des Menschen (Biophilie) im modernen Sozialcharakter eine zunehmende Tendenz zur Zerstörung zeigt. Nekrophilie und Destruktivität sind nach Fromm die „Folge ungelebten Lebens“ (und – im Gegensatz zu Freud – nicht Ausdruck eines biologisch fixierten Destruktions- oder Todestriebes). Fromm wendet diesen Begriff sowohl auf die Charaktere einzelner Personen an als auch auf Züge der westlichen Zivilisation.
Auffällig an nekrophilen Menschen ist nach Fromm zum Beispiel eine Vorliebe für schlechte Gerüche – ursprünglich für den Geruch von verfaulendem oder verwesendem Fleisch. Die nekrophile Sprache benutzt vorwiegend Worte, die sich auf Zerstörung, auf Exkremente und Toiletten beziehen. Auf Grundlage solcher Beobachtungen haben Fromm und M. Maccoby einen interpretativen Fragebogen entwickelt und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass biophile und nekrophile Tendenzen messbar seien und stark mit politischen und sozialen Einstellungen korrellierten.
Kennzeichen der Nekrophilie im sozialen Sinne ist nach Fromm eine Vergötterung der Technik. Symbole des Nekrophilen sind Fassaden aus Beton und Stahl, die Megamaschine (Technophilie), die Vergeudung von Ressourcen im Konsumismus und die Art, wie der Bürokratismus Menschen als Dinge behandelt.
In seinem Werk Anatomie der menschlichen Destruktivität lieferte Fromm eine Analyse der Nekrophilie und porträtierte Adolf Hitler als klinischen Fall von Nekrophilie.
[Bearbeiten] Nekrophilie in den Medien
Mit der Nekrophilie beschäftigen sich auch diverse Medien. So ist die Liebe zu Leichen beispielsweise Thema in den Filmen Nekromantik (1987) und Nekromantik 2 (1991) des deutschen Underground-Regisseurs Jörg Buttgereit sowie in Kissed (1996) von Lynne Stopkewich. Die wohl bekannteste filmische Umsetzung der Nekrophilie-Thematik ist aber wohl Alfred Hitchcocks Vertigo – Aus dem Reich der Toten (1958), wenn auch den Konventionen der Zeit und Hitchcocks komplexem Regiestil gemäß allenfalls kunstvoll verschlüsselte Hinweise und Andeutungen erfolgen. Eine weitere anspruchsvolle, hoch stilisierte und zugleich behutsame cineastische Annäherung an die Liebe zu Toten bis hin zur Besessenheit ist François Truffauts La chambre verte (Das grüne Zimmer) von 1978. Das Werk ist reich an interfilmischen Anspielungen (so auch an Vertigo); dass auch autobiographische Bezüge für Truffaut nicht unwichtig waren, zeigt sich daran, dass er selbst nicht nur Regie führte, sondern auch die Hauptrolle übernahm.
Darüber hinaus handeln Texte einzelner Black Metal- und Death Metal-Bands von Nekrophilie, zum Beispiel Lieder der US-amerikanischen Gruppe Cannibal Corpse (z. B. Necropedophilie vom Album Tomb Of The Mutilated, das sich in Deutschland auf dem Index befindet), der Song Necrophiliac der US-Amerikanischen Thrash Metal-Band Slayer (auf dem Album Hell Awaits), Lieder der deutschen Gruppe Eisregen (z. B. Meine tote russische Freundin auf dem Album Farbenfinsternis, seit 2004 indiziert), sowie die Songs Heirate mich von Rammstein (vom Album Herzeleid), Nachtwache von E Nomine (Album: Finsternis) oder auch Nekrophil von den Böhsen Onkelz (Album Es ist soweit). Das Lied Schmusen im Sarg von Rantanplan behandelt das Thema sozialkritisch und hinterfragend. Aber auch in der Popmusik kommen nekrophile Themen vor, so zum Beispiel in Where the wild roses grow von Nick Cave und Kylie Minogue und dem Song Lady D'Arbanville von Cat Stevens (Yusuf Islam).
Weiterhin wird in dem Buch Das Spiel von Stephen King die Nekrophilie angeschnitten. Die Hauptperson des Buches wird von einer nekrophilen Person verfolgt, die Leichen ausgräbt, sich an ihnen vergeht und sie schließlich zerstückelt.
Siehe auch: Carl von Cosel
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