Vertigo – Aus dem Reich der Toten
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Filmdaten | |
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Deutscher Titel: | Vertigo – Aus dem Reich der Toten |
Originaltitel: | Vertigo |
Produktionsland: | USA |
Erscheinungsjahr: | 1958 |
Länge (PAL-DVD): | 124 Minuten |
Originalsprache: | Englisch |
Altersfreigabe: | FSK 12 |
Stab | |
Regie: | Alfred Hitchcock |
Drehbuch: | Samuel A. Taylor, Alec Coppel |
Produktion: | Alfred Hitchcock für Paramount Pictures |
Musik: | Bernard Herrmann |
Kamera: | Robert Burks |
Schnitt: | George Tomasini |
Besetzung | |
Rolle / Schauspieler / Sprecher 1958/1984/1997
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Vertigo wurde 1958 von Alfred Hitchcock nach dem Roman Vertigo. Aus dem Reich der Toten (D'Entre les morts) von Pierre Boileau und Thomas Narcejac gedreht.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Handlung
Der Polizist John Ferguson (genannt Scottie) quittiert nach einem traumatischen Erlebnis mit seiner Höhenangst den Dienst. (Vertigo ist das englische Wort für den Drehschwindel, der an Höhenangst leidende Menschen befällt, wenn sie von hohen Punkten hinunterschauen.)
Scottie bekommt von seinem alten Schulfreund Gavin Elster den Auftrag, dessen Frau Madeleine zu beschatten. Der Freund macht sich Sorgen um seine Frau, die scheinbar vom Geist ihrer Urgroßmutter Carlotta heimgesucht wird, die sich mit 26 Jahren das Leben genommen hat. Madeleine ist 26 und verspürt in den Momenten der Heimsuchung einen großen Drang, sich ebenfalls umzubringen. Scottie und Madeleine verlieben sich ineinander, doch aufgrund seiner Krankheit kann er es nicht verhindern, dass sie sich von einem Turm stürzt.
Nach einigen Jahren trifft Scottie auf Judy, die Madeleine verblüffend ähnlich sieht, charakterlich aber ganz anders ist. Er versucht, einem modernen Pygmalion gleich, Judys Aussehen und Verhalten dem von Madeleine ähnlich zu machen. Zum Schluss erkennt er, dass er einem Komplott aufgesessen ist, und fährt mit Judy zum Ort des vermeintlichen Selbstmords, um sie zu einem Geständnis zu zwingen. In der letzten Szene jedoch stürzt Judy aufgrund eines Unfalls vom Turm. Scottie hat damit seine Liebe endgültig verloren, ist jedoch von seiner Höhenangst befreit und hat zugleich den Mord von Gavin Elster an seiner Frau aufgedeckt.
[Bearbeiten] Hintergründe
Dieser Film war zusammen mit vier weiteren für Jahrzehnte nicht verfügbar, da Alfred Hitchcock die Rechte daran zurückgekauft und sie als Teil seines Erbes an seine Tochter vorgesehen hatte. Sie waren lange als die berüchtigten „Fünf verlorenen Hitchcocks“ bekannt und wurden erst 1984 nach 25-jähriger Abwesenheit wieder gezeigt. Die anderen sind: Cocktail für eine Leiche (1948), Das Fenster zum Hof (1954), Immer Ärger mit Harry (1955), Der Mann, der zuviel wusste (1956). (Quelle: IMDb)
Zur visuellen Umsetzung des Schwindels wurde von Hitchcock hier das erste Mal ein Effekt eingesetzt, der als Vertigo-Effekt in die Filmgeschichte einging und noch heute eingesetzt wird. Hierbei fährt die Kamera von einem Objekt weg, während gleichzeitig auf das Objekt zugezoomt wird (oder andersherum). Der mittlere Bildbereich scheint sich nun viel schneller vom Zuschauer wegzubewegen als die Randbereiche. Dadurch entsteht eine seltsame Verschiebung, die bei schneller Ausführung des Vertigo-Effekts die Illusion des Schwindels erzeugt.
Der Film wurde in einem technischen Verfahren namens Vistavision aufgezeichnet und Mitte der 90er Jahre aufwendig restauriert.
Es existieren drei deutsche Synchronfassungen, die alle drei bei der Berliner Synchron GmbH Wenzel Lüdecke hergestellt wurden. Die erste entstand 1958 im Auftrag der Paramount zur deutschen Erstaufführung am 3. Februar 1959 (Buch: Christine Lembach, Dialogregie: Volker J. Becker). Die zweite Synchronisation (Buch: Hans Bernd Ebinger; Regie: Martin Grossmann) wurde 1984 anlässlich der Wiederaufführung im Verleih der Universal produziert (Universal hatte inzwischen die Rechte zahlreicher Paramount-Filme aufgekauft bzw. übernommen). Die dritte Neusynchronisation entstand 1997 anlässlich der deutschen Kino-Aufführung der von Robert A. Harris und James C. Katz restaurierten Fassung (unter Verwendung von Ebingers Dialogbuch aus dem Jahr 1984; Dialogregie: Lutz Riedel). James Stewart wurde in den Synchronisationen von 1958 und 1984 von seiner langjährigen deutschen Standardstimme Siegmar Schneider gesprochen; in der Bearbeitung von 1997 übernahm Sigmar Solbach diesen Part. Die deutsche Originalversion von 1958 wurde am 21. Mai 1966 einmalig in der ARD ausgestrahlt (in s/w, da es zu dieser Zeit in Deutschland noch kein Farbfernsehen gab). Die zweite Synchronisation erschien in den 90er Jahren bei CIC auf VHS. Für die unterschiedlichen DVD-Auflagen und TV-Ausstrahlungen wird heute ausschließlich nurmehr die Synchro von 1997 verwendet. Die von vielen als überflüssig und unpassend empfundene Modernisierung der Dialoge in beiden Neufassungen zerstört jedoch die Atmosphäre des Films. Die deutsche Originalversion von 1958 ist heute offiziell nicht mehr verfügbar, obwohl sie nach Meinung vieler einzig dem Film auf Deutsch in kongenialer Weise gerecht wird.
[Bearbeiten] Bewertung
Vertigo wird als einer der besten Filme der 50er Jahre bezeichnet und oft sogar als einer der besten Filme überhaupt neben Filmen wie Citizen Kane von Orson Welles (1941) und Stanley Kubricks 2001 (1968) gestellt. Jedenfalls gilt er als einer der persönlichsten Filme Hitchcocks. Dabei hat sich der Ruf des Films – und damit auch der Ruf Hitchcocks als Auteur – erst im Lauf der Zeit entwickelt. Zu seiner Veröffentlichung hat Vertigo seine finanziellen Kosten „nur“ eingespielt, so dass Hitchcock ihn in einem Interview nicht als einen erfolgreichen Film bezeichnet hat.
Erst als der Film in den 80ern wieder in den Kinos aufgeführt wurde, bekam er die Würdigungen, die seinen Ruf aus heutiger Sicht bestimmen.
2003 erstellte die Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit zahlreichen Filmschaffenden einen Filmkanon für die Arbeit an Schulen und nahm diesen Film in ihre Liste mit auf.
- Lexikon des Internationalen Films: Brillantes psychologisches Seelendrama. In höchst perfekter Spannungsdramaturgie werden die Schichten und Widersprüche des inneren Seelentheaters der Hauptfigur aufgedeckt. Berühmt an diesem Film wurde auch Hitchcocks Trick, die Höhenangst James Stewarts im Treppenhaus des Turms durch die Kombination eines Zooms mit einer gegenläufigen Kamerafahrt darzustellen, die dessen Schwindelgefühl in den Zuschauer überträgt.
- Der bekannte amerikanische Filmkritiker Leonard Maltin gab Vertigo 4 von 4 möglichen Sternen.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
1958 – San Sebastian International Film Festival:
- Silver Seashell für Alfred Hitchcock
- Zulueta Preis für James Stewart (und Kirk Douglas für Die Wikinger 1958)
1996 – New York Film Critics Circle Award
- Für die bemerkenswerteste Neu-Vorstellung (nach der Restaurierung 1996)
(Quelle: IMDB)
[Bearbeiten] Cameo-Auftritt
Man sieht Hitchcock als Passanten, kurz bevor Scottie Gavin Elsters Firma betritt (siehe Cameo-Auftritt).
[Bearbeiten] Literatur
- Pierre Boileau, Thomas Narcejac: Vertigo. Aus dem Reich der Toten (Originaltitel: D'Entre les morts). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1998, ISBN 3-499-26115-4
- Robert A. Harris, Michael S. Lasky, Hrsg. Joe Hembus: Alfred Hitchcock und seine Filme (OT: The Films of Alfred Hitchcock). Citadel-Filmbuch bei Goldmann, München 1976, ISBN 3-442-10201-4
- Marian E. Keane: A Closer Look at Scopophilia: Mulvey, Hitchcock, and Vertigo
- Marshall Deutelbaum, Leland Poagne (Hrsg.): A Hitchcock Reader Lower State University Press, 1986
[Bearbeiten] Weblinks
- Vertigo – Aus dem Reich der Toten in der Internet Movie Database
- Kritik von U. Behrens, filmzentrale
- Vertigo Schauplätze in San Francisco im Vergleich von 1958 zu heute
- Analyse von Vertigo; aus dem Seminar: „Der Filmkanon – Filme, die man kennen muss?“, Universität Bremen, SoSe 2006
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