Obernburg (Gudensberg)
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Die Obernburg von Gudensberg ist eine romanische Burgruine bei Gudensberg im Landkreis Schwalm- Eder, Hessen (Deutschland). Das Burgtor repräsentiert das Stadtwappen der Stadt Gudensberg.
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[Bearbeiten] Geographie
Die Burgruine befindet sich oberhalb von Gudensberg auf dem Schlossberg (306 m. ü. NN), der etwas südlich vom Unterlauf der Ems, die wenige Kilometer weiter östlich in die Eder mündet, in West-Ost-Richtung passiert wird. Vom Schlossberg bietet sich eine gute Aussicht, unter anderen in Richtung Norden vorbei am Ofenberg zu den Langenbergen, nach Nordosten zum Kaufunger Wald und in Richtung Südwesten über das Edertal hinüber zum Kellerwald.
[Bearbeiten] Geschichte
Der Schlossberg war zumindest seit 1045 Sitz der Grafen im Hessengau. Seit 1027 hatte dieses Amt die Familie der ursprünglich schwäbischen Grafen Werner inne. Erstmals wurde die Obernburg urkundlich als Burg Udensberc 1121 als Sitz des Gaugrafengeschlechts der Gisonen erwähnt, welches die Gaugrafschaft nach dem Tode von Werner IV. geerbt hatte. Giso von Udensberc war Vorsteher des Gaugerichts und verantwortlich für die Erhebung der Steuern und Abgaben. Er führte den Heerbann und hielt auf der Mader Heide Thing ab. Es folgte die Gründung und Besiedlung der Stadt Gudensberg. Die Erbtochter Gisos IV., Hedwig, heiratete wohl schon vor 1122 den Grafen und späteren Landgrafen Ludwig I. von Thüringen, womit die Grafschaft bis zum Thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg an die thüringischen Ludowinger fiel und in der Folge meist von jüngeren Brüdern der Landgrafen als "Grafen von Gudensberg" verwaltet wurde. Einer von ihnen, Konrad von Thüringen, wurde dadurch bekannt, dass er als Graf von Gudensberg 1232 die benachbarte mainzische Domstadt Fritzlar nach langer Belagerung einäscherte und den Großteil der Einwohner töten ließ, dann aber als Buße in den Deutschritterorden eintrat und wenige Jahre später dessen Großmeister wurde.
1170 überließ Landgraf Ludwig von Thüringen sein Allod in Gudensberg dem Stift Fulda. Da die Obernburg aber mainzisches Lehen war, ging sie nach dem Tode von Heinrich Raspe (1247), dem letzten ludowingischen Landgrafen von Thüringen, auf das neue landgräfliche Haus Hessen über, das mit Heinrich, dem Kind von Brabant und Enkel der Hl. Elisabeth von Thüringen, begann. 1277 wurde Heinrich auf der nahen Mader Heide zum Landgrafen von Hessen ausgerufen. 1300 verlegte er seinen Amtssitz von der Obernburg nach Kassel. 1312 wurde die Burg von Heinrich von Waldeck erstürmt.
Am 2. September 1387 wurde in einer Fehde mit Mainz die ebenfalls auf dem Berg befindliche Wenigenburg (Gudensberg) zerstört, während die Obernburg durch Ekkebrecht von Grifte erfolgreich gegen den Mainzer Erzbischof Adolf I. von Nassau verteidigt wurde und unbeschadet blieb. Der Burgzwinger wurde 1500 errichtet. 1613 stürzte der Bergfried ein.
Der Dreißigjährige Krieg ging nicht spurlos an Gudensberg vorbei. 1626 wurde die Stadt von Tillys Truppen heimgesucht; bei der Plünderung verlor u.a. der Stadtpfarrer Daniel Angelocrater sein gesamtes Hab und Gut. 1639 berief Tilly einen Landtag der hessischen Städte auf der Obernburg ein. 1640 wurde Gudensberg von kroatischen Truppen zerstört.
Nach 1700 verfiel die Burg. Während des 7-jährigen Krieges belagerten Franzosen 1761 die Obernburg und eroberten sie nach zweitägiger Beschießung durch John Manners, auch Lord Granby genannt. 1806 plünderten napoleonische Truppen die Reste der Obernburg und zerstörten sie völlig. Jérôme Bonaparte, König von Westfalen und Bruder Napoleons, ließ die Burgreste 1809 versteigern.
[Bearbeiten] Neuzeit
Das Burgtor wurde 1850 erneuert und gesichert, aber erst 1900 wurde die Umfassungsmauer renoviert. 1901 erwarb die Stadt Gudensberg die Obernburg. 1950 wurde der Bergfried ausgebessert. Seit 1986 wird die Obernburg durch die Freunde der Obernburg Gudensberg gezielt instandgesetzt und gesichert. Die Renovierungsarbeiten wurden 2006 abgeschlossen. Allerdings sind heute nur noch ein Teil der Mauern, der Unterbau des Bergfrieds und das Stadttor erhalten.
Die Obernburg wird seit dem 14. Mai 2006 als Ausstellungsplatz für Kunstausstellungen genutzt. Die Installation Spiel mit dem Licht des Künstlers Adolf Luther befindet sich seitdem auf dem Plateau. Zukünftig bietet die Burg den Rahmen für Konzerte.
[Bearbeiten] Weblinks
- Obernburg bei Burgenwelt
- Obernburg bei Burgen und Schlösser
- Geschichte der Obernburg
- John Manners Biographie (Englisch)
Koordinaten: 51° 10' 32" N, 9° 22' 3" O