Oriana Fallaci
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Oriana Fallaci (* 29. Juni 1929 in Florenz; † 15. September 2006 in Florenz) war eine italienische Widerstandskämpferin, Journalistin und Schriftstellerin.
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[Bearbeiten] Biografie
Der italienische Faschismus unter Mussolini sowie ihr liberaler Vater, der ein heftiger Kritiker Mussolinis war, übten einen bedeutenden Einfluss auf ihre Entwicklung aus. Als Italien in den Zweiten Weltkrieg eintrat, war Oriana Fallaci zehn Jahre alt. Gemeinsam mit ihrem Vater schloss sie sich dem Widerstand gegen den Faschismus an. Sie schmuggelte Waffen zu den Partisanen und half Gefangenen bei der Flucht aus italienischen Konzentrationslagern.[1] Bei der Besetzung von Florenz wurde ihr Vater verhaftet und gefoltert, aber einige Zeit später freigelassen. Durch die Erfahrungen des Faschismus entwickelte sich bei ihr frühzeitig Widerstand gegen jede Form der Repression. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Fallaci Journalistin und Schriftstellerin. Sie wurde zur Vorreiterin eines extrem konfrontativen, sehr stark mit der Persönlichkeit des jeweiligen Journalisten verbundenen Interviewstils, der seit den 1970er Jahren populär wurde.
1956 reiste Oriana Fallaci zum Ungarn-Aufstand nach Budapest,[2] 1963 zog sie nach New York.[3] 1968 wurde sie bei Unruhen während der Olympischen Spiele in Mexiko durch drei Schüsse verletzt.[4] Fallacis Bücher wurden in 20 Sprachen übersetzt und in 31 Ländern veröffentlicht. Ihr erstes Werk, mit dem sie weltweit Aufsehen erregte, war "If the Sun Dies", in dem sie die von ihr geführten Interviews mit den ersten Astronauten verarbeitete. Das in Form eines Tagebuches 1969 veröffentlichte Werk mit dem Titel "Wir, Engel und Bestien" schildert ihre Erlebnisse als Kriegsreporterin in den Jahren 1967 und 1968 in Südvietnam während des Vietnamkriegs (wo sie bei Kampfeinsätzen mit der US-Armee flog und ein Gespräch mit dem legendären nordvietnamesischen General Giap führte[2]). 1972 interviewte sie den äthiopischen Kaiser Haile Selassie. Weltweit bekannt wurde sie in den 1970er und 1980er Jahren mit ihren Büchern "Brief an ein nie geborenes Kind" (das Buch erschien auf der Höhe der weltweiten Abtreibungsdebatte), "Ein Mann" (über ihre Liebe zum 1976 mutmaßlich ermordeten griechischen Widerstandskämpfer Alekos Panagoulis) und "Inschallah" (über den Bürgerkrieg in Beirut).
Als Journalistin arbeitete Oriana Fallaci für mehrere weltbekannte Zeitungen, darunter die Londoner „Times“, „Life“ und die „New York Times“. Als sie 1978 im italienischen Wochenmagazin "L’Europeo" schrieb, dass der Mord an dem Filmregisseur Pier Paolo Pasolini nicht von einem Stricherjungen begangen wurde, sondern von einer rechtsradikalen Schlägertruppe, musste sie für vier Monate ins Gefängnis und wurde mit einem Jahr Berufsverbot belegt.[3] Sie interviewte zahlreiche bekannte Persönlichkeiten, wie Yassir Arafat, Willy Brandt und Deng Xiaoping. Henry Kissinger bezeichnete sein Interview mit ihr als „das katastrophalste Gespräch, das ich je mit einem Mitglieder der Presse hatte" [5] Fallaci brachte ihn dazu einzugestehen, dass der Vietnamkrieg „nutzlos“ gewesen sei und dass er als Politiker ein „Cowboy“ sei, der den „Kutschentreck voranführt, indem er alleine voranreitet. Als erste Frau aus dem Westen durfte sie mit Ayatollah Chomeini sprechen.[1] Das Gespräch wurde unterbrochen, weil sie sich während des Interviews den Tschador vom Leib riss ("Ich nehme den Tschador ab, der für mich ein dummer Lumpen aus dem Mittelalter ist."). 1991 berichtete sie über den Beginn des ersten Golfkrieges aus dem Irak.
Sie lebte zuletzt überwiegend in New York City, wo sie auch die Anschläge vom 11. September 2001 miterlebte. Papst Benedikt XVI. empfing die Atheistin Fallaci am 27. August 2005 - als erste Italienerin überhaupt - zu einem Privatgespräch.[6] Die meisten ihrer Bücher und Manuskripte hat Fallaci der päpstlichen Lateran-Universität überlassen.[7] Am 15. September 2006 erlag sie einem langjährigen Krebsleiden.
[Bearbeiten] Werke
[Bearbeiten] Die Wut und der Stolz
Weltweites Aufsehen erregte Oriana Fallaci durch ihre mittlerweile in Buchform herausgegebenen Essays zu den Anschlägen des 11. September 2001. Unter dem Titel "La Rabbia e L'Orgoglio", auf deutsch "Die Wut und der Stolz", stellt die Autorin die westliche Welt dem Islam gegenüber und beschreibt diesen als aggressive sowie expansive Religion. Sie stellt die These auf, dass der dekadente, in seiner Sucht nach Frieden blind gewordene Westen durch sein liberales und nachsichtiges Verhalten gegenüber dem Islam (Appeasement) den Islamismus erst zum Entstehen gebracht habe. Aber nicht der Islamismus sei das eigentliche Problem, sondern der Islam als intolerante Religion an sich. Letztlich strebe der Islam nach der religiösen Weltherrschaft. Daraus ergibt sich für Fallaci folgerichtig, dass der Islam dort, wo er bereits selbst dominiert, keine andere Religion mehr als ebenbürtig und gleichberechtigt neben sich duldet.
Sie vergleicht Osama Bin Laden in seinem totalitären Anspruch mit Hitler und Mussolini und wirft der islamischen Welt vor, sich im Krieg gegen die westliche Zivilisation - und damit gegen die durch das Christentum geprägte abendländische Kultur - zu befinden. Dieser Krieg werde offen - durch Terrorismus, zum Beispiel durch religiös motivierte Selbstmordattentate -, aber vor allem verdeckt geführt, indem durch massive moslemische Einwanderung besonders die christlichen europäischen Länder unterwandert werden sollen. Diese latente Migrationspolitik bediene sich gezielt des besonders von Gunnar Heinsohn beschriebenen Phänomens des Youth Bulge. Ziel dieser langfristig angelegten Strategie sei es, den muslimischen Bevölkerungsanteil stetig zu erhöhen - wenn nötig über einen Zeitraum von etlichen Generationen -, bis in den einzelnen Ländern die Bevölkerungsmehrheit erreicht ist; wodurch politisch legal auf demokratischem Wege "das Kreuz durch den Halbmond abgelöst werden kann". Was durch die kriegerischen Eroberungszüge des Osmanischen Reiches nicht gelang - nämlich die Unterwerfung Westeuropas und damit die Besiegung des Christentums -, soll nun durch die subtile Methode der "demographischen Eroberung" nachgeholt werden. In beschwörendem Ton rief Fallaci Europa dazu auf, sich dieser schleichenden Gefahr endlich bewusst zu werden und ihr politisch wirkungsvoll entgegenzutreten sowie die eigenen kulturellen und religiösen Werte stärker zu verteidigen. Diese islam-kritische Streitschrift trug ihr den Vorwurf des Rassismus ein, wodurch jedoch die Resonanz auf ihre Thesen und Appelle nicht geschmälert wurde - im Gegenteil: Allein in Italien wurde das viel diskutierte Buch innerhalb von sechs Monaten fast eine Million Mal verkauft.
[Bearbeiten] Die Kraft der Vernunft
Die Kernaussage von Fallacis 2004 erschienenem Buch "Die Kraft der Vernunft" ist, dass die Gefahr einer allmählichen, schleichenden "Islamisierung" Europas durch den "demographischen Faktor" - der ständigen Zunahme des muslimischen Bevölkerungsanteils in den christlichen europäischen Ländern - real besteht. Ihrer Meinung nach gibt es aber trotzdem "Hoffnung", und zwar aufgrund der "Überlegenheit" des abendländischen Denkens: der Kraft der Vernunft. In diesem Buch wird der Islam als rückwärtsgewandt, "unvernünftig", demokratie- und frauenfeindlich bezeichnet. Oriana Fallaci erhielt, wie bereits nach ihrem vorhergehenden Werk, mehrere Morddrohungen von islamistischen Organisationen. Das Buch wurde mehrfach von Vertretern der islamischen Gemeinschaft und verschiedenen Medien wegen anti-islamistischer Tendenzen kritisiert.
In Italien wurde sie schließlich vom Präsidenten der Muslimischen Union von Italien - Adel Smith - verklagt,[8] der zu Gewalt gegen Fallaci aufrief und sie "dem Gesetz Allahs vorgeführt" sehen wollte. Der Schwerkranken drohte eine zweijährige Haftstrafe (Juni 2005) wegen Verunglimpfung einer Religion. Dazu sagte sie in einem Interview: "Ich werde die Richter nicht mit meiner Präsenz beehren, das hier ist eine inakzeptable, unzulässige, unverzeihliche Causa. Schämt euch!" ("Die Kraft der Vernunft")
[Bearbeiten] Zitate
- „... der Islam ist ein Teich. Und der Teich ist ein stehendes Gewässer. Voll mit Wasser, das nie abfließt, sich nie bewegt, sich nie reinigt, nie zu fließendem Wasser wird, das bis ins Meer strömt. In der Tat verunreinigt es leicht und taugt auch wenig als Tränke. Der Teich liebt das Leben nicht. Er liebt den Tod ... Der Westen dagegen ist ein Fluss. Und Flüsse sind Wasserläufe. Wasser, das ständig weiterströmt und sich dabei reinigt, erneuert, noch mehr Wasser aufnimmt, ins Meer fließt, und Geduld, wenn es manchmal zu Überschwemmungen kommt. Geduld, wenn der Fluss manchmal vor Kraft über die Ufer tritt. Der Fluss liebt das Leben.“ („Die Kraft der Vernunft“, Seite 311).
- „Europa ist nicht mehr Europa, es ist 'Eurabien', eine Kolonie des Islam, wo die islamische Invasion nicht nur physisch voranschreitet, sondern auch auf geistiger und kultureller Ebene. Unterwürfigkeit gegenüber den Invasoren hat die Demokratie vergiftet, mit offensichtlichen Konsequenzen für die Gedankenfreiheit, und für das Konzept der Freiheit selbst.“ [9]
- „Ich bin Atheistin, Gott sei Dank.“ (Die Wut und der Stolz)
- „La libertà è un dovere, prima che un diritto è un dovere.“ (Die Freiheit ist eine Pflicht, mehr noch als ein Recht ist sie eine Pflicht.) (Quelle?)
- „Ich nehme den Tschador ab, der für mich ein dummer Lumpen aus dem Mittelalter ist." (Während des Interviews mit dem iranischen Revolutionsführer Ajatolla Khomeini, 1979).“[10]
- Das Zitat „Sie vermehren sich wie die Ratten“ (im italienischen Original steht "Sie vermehren sich wie die Mäuse") benutzt Fallaci im Zusammenhang mit einer Beschreibung der ihrer Ansicht nach meist hohen Kinderzahl von muslimischen Familien. Es stammt aus „Die Kraft der Vernunft“, S.57. (p.h.) 27. August 2005.
- "Ich will kein 24 Meter hohes Minarett in der Landschaft Giottos. Sollte ich noch am Leben sein, wenn es gebaut ist, werde ich zu meinen anarchistischen Freunden gehen, etwas Sprengstoff besorgen, und dann sprenge ich diese Moschee in die Luft."
[Bearbeiten] Veröffentlichungen
- Wenn die Sonne stirbt, 1966, ISBN B0000BQXW4
- Penelope auf dem Kriegspfad, 1969, ISBN B0000BQXW2
- Das unnütze Geschlecht, 1969; ISBN B0000BQXW5
- Wir, Engel und Bestien, 1974, ISBN 3423102594
- Nichts und Amen, 1974, ISBN 3423304774
- Brief an ein nie geborenes Kind, 1977, ISBN 3774004668
- Interviews mit der Geschichte
- Ein Mann, 1990, ISBN 3596252040
- Inschallah, 1992, ISBN 3462021141
- Die Wut und der Stolz, 2001, ISBN 3548603793
- Die Kraft der Vernunft, 2004, ISBN 3471775641
- Oriana Fallaci intervista sé stessa. L'Apocalisse, 2005, ISBN 881700684X
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ a b Süddeutsche-online: Leben an vorderster Front, 15. September 2006
- ↑ a b Focus-online: Oriana Fallaci ist tot, 15. September 2006
- ↑ a b Kulturzeit.de: Listige Intelligenz, 15. September 2006
- ↑ FAZ-online: Die Rebellin: Zum Tod von Oriana Fallaci, 15. September 2006
- ↑ Appreciating Oriana Fallaci, 18. September 2006
- ↑ kath.net: Warum Oriana Fallaci beim Papst war, 9. September 2005
- ↑ kath.net: Fallaci vermachte ihre Bücher der Lateran-Universität, 24. Oktober 2006
- ↑ NGO EUROPA PRZYSZLOSCI (Zukunft Europa): Oriana Fallaci Trial, Zugriff am 17. September 2006
- ↑ The Wall Street Journal/OpinionJournal: Tunku Varadarajan: Prophet of Decline - An interview with Oriana Fallaci, 23. Juni 2005
- ↑ Spiegel-online: Oriana Fallaci gestorben, 15. September 2006
[Bearbeiten] Literatur
- Tjark Kunstreich, Horst Pankow: Der Gesang der Zikaden. Zum Tod von O.F. und zu dem, was deutschen Kommentatoren ihr zu- und nachriefen in Konkret (Zeitschrift) 11/2005, S. 30f.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Oriana Fallaci im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- 3sat Kulturzeit Zum Tod von Oriana Fallaci.
- Cicero "Im Angesicht des Todes"
- DIE WELT über "Die Kraft der Vernunft"
- DIE ZEIT über "Die Wut und der Stolz"
- Oriana Fallaci: Das Wiedererwachen des Antisemitismus
- www.giselle.com Oriana Fallaci - "Journalist, Interviewer and Author", private Webseite zu Fallaci (englisch)
- Biografie (italienisch)
- Antologia di articoli su Oriana Fallaci (Kritische Seite auf Italienisch)
- www.nzz.ch Kritische Betrachtung von Fallacis Reaktion auf den Anschlag vom 7. Juli 2005 in London aus der NZZ
- www.opinionjournal.com Interview vom 23. Juni 2005 (englisch)
- Ausführlicher Bericht über Fallaci im New Yorker (englisch)
Personendaten | |
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NAME | Fallaci, Oriana |
KURZBESCHREIBUNG | Italienische Widerstandskämpferin, Journalistin und Schriftstellerin |
GEBURTSDATUM | 29. Juni 1929 |
GEBURTSORT | Florenz |
STERBEDATUM | 15. September 2006 |
STERBEORT | Florenz |