Reichsapfel
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Ein Reichsapfel ist ein Herrschaftszeichen in Form einer Weltkugel mit aufgesetztem Kreuz.
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[Bearbeiten] Reichsapfel des Heiligen Römischen Reiches
Der Reichsapfel des Heiligen Römischen Reiches gehört zu den Reichskleinodien. Als Attribut des römischen Gottes Jupiters war der Erdball in der Hand des Kaisers bzw. des römisch-deutschen König als künftigem Kaiser Sinnbild der Weltherrschaft.
Zusammen mit der Krone und dem Zepter wurde er dem König während der Krönungszeremonie überreicht. Mit diesen drei Insignien wurden sehr häufig Könige und Kaiser auf Bildern dargestellt. Als traditioneller Bestandteil der Insignien eines Herrschers hat der Reichsapfel, der heute in Wien ausgestellt wird, aber nie die konkrete, auf das Einzelstück bezogene Bedeutung erlangt, wie beispielsweise die Reichskrone, die Heilige Lanze oder das Reichsschwert.
[Bearbeiten] Aussehen
Der Reichsapfel der Reichskleinodien hat eine Höhe von 21 cm und ist aus Gold, Goldfiligran gefertigt und mit Edelsteinen und Perlen besetzt.
Die Kugel, die den Globus stilisiert, besteht aus einer Harzmasse und ist mit Goldblech umkleidet. Die Spangen entlang des Äquators waren, genauso wie des aufgesetzten Kreuzes, ursprünglich mit Perlen besetzt. Der Stein im Schnittpunkt der beiden Kreuzbalken ist ein Saphir und zeigt ein Monogramm, das denen der merowingischen Könige ähnelt, bisher aber nicht gedeutet werden konnte.
[Bearbeiten] Geschichte
Der Reichsapfel geht historisch auf den Globus der Römer zurück, der die Weltherrschaft des Römischen Reichs symbolisierte. Auf mittelalterlichen und neuzeitlichen Münzen sind die deutschen Kaiser und Könige häufig mit dem Reichsapfel in der linken Hand dargestellt. Auch auf Münzen der rheinischen Pfalzgrafen (kurfürstliche Linien) ist der Reichsapfel dargestellt, denn sie hatten das Amt des Erztruchsesses inne, das durch den Reichsapfel symbolisiert wurde (Erzämter).
Ein Reichsapfel wird im Jahre 1191 bei der Kaiserkrönung Heinrichs VI. erstmals dem neuen Kaiser überreicht. Die Form des Kreuzes und die Filigranornamente legen nahe, dass der Reichsapfel nicht wesentlich früher entstanden sein kann. Andererseits gibt es aber keine Anhaltspunkte dafür, dass der Reichsapfel, der heute in der Schatzkammer in Wien aufbewahrt wird, dem Kaiser überreicht wurde. Das Lexikon des Mittelalters schreibt dazu: Die traditionellen Krönungsinsignien, darunter Zepter und Reichsapfel, wurden aus dem Hort beliebig ausgewählt. (H. Trnek: Artikel Reichsinsignien in Lexikon des Mittelalters)
Neben dem reich ausgestatteten Stück existierten bis zur Flüchtung der Reichskleinodien aus Nürnberg im Jahre 1796 noch zwei einfacher gearbeitete Reichsäpfel, die aber in den Wirren verlorengingen. So bildete Albrecht Dürer Karl den Großen auf seinem Idealbild aus dem Jahre 1513 mit einem der beiden einfacheren Exemplare ab.
Zur weiteren Geschichte, die untrennbar mit der der anderen Reichskleinodien verbunden ist, siehe: Geschichte der Reichskleinodien.
[Bearbeiten] Reichsäpfel anderer Monarchien
[Bearbeiten] Kaiserreich Österreich
Zum Reichsapfel des Kaisertums Österreich siehe Österreichische Kaiserkrone.
[Bearbeiten] Königreich Großbritannien
Für den Reichsapfel des Königreichs Großbritannien siehe Reichsapfel britischer Monarchen.
[Bearbeiten] Preußen
Der preußische Reichsapfel in Form einer blau emaillierten Kugel mit Goldreif und goldenem Kreuz ist mit 50 Facettensteinen und 36 Rubinen geschmückt und wurde 1700 als Krönungsinsignie für die Krönung König Friedrichs I. 1701 geschaffen.
[Bearbeiten] Norwegen
Der Reichsapfel der norwegischen Reichsinsignien wurde 1818 in Stockholm angefertigt und besteht aus vergoldetem Silber. Der Globus wird von einem mit Rosen dekorierten Goldband in zwei Hälften geteilt. Ein ähnliches Band teilt die obere Halbkugel in zwei Teile. Darauf steht ein Reichsapfel in Kleinformat mit einem ziselierten lateinischen Kreuz. Siehe auch: Reichsschwert (Norwegen)
[Bearbeiten] Dänemark
Die Reichsinsignien der dänischen Könige sind im Keller des Schloss Rosenborg aufbewahrt.
[Bearbeiten] Literatur
- Hermann Fillitz, Die Insignien und Kleinodien des Heiligen Römischen Reiches, Wien und München, 1954.
- Heinrich Pleticha: Des Reiches Glanz, Die Reichskleinodien und ihre Geschichte, Freiburg 1989, ISBN 3-88189-479-9
- Gesellschaft für staufische Geschichte (Hg.): Die Reichskleinodien, Herrschaftszeichen des Heiligen Römischen Reiches. Göppingen 1997 ISBN 3-929776-08-1
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Reichsapfel (Globus cruciger) – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |