Robert Evans (Filmproduzent)
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Robert Evans, ursprünglich Robert J. Shapera, Spitzname The Kid (* 29. Juni 1930 in New York City), ist ein US-amerikanischer Filmproduzent, Schauspieler und Moderator.
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[Bearbeiten] Leben und Werk
Evans wuchs im West End von New York City auf. Sein Vater hatte eine gut gehende Zahnarztpraxis in Harlem, seine Mutter war Hausfrau und stammte aus einem wohlhabenden Geschäftshaushalt. Er hatte noch einen älteren Bruder und eine jüngere Schwester. Irgendwann beschloss der Vater, die gesamte Familie Shapera nach dem Mädchennamen seiner Mutter in Evans umzubenennen, was in den USA namensrechtlich möglich ist.
Schon als Kind wollte er Schauspieler werden und konnte sehr gut Stimmen imitieren. Bereits als 12jähriger bekam er eine Sprechrolle als Nazi-Offizier in einer Radioproduktion. Als 14jähriger war er fester Mitarbeiter der in den 1940er Jahren populären Radioshow Let´s Pretend.
Nach seinem Highschool-Abschluss zog er zunächst nach Miami Beach in Florida und wurde Discjockey in einem großen Hotel. Eine Zeit lang war er für die Modefirma seines Bruders Charles tätig und richtete u.a. eine Boutique in Hollywood ein. Durch einen Zufall lernte er die einflussreiche Schauspielerin Norma Shearer kennen, Witwe des verstorbenen Hollywood-Tycoons Irving Thalberg. Sie erkannte in dem jungen Robert Evans eine gewisse Ähnlichkeit mit ihrem früh verstorbenen Mann und vermittelte ihm 1957 die Rolle als dessen Verkörperung in der Filmbiografie Der Mann mit den tausend Gesichtern (The Man of Thousand Faces; Regie: Joseph Pevney) an der Seite von Hollywoodstar James Cagney als Lon Chaney. Der Film wurde allerdings ein Flop und Evans erhielt vernichtende Kritiken wegen seiner Schauspielkunst.
Dennoch schaffte er es mit Hilfe einflussreicher Freunde im selben Jahr erneut, eine ausgebaute Nebenrolle in einem A-Film zu erhalten: In Zwischen Madrid und Paris (The Sun Also Rises; Regie: Henry King) nach dem Roman Fiesta von Ernest Hemingway spannt er als Stierkämpfer Pedro Romero Tyrone Power seine Geliebte Ava Gardner aus. Der Film war zwar sehr erfolgreich, brachte The Kid (wie ihn Studioboss Darryl F. Zanuck wegen seines „Milchbubi“-Gesichts getauft hatte) als Schauspieler jedoch nicht weiter.
Nach ein paar weiteren unbedeutenden Rollen beendete er freiwillig seine Schauspielerlaufbahn und wandte sich dem Produzieren zu; diesmal mit sehr großen Erfolg: In den 1960er Jahren wurde er Vizepräsident von Paramount Pictures und war verantwortlich für die Produktion zahlreicher Film-Großprojekte. Während der 1970er Jahre führte er die Paramount vom neunten Rang auf den ersten Rang der zehn finanziell erfolgreichsten Studios in Hollywood. Unter seiner Ägide entstanden Blockbuster und Kultfilme wie Rosemaries Baby (1968), Love Story (1970), Harold and Maude (1971), Der Pate (1972), Der große Gatsby (1974), Chinatown (1974), Der Marathon-Mann (1976) und andere. Wegen seiner finanziellen Beteiligung an diesen Filmen wurde Evans ein reicher Mann.
In den 1980er Jahren begann sein Stern in Hollywood zu sinken: Nach gigantischen finanziellen Verlusten 1984 durch Coppolas Film Cotton Club mit Richard Gere in der Hauptrolle musste Evans Paramount verlassen und versuchte sich in der Folgezeit erfolglos als freier Produzent. In den 1990er Jahren erhielt er nicht zuletzt durch Vermittlung seines Freundes Jack Nicholson von Paramount eine zweite Chance und produzierte u.a. mit Sliver - Gier der Augen (1993) mit Sharon Stone, Schlaflos in New York (1999) mit Steve Martin und Goldie Hawn sowie Wie werde ich ihn los - in 10 Tagen? (2003) mit Kate Hudson zumindest Achtungserfolge. Auch 2006 ist er mit mehreren Filmprojekten beschäftigt.
Die 1994 von Evans veröffentlichte Autobiografie The Kid Stays in the Picture (deutsch: Abgerechnet wird zum Schluss, 1995 bei vgs, Köln) wurde in den USA ein Bestseller und 2002 ebenfalls erfolgreich zu einem Dokumentarfilm gleichen Titels verarbeitet, der mehrere Preise gewann. Evans zieht darin in egomanischer Weise über die „Traumfabrik“ vom Leder, teilt kräftig gegen Kollegen und Ex-Ehefrauen aus und gibt Einblicke in sein turbulentes Leben mit Höhen und Tiefen. Das Buch und der Film bescherten dem exzentrischen Hollywood-Veteranen ein spätes Comeback vor allem als Selbstdarsteller. 2003 lief die von ihm konzipierte und gesprochene schräge Comic-Serie Kid Notorious, in der Evans in bizarre, James Bond-artige Abenteuer verstrickt wird, im US-amerikanischen Fernsehen, wurde allerdings nach einer Staffel eingestellt. Derzeit läuft seine Radioshow In Bed with Robert Evans.
Privat sorgte der umtriebige Robert Evans stets für Schlagzeilen vor allem durch seine zahllosen Affairen mit Starlets und Stars. Zu seinen „Eroberungen“, die meist nur wenige Wochen dauerten, gehörten Grace Kelly, Ava Gardner, Lana Turner, Soraya, Joan Collins und Lois Chiles. Eine längere Beziehung hatte er in den 1970er Jahren zu der norwegischen Schauspielerin Liv Ullmann - die einzige seiner Geliebten und Ehefrauen, über die er in seiner Autobiografie positiv und liebevoll schreibt. Verheiratet war er u.a. mit Ali MacGraw, die er in Love Story zum Star machte, der bekannten Sportjournalistin und ehemaligen Miss America Phyllis George sowie in einer bizarren Kurzehe mit Denverclan-Star Catherine Oxenberg. Mit MacGraw hat er einen Sohn, Joshua Evans, der ebenfalls im Filmgeschäft tätig ist. Seit 2005 ist Evans zum siebten Mal verheiratet.
Vor allem in den 1980er Jahren sorgten Drogenprobleme, Aufenthalte in Gefängnis und Psychiatrie, Mafia-Kontakte sowie die - unbewiesene - Verwicklung in einen Mordfall immer wieder für Negativschlagzeilen des einstigen Tycoons. Inzwischen ist es ruhiger um ihn geworden.
Robert Evans zählt einige Hollywood-Größen zu seinen persönlichen Freunden, u.a. Jack Nicholson, Warren Beatty und Robert Hoffmann sowie den französischen Filmstar Alain Delon.
[Bearbeiten] Werke
Abgerechnet wird zum Schluss. Ein Hollywood-Tycoon erinnert sich. vgs, Köln 1994 (englischer Originaltitel: The Kid Stays in the Picture, Hyperion, New York 1994)
[Bearbeiten] Filmografie
[Bearbeiten] Als Schauspieler (Auswahl)
- 1957 - Der Mann mit den tausend Gesichtern (Man of a Thousand Faces)
- 1957 - Zwischen Madrid und Paris (The Sun Also Rises)
- 1958 - Der Killer mit der sanften Stimme (The Fiend Who Walked the West)
- 2002 - The Kid Stays in the Picture (Dokumentarfilm, als er selbst)
- 2003 - Kid Notorious (Stimme)
[Bearbeiten] Als Produzent (Auswahl)
- 1968 - Rosemaries Baby (Rosemary's Baby))
- 1972 - Der Pate (The Godfather)
- 1974 - Chinatown (Chinatown))
- 1976 - Der Marathon-Mann (Marathon Man)
- 1980 - Popeye (Popeye)
- 1984 - Cotton Club (The Cotton Club)
- 1990 - Die Spur führt zurück (The Two Jakes)
- 1993 - Sliver - Gier der Augen (Sliver)
- 1997 - The Saint – Der Mann ohne Namen (The Saint)
- 1999 - Schlaflos in New York (The Out-of-Towners)
- 2003 - Wie werde ich ihn los – in 10 Tagen? (How To loose a Guy in 10 Days))
- 2003 - Kid Notorious
[Bearbeiten] Weblinks
- Robert Evans in der Internet Movie Database
- Vorstellung der Autobiografie auf Deutsch
- Rezension des Dokumentarfilms im San Francisco Chronicle von Mick LaSalle
Personendaten | |
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NAME | Evans, Robert |
ALTERNATIVNAMEN | Shapera, Robert J. (Geburtsname); The Kid (Spitzname) |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Filmproduzent, Schauspieler und Moderator |
GEBURTSDATUM | 29. Juni 1930 |
GEBURTSORT | New York City |