Schnellbus
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Schnellbusse sind qualifizierte Stadt- oder Regionalbusse (Regiobusse) im ÖPNV. Eine Beschleunigung soll hier allerdings weniger durch betriebliche oder bauliche Maßnahmen (wie beispielsweise Busspuren, Fahrkartenautomaten, freier Einstieg an allen Fahrzeugtüren, spezielle Ampelschaltungen) erreicht werden, sondern durch eine begrenzte Haltestellenbedienung und die Ausnutzung von direkten Wegen und Schnellstraßen.
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[Bearbeiten] Linienbezeichnungen
Es gibt für Schnellbusse verschiedene Bezeichnungen:
- SB Städteschnellbus, Sprinterbus
- CE City-Express
- S Schnellbus
- X Expressbus
- D Direktbus, Shuttlebus
- E Eilbus
Die Liniennummer besteht meistens aus den Buchstaben und einer ein- oder zweistelligen Zahl.
[Bearbeiten] Verschiedene Konzepte
- Städteschnellbusse sind schnelle Regionalbusse mit wenigen Haltestellen, die zwei oder mehrere Städte im Takt miteinander verbinden. Es gibt oft hohe Qualitätsanforderungen, teilweise werden Reisebusse eingesetzt. Ein Sprinterbus weist auf die Nutzung von Schnellstraßen oder Autobahnen hin.
- Direktbusse verbinden Städte, Stadtteile oder Wirtschaftszentren direkt miteinander und halten dabei nur an den wichtigsten Haltestellen. Ein Shuttlebus zum Flughafen oder Messegelände könnte ein Direktbus sein. Die Taktbedienung kann sich auf Spitzenzeiten beschränken.
- CityExpress-Linien verbinden beispielsweise im Ruhrgebiet die Vororte der Großstädte im Takt mit den Stadtzentren. In kleineren Orten könnten sie als Pendelbusse Einkaufs- und Wohnzentren verbinden.
- Innerstädtische Schnellbusse fahren meist auf direktem Weg ins Zentrum und bedienen nur ausgewählte Haltestellen von parallel geführten Stadtbussen (Beispiel: Expressbusse in Berlin).
- Eilbusse sind in Hamburg eine zuschlagfreie Alternative zum Schnellbus. Sie verbinden Stadtteile oder Wirtschaftszentren im Spitzenverkehr mit Schnellbahnhaltestellen.
Die Bezeichnungen und Konzepte sind untereinander austauschbar; es gibt keine festen oder geschützten Begriffe. Im Ausland sind Express- und Direktbusse verbreitet.
[Bearbeiten] Abgrenzung der Systeme
Im innerstädtischen Betrieb ähneln sich die Konzepte von Metrobussen und Schnellbussen in einigen Punkten: ergänzende Aufgaben zum Schnellbahnnetz, geradlinige Linienführungen, direkte Bedienung des Zentrums oder eines Umsteigepunktes. Schnellbusse halten jedoch nur an ausgewählten Haltestellen und nutzen Schnellstraßen oder Stadtautobahnen. Sie können parallel zu normalen Stadtbussen geführt sein, die dann die Zwischenhaltestellen bedienen. Metrobusse bieten ein Grundangebot mit dichtem Takt und langen Betriebszeiten bis zum durchgehenden Tag- und Nachtbetrieb. Schnellbusse sind oft nur Ergänzungsangebote im Spitzenverkehr.
Stadtverbindende Schnellbusse übernehmen Qualitätskriterien von Fernbuslinien, wenn sie über größere Distanzen Schnellstraßen oder Autobahnen benutzen: Einsatz von Reisebussen, Komfortangebote (z. B. Radio per Kopfhörer, Zeitungen). Andererseits übernehmen Fernlinien die Bezeichnungen der regionalen Schnellbusse wie Direktbus, Expressbus oder CityExpress.
Auf kürzeren Strecken werden gegenüber Regiobussen nur ausgewählte oder nur die wichtigsten Haltestellen bedient (z. B. Ortszentren). Da Regiobusse die Haltestellen auf Anforderung bei Bedarf bedienen, ist bei Überlandstrecken die Zeitersparnis nur im Spitzenverkehr von größerer Bedeutung oder wenn Schnellstraßen genutzt werden.
Anruflinien oder AnrufSammelTaxis fahren Haltestellen nach Bedarf und auf kürzestem Wege an – wobei Umwege entstehen, wenn mehrere Haltestellen anzufahren sind, die auf geradem Weg nicht erreicht werden können. Es werden also wie beim Schnellbus nur ausgewählte Haltestellen bedient und wenn möglich Schnellstraßen genutzt. Anrufbusse können eine Art Schnellbus sein. Die genauen Abfahrts- und Fahrzeiten sind für die Fahrgäste allerdings nicht planbar.
[Bearbeiten] Schnellbusse in der Praxis
In den 50er- und 60er-Jahren wurden zuschlagpflichtige Schnellbuslinien eingerichtet. Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt entwickelte ab 1951 ein kleines Netz. Die letzte Linie (nach Offenbach) wurde dort 1974 eingestellt. In Hamburg hat das ab Mitte der 50er-Jahre entwickelte Netz bis heute überlebt:
Die erste Schnellbuslinie wurde am 30. Oktober 1955 eröffnet. Es entstand ein eigenes Stadt-Schnellbusnetz mit Durchmesserlinien und einer Halbringlinie um das Stadtzentrum herum. Schnellbusse sollten als Ergänzung zur Schnell- und Straßenbahn mehr Komfort als normale Stadtbusse (einen Sitzplatz für jeden Fahrgast) und durchgehende Verbindungen anbieten. Heute gibt es sechs Schnellbuslinien (Linie 31 ist eine Regiolinie nach Lauenburg). Außerdem werden zwei Stadtteillinien (Kleinbusse) als Schnellbus betrieben. Bezeichnungen: Linie 1–30 sind Metrobusse, Linie 31–39 Schnellbusse, Linie 48 und 49 Kleinbusse zum Schnellbustarif. Es gilt ein Zuschlagstarif entsprechend der 1. Klasse im Schnellbahnverkehr.
Im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr wurden ab 1987/88 zuschlagfreie Städteschnellbusse und CityExpress-Linien eingeführt. Damit sollte eine leichtere Unterscheidung zu innerstädtischen Buslinien (mit hohen dreistelligen Liniennummern) und zu langsameren, damals ohne einheitlichen Takt fahrenden Regionalbussen erreicht werden. Das Konzept übernahmen andere Verkehrsbetriebe – ähnliche Angebote gibt es heute zum Beispiel in Teilen Baden-Württembergs und Schleswig-Holsteins.
Im touristischen Bereich können Schnellbusse gezielt Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten anfahren.
Schnellbusse bedienen oft den grenzüberschreitenden Verkehr ins Ausland. Die erste deutsch-französische Schnellbusverbindung besteht seit 1974 zwischen Saarbrücken und Forbach.
Im Ausland haben Schnellbusse wie auch Überlandbusse eine größere Bedeutung als in Deutschland – insbesondere in Ländern mit weniger gut ausgebauten Bahnnetzen.