Simon Gfeller
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Simon Gfeller (* 8. April 1868 in Trachselwald; † 8. Januar 1943 in Sumiswald) war ein Emmentaler Mundartdichter.
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[Bearbeiten] Leben
Geboren wurde er im Zuguet, einem Einzelhof, der zu der Gemeinde Trachselwald gehörte. Er wuchs in einfachen bäuerlichen Verhältnissen auf. Im Schulhaus Thal im Dürrgraben absolvierte er neun Primarschuljahre.
Ab 1884 absolvierte er die Ausbildung zum Lehrer an den Seminaren in Münchenbuchsee und Hofwil. 1887 begann er als Lehrer im Dorf Grünenmatt zu unterrichten. 1893 heiratete er Meta Gehrig, ebenfalls Lehrerin; ihnen wurden zwei Töchter und ein Sohn geschenkt. 1896 wechselten er und seine Frau in die kleine Schule auf der Egg in Lützelflüh. Mehr als dreissig Jahre wirkte er dort als Lehrer. 1902 nahm er den Pfarrer und Schriftsteller Emanuel Friedli vorübergehend in seinem Haus auf und half diesem beim Verfassen seines ersten Berner-Mundart-Bandes Lützelflüh. Die beiden wurden enge Freunde.
1910 erschien sein erstes Buch Heimisbach, ein Roman aus dem bäuerlichen Leben, in dem er entschieden gegen die Trunksucht eintrat. Das Buch wurde ein grosser Erfolg. Es war der erste Roman im Emmentaler Dialekt. 1914 veröffentlichte er sein erstes schriftdeutsches Buch, die Geschichten aus dem Emmental. 1929 liess sich Gfeller pensionieren, um mehr Zeit zum Schreiben zu haben, und zog ins neuerstellte Haus unterhalb des Schulhauses Egg.
1934 wurde ihm von der Universität Bern die Ehrendoktorwürde verliehen. Nach seinem Tod am 8. Januar 1943 wurde er neben den Gräbern von Jeremias Gotthelf und Emanuel Friedli an der Sonnenseite der Kirche Lützelflüh beerdigt.
[Bearbeiten] Schaffen
In seinem Roman Heimisbach beschrieb Gfeller den Heimisbach so exakt, dass sich unschwer erkennen liess, dass es sich um die die Landschaft Dürrgraben handelte. Am hundertsten Geburtstag des Dichters, 25 Jahre nach seinem Tod, änderte die Talschaft Dürrgraben ihren Namen offiziell in Heimisbach, um den beliebten und bekannten Dichter zu ehren.
Wie sein Vorbild, der ebenfalls in Lützelflüh wirkende Jeremias Gotthelf, beschrieb Gfeller in seinen Büchern das bäuerliche Leben detailreich und realistisch, jedoch ohne die grossen epischen Züge Gotthelfs, und mit wesentlich weniger moralisch-theologischen Exkursen. Dies dürfte mit ein Grund sein, dass Gfeller bereits zu Lebzeiten im Emmental wesentlich beliebter wurde als Gotthelf.
Neben dem in stadtbernischem Dialekt schreibenden Rudolf von Tavel wurde Gfeller zu einem der erfolgreichsten Mundartschriftsteller der Schweiz. Seine Werke werden immer wieder neu aufgelegt und sind in der Schweiz zu eigentlichen Longsellern geworden.
Die Simon-Gfeller-Stiftung [1] betreut seinen Nachlass und führt das Dichtermuseum (die Simon-Gfeller-Gedenkstube) im alten Schulhaus Thal in Heimisbach.
[Bearbeiten] Werke
Zu Lebzeiten veröffentlicht:
- 1910 Heimisbach. Bilder u Bigäbenheiten us em Bureläbe, Verlag A. Francke AG, Bern (heute Cosmos Verlag)
- 1914 Geschichten aus dem Emmenthal
- 1918 Em Hag noh. Müschterli u Gschichten us em Ämmethal
- 1920 Steinige Wege. Geschichten aus dem Bernbiet
- 1927 Ämmegrund. Mundartgschichte
- 1931 Drätti, Müetti u dr Chlyn. Bilder us myr Buebezyt
- 1937 Seminarzyt. Chrütli u Uchrütli us eme Jugetgarte
- 1941 Eichbüehlersch. E Wägstrecki Bureläbtig
- 1942 Landbärner. Mundartgschichten u Müschterli
Posthum veröffentlicht:
- 1948 Vermächtnis. Aufzeichnungen aus seinen Tagebüchern, A. Francke, 111 S.
- 1952-1957 Gesammelte Erzählungen: die Gesamtausgabe in 10 Bänden, A. Francke
- Band 1: Em Hag no (vergriffen!)
- Band 2: Eichbüehlersch, ISBN 3-305-00018-X
- Band 3: Ämmegrund, ISBN 3-305-00019-8
- Band 4: Landbärner, ISBN 3-305-00020-1
- Band 5: Drätti, Müetti u der Chlyn, ISBN 3-305-00021-X
- Band 6: Seminarzyt, ISBN 3-305-00022-8
- Band 7: Heimisbach (vergriffen!)
- Band 8: Geschichten aus dem Emmental, ISBN 3-305-00024-4
- Band 9: Steinige Wege, ISBN 3-305-00025-2
- Band 10: Unveröffentlichtes, Briefe, Vermächtnis, hg. v. Werner Gfeller und Erwin Heimann, ISBN 3-305-00026-0
- 1957 Briefwechsel zwischen Simon Gfeller und Otto von Greyerz 1900-1939, herausgegeben von Erwin Heimann, A. Francke, 305 S., ISBN 3-305-00027-9
- Simon Gfeller-Trilogie, hg. v. der Simon Gfeller-Stiftung: zeitgemäss illustrierte Bände mit ausgewählten Erzählungen, dazu Ausschnitten aus Tagebüchern, Briefen und Vorträgen des Dichters
Sekundärliteratur:
- 1963 Georg Küffer: Vier Berner: Emanuel Friedli, Otto von Greyerz, Rudolf von Tavel, Simon Gfeller (Berner Heimatbücher, Heft 92/93), Haupt Verlag Bern (vergriffen)
- 1968 Valentin Binggeli: Simon Gfeller, der Emmentaler Mundartdichter. Eine Biographie entlang von Selbstzeugnissen und Zeitdokumenten, A. Francke, 400 S., ISBN 3-305-00028-7
- 1984 Valentin Binggeli: Egge u Grebe. Das Emmental bei Simon Gfeller, Fischer Verlag Münsingen, 77 S. (vergriffen)
- 1987 Christian Joss: Es geit niene gspässiger weder uf der Wält. Der Mensch im Werk von Simon Gfeller, Cosmos Verlag Bern, 408 S., ISBN 3-305-00029-5
[Bearbeiten] Weblinks
- Simon-Gfeller-Stiftung
- Literatur von und über Simon Gfeller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten | |
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NAME | Gfeller, Simon |
KURZBESCHREIBUNG | Emmentaler Mundartdichter |
GEBURTSDATUM | 8. April 1868 |
GEBURTSORT | Trachselwald |
STERBEDATUM | 8. Januar 1943 |
STERBEORT | Sumiswald |