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Teppich

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Teppiche sind meistens gemusterte Gewebe, die seit dem Altertum zum Bekleiden von Wänden (die späteren Tapeten) sowie zum Bedecken von Fußböden, Polstern usw. dienen. Diese vielseitige Verwendung finden die Teppiche gegenwärtig nur noch im Orient, während sie in Europa fast ausschließlich zum Bedecken von Fußböden benutzt werden.

Man unterscheidet orientalische Teppiche, die auf rahmenartigen Vorrichtungen durch Handarbeit, und europäische, die auf (maschinellen) Webstühlen angefertigt werden.

beim Teppichhändler
beim Teppichhändler

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Orientalische Teppiche

Der Teppich aus dem Pasyryktal
Der Teppich aus dem Pasyryktal
Teppichknüpfer in Isfahan (Iran)
Teppichknüpfer in Isfahan (Iran)

Als ältester geknüpfter Teppich gilt heute der Teppich aus einem Grab im Pasyryktal in Südsibirien (Äußere Mongolei). Er wurde 1949 gefunden und ist dank der Eiskonservierung in gutem Zustand erhalten. Man geht davon aus, dass er um 500 v. Chr entstanden ist.
An ihm erkennt man bereits alle Merkmale des Orientteppichs.
Um 330 vor Christus bringt Alexander der Große erstmals Orientteppiche von seinen Asienfeldzügen mit ins Abendland. Da Teppiche aus vergänglichem Material gemacht sind, gibt es leider nicht sehr viele historische Artefakte, an denen sich die Entwicklung der Muster rekonstruieren ließe. Zum Glück hat die Teppichknüpfkunst eine andere sehr viel beständigere Kunst mit ihren Mustern inspiriert: Die Architektur des Orients hat die Ornamentik der Fassadenmosaike den Teppichen "abgekupfert". Der Teppich ist eigentlich ein vielfältiges Möbelstück der Nomaden. Praktisch, weil man ihn gut einrollen, aufs Kamel packen und am neuen Rastplatz sofort wieder in Betrieb nehmen kann. So war die ursprüngliche Verwendung eines Hatschlu eine Eingangstüre zur Jurte.
Die Wiege der Nomadenkinder war aus Teppich gefertigt, genauso wie der Küchenspind, die Tasche zur Salzaufbewahrung und die Isolation des Jurtebodens gegen die kalten Wüstennächte: Alles war aus Teppich gefertigt. Selbst die Kameltaschen, die man benötigte, um das Mobiliar zu zügeln, waren daraus.
Jeder Stamm hat seit Generationen sein eigenes Muster und seine eigene Farbgebung. So kann ein sogenannter Göl in einem Afghanenteppich fast mit einem europäischen Familienwappen gleichgesetzt werden.

Orientalische Teppiche liefern Indien, der Iran, die Türkei. Sie kommen aber auch aus dem Kaukasus sowie aus Pakistan, Kroatien oder Rumänien. Sie zeichnen sich durch vortreffliche Arbeit und besonders durch das Muster aus, das auf dem Prinzip der Flächendekoration beruht, die Perspektive und die naturalistische Nachahmung vegetabilischer und animalischer Körper beiseite lässt und aus zierlichen Ornamenten in harmonischer Färbung besteht. Die orientalischen Teppiche werden gewirkt oder geknüpft.

Erstere werden, da sie in einer der Bildwirkerei ähnlichen Technik gefertigt werden, irreführenderweise auch gobelinartige Teppiche genannt. Ihre richtige Bezeichnung ist Wirkteppich. Sie bilden ein glattes Gewebe, dessen Kette aus Leinen- oder Baumwollgarn durch einen dicht angeschlagenen wollenen Schuss vollständig bedeckt wird, so dass ein ripsartiger Stoff entsteht. Der Schuss wird indes nicht über die gesamte Gewebebreite in die Kettfäden eingetragen, sondern nur bis an den Rand der danebenliegenden Farbfläche mit der Kette verbunden und dann zurückgeführt.

Die geknüpften, plüschartigen Teppiche werden auf einer Kette aus Baumwolle (Manufakturen), Leinen (sehr selten), Wolle (Anatolische Teppiche) oder Ziegen- und anderen Haaren (Nomadenteppiche) durch das Einknüpfen von Flormaschen hergestellt, die man jede einzeln durch die Breite des Teppichs einlegt. Nach Vollendung des Teppichs wird der Flor desselben mit einfachen Handscheren egalisiert. Das Material des Flors ist Schafwolle, für feinere Teppiche Seide. Die schönsten und feinsten Orientteppiche werden nach wie vor in Persien, z.B. Isfahan, Ghom oder Nain geknüpft. Mit einer Knotenfeinheit von über 1.000.000 Knoten pro qm. z.T. auf Seidenkette geknüpft entsprechen sie dem europäischen und amerikanischen Geschmack. Auch der türkische Hereke, neuere Stücke der Firmen Ipek und Özpek, reinseidene Teppiche mit über 1.000.000 Knoten pro Quadratmeter sind gefragte Liebhaberstücke. Die indischen haben einen ansehnlich höheren Flor und 300-350 Maschen auf einen Meter. Aus Indien und Pakistan stammen heute vielfach Kopien (nachknüpfungen) hochwertiger gesuchter Provenienzen. Ein Gabbeh der in Indien gefertigt wurde (Indogabbeh) ist dabei um mehr als 50% günstiger als der Original Gabbeh aus dem Irak. Dies ist vor allem auf die sehr niedrigen Löhne der Knüpfer(innen) im fernen Osten zurückzuführen. Insbesondere in Pakistan werden heute Teppiche nachgeknüpft, die als Originale gar nicht mehr hergestellt werden. So kam die Produktion in Teilen Südrusslands (Kasachstan) nach dem Fund von Erdöl weitestgehend zum erliegen, weil sich die Menschen dort weitaus bessere Einnahmequellen erschlossen haben. So findet man den beliebten KAZAK und auch Karachi-Teppiche heute praktisch nur noch als Plagiate aus Paktistan.

Die orientalischen Teppiche, namentlich die geknüpften Smyrnateppiche, werden mit gutem Erfolg in Europa, speziell in Deutschland (Schmiedeberg seit 1856, Cottbus, Wurzen, Springe, Linden usw.) und Wien, nachgeahmt und zwar unter Anwendung derselben Methode. Man arbeitet aber mit Kette aus Leinengarn und Grundschuss aus Jute, erreicht eine große technische Vollkommenheit und versteht auch die Muster und Farben so getreu nachzubilden, dass ein großer Unterschied zwischen echten und nachgeahmten Smyrnateppichen nicht mehr besteht. Nachahmungen der orientalischen geflochtenen Teppiche sind die Gobelins.

Der feinste Teppich der Erde hat 576 Knoten auf einen Quadratzentimeter (qcm). Fünf Frauen arbeiteten fünf Jahre an diesem Teppich, der für Ozipek Halicilik in Hereke hergestellt und als "Hereke Treasure" im März 1988 an die Fa. Gandhara Carpet Ltd in Tokio/Japan verkauft wurde.

Teppich mit 576 Knoten pro qcm (Teppichgröße ca. 40x28cm)
Teppich mit 576 Knoten pro qcm (Teppichgröße ca. 40x28cm)

Da es nur sehr wenige erhaltene Teppiche aus dem frühen 15. und 16. Jh gibt, ist man im Bereich der Teppichgeschichte sehr stark von bildlichen Überlieferungen abhängig. Eine wichtige Informationsquelle dafür ist die Orientalische Architektur. Die Architekten des Orient haben sich für die Mosaikmuster auf ihren Bauten von den Teppichen inspirieren lassen und die Muster so in einer viel dauerhafteren Form für die Nachwelt konserviert. Auch auf vielen Gemälden der damaligen Zeit lassen sich die Ursprünge und die Wandlungen der Knüpfkunst und des Zeitgeschmacks studieren. Durch ein große Liebe zum Detail beim Festhalten von Alltagsszenen oder bei der Auftragsmalerei bekannter Adelshöfe wurden so auch Teppiche mit gemalt. So ist es uns heute möglich die Entwicklung der türkischen(osmanischen) Teppichknüpferei zu dokumentieren.
Hier sind vor allem die Maler Hans Holbein und Lorenzo Lotto zu erwähnen. Ihnen verdanken wir die Überlieferungen der sogenannten "Holbein-Teppiche" und der "Lotto-Teppiche". Vor allem die Muster der Holbein-Teppiche finden sich noch heute aktuell in den Knüpfungen der sogenannten Afghanen wieder.

[Bearbeiten] Europäische Teppiche

[Bearbeiten] Geschichtliches

Teppiche wurden im frühen Großbritannien bereits zwischen 1570 und 1603 gefertigt. Es wurden dabei zwei Stilrichtungen unterschieden, einmal die anatolischen Vorlagen mit bevorzugt geometrischen Mustern und die persischen Vorlagen, deren Muster aus der persischen Ikonographie stammten.

Als gutes Beispiel für persische Vorlagen biete der berühmte Hulse-Teppiche aus dem Jahre 1614. Seine Größe beträgt 3,49 m x 2,52 m. Kette und Schuss sind aus Leinen bzw. Hanf, die Knüpfung aus Wolle. Bei der Knüpfung wurden symmetrische Knoten verwand. Der Teppich zeichnet sich durch ein üppiges, florales Muster und die relativ große Anzahl der Farben (21) aus und ist heute Teil der Privatsammlung von Sir Westrow Hulse, Breamore House, Hamshire.

[Bearbeiten] Allgemeines

Die eigentlichen europäischen Teppiche werden auf Webmaschinen, die besseren auf der Jacquardmaschine hergestellt oder sie werden in der überwiegenden Zahl getuftet. Hierbei wird in ein bestehendes Grundgewebe mit Nadeln sehr dicht nebeneinander Fadenschlingen eingebracht. Diese Fadenschlingen werden anschließend aufgeschnitten. Getuftete Teppiche sind weniger haltbar als echte Webteppiche, aber die Herstellung ist preiswerter.

Die glatten Teppiche bilden in Europa wie im Orient gewöhnlich die geringere Sorte; man verfertigt sie aus Kuh- oder Ziegenhaar, ordinärem Streichgarn oder Jute und benutzt sie als Laufteppiche zum Bedecken von Treppen, Fluren usw. Hierher gehören auch die Kidderminsteppiche aus Doppelgewebe, wollener oder baumwollener Kette und viel stärkerem wollenen Schuss; das Muster erzeugt sich rechts und links in gleicher Weise. Kidderminster-Teppiche werden mit der mechanischen Spoolaxminster- oder Greifertechnik hergestellt. Da diese Art der Herstellung erstmals in der englischen Stadt Kidderminster erfolgte, wurden die Teppiche nach Ihrer "Geburtsstadt" genannt! Die Bezeichnung "Doppelgewebe " ist falsch.

Die 'Plüschteppiche haben entweder einen ungeschnittenen Flor, der kleine, geschlossene Noppen bildet (Brüsseler Teppiche), oder einen aufgeschnittenen Flor, der eine samtartige Oberfläche bildet (Velours-, Tournai-, Wilton-, Axminsterteppiche). Die Herstellung ist im Wesentlichen die der Plüsche und Samte. Das Muster wird meistens mit der Jacquardmaschine hervorgebracht, und je nachdem es mehr oder weniger Farben enthält, zieht man zwischen je zwei leinenen Grundfäden mehr oder weniger Polfäden in jedes Riet ein und unterscheidet nach der Zahl derselben die Teppiche als drei-, vier-, fünf- usw. chörige oder -teilige.

Billigere Teppiche erzielt man durch Aufdrucken des Musters, indem man entweder das gewebte Stuck bedruckt oder das Muster der Polkette vor der Verarbeitung appliziert. Das letztere Verfahren liefert eine sehr gute Ware, welche die im Stück bedruckten Teppiche weit übertrifft.
Hochwertige Teppiche im Kettdruckverfahren hergestellt lieferte die deutsche Teppichfabrik Anker, Gebr. Schoeller in Düren-Birkesdorf.

Die Ornamentation der Teppiche ahmt entweder die orientalische Sitte nach (besonders die Jacquardteppiche) oder sie bedeckt die ganze Fläche mit Blumen, Tieren, Architektur usw. (besonders bedruckte Teppiche). Das erste Prinzip hat sich als das für Teppiche ästhetisch angemessenste immer mehr Bahn gebrochen, so dass der Naturalismus in Deutschland, England und Österreich nur noch die billige Ware beherrscht.

In Frankreich ist dagegen das naturalistische Dessin in den extravagantesten Formen noch vorherrschend. Gegenwärtig werden in England, Österreich und Deutschland orientalische Teppiche aller Art nachgebildet. In Deutschland, das früher größtenteils Kettendruckteppiche lieferte, werden auch Teppiche in Brüsseler und Axminsterart fabriziert. Kettdruckteppiche kamen in geringen Mengen nur von ANKER.

[Bearbeiten] Siehe auch

In einer chinesischen Teppichfabrik
In einer chinesischen Teppichfabrik


wikt:
Wiktionary
Wiktionary: Teppich – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen

[Bearbeiten] Weblinks

commons:Hauptseite
Commons
Commons: Category:Carpets – Bilder, Videos und/oder Audiodateien
  • Literatur über Teppich in Bibliothekskatalogen: DNB, GBV
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