Toll Collect
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Unternehmensform | GmbH |
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Slogan | service on the road |
Gegründet | März 2002 |
Unternehmenssitz | Linkstr. 4, 10785 Berlin |
Unternehmensleitung | Hanns-Karsten Kirchmann, Vorsitzender der Geschäftsführung |
Mitarbeiter | 600 |
Produkte | Mautsysteme |
Webadresse | www.toll-collect.de |
Die Toll Collect GmbH ist ein Unternehmen, das von der deutschen Bundesregierung beauftragt wurde, das System zur Einnahme der Lkw-Maut auf deutschen Autobahnen aufzubauen, zu betreiben und die fälligen Gebühren abzurechnen.
Der Name Toll Collect ist englisch und bedeutet übersetzt "Gebühreneinkassierung", womit der Markenname Toll Collect direkt im Namen die Funktion des dahinter stehenden Projektes beschreibt.
Das Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben rund 600 Mitarbeiter an den Standorten Berlin, und Potsdam sowie weitere an den Standorten Hannover, Nürnberg, Pforzheim und Wuppertal (Stand 2006). Der vormalige Standort Bonn wurde Anfang 2006 aufgegeben und die Mitarbeiter nach Berlin verlagert, ebenso teilweise Potsdam, wo nur das Call-Center verbleibt.
Toll Collect wurde im März 2002 als Joint Venture der Deutschen Telekom (45 %iger Gesellschafterannteil), DaimlerChrysler (45 %) und der französischen Cofiroute (Compagnie Financière et Industrielle des Autoroutes, 10 %) gegründet. Die beteiligten Firmen nahmen als Bietergemeinschaft ETC (Electronic Toll Collect) an der Ausschreibung für das Mautsystem teil; Cofiroute war einbezogen worden, weil von den Bewerbern Erfahrung mit vergleichbaren Projekten verlangt worden war. Geschäftsführer wurde Michael Rummel, Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Mangold, der sich als Mitglied des DaimlerChrysler-Vorstands und Vorstandsvorsitzender der DaimlerChrysler Services schon einige Zeit für die Einrichtung eines solchen technologisch fortgeschrittenen Mautsystems eingesetzt hatte.
Im Juli 2002 erhielt das Konsortium den Zuschlag, im September 2002 wurde der Vertrag mit dem Bundesverkehrsministerium unterzeichnet. Für den Betrieb des Mautsystems sollte Toll Collect zwölf Jahre lang jährlich ca. 650 Millionen Euro aus den Mauteinnahmen erhalten. (Für weitere Details zu Ausschreibung und Vertragsunterzeichnung siehe LKW-Maut in Deutschland)
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Inbetriebnahme des Systems
Technische Probleme beim Testbetrieb des Mautsystems führten zu Verzögerungen bei der Einführung des Systems. Der ursprünglich zum 31. August 2003 geplante Starttermin konnte von Toll Collect nicht eingehalten werden. Nachdem ihnen beschönigende bzw. hinhaltende Aussagen vorgeworfen worden waren, wurden Rummel und Mangold im Oktober 2003 abgesetzt. Neuer Geschäftsführer wurde der Viag-Interkom-Manager Hans-Burghardt Ziermann, neuer Aufsichtsratsvorsitzender ab Dezember Peter Mihatsch. Sie wurden im März 2004 bereits wieder abgelöst. Nach der erfolgreichen Durchführung des Probebetriebs erteilte das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) am 15. Dezember 2004 die „Besondere Vorläufige Betriebserlaubnis“ (BVBe). Der offizielle Start der Bemautung fand – in vorerst technisch reduzierter Form – am 1. Januar 2005 statt. Seit 1. Januar 2006 läuft das System mit der vollen Funktionalität.
Am 29. Juli 2005 ließ das Bundesverkehrsministerium Klage gegen das Maut-Konsortium einreichen. Toll Collect wird vorgeworfen, den Bund bewusst im Unklaren über die Probleme bei der Entwicklung und die damit verbundenen Verzögerungen sowie Einnahmeausfälle gelassen zu haben. Aufgrund diverser technischer Schwierigkeiten konnte das System Anfang 2005 erst mit 16 Monaten Verspätung in Betrieb genommen werden. „Die Betreiber haben den Bund getäuscht, indem sie Zusagen zu den Terminen der Inbetriebnahme teils in der Kenntnis der Verzögerungen und teils ohne hinreichende Grundlage ins Blaue hinein, also arglistig, abgegeben haben“, heißt es. 1,6 Milliarden Euro Vertragsstrafen sowie 3,5 Milliarden Euro Einnahmeausfälle werden geltend gemacht.
[Bearbeiten] Technischer Hintergrund des satellitengestützten Mautsystems
Grundsätzlich muss jeder Lkw auf bundesdeutschen Autobahnen eine von mehreren Parametern abhängige Maut zahlen. Zahlbar ist die Maut auf verschiedenen Wegen. Zum einen kann über das Internet eine bestimmte Strecke vor Fahrtantritt gebucht werden zum anderen kann die Maut auch an sogenannten "Mautstellen-Terminals" bezahlt werden. Dritter und eigentlich durch den Einsatz der GPS-Technologie bevorzugt anvisierte Weg ist die vollautomatische Abrechnung, die den Einbau von sogenannten On-bord-units (OBU) erforderlich macht. Mit dem Start des Lkw schaltet sich die OBU ein und lokalisiert die Position des Fahrzeugs. Mittels Satellitennnavigation kann durch das Gerät nun eigenständig erkannt werden, wo sich das Fahrzeug gerade befindet und ob Mautpflicht besteht. Die gesammelten Daten laufen in einem Rechenzentrum zusammen und werden dort für die Rechnungsstellung verarbeitet.
Um zu verhindern, dass Mautzahlungen unterschlagen werden (z.B. durch einfaches Ausschalten der OBUs), werden zum einen Lkws an den Mautbrücken photographiert, zum anderen durch ca. 300 mobile Kontrollstellen überprüft. Die gewonnenen Daten werden mit den Daten im Zentralcomputer abgeglichen und ggf. entsprechende Maßnahmen eingeleitet.
[Bearbeiten] Wettbewerbsrechtliche Bedenken
Die EU-Wettbewerbshüter hatten 2002 Bedenken gegen Teile des Toll Collect Businessplans. Das Mautsystem und die damit verbundenen sog. Mehrwertdienste wie Lkw-Ortung und Textübermittlung hätten die DaimlerChrysler AG zu einer marktbeherrschenden Stellung bei Telematiksystemen für Transport und Logistik verhelfen können. Der Konzern hätte nach Ansicht der EU-Behörden über die Beteiligung an Toll Collect den Zugang anderer Telematik-Dienstleister zu den On-Board-Unit (OBU) genannten Bordgeräten kontrollieren können. Um die EU-Genehmigung zu erhalten, waren die DaimlerChrysler AG und die Deutsche Telekom AG gezwungen, mehrere Auflagen zu akzeptieren. So darf die für Mehrwertdienste wie Verkehrsflussanalysen und Wegweisungshilfen gegründete Gesellschaft Telematics Gateway nicht von der DaimlerChrysler AG und/oder der Deutschen Telekom AG kontrolliert werden. Die Bordgeräte müssen zudem auch mit Systemen anderer Hersteller kombinierbar sein.
[Bearbeiten] Entwicklungspotenziale von Toll Collect
In vielen europäischen Staaten stehen Entscheidungen hinsichtlich Einführung, Ausbau oder Weiterentwicklung von Mauttechnologie an. Aktuell sind Überlegungen bzw. Ausschreibungen in Großbritannien und Tschechien. Als Hauptkonkurrenz des satellitengestützten Systems von Toll Collect gilt zum einen die Mikrowellentechnologie, wie sie bereits in einigen europäischen Staaten (z.B. Spanien, Niederlande) eingesetzt wird, zum anderen das Mautsystem in der Schweiz, bei dem alle relevanten Daten auf einer Chipkarte gespeichert werden, die regelmäßig zur Rechnungsstellung an die zuständige Firma gesandt werden muss. Ein komplett satellitengestütztes System, das auf dem GPS bzw. Galileo-System basiert, wird nicht angeboten. Da die EU-Kommission langfristig ein europaweites, auf einheitlicher Satellitentechnik basierendes Mautsystem anstrebt, werden Unternehmen wie Toll Collect oder der schweizerischen Fela gute Chancen eingeräumt, bei Ausschreibungen gegenüber technologisch anderweitig aufgestellter Konkurrenz eher zum Zuge zu kommen.
Toll Collect nahm bereits erfolglos an der Ausschreibung für die Lkw-Maut in Österreich teil. Die österreichische Regierung entschied sich für den Einsatz der Mikrowellentechnologie.
[Bearbeiten] Weblinks
- Internetportal von Toll Collect
- Deutsches Bundesverkehrsministerium zur Lkw-Maut
- Bundesamt für Güterverkehr
Geschichte und technischer Hintergrund der deutschen Lkw-Maut
- Ausgebremste Automatik, fundiertes Special zum Mautsystem bei heise.de vom November 2002
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