Urartu
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Urartu war ein im 9. Jahrhundert v. Chr. entstandenes Reich im Vorderen Orient. Es lag im östlichen Anatolien und umfasste auch weite Gebiete Transkaukasiens. Der Staat Urartu existierte bis zum Beginn des 6. Jahrhunderts v. Chr.
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[Bearbeiten] Name und Etymologie
Urartu ist die assyrische Bezeichnung, - in ihr steckt das sumerische Wort Ur -, die in verballhornter Form im Namen des Bergs Ararat und dem Landkreis Varto der Provinz Muş und vermutlich sogar im Namen Armenien erhalten geblieben ist. Mit Urartu meinten die Assyrer schlicht Bergland. In urartäischer Sprache wird das Land Biainili genannt. Teile der Bevölkerung oder die Gesamtheit dürften als Nairi bezeichnet worden sein, was jedoch erst durch weitere wissenschaftliche Forschung geklärt werden kann.
In der Bibel wird Urartu als Ararat bezeichnet.
[Bearbeiten] Geographie
Die Hauptstadt Tušpa (heute Van) lag am Vansee.
[Bearbeiten] Sprache
Die Urartäer sprachen eine dem Hurritischen verwandte Sprache, vgl. den Artikel über die Urartäische Sprache . Eine Verwandtschaft mit den Nachischen Sprachen wird von vielen Wissenschaftlern vermutet, ist jedoch noch nicht bewiesen.
[Bearbeiten] Religion
Hauptgott der Urartäer war Ḫalde, Kriegs-- und Reichsgott, der auf einem Löwen stehend abgebildet wurde. Seine Begleiterin war Arubaine oder Bagmaštu und seine Stadt Ardini. Das Tier des Wettergottes Teišeba ist der Stier, wie auch beim hurritischen Wettergott Tešub. Seine Begleiterin war Baba ("Berg") und seine Stadt Qumenu. Das Pferd war das Tier des Sonnengottes Šiwini und seine Begleiterin hiess Tušpuea, seine Stadt Tušpa. Diese Gottheiten erscheinen nicht nur in Götterlisten, sondern auch in Verträgen. Aus den Listen ist mit Bestimmtheit nur der Mondgott Šelarde identifizierbar. Möglicherweise kann ihm die vierte urartäische Kultstadt Erdia zugeordnet werden.
[Bearbeiten] Geschichte
Urartu war ein gefährlicher Rivale Assyriens und musste sich mehrfach gegen kimmerische und skythische Überfälle zur Wehr setzen. 714 v. Chr. wurde es vom assyrischen König Sargon II. geschlagen und war danach Assyrien tributpflichtig. Das Reich hatte noch bis zum Anfang des 6. Jahrhunderts Bestand (643 v. Chr. letztes gesichertes Datum). Die Frage wann und unter welchen Umständen Urartu zerstört wurde, muss vorläufig unbeantwortet bleiben. In den Brandschichten von Bastam, das allerdings schon Mitte des 7. Jh. zerstört wurde, sowie von Tuschpa (Toprakkale), Teischebani (Kamir Blur) und Argischtihinili fanden sich dreiflügelige Bronzepfeilspitzen und skythisches Pferdegeschirr. Vermutlich waren an diesen Eroberungszügen auch Meder und transkaukasische Stämme beteiligt.
Die Forschungsgeschichte von Urartu ist abenteuerlich und reicht bis 1827 zurück.
[Bearbeiten] Urartäische Könige
- 860 - 840 v. Chr. Aramu
- 840 - 830 v. Chr. Sarduri I.
- 830 - 820 v. Chr. Išpuini
- 820 - 810 v. Chr. Išpuini und Minua
- 810 - 785 v. Chr. Minua
- 785 - 763 v. Chr. Argišti I.
- 763 - 734 v. Chr. Sarduri II.
- 734 - 714 v. Chr. Rusa I.
- 714 - 685 v. Chr. Argišti II.
- 685 - 655 v. Chr. Rusa II.
- 655 - 640 v. Chr. Rusa III.
- 640 - 620 v. Chr. Sarduri III.
- 620 - 585 v. Chr. Sarduri IV.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Mirjo Salvini: Geschichte und Kultur der Urartäer. Wiss. Buchges., Darmstadt 1995. ISBN 3-534-01870-2
- Ralf-Bernhard Wartke: Urartu, das Reich am Ararat. Philipp von Zabern, Mainz 1998. ISBN 3-8053-1483-3
- V. Haas (Hrsg.): Das Reich Urartu. Ein altorientalischer Staat im 1. Jahrtausend v. Chr., Konstanz 1986
- Hans Jörg Nissen: Geschichte Altvorderasiens (Oldenbourg Grundrisse der Geschichte Bd. 25), München 1999, S. 103-105 (Urartu)
- Dietz Otto Edzard: Geschichte Mesopotamiens. Von den Sumerern bis zu Alexander dem Großen, München 2004, S. 192-195 (Urartu)
- Klaas R. Veehnhof: Geschichte des Alten Orients bis zur Zeit Alexanders des Großen (ATD Ergänzungsreihe Bd. 11), Göttingen 2001, S. 244f. (Urartu)
- W. Kleiss; H. Hauptmann: Topographische Karte von Urartu. Verzeichnis der Fundorte und Bibliographie, Berlin 1976
- P.E. Zimansky: Ecology und Empire. The Structure of the Urartian State, Chicago 1985
- P.E. Zimansky: The Kingdom of Urartu in Eastern Anatolia, in: J.M. Sasson (ed.): Civilisations of the Ancient Near East, New York 1995, S. 1135-1146
- O. Belli: The Capital of Urartu: Van, Eastern Anatolia, Istanbul 1989
- U. Seidl: Achaimenidische Entlehnungen aus der urartäischen Kultur, in: H. Sancisi-Weerdenburg, A. Kuhrt, J.W. Drijvers (Hrsg.):Achaemenid History VIII: Continuity and Change, 1994, S. 866-870
- G. Azarpay: Urartian Art and Artifacts. A Chronological Study, Berkeley 1968
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Urartu – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Hurritisch und Urartäisch (Prof Dr Kausen)
- Armenica: Geschichte von Armenien (Englisch, schwedisch)
- Urartu und Armenien