Hurriter
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Die Hurriter (Churriter, Churri, Hurri) waren im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. in Nord-Mesopotamien südlich des Van-Sees ansässig. Von dort aus unternehmen sie Züge nach Assyrien, Mesopotamien, Kleinasien, Syrien und Palästina.
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[Bearbeiten] Forschungsgeschichte
Der Name "Hurri" wurde zuerst in den Inschriften aus Niniveh entdeckt, die Anfang des 19. Jh gefunden worden waren. 1887 wurden dann die Amarna Tafeln entdeckt, unter denen sich ein Brief des Tušratta, König von Mitanni an Amenophis III. in unbekannter Sprache befand. Er wurde 1890 in Berlin publiziert, worauf P. Jensen (1890), R. E. Brünnow und Archibald H. Sayce Entzifferungsversuche vorlegten. 1915 wurde die Sprache des Tushratta-Briefes als mitannisch bezeichnet.
Hugo Winckler setzte die "Charri" (ägyptisch Cha-ru) mit den Hurritern (Horiter) der Bibel gleich. 1910 leitete er dann das Wort Harri von "Arier" ab.
Bedřich Hrozný, der Entzifferer des Hethischen der Bogazköy-Inschriften publizierte 1915 die Ansicht, dass die Schriftzeugnisse der Harri in den Bogazköy-Inschriften nicht indoeuropäisch sei, und sah die Sprache des Tušratta-Briefes als dem urartäischen und modernen Kaukasischen Sprachen verwandt an.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Hurriter sind seit Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. in der nordöstlichen Gebirgsrandzone Mesopotamiens nachgewiesen. Sie gerieten bald unter den Einfluss der sumerisch-akkadischen Hochkultur und spielten ihrerseits eine wichtige Rolle bei der Vermittlung dieser Kultur nach Syrien und Kleinasien, z.B. zu den Hethitern.
Ende des 18. Jahrhunderts v. Chr. begannen die Hurriter, sich nach Ostanatolien, Nordmesopotamien und Syrien auszubreiten. Hurritische Heere unternahmen Feldzüge nach Palästina und sogar nach Ägypten, wo sie bald sehr gefürchtet waren. Im Kampf waren sie ihren Gegnern durch die pferdebespannten Streitwagen meist überlegen.
Um 16. Jahrhundert v. Chr. entstand das Reich von Mitanni, das zwischen dem oberen Euphrat und Tigris gelegen war. Dessen Hauptstadt Waššukkanni wird beim Tell Fecheriye in Nordsyrien vermutet, wo zurzeit eine mehrjährige Grabungskampagne anläuft. Die Könige des Mitannireiches trugen größtenteils nicht-hurritische Thronnamen (z.B. Tušratta), für die teilweise eine indoarische Etymologie nachgewiesen werden kann. Die in den Keilschrifturkunden erhaltenen wenigen indoarischen Lehnwörter (Götter- und Personennamen, hippologische Fachausdrücke) lassen vielleicht auf eine kleine indoarische Oberschicht (maryanni = Wagenkämpfer, vgl. ved.-altind. márya = junger Mann, Held) schließen, die zur Zeit der größten Machtentfaltung Mitannis aber schon hurrisiert war.
Das Mitannireich wurde um 1335 v. Chr. von den Hethitern abhängig und schließlich durch einen Angriff der Assyrer unter Salmanassar I. zerschlagen. Hurritische Fürstentümer und Bevölkerungsgruppen sind auch nach der Zerschlagung des Mitannireichs nachweisbar.
[Bearbeiten] Sprache
Hauptartikel: Hurritische Sprache
Hurritisch ist weder eine semitische noch eine indogermanische Sprache. Außer zum verwandten Urartäischen lassen sich keine engeren Beziehungen des Hurritischen zu anderen Sprachen feststellen; eine entfernte Verwandtschaft könnte lediglich zu den ostkaukasischen Sprachen bestehen.
[Bearbeiten] Religion
Hauptgötter sind Tešup als Wettergott, Chepat/Hepat/Hepit, die Sonnengöttin und Kumarbi der Göttervater. Kummarbi (in Azuhinnu auch Kummurwe) wird teilweise mit Dagon gleichgesetzt, und hatte damit auch Šala zur Gattin. Der Großwezir Kummarbis ist nach einem Text aus Alalach Mukišanu. In Abbildungen steht Hepat gewöhnlich auf einem Löwen, ihrem Symboltier, weitere Attribute sind nicht bekannt. Sie wurde in Aleppo, Apzisna, Samuha, Kummanni, Uda und Hurma verehrt. Der Sohn von Hepat und Tešup war Šarma/Šarruma, der in Uda und Kummanni verehrt wurde. Die Göttin Šawuška wird gewöhnlich mit Ischtar gleichgesetzt und steht ebenfalls auf einem Löwen, hat aber, im Gegensatz zu Hepat, oft Flügel. Ihre Begleiter sind Ninatta und Kulitta.
Aus einem Vertrag zwischen Schuppiluliuma I vom Hatti und Schattiwaza, Sohn von Tušratta, dem König von Mitanni aus dem 14. Jahrhundert sind Götternamen bekannt, die von Georges Dumézil mit den rigvedischen Mitrā, Indrah, Varun̩ā und Nāsatyā gleichgesetzt wurden:
- dingir meš (die Götter) mi-it-ra-aš
- dingir meš a-ru-na/ú-ru-ua-na
- dingir meš in-da-ra
- dingir meš na-ša-at-ti-ia-an-na
Ausser einer Vielzahl anderer Götter werden noch "die männlichen Götter, die weiblichen Götter, einzeln und zusammen, aus dem Lande Hatti, die männlichen Götter, die weibliche Götter, einzeln und zusammen, aus dem Lande Kizzuati, die Götter der Unterwelt", ferner "Himmel und Erde, der Wind und die Wolken", "alle tausend Götter" angerufen.
Die hurritische Religion hatte großen Einfluss auf die Hethiter.
Einflüsse hurritischer Mythen (Wechsel und Ablösung von Götterdynastien) sind noch in Hesiods Theogonie nachweisbar. In diesem Zusammenhang scheinen besonders die durch die Hethiter überlieferten hurritischen Texte "Das göttliche Königreich" sowie "Der Gesang des Ullikummi" bedeutsam.
[Bearbeiten] Kunst und Architektur
In der Kunst zeichnen sie sich aus durch mit Reliefs geschmückte, in Reihen aufgestellte Steinplatten (Orthostaten). Weiterhin typisch sind das "rechteckige Langhaus" und die monumentale Bildkunst.
[Bearbeiten] Fundorte
[Bearbeiten] Literatur
- Gernot Wilhelm: Grundzüge der Geschichte und Kultur der Hurriter. Darmstadt: WBG 1982
- Annelies Kammenhuber: Die Arier im Vorderen Orient. Heidelberg: Carl Winter 1968
- J. Freu: Histoire du Mitanni. L'Harmattan, collection Kubaba: Paris, 2003
- O. Gurney: The Hittites. Hammondswoth 1952
- Paul Thieme: The 'Aryan' Gods of the Mitanni treaties. In: Journal of the American Oriental Society. Vol. 80/4 (Oct. - Dec. 1960), pp. 301-317
- I.M. Diakonov und S.A. Starostin: Hurro-Urartian as an Eastern Caucasian Languages. In: Münchener Studien zur Sprachwissenschaft. R. Kitzinger, München 1986.
[Bearbeiten] Forschungsgeschichte
- Friedrich Delitzsch: Wo lag das Paradies. Leipzig 1881