Vernichtungskrieg
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Als Vernichtungskrieg bezeichnet man einen Krieg mit dem Ziel, die Bevölkerung eines anderen Staates oder eine bestimmte Gruppe von Menschen auszurotten, in welcher Weise auch immer. Besonders Hitlers Krieg gegen die Sowjetunion wird als Vernichtungskrieg bezeichnet.
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[Bearbeiten] Krieg gegen die Sowjetunion
[Bearbeiten] Deutsche Kriegsziele
Die Kriegsziele der nationalsozialistischen Führung bestanden vor allem darin, das europäische Festland und den so genannten "Lebensraum im Osten" zu erobern sowie den vermeintlichen "jüdischen Bolschewismus" als politischen Hauptfeind des Nationalsozialismus auszurotten. Dementsprechend wurden mit dem deutschen Einmarsch bzw. spätestens ab Mitte August 1941 von den die Wehrmacht begleitenden vier SS-Einsatzgruppen systematisch alle Juden und höheren kommunistischen Funktionäre ermordet.
[Bearbeiten] Generalplan Ost
Besonders die slawischen Völker galten den Nationalsozialisten als minderwertig und wurden in nationalsozislistischen Reden und Publikationen als "Untermenschen" dargestellt.
In den Jahren 1941 und 1942 arbeiteten die Mitarbeiter des Reichssicherheitshauptamts der SS den Generalplan Ost (Abkürzung GPO) aus. Der Plan sah vor, die slawischen Völker durch Vertreibung, Zwangsarbeit und Hunger um circa 30 Millionen zu dezimieren.
Während des weiteren Kriegsverlaufs rückte die Verwirklichung dieses Planes in immer weitere Ferne, weil die deutsch besetzten Gebiete von der Roten Armee zurückgewonnen wurden.
[Bearbeiten] Partisanenbekämpfung
Als Folge der deutschen Unterdrückung bildeten sich überall in den Gebieten der Sowjetunion Widerstandsgruppen. Teilweise wurden sie durch Funkbefehl von der sowjetischen Front aus gelenkt.
Die Partisanen sprengten z. B. Brücken, raubten deutsche Versorgungszüge aus, stoppten den Nachschub für die Wehrmacht und sprengten Munitionslager der Wehrmacht in die Luft. Die besondere Taktik der Partisanen bestand darin, einen Kleinkrieg ohne feste Front zu führen, blitzartig anzugreifen und sich sofort wieder in die Berge bzw. Wälder zurückzuziehen.
Im Zuge der Partisanenbekämpfung stellte die deutsche Wehrmacht auch spezielle Truppen zur "Bandenbekämpfung" auf, meist aus nichtdeutschen Freiwilligen (Ukrainer, Kaukasier, Albaner, etc.), die mit brutalsten Mitteln gegen die Widerstandsgruppen vorgingen.
Ab 1942 wurden die "Vergeltungsmaßnahmen" der Deutschen brutaler, so wurden Dörfer dem Erdboden gleichgemacht und die Bevölkerung ausgerottet oder als Sklavenarbeiter ins Reich verbracht. Eine Unterscheidung zwischen Zivilisten, Partisanen und Partisanenverdächtigen, erfolgte dabei rein zufällig und oftmals ohne eingehende Prüfung. Im internen Schriftverkehr, etwa des Kommandostabs RFSS, wurden zahlreichen gleichbedeutende Umschreibungen für die Bekämpfung von Partisanen, versprengten Rotarmisten und die Ermordung der jüdischen Bevölkerung benutzt, wobei die Begriffe "Säuberung" und "Partisanenaktion" am häufigsten gebraucht wurden. Oft wurden vor allem Juden pauschal als "Plünderer" bezeichnet, die entsprechend dem Kriegsbrauch erschossen worden seien.[1]
[Bearbeiten] Kommissarbefehl
Am 6. Juni 1941 erließ die nationalsozialistische Führung den Kommissarbefehl, der besagte, dass die Politischen Kommissare der Roten Armee "als Träger der bolschewistischen Idee" sofort "nach ihrer Gefangennahme mit der Waffe zu erledigen sind". Zwar protestierten einige militärische Befehlshaber bei ihren Vorgesetzten und gaben den Befehl nicht an die Truppe weiter, aber andere Teile der Wehrmacht waren beteiligt.
[Bearbeiten] Geheimerlasse innerhalb der SS
Als die Partisanentätigkeit immer weiter ausuferte, gab der Reichsführer-SS Heinrich Himmler Richtlinien für den Kampf gegen die Partisanen heraus. Die darin aufgeführten Maßnahmen umfassten unter anderem auch "die Erschießung von Kindern" und die "Niederbrennung von Dörfern".
[Bearbeiten] Andere Vernichtungskriege
- Der türkisch-armenische Konflikt:
Anfang des 20. Jahrhunderts wies der türkische Staat die armenische Minderheit aus und versuchte, sie zu vernichten. Dabei kam es zu Vertreibungen und zu Hungersnöten. Gruppen von Armeniern flohen in die arabischen Gebiete oder in den europäischen Teil des Osmanischen Reiches.
In den letzten Jahrzehnten kam es zu Auseinandersetzungen zwischen der türkischen Polizei bzw. Militär und der kurdischen Bevölkerung, die teilweise den Charakter eines Vernichtungskrieges trugen. Das türkische Militär zerstörte kurdische Dörfer, die Kurdische Sprache wurde verboten und Kurden wurden vertrieben.
- Der dritte punische Krieg
Nachdem Karthago bereits politisch und militärisch entmachtet war, strebten radikale Kreise im römischen Senat die endgültige Vernichtung Karthagos an. Ein geringfügiger Vertragsbruch (Karthago wehrte sich ohne römische Erlaubnis gegen immer weiter in sein Territorium eindringende einheimische Stämme) lieferte den Vorwand für einen Krieg, in dem Karthago drei Jahre lang belagert und schließlich gestürmt wurde. Hunderttausende von Zivilisten wurden massakriert und eine kleine Minderheit, die das überlebte, in die Sklaverei verkauft. Karthago wurde gründlichst dem Erdboden gleichgemacht, und der Boden wurde mit Salz bestreut, um ihn unfruchtbar zu machen. Unter der anschließenden römischen Herrschaft wurde auch zu Lande jede kulturelle Identität der Punier (Karthager) nach mehreren Völkermorden und Vertreibungen vernichtet.
[Bearbeiten] Verwandte Themen
- Verbrechen gegen die Menschlichkeit
- Zeit des Nationalsozialismus
- Verbrechen der Wehrmacht
- Schutzstaffel
- Gestapo
- Konzentrationslager, Vernichtungslager, Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus
- Vernichtung durch Arbeit
- Rassismus
- Einsatzgruppen
- Polenfeldzug 1939
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