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Vernichtungslager Treblinka

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Eisenbahnweg nach Treblinka.
Eisenbahnweg nach Treblinka.

Das Vernichtungslager Treblinka oder Treblinka II beim Dorf Treblinka, Woiwodschaft Masowien, östlich von Warschau war das zuletzt errichtete und größte nationalsozialistische Todes- oder Vernichtungslager im Rahmen der Aktion Reinhardt im Generalgouvernement des besetzten Polen. Von Juli 1942 bis August 1943 beträgt die niedrig geschätzte Gesamtzahl der Opfer in Treblinka deutlich über 1.000.000 Menschen aus ganz Europa.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Den Baubefehl zur Errichtung des Vernichtungslagers Treblinka erteilte der "Reichsführer-SS" Heinrich Himmler, dem "SS- und Polizeiführer" im Distrikt Warschau, SS-Oberführer Arpad Wigand, in einer mündlichen Besprechung in Warschau am 17. April 1942.

Der Bau des Vernichtungslagers war Teil der Aktion Reinhard. Die Bauarbeiten wurden Ende Mai, Anfang Juni 1942 mit Juden aus der Umgebung und aus Warschau sowie vom KZ Treblinka I aus begonnen. Zum Teil wurden deutsche Firmen am Bau beteiligt. Der Stacheldraht wurde aus der Deutschen Seil- und Drahtfabrik Freiberg in Sachsen bezogen. Die Bauaufsicht hatte der SS-Hauptsturmführer Richard Thomalla. Es wurde extra ein Nebengleis vom Bahnhof Treblinka zum Vernichtungslager gelegt. Das Baumaterial stammte zum Teil aus dem Ghetto Warschau und wurde über dieses Gleis herangeschafft. Die zunächst drei Gaskammern mit einer Fläche von 48 m² wurden von „Spezialisten“ der Aktion T4 nach dem Muster des Vernichtungslagers Sobibor eingerichtet. Zunächst umgab nur ein Stacheldrahtzaun das Lager. In den Zaun eingeflochtene Kiefernzweige sollten den Einblick verhindern. Später kam ein äußerer Nereich aus eisernen, mit Stacheldraht bewehrten Panzersperren hinzu. An den Ecken des Lagers und im eigentlichen Vernichtungsbereich waren hölzerne, ca. 8 m hohe Wachttürme errichtet worden. Das Lagertor bestand aus zwei hohen Säulen und einem schmalen Dach. Die Säulen waren jeweils mit einer Blume aus Metall verziert. Ein Schild trug die Aufschrift "SS Sonderkommando Treblinka". Die Wachstube war im Stil eines Tiroler Bauernhauses errichtet worden.

Das ganze Lager war in drei etwa gleich große Bereiche unterteilt: das sogenannte "Wohngebiet" für die Wachmannschaften, das "Auffanglager" und das "Todeslager" oder "Oberes Lager", weil es auf dem ansteigenden Gelände lag.

Ein 100 x 100 m großer Bereich im "Wohngebiet" war das eigentliche Gefangenenlager mit drei großen Schlafbaracken und Werkstätten; daneben der Appellplatz, die Latrine; alles separat mit Stacheldraht eingezäunt.

Ins "Auffanglager" konnten die Transportzüge durch ein mit einem kleinen Wäldchen getarnten Tor im Lagerzaun fahren und an der ca. 200 m langen Rampe halten. Es gab einen vorgetäuschten Bahnhof. Von der Rampe wurden die Menschen über den "Bahnhofsvorplatz" zum wiederum eingezäunten "Umschlagplatz" gebracht. Hier wurden von der SS die Männer von den Frauen und den Kindern und vom Gepäck getrennt. In einer kleineren Baracke mussten sich die Frauen ausziehen. Friseure des jüdischen Arbeitskommandos schoren ihnen danach die Köpfe kahl. Die neu angekommenen Männer entkleideten sich unter freiem Himmel. Eine weitere Baracke diente hier als Lagerraum für das geraubte Gepäck. In der Anfangsphase Treblinkas schlief auch das jüdische Arbeitskommando in dieser Baracke.

Im "Totenlager" fand der eigentliche Massenmord auf einer Fläche von ca. 200 x 250 m umgeben von hohen Erdwällen statt. Hier standen die Gaskammern, wurden die Massengräber mit Verbrennungsrosten darüber angelegt. In zwei später zusätzlich eingezäunten Baracken wurde das jüdische Sonderkommandos mit Küche, Toilette und Wäscherei untergebracht. Ein zusätzlicher Wachtturm und ein Wachhäuschen standen in der Mitte.

Treblinka war nach einer Meldung am 22. Juli 1942 bereit, Deportationstransporte zu empfangen. Damit konnte die „Große Aussiedlung“ aus dem Warschauer Ghetto und den östlichen Teilen des Distrikts Warschau beginnen. Der erste Transport mit Juden aus dem Warschauer Ghetto kam am 23. Juli an. Zwischen August und Oktober 1942 wurden zehn weitere Gaskammern von insgesamt 320 m² errichtet. Damit konnten Insassen von 20 Eisenbahnwaggons gleichzeitig ermordet werden.

Nach dem Aufstand wurden am 21. August 1943 noch zwei Häftlingstransporte aus Bialystok (mit den Nrn. PJ 207 und PJ 208) vergast. Danach wurde das Lager abgebaut. Teile der Baracken wurden per Bahn zum Zwangsarbeitslager Dorohucza bei Trawniki gebracht. Am 17. November 1943 verließ der letzte Transport mit Restmaterialien das Gelände, auf dem in der Folgezeit zur Tarnung ein Bauernhof entstand.

[Bearbeiten] Lagerpersonal

Alle vier Lagerleiter Treblinkas hatten von Anfang an leitende Funktionen innerhalb der "Euthanasie" im Rahmen der Aktion T4 ausgeübt. Erster Lagerleiter war von Mai bis September 1942 der Arzt Irmfried Eberl. An seine Stelle trat Kriminalsekretär Franz Stangl (September 1942 - August 1943). Kriminalsekretär Ernst Schemmel vertrat Stangl während seines Urlaubs Ende September/Anfang Oktober 1942 für einige Wochen. Letzter Lagerleiter wurde SS-Untersturmführer der Waffen-SS Kurt Franz.

[Bearbeiten] Aufstand

Nach einem für das Ziel einer Massenflucht kurzfristig organisierten Aufstand im Lager am 2. August 1943, in deren Verlauf immerhin fast 200 Häftlinge zumindest kurzfristig entkamen, wurden die Insassen, welche die darauf folgenden Strafmaßnahmen überlebt hatten, ins Todesslager KZ Sobibor verbracht. Das Lager Treblinka II wurde abgerissen. Dort in Sobibor war es am 8. Juli 1943 ebenfalls zu einer ersten kleineren Revolte gekommen (im "Waldkommando") und nach einer Massenflucht am 14. Oktober 1943 wurde es ebenfalls endgültig geschlossen.

[Bearbeiten] Opferzahl

Im Jahr 2000 wurde eine Gesamtstatistik der "Aktion Reinhard(t)" für 1942 aufgefunden, aufgestellt von SS-Sturmbannführer Hermann Höfle. Demnach wurden in Treblinka bis Ende des Jahres 1942 genau 713.555 Juden ermordet. Das entspräche 56 % aller in diesem Jahr in den angeführten vier "Reinhardt"-Vernichtungslagern ermordeten Juden. Die geschätzte Gesamtzahl der Opfer Treblinkas dürfte 1.000.000 übertroffen haben.

[Bearbeiten] Arbeitslager Treblinka I

Wenige Kilometer vom Todes- oder Vernichtungslager Treblinka II befand sich von Dezember 1941 bis Juli 1944 das Zwangsarbeitslager Treblinka I. Es diente der Einweisung von Personen, die "gegen ein von einer deutschen Behörde des Generalgouvernements erlassenes Verbot oder Gebot" vom 15. 11. 1941 verstoßen haben sollten. Als Haftdauer waren zwei bis sechs Monate vorgesehen, jedoch überlebten mehr als zwei Drittel aller Gefangenen nicht. Polen, jüdische Polen und Ukrainer wurden separat eingesperrt. Im Arbeitslager hielten sich ständig zwischen 1.000 und 1.200 Gefangene auf. Eine benachbarte Kiesgrube und div. Werkstätten auf dem Gelände waren der Zwangsarbeitsplatz.

[Bearbeiten] Gedenkstätten

Gedenkstätte Treblinka im Winter.
Gedenkstätte Treblinka im Winter.

Auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers befindet sich seit 1964 ein Mahnmal. An der Stelle der früheren Gaskammern steht ein großer Turm aus Granitquadern, den etwa 17.000 Granitsteine umgeben, auf denen Inschriften die Länder und Orte nennen, aus denen Juden in Treblinka starben. Sandsteinblöcke weisen den Weg zum Lager Treblinka I (ebenfalls mit Gedenkstätte).

[Bearbeiten] Literatur

  • Yitzhak Arad: Belzec, Sobibor, Treblinka. The Operation Reinhard Death Camps, Bloomington and Indianapolis 1987, ISBN 0253342937.
  • Adalbert Rückerl (Hg.): Nationalsozialistische Vernichtungslager im Spiegel deutscher Strafprozesse. Belzec, Sobibor, Treblinka, Chelmno, München 1977, ISBN 3423029048.
  • Peter Witte and Stephen Tyas: A New Document on the Deportation and Murder of Jews during "Einsatz Reinhardt" 1942. In: Holocaust and Genocide Studies, Vol. 15, No. 3, Winter 2001, ISBN 0199225060.
  • Richard Glazar: Die Falle mit dem grünen Zaun. Überleben in Treblinka, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3596107644.
  • Marcel Reich-Ranicki: "Mein Leben" enthält eine auführliche Beschreibung der Organisation des Abtransports von Juden aus Warschau ins Vernichtungslager Treblinka
  • Wassili Semjonowitsch Grossman "A writer at war". Random House 2005. ISBN 978-1845950156. Das Buch enthält eine der ersten, ausführlichen Schilderungen des Todeslagers. Der 1944 geschriebene Text wurde auch für die Anklage der Nürnberger Prozesse verwendet und ist in russischer Sprache online zugänglich: Треблинский ад - http://lib.ru/PROZA/GROSSMAN/trebl.txt Englische Schreibweise des Namens: Vasily Grossman.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks


Koordinaten: 52° 37′ 53N, 22° 03′ O8

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