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Zond - Wikipedia

Zond

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Zond 1
Zond 1
Zond 3
Zond 3
Transport einer Proton-K/Block-D-Rakete mit einer Zond-Raumsonde
Transport einer Proton-K/Block-D-Rakete mit einer Zond-Raumsonde

Die Zond-Raumsonden (russisch Зонд, im deutschen Sprachgebrauch auch als Sond bezeichnet, was die Aussprache des Originals besser trifft) waren eine Serie von sowjetischen Raumsonden. Zond 1-3 hatten ihren Ursprung in einem Projekt einer gemeinsamen Raumsondentyps für Missionen zu Venus und Mars. Zond 4-8 waren unbemannte Tests der Kommandokapsel des sowjetischen bemannten Mondprogrammes.

  • Kosmos 27 - (gestartet am 27. März 1964 mit einer Molnija-Rakete) war eine Raumsonde zur Venus. Sie war identisch mit Zond 1, erreichte jedoch nur die Erdumlaufbahn und erhielt deshalb eine Kosmos-Tarnbezeichnung. Zudem sollte am 19. Februar 1964 ein Ingenieurtest der neuen Raumsonde erfolgen, die Trägerrakete versagte jedoch, so dass keine Erdumlaufbahn erreicht wurde.
  • Zond 1 (gestartet am 2. April 1964 mit einer Molnija-Rakete) war eine Raumsonde zur Venus. Sie sollte eine Landekapsel absetzen. Am 14. Mai 1964 verlor die Sonde Druckgas und der Bus konnte nicht mehr angesprochen werden. Der Kontakt mit dem landereigenen Funksystem ging am 25. Mai 1964 verloren.
  • Zond 2 (gestartet am 30. November 1964 mit einer Molnija-Rakete) war eine Marssonde, die am Mars vorbeifliegen und dabei Messungen und Fotos machen sollte. Eines der beiden Solarpanels entfaltete sich jedoch nicht, so dass die Stromversorgung mit steigender Sonnenentfernung immer kritischer wurde. Am 14. Mai 1965 ging der Funkkontakt mit der Sonde verloren.
  • Zond 3 (gestartet am 18. Juli 1965 mit einer Molnija-Rakete) war ursprünglich als Marssonde geplant, wurde jedoch aufgrund von Startverzögerungen und dem Schließen des Mars-Startfensters zum Mond geschickt. Sie erprobte beim Vorbeiflug am Mond (in 9200 km Entfernung) ein Kamerasystem und andere Experimente und lieferte bis zu einer Entfernung von 30 Millionen km Daten.

Zond 4 bis 8 waren identische Sonden mit einer Startmasse von 5140 bis 5390 kg, die mit einer vierstufigen Version (UR-500K, GRAU-Index 8K82K) der Proton-Rakete mit dem Block-D (GRAU-Index 11S824) als Oberstufe gestartet wurden. Beim Raumschiff handelte sich um eine spezielle Version (7K-L1) der Sojus-Kommandokapseln, abgeleitet aus dem Sojus A Raumschiff des bemannten Mondprogramms, die zuerst unbemannt erprobt werden sollten. Sie wurden dazu auf eine Bahn befördert, welche um den Mond herum- und zur Erde zurückführte. Ein erster kurzer Eintritt in die Atmosphäre sollte über der südlichen Hemisphäre erfolgen und die Geschwindigkeit durch Aerobraking soweit abbremsen, dass ein kontrollierter und von der Besatzung erträglicher endgültiger Eintritt mit einer Landung im üblichen Gebiet in Kasachstan möglich wurde. Wegen der fehlenden exakten Bahndaten nach dem Südpol-Dip waren keine Präzisionslandungen möglich. Ein alternatives präziseres Rückkehrprofil mit Ersteintritt über dem Nordpol und Wasserung im Indischen Ozean wurde ebenfalls erprobt. Beide Profile setzten eine sehr genaue Rückführung vom Mond und sehr exakte Lagereglung des Rückkehrteils voraus. Diese Probleme konnten letztlich gelöst werden. Ursprünglich waren die bemannten Mondumfliegungen im Zeitraum August bis Oktober 1967, zu Ehren des 50. Jahrestages der Oktoberrevolution, geplant.

  • Zond 4 (s/n 6L: gestartet am 2. März 1968 mit einer Proton-K-Rakete) kam nach einem Tiefraumflug (wahrscheinlich aus "Geheimhaltungsgründen" war die Bahn um 180° gegenüber dem Mond versetzt) beim Wiedereintritt vom Kurs ab und wurde in 10-15 km Höhe über dem Golf von Guinea gesprengt.
  • Zond 5 (s/n 9L: gestartet am 15. September 1968-gelegentlich wird der 27.Sept. genannt- mit einer Proton-K-Rakete) kam ebenfalls vom Kurs ab, wurde jedoch nach einem direkten ballistischen Abstieg im Indischen Ozean geborgen. Eine Besatzung hätte diesen Flug (evtl. mit Verletzungen) überstehen können. Der insgesamt erfolgreiche Test der Kapsel, die auch Insekten und andere kleinere Lebewesen enthielt, führten bei der NASA zum Vorziehen der Mondumkreisung von Apollo 8.
  • Zond 6 (s/n 12L: gestartet am 10. November 1968 mit einer Proton-K-Rakete) zerschellte bei einer zu harten Landung in Kasachstan. Der geplante zweiteilige Abstieg gelang hierbei erstmals. Bereits während des Rückfluges vom Mond kam es zur Dekompression der Rückkehrkapsel. Eine Besatzung ohne Raumanzüge (zwecks Gewichtsersparnis war dies so geplant) hätte diese Störung nicht überstanden. Die Dekompression führte auf Grund der unter Vakuum mangelnden Kühlung zu Problemen in der Bordelektronik. Der Hauptschirm entfaltete sich viel zu zeitig und wurde in großer Höhe abgeworfen. Letztlich ging auch die Fehlfunktion des Bremsschirmsystems auf die der Dekompression folgenden Defekte zurück. Eine Raumanzüge tragende Besatzung hätte zumindest den Absturz nicht überlebt. Eine Filmkassette mit Aufnahmen des Mondes und der Erde konnte jedoch geborgen werden.
  • Zond 7 (s/n 11L: gestartet am 7. August 1969 mit einer Proton-K-Rakete) war wahrscheinlich die einzige völlig erfolgreiche Mission innerhalb des Zond 4-8 Programmes. Eine Schildkröte an Bord überstand den Siebentage-Flug ohne Wasser und Nahrung. Dieser Flug war der einzige des gesamten Programms, den eine Besatzung mit Sicherheit schadlos überstanden hätte. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch die erste US-amerikanische Mondlandungsmission von Apollo-11 erfolgreich abgeschlossen.
  • Zond 8 (s/n 14L: gestartet am 20. Oktober 1970 mit einer Proton-K-Rakete) kam entgegen häufig vertretener Ansicht nicht vom Kurs ab. Diese nach erfolgreichen US-amerikanischen Mondlandungen normalerweise gar nicht mehr genehmigungsfähige Mission testete ein alternatives Rückkehrprofil für das zu dieser Zeit noch laufende N1-L3 Programm und ging korrekt nach einem ersten Aerobrake über dem Nordpol planmässig im Indischen Ozean nieder. Diesen Flug hätte eine Besatzung wahrscheinlich ebenfalls überstehen können. Es sind jedoch keine Details über die Bedingungen beim Wassern bekannt geworden. Die Bergung des Raumschiffes erfolgte innerhalb von 15 Minuten nach Wasserung durch das Schiff Taman. Der Vorteil dieser Rückkehrbahn liegt in einer präzisen Erfassung der Bahndaten nach dem ersten Eintritt (von sowjetischen Radarstationen aus), so dass eine exakte Bestimmung des finalen Landeortes oder/und nach einer mit diesen Daten erfolgenden Korrektur für den zweiten Abschnitt eine Präzisionslandung möglich werden. Allerdings erfolgt eine solche Landung dann außerhalb des Territoriums der UdSSR.

Neben diesen offiziell benannten Zond-Sonden gab es auch fünf Fehlstarts im Zond-Programm. Der erste Start des Gesamtsystems erfolgte unter der Tarnbezeichnung Kosmos-146 am 10. März 1967. Zwei verbliebene Zond-Kapseln (s/n 10L und 15L) wurden konserviert, traten nie einen Flug an und sind heute als Museumsstücke die letzte noch verbliebene Hardware dieses weitgehend unbekannten Programmes.


Siehe auch: Liste der unbemannten Raumfahrtmissionen

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